Magirus, Johannes: Christliche und getreue Warnung vor dem falschen calvinischen Wegweiser Georg Hanfelds. Tübingen, 1592.ob sie Hanfeld oder wir besser außlegen. Nun will ich zum Beschluß diß ersten theils auch Bericht thun / ob jhme im andern vngütlich geschehe. Hanfeld schreibt also: S. Paulus trennet die Naturen nicht / löset auchPag. 315. die Person nicht auff / da er Rom. 1. schreibt: Jesus Christus geboren vom Samen Dauid / nach dem Fleisch / vnnd erweiset der Allmächtig Sohn Gottes / nach dem Geist. Item / Petrus: Welcher getödtet ist /1 Pet. 3. nach dem Fleisch / vnd lebendig gemacht / nach dem Geist. Darauß will nun Hanfeld schliessen: Sie trennen die Person auch nicht / wann sie sprechen / Christus sey allmächtig / allwissend / vnd allgegenwertig nach der Gottheit. Vnd ist dises fast jhr fürnembster Spruch / damit sie jhre meinung beschönen. Nun haben weder Paulus noch Petrus dise distinctiuam (nach dem Fleisch) der meinung gebraucht / die Göttliche Natur von der Geburt / Leiden / vnd Sterben diser Person außzuschlissen: Sonder sie haben allein wöllen lehren / welcher Natur Eigenschafft sey / geboren werden / leiden / sterben / nemlich / der Menschlichen / nach welcher dise Person geboren vnd gestorben sey. Sonst wa man dise distinctiuam so gar auff die Menschliche Natur allein wolte ziehen / wie Hanfeld die Allmacht vnd Allgegenwertigkeit allein auff die Göttliche zeucht / so hette Nestorius nicht vnrecht gesagt / Maria habe nur einen Menschen geboren / vnd die Juden haben nur einen Menschen gecreutziget / vnd were also vnbillich vom Ephesinischen Concilio, als ein Ketzer / verdampt worden: So dochActor. 20. S. Paulus selbst sagt: Gott habe mit seinem Blut sein Kirch erworben. Vnd abermal: Sie haben den HERRN der Herrligkeit gecreutziget.1. Corinth. 2. Damit sich aber Hanfeld mit diser distinctiua nicht wölle behelffen / so mag er lesen / wie Christus von seiner Menschlichen Natur rede / da er jhm ein Göttliche Eigenschafft zumisset / nicht nach der Göttlichen allein / sonder auch nach der angenommenen Menschlichen Natur. Dann also spricht er: Der Vatter hab dem Sohn gegeben / das Leben zuhaben in jhm selber / vnnd hab jhm Macht gegeben / auch das Gericht zuhalten / darumb / daß er des Menschen Sohn sey. Vnnd obs sich wol läßt ansehen / als rede Christus in concreto, das ist / er braucht ein wörtlein / welches die gantze Person bedeut / vnnd nicht die Menschliche Natur allein. Wann mans aber in abstracto wolte sagen / vnd es mit Namen auff die Menschliche Natur ziehen / so sey es nicht recht geredt / (wie dann Hanfeld vns beschuldiget / daß wir die wörtlein concretum vnd abstra- ob sie Hanfeld oder wir besser außlegen. Nun will ich zum Beschluß diß ersten theils auch Bericht thun / ob jhme im andern vngütlich geschehe. Hanfeld schreibt also: S. Paulus trennet die Naturen nicht / löset auchPag. 315. die Person nicht auff / da er Rom. 1. schreibt: Jesus Christus geboren vom Samen Dauid / nach dem Fleisch / vnnd erweiset der Allmächtig Sohn Gottes / nach dem Geist. Item / Petrus: Welcher getödtet ist /1 Pet. 3. nach dem Fleisch / vnd lebendig gemacht / nach dem Geist. Darauß will nun Hanfeld schliessen: Sie trennen die Person auch nicht / wann sie sprechen / Christus sey allmächtig / allwissend / vnd allgegenwertig nach der Gottheit. Vnd ist dises fast jhr fürnembster Spruch / damit sie jhre meinung beschönen. Nun haben weder Paulus noch Petrus dise distinctiuam (nach dem Fleisch) der meinung gebraucht / die Göttliche Natur von der Geburt / Leiden / vnd Sterben diser Person außzuschlissen: Sonder sie haben allein wöllen lehren / welcher Natur Eigenschafft sey / geboren werden / leiden / sterben / nemlich / der Menschlichen / nach welcher dise Person geboren vnd gestorben sey. Sonst wa man dise distinctiuam so gar auff die Menschliche Natur allein wolte ziehen / wie Hanfeld die Allmacht vnd Allgegenwertigkeit allein auff die Göttliche zeucht / so hette Nestorius nicht vnrecht gesagt / Maria habe nur einen Menschen geboren / vnd die Juden haben nur einen Menschen gecreutziget / vnd were also vnbillich vom Ephesinischen Concilio, als ein Ketzer / verdampt worden: So dochActor. 20. S. Paulus selbst sagt: Gott habe mit seinem Blut sein Kirch erworben. Vnd abermal: Sie haben den HERRN der Herrligkeit gecreutziget.1. Corinth. 2. Damit sich aber Hanfeld mit diser distinctiua nicht wölle behelffen / so mag er lesen / wie Christus von seiner Menschlichen Natur rede / da er jhm ein Göttliche Eigenschafft zumisset / nicht nach der Göttlichen allein / sonder auch nach der angenommenen Menschlichen Natur. Dann also spricht er: Der Vatter hab dem Sohn gegeben / das Leben zuhaben in jhm selber / vnnd hab jhm Macht gegeben / auch das Gericht zuhalten / darumb / daß er des Menschen Sohn sey. Vnnd obs sich wol läßt ansehen / als rede Christus in concreto, das ist / er braucht ein wörtlein / welches die gantze Person bedeut / vnnd nicht die Menschliche Natur allein. Wann mans aber in abstracto wolte sagen / vnd es mit Namen auff die Menschliche Natur ziehen / so sey es nicht recht geredt / (wie dann Hanfeld vns beschuldiget / daß wir die wörtlein concretum vnd abstra- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0047" n="45"/> ob sie Hanfeld oder wir besser außlegen. Nun will ich zum Beschluß diß ersten theils auch Bericht thun / ob jhme im andern vngütlich geschehe. Hanfeld schreibt also: S. Paulus trennet die Naturen nicht / löset auch<note place="right">Pag. 315.</note> die Person nicht auff / da er Rom. 1. schreibt: Jesus Christus geboren vom Samen Dauid / nach dem Fleisch / vnnd erweiset der Allmächtig Sohn Gottes / nach dem Geist. Item / Petrus: Welcher getödtet ist /<note place="right">1 Pet. 3.</note> nach dem Fleisch / vnd lebendig gemacht / nach dem Geist. Darauß will nun Hanfeld schliessen: Sie trennen die Person auch nicht / wann sie sprechen / Christus sey allmächtig / allwissend / vnd allgegenwertig nach der Gottheit. Vnd ist dises fast jhr fürnembster Spruch / damit sie jhre meinung beschönen.</p> <p>Nun haben weder Paulus noch Petrus dise distinctiuam (nach dem Fleisch) der meinung gebraucht / die Göttliche Natur von der Geburt / Leiden / vnd Sterben diser Person außzuschlissen: Sonder sie haben allein wöllen lehren / welcher Natur Eigenschafft sey / geboren werden / leiden / sterben / nemlich / der Menschlichen / nach welcher dise Person geboren vnd gestorben sey. Sonst wa man dise distinctiuam so gar auff die Menschliche Natur allein wolte ziehen / wie Hanfeld die Allmacht vnd Allgegenwertigkeit allein auff die Göttliche zeucht / so hette Nestorius nicht vnrecht gesagt / Maria habe nur einen Menschen geboren / vnd die Juden haben nur einen Menschen gecreutziget / vnd were also vnbillich vom Ephesinischen Concilio, als ein Ketzer / verdampt worden: So doch<note place="right">Actor. 20.</note> S. Paulus selbst sagt: Gott habe mit seinem Blut sein Kirch erworben. Vnd abermal: Sie haben den HERRN der Herrligkeit gecreutziget.<note place="right">1. Corinth. 2.</note> Damit sich aber Hanfeld mit diser distinctiua nicht wölle behelffen / so mag er lesen / wie Christus von seiner Menschlichen Natur rede / da er jhm ein Göttliche Eigenschafft zumisset / nicht nach der Göttlichen allein / sonder auch nach der angenommenen Menschlichen Natur. Dann also spricht er: Der Vatter hab dem Sohn gegeben / das Leben zuhaben in jhm selber / vnnd hab jhm Macht gegeben / auch das Gericht zuhalten / darumb / daß er des Menschen Sohn sey. Vnnd obs sich wol läßt ansehen / als rede Christus in concreto, das ist / er braucht ein wörtlein / welches die gantze Person bedeut / vnnd nicht die Menschliche Natur allein. Wann mans aber in abstracto wolte sagen / vnd es mit Namen auff die Menschliche Natur ziehen / so sey es nicht recht geredt / (wie dann Hanfeld vns beschuldiget / daß wir die wörtlein concretum vnd abstra- </p> </div> </body> </text> </TEI> [45/0047]
ob sie Hanfeld oder wir besser außlegen. Nun will ich zum Beschluß diß ersten theils auch Bericht thun / ob jhme im andern vngütlich geschehe. Hanfeld schreibt also: S. Paulus trennet die Naturen nicht / löset auch die Person nicht auff / da er Rom. 1. schreibt: Jesus Christus geboren vom Samen Dauid / nach dem Fleisch / vnnd erweiset der Allmächtig Sohn Gottes / nach dem Geist. Item / Petrus: Welcher getödtet ist / nach dem Fleisch / vnd lebendig gemacht / nach dem Geist. Darauß will nun Hanfeld schliessen: Sie trennen die Person auch nicht / wann sie sprechen / Christus sey allmächtig / allwissend / vnd allgegenwertig nach der Gottheit. Vnd ist dises fast jhr fürnembster Spruch / damit sie jhre meinung beschönen.
Pag. 315.
1 Pet. 3. Nun haben weder Paulus noch Petrus dise distinctiuam (nach dem Fleisch) der meinung gebraucht / die Göttliche Natur von der Geburt / Leiden / vnd Sterben diser Person außzuschlissen: Sonder sie haben allein wöllen lehren / welcher Natur Eigenschafft sey / geboren werden / leiden / sterben / nemlich / der Menschlichen / nach welcher dise Person geboren vnd gestorben sey. Sonst wa man dise distinctiuam so gar auff die Menschliche Natur allein wolte ziehen / wie Hanfeld die Allmacht vnd Allgegenwertigkeit allein auff die Göttliche zeucht / so hette Nestorius nicht vnrecht gesagt / Maria habe nur einen Menschen geboren / vnd die Juden haben nur einen Menschen gecreutziget / vnd were also vnbillich vom Ephesinischen Concilio, als ein Ketzer / verdampt worden: So doch S. Paulus selbst sagt: Gott habe mit seinem Blut sein Kirch erworben. Vnd abermal: Sie haben den HERRN der Herrligkeit gecreutziget. Damit sich aber Hanfeld mit diser distinctiua nicht wölle behelffen / so mag er lesen / wie Christus von seiner Menschlichen Natur rede / da er jhm ein Göttliche Eigenschafft zumisset / nicht nach der Göttlichen allein / sonder auch nach der angenommenen Menschlichen Natur. Dann also spricht er: Der Vatter hab dem Sohn gegeben / das Leben zuhaben in jhm selber / vnnd hab jhm Macht gegeben / auch das Gericht zuhalten / darumb / daß er des Menschen Sohn sey. Vnnd obs sich wol läßt ansehen / als rede Christus in concreto, das ist / er braucht ein wörtlein / welches die gantze Person bedeut / vnnd nicht die Menschliche Natur allein. Wann mans aber in abstracto wolte sagen / vnd es mit Namen auff die Menschliche Natur ziehen / so sey es nicht recht geredt / (wie dann Hanfeld vns beschuldiget / daß wir die wörtlein concretum vnd abstra-
Actor. 20.
1. Corinth. 2.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/magirus_warnung_1592 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/magirus_warnung_1592/47 |
Zitationshilfe: | Magirus, Johannes: Christliche und getreue Warnung vor dem falschen calvinischen Wegweiser Georg Hanfelds. Tübingen, 1592, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/magirus_warnung_1592/47>, abgerufen am 05.07.2024. |