Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Entwickelung der Principien der Dynamik.
Gebrauch zu begründen, welcher von diesem Massen-
begriff im Gegenwirkungsprincip und bei andern Ge-
legenheiten gemacht wird.

3. Wenn zwei in jeder Beziehung vollkommen gleiche
Körper einander gegenüberstehen, so erwarten wir nach
dem uns geläufigen Symmetrieprincip, dass sie sich
gleiche entgegengesetzte Beschleunigungen nach der
Richtung ihrer Verbindungslinie ertheilen. Sobald nun
diese Körper irgendwelche geringste Ungleichheit der
Form, der chemischen Beschaffenheit u. s. w. haben, ver-
lässt uns das Symmetrieprincip, wenn wir nicht von
vornherein annehmen oder wissen
, dass es etwa
auf Formgleichheit oder Gleichheit der chemischen Be-
schaffenheit nicht ankommt. Ist uns aber einmal durch
mechanische Erfahrung die Existenz eines besondern
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Fig. 140 a.
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Fig. 140 b.
beschleunigungsbestimmenden Merkmals der Körper
nahe gelegt, so steht nichts im Wege, willkürlich fest-
zusetzen:

Körper von gleicher Masse nennen wir
solche, welche aufeinander wirkend sich gleiche
entgegengesetzte Beschleunigungen ertheilen
.
Hiermit haben wir nur ein thatsächliches Verhältniss be-
nannt
. Analog werden wir in dem allgemeinem Falle
verfahren. Die Körper A und B erhalten bei ihrer
Gegenwirkung beziehungsweise die Beschleunigungen
-- [ph] und + [ph]', wobei wir den Sinn derselben durch das
Zeichen ersichtlich machen. Dann sagen wir, B hat die
fache Masse von A. Nehmen wir den Ver-
gleichskörper A als Einheit an, so schreiben
wir jenem Körper die Masse m zu, welcher A
das mfache der Beschleunigung ertheilt, die

Die Entwickelung der Principien der Dynamik.
Gebrauch zu begründen, welcher von diesem Massen-
begriff im Gegenwirkungsprincip und bei andern Ge-
legenheiten gemacht wird.

3. Wenn zwei in jeder Beziehung vollkommen gleiche
Körper einander gegenüberstehen, so erwarten wir nach
dem uns geläufigen Symmetrieprincip, dass sie sich
gleiche entgegengesetzte Beschleunigungen nach der
Richtung ihrer Verbindungslinie ertheilen. Sobald nun
diese Körper irgendwelche geringste Ungleichheit der
Form, der chemischen Beschaffenheit u. s. w. haben, ver-
lässt uns das Symmetrieprincip, wenn wir nicht von
vornherein annehmen oder wissen
, dass es etwa
auf Formgleichheit oder Gleichheit der chemischen Be-
schaffenheit nicht ankommt. Ist uns aber einmal durch
mechanische Erfahrung die Existenz eines besondern
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Fig. 140 a.
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Fig. 140 b.
beschleunigungsbestimmenden Merkmals der Körper
nahe gelegt, so steht nichts im Wege, willkürlich fest-
zusetzen:

Körper von gleicher Masse nennen wir
solche, welche aufeinander wirkend sich gleiche
entgegengesetzte Beschleunigungen ertheilen
.
Hiermit haben wir nur ein thatsächliches Verhältniss be-
nannt
. Analog werden wir in dem allgemeinem Falle
verfahren. Die Körper A und B erhalten bei ihrer
Gegenwirkung beziehungsweise die Beschleunigungen
— [φ] und + [φ]′, wobei wir den Sinn derselben durch das
Zeichen ersichtlich machen. Dann sagen wir, B hat die
fache Masse von A. Nehmen wir den Ver-
gleichskörper A als Einheit an, so schreiben
wir jenem Körper die Masse m zu, welcher A
das mfache der Beschleunigung ertheilt, die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0215" n="203"/><fw place="top" type="header">Die Entwickelung der Principien der Dynamik.</fw><lb/>
Gebrauch zu <hi rendition="#g">begründen</hi>, welcher von diesem Massen-<lb/>
begriff im Gegenwirkungsprincip und bei andern Ge-<lb/>
legenheiten gemacht wird.</p><lb/>
          <p>3. Wenn zwei in jeder Beziehung vollkommen gleiche<lb/>
Körper einander gegenüberstehen, so erwarten wir nach<lb/>
dem uns geläufigen Symmetrieprincip, dass sie sich<lb/>
gleiche entgegengesetzte Beschleunigungen nach der<lb/>
Richtung ihrer Verbindungslinie ertheilen. Sobald nun<lb/>
diese Körper irgendwelche geringste Ungleichheit der<lb/>
Form, der chemischen Beschaffenheit u. s. w. haben, ver-<lb/>
lässt uns das Symmetrieprincip, <hi rendition="#g">wenn wir nicht von<lb/>
vornherein annehmen oder wissen</hi>, dass es etwa<lb/>
auf Formgleichheit oder Gleichheit der chemischen Be-<lb/>
schaffenheit nicht ankommt. Ist uns aber einmal durch<lb/>
mechanische Erfahrung die Existenz eines besondern<lb/><cb/>
<figure><head><hi rendition="#i">Fig. 140 a.</hi></head></figure><lb/><cb/>
<figure><head><hi rendition="#i">Fig. 140 b.</hi></head></figure><lb/>
beschleunigungsbestimmenden Merkmals der Körper<lb/>
nahe gelegt, so steht nichts im Wege, willkürlich fest-<lb/>
zusetzen:</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Körper von gleicher Masse nennen wir<lb/>
solche, welche aufeinander wirkend sich gleiche<lb/>
entgegengesetzte Beschleunigungen ertheilen</hi>.<lb/>
Hiermit haben wir nur ein thatsächliches Verhältniss <hi rendition="#g">be-<lb/>
nannt</hi>. Analog werden wir in dem allgemeinem Falle<lb/>
verfahren. Die Körper <hi rendition="#i">A</hi> und <hi rendition="#i">B</hi> erhalten bei ihrer<lb/>
Gegenwirkung beziehungsweise die Beschleunigungen<lb/>
&#x2014; <supplied>&#x03C6;</supplied> und + <supplied>&#x03C6;</supplied>&#x2032;, wobei wir den Sinn derselben durch das<lb/>
Zeichen ersichtlich machen. Dann sagen wir, <hi rendition="#i">B</hi> hat die<lb/><formula notation="TeX">\frac {\varphi}{{\varphi^\prime}</formula>fache Masse von <hi rendition="#i">A</hi>. <hi rendition="#g">Nehmen wir den Ver-<lb/>
gleichskörper <hi rendition="#i">A</hi> als Einheit an, so schreiben<lb/>
wir jenem Körper die Masse <hi rendition="#i">m</hi> zu, welcher <hi rendition="#i">A</hi><lb/>
das <hi rendition="#i">m</hi>fache der Beschleunigung ertheilt, die</hi><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[203/0215] Die Entwickelung der Principien der Dynamik. Gebrauch zu begründen, welcher von diesem Massen- begriff im Gegenwirkungsprincip und bei andern Ge- legenheiten gemacht wird. 3. Wenn zwei in jeder Beziehung vollkommen gleiche Körper einander gegenüberstehen, so erwarten wir nach dem uns geläufigen Symmetrieprincip, dass sie sich gleiche entgegengesetzte Beschleunigungen nach der Richtung ihrer Verbindungslinie ertheilen. Sobald nun diese Körper irgendwelche geringste Ungleichheit der Form, der chemischen Beschaffenheit u. s. w. haben, ver- lässt uns das Symmetrieprincip, wenn wir nicht von vornherein annehmen oder wissen, dass es etwa auf Formgleichheit oder Gleichheit der chemischen Be- schaffenheit nicht ankommt. Ist uns aber einmal durch mechanische Erfahrung die Existenz eines besondern [Abbildung Fig. 140 a.] [Abbildung Fig. 140 b.] beschleunigungsbestimmenden Merkmals der Körper nahe gelegt, so steht nichts im Wege, willkürlich fest- zusetzen: Körper von gleicher Masse nennen wir solche, welche aufeinander wirkend sich gleiche entgegengesetzte Beschleunigungen ertheilen. Hiermit haben wir nur ein thatsächliches Verhältniss be- nannt. Analog werden wir in dem allgemeinem Falle verfahren. Die Körper A und B erhalten bei ihrer Gegenwirkung beziehungsweise die Beschleunigungen — φ und + φ′, wobei wir den Sinn derselben durch das Zeichen ersichtlich machen. Dann sagen wir, B hat die [FORMEL]fache Masse von A. Nehmen wir den Ver- gleichskörper A als Einheit an, so schreiben wir jenem Körper die Masse m zu, welcher A das mfache der Beschleunigung ertheilt, die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883/215
Zitationshilfe: Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883/215>, abgerufen am 03.05.2024.