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Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883.

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Die Entwickelung der Principien der Dynamik.
wobei [Formel 1] gesetzt wurde. Dann würde also
in A das Wassergewicht verkleinert, in C vergrössert,
der Wasserstand in A erhöht, in C erniedrigt werden.
Es würde nur auf der dem Monde zugekehrten Seite
das Wasser gehoben.

9. Es verlohnt sich wol kaum der Mühe, Sätze,
welche man am besten auf deductivem Wege erkennt, durch
Experimente zu erläutern, die nur schwierig anzu-
stellen sind. Unmöglich dürften aber solche Experi-
mente nicht sein. Denken wir uns eine kleine eiserne
Kugel K als Kegelpendel um einen Magnetpol schwin-
gend, und bedecken wir die Kugel mit einer magne-
tischen Eisensalzlösung, so dürfte der Tropfen bei hin-
reichend kräftigen Magneten das Flutphä-
nomen darstellen. Denken wir uns aber
die Kugel dem Magnetpol gegenüber fixirt,
so wird der Tropfen sicherlich nicht auf
der dem Magnetpol zugewandten und ab-
gewandten Seite zugespitzt erscheinen, son-
dern nur auf der Seite des Magnetpoles
an der Kugel hängen bleiben.

10. Man darf sich natürlich nicht vor-
stellen, dass die ganze Flutwelle durch den
Mond auf einmal entsteht. Vielmehr hat
man sich die Flut als einen Schwingungs-
vorgang zu denken, welcher durch den

[Abbildung] Fig. 139.
Mond erhalten wird. Würden wir z. B. über der
Wasseroberfläche eines kreisförmigen Kanals mit einem
Fächer fort und fort gleichmässig hinfahren, so würde
durch diesen leisen consequent fortgesetzten Antrieb
bald eine nicht unbeträchtliche dem Fächer folgende
Welle entstehen. Aehnlich entsteht die Flut. Der
Vorgang ist aber hier durch die unregelmässigen For-
men der Continente, durch die periodische Variation
der Störung u. s. w. sehr complicirt.

Die Entwickelung der Principien der Dynamik.
wobei [Formel 1] gesetzt wurde. Dann würde also
in A das Wassergewicht verkleinert, in C vergrössert,
der Wasserstand in A erhöht, in C erniedrigt werden.
Es würde nur auf der dem Monde zugekehrten Seite
das Wasser gehoben.

9. Es verlohnt sich wol kaum der Mühe, Sätze,
welche man am besten auf deductivem Wege erkennt, durch
Experimente zu erläutern, die nur schwierig anzu-
stellen sind. Unmöglich dürften aber solche Experi-
mente nicht sein. Denken wir uns eine kleine eiserne
Kugel K als Kegelpendel um einen Magnetpol schwin-
gend, und bedecken wir die Kugel mit einer magne-
tischen Eisensalzlösung, so dürfte der Tropfen bei hin-
reichend kräftigen Magneten das Flutphä-
nomen darstellen. Denken wir uns aber
die Kugel dem Magnetpol gegenüber fixirt,
so wird der Tropfen sicherlich nicht auf
der dem Magnetpol zugewandten und ab-
gewandten Seite zugespitzt erscheinen, son-
dern nur auf der Seite des Magnetpoles
an der Kugel hängen bleiben.

10. Man darf sich natürlich nicht vor-
stellen, dass die ganze Flutwelle durch den
Mond auf einmal entsteht. Vielmehr hat
man sich die Flut als einen Schwingungs-
vorgang zu denken, welcher durch den

[Abbildung] Fig. 139.
Mond erhalten wird. Würden wir z. B. über der
Wasseroberfläche eines kreisförmigen Kanals mit einem
Fächer fort und fort gleichmässig hinfahren, so würde
durch diesen leisen consequent fortgesetzten Antrieb
bald eine nicht unbeträchtliche dem Fächer folgende
Welle entstehen. Aehnlich entsteht die Flut. Der
Vorgang ist aber hier durch die unregelmässigen For-
men der Continente, durch die periodische Variation
der Störung u. s. w. sehr complicirt.

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[201/0213] Die Entwickelung der Principien der Dynamik. wobei [FORMEL] gesetzt wurde. Dann würde also in A das Wassergewicht verkleinert, in C vergrössert, der Wasserstand in A erhöht, in C erniedrigt werden. Es würde nur auf der dem Monde zugekehrten Seite das Wasser gehoben. 9. Es verlohnt sich wol kaum der Mühe, Sätze, welche man am besten auf deductivem Wege erkennt, durch Experimente zu erläutern, die nur schwierig anzu- stellen sind. Unmöglich dürften aber solche Experi- mente nicht sein. Denken wir uns eine kleine eiserne Kugel K als Kegelpendel um einen Magnetpol schwin- gend, und bedecken wir die Kugel mit einer magne- tischen Eisensalzlösung, so dürfte der Tropfen bei hin- reichend kräftigen Magneten das Flutphä- nomen darstellen. Denken wir uns aber die Kugel dem Magnetpol gegenüber fixirt, so wird der Tropfen sicherlich nicht auf der dem Magnetpol zugewandten und ab- gewandten Seite zugespitzt erscheinen, son- dern nur auf der Seite des Magnetpoles an der Kugel hängen bleiben. 10. Man darf sich natürlich nicht vor- stellen, dass die ganze Flutwelle durch den Mond auf einmal entsteht. Vielmehr hat man sich die Flut als einen Schwingungs- vorgang zu denken, welcher durch den [Abbildung Fig. 139.] Mond erhalten wird. Würden wir z. B. über der Wasseroberfläche eines kreisförmigen Kanals mit einem Fächer fort und fort gleichmässig hinfahren, so würde durch diesen leisen consequent fortgesetzten Antrieb bald eine nicht unbeträchtliche dem Fächer folgende Welle entstehen. Aehnlich entsteht die Flut. Der Vorgang ist aber hier durch die unregelmässigen For- men der Continente, durch die periodische Variation der Störung u. s. w. sehr complicirt.

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Zitationshilfe: Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883/213>, abgerufen am 04.05.2024.