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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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Die vierdte Betrachtung.


ge siehet auff die/ so ihn fürchten/ und auff
seine Güte hoffen.

Nun meine Seele/ du siehest wie GOtt im
Himmel nicht schlaffe/ er sorget für alles/ aller-
meist für seine Gläubige/ und muß alles nach
seinem Willen fortgehen. Es muß ein gottlo-
ser Mensch seyn/ der sagen wolte/ Gott kehre sich
nicht an das Thun der Menschen Kinder/ er las-
se sie gehen ihre Wege. Kommen dir solche Ge-
dancken in den Sinn/ so wehre ihnen. Als ein
Menschen-Wächter siehet Gott auff alle Men-
schen/ als ein Richter der Welt misset und erwe-
get Er all ihre Wege/ als ein Herrscher lencket
er ihr Hertz/ wohin er wil. Er lenckts nimmer
zum bösen/ sondern allezeit zu seinen Ehren/ und
richtet alles nach seinem Vorhaben. Er lässet
den Gottlosen ihren Muthwillen oder er weh-
ret ihnen/ muß es den Rath GOttes befodern/
der allezeit gut ist. So gehet Gott um mit al-
ler Welt/ aber auff seine Gläubige wirfft er ein
besonders Auge/ und sorget für dieselbe wie ein
Vater für sein Kind.

Erkenne hie die Leutseligkeit deines Gottes.
Wenn Menschen in grossen Ehren sitzen/ schä-
men sie sich den Geringen anzusehen. Wenig
können sich rühmen wie Hiob: Ich wohnete
wie ein König unter den Kriegs- Knechten/

da
E ij

Die vierdte Betrachtung.


ge ſiehet auff die/ ſo ihn fürchten/ und auff
ſeine Güte hoffen.

Nun meine Seele/ du ſieheſt wie GOtt im
Himmel nicht ſchlaffe/ er ſorget für alles/ aller-
meiſt für ſeine Gläubige/ und muß alles nach
ſeinem Willen fortgehen. Es muß ein gottlo-
ſer Menſch ſeyn/ der ſagen wolte/ Gott kehre ſich
nicht an das Thun der Menſchen Kinder/ er laſ-
ſe ſie gehen ihre Wege. Kommen dir ſolche Ge-
dancken in den Sinn/ ſo wehre ihnen. Als ein
Menſchen-Wächter ſiehet Gott auff alle Men-
ſchen/ als ein Richter der Welt miſſet und erwe-
get Er all ihre Wege/ als ein Herrſcher lencket
er ihr Hertz/ wohin er wil. Er lenckts nimmer
zum böſen/ ſondern allezeit zu ſeinen Ehren/ und
richtet alles nach ſeinem Vorhaben. Er läſſet
den Gottloſen ihren Muthwillen oder er weh-
ret ihnen/ muß es den Rath GOttes befodern/
der allezeit gut iſt. So gehet Gott um mit al-
ler Welt/ aber auff ſeine Gläubige wirfft er ein
beſonders Auge/ und ſorget für dieſelbe wie ein
Vater für ſein Kind.

Erkenne hie die Leutſeligkeit deines Gottes.
Wenn Menſchen in groſſen Ehren ſitzen/ ſchä-
men ſie ſich den Geringen anzuſehen. Wenig
können ſich rühmen wie Hiob: Ich wohnete
wie ein König unter den Kriegs- Knechten/

da
E ij
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[67/0090] Die vierdte Betrachtung. ge ſiehet auff die/ ſo ihn fürchten/ und auff ſeine Güte hoffen. Nun meine Seele/ du ſieheſt wie GOtt im Himmel nicht ſchlaffe/ er ſorget für alles/ aller- meiſt für ſeine Gläubige/ und muß alles nach ſeinem Willen fortgehen. Es muß ein gottlo- ſer Menſch ſeyn/ der ſagen wolte/ Gott kehre ſich nicht an das Thun der Menſchen Kinder/ er laſ- ſe ſie gehen ihre Wege. Kommen dir ſolche Ge- dancken in den Sinn/ ſo wehre ihnen. Als ein Menſchen-Wächter ſiehet Gott auff alle Men- ſchen/ als ein Richter der Welt miſſet und erwe- get Er all ihre Wege/ als ein Herrſcher lencket er ihr Hertz/ wohin er wil. Er lenckts nimmer zum böſen/ ſondern allezeit zu ſeinen Ehren/ und richtet alles nach ſeinem Vorhaben. Er läſſet den Gottloſen ihren Muthwillen oder er weh- ret ihnen/ muß es den Rath GOttes befodern/ der allezeit gut iſt. So gehet Gott um mit al- ler Welt/ aber auff ſeine Gläubige wirfft er ein beſonders Auge/ und ſorget für dieſelbe wie ein Vater für ſein Kind. Erkenne hie die Leutſeligkeit deines Gottes. Wenn Menſchen in groſſen Ehren ſitzen/ ſchä- men ſie ſich den Geringen anzuſehen. Wenig können ſich rühmen wie Hiob: Ich wohnete wie ein König unter den Kriegs- Knechten/ da E ij

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/90>, abgerufen am 24.11.2024.