Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.Die erste Betrachtung. hat/ was sie begehret/ doch hält sie zugleichin sich eine heimliche Freude/ in der Hoffnung dz gute zu erlangen/ das sie sucht; Also wann die Seele die Lust/ die sie in GOtt begehret zu ha- ben/ nicht empfindet/ wird sie traurig und gleich- sam unmuthig/ doch nicht ohne Liebe. Denn wenn sie nur gedencket an das treffliche Gut/ darnach sie sich sehnet/ freuet sie sich darüber/ ob sie es schon noch nicht hat/ sie hat aber die Hoffnung/ sie werde es erlangen; Wenn sie es denn erlan- get/ so wird die Freude recht lebendig/ wie der weise König Salomon sagt in seinen Sprüchen am 13. v. 10: Die Hoffnung die sich verzeucht/ ängstet das Hertz/ wenns aber kommt das man begehret/ das ist ein Baum deß Lebens. Es kan endlich diese Freude nicht außbleiben/ und überfält uns unverhofft: indem die Seele in ihrer Andacht und heiligem Verlangen an ihren GOtt gedenckt/ und ihn lobet/ denn unsers Her- tzens Lust stehet HErr zu deinem Namen/ indem ist dem H. Geist dz Hertz eingeräumet/ d'erfüllet es unverhofft mit wunderlicher Freude. Unser HErr JEsus verbirget sich wohl ein zeitlang/ stellet sich auch wohl hart gegen uns/ eben wie Jo- seph gegen seinen Brüdern; Wenn er sich aber denselben seinen Brüdern zu erkennen gibt/ macht er sie truncken. Leib und Seel freuen sich in dem lebendigen GOtt. Das E e v
Die erſte Betrachtung. hat/ was ſie begehret/ doch hält ſie zugleichin ſich eine heimliche Freude/ in der Hoffnung dz gute zu erlangen/ das ſie ſucht; Alſo wann die Seele die Luſt/ die ſie in GOtt begehret zu ha- ben/ nicht empfindet/ wird ſie traurig und gleich- ſam unmuthig/ doch nicht ohne Liebe. Denn weñ ſie nur gedencket an das treffliche Gut/ darnach ſie ſich ſehnet/ freuet ſie ſich darüber/ ob ſie es ſchon noch nicht hat/ ſie hat aber die Hoffnung/ ſie werde es erlangen; Wenn ſie es denn erlan- get/ ſo wird die Freude recht lebendig/ wie der weiſe König Salomon ſagt in ſeinen Sprüchen am 13. v. 10: Die Hoffnung die ſich verzeucht/ ängſtet das Hertz/ wenns aber kom̃t das man begehret/ das iſt ein Baum deß Lebens. Es kan endlich dieſe Freude nicht außbleiben/ uñ überfält uns unverhofft: indem die Seele in ihrer Andacht und heiligem Verlangen an ihren GOtt gedenckt/ und ihn lobet/ denn unſers Her- tzens Luſt ſtehet HErr zu deinem Namen/ indem iſt dem H. Geiſt dz Hertz eingeräumet/ d’erfüllet es unverhofft mit wunderlicher Freude. Unſer HErr JEſus verbirget ſich wohl ein zeitlang/ ſtellet ſich auch wohl hart gegen uns/ eben wie Jo- ſeph gegen ſeinen Brüdern; Wenn er ſich aber denſelben ſeinen Brüdern zu erkennen gibt/ macht er ſie truncken. Leib und Seel freuen ſich in dem lebendigen GOtt. Das E e v
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Die erſte Betrachtung.
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gute zu erlangen/ das ſie ſucht; Alſo wann die
Seele die Luſt/ die ſie in GOtt begehret zu ha-
ben/ nicht empfindet/ wird ſie traurig und gleich-
ſam unmuthig/ doch nicht ohne Liebe. Denn weñ
ſie nur gedencket an das treffliche Gut/ darnach
ſie ſich ſehnet/ freuet ſie ſich darüber/ ob ſie es
ſchon noch nicht hat/ ſie hat aber die Hoffnung/
ſie werde es erlangen; Wenn ſie es denn erlan-
get/ ſo wird die Freude recht lebendig/ wie der
weiſe König Salomon ſagt in ſeinen Sprüchen
am 13. v. 10: Die Hoffnung die ſich verzeucht/
ängſtet das Hertz/ wenns aber kom̃t das
man begehret/ das iſt ein Baum deß Lebens.
Es kan endlich dieſe Freude nicht außbleiben/ uñ
überfält uns unverhofft: indem die Seele in
ihrer Andacht und heiligem Verlangen an ihren
GOtt gedenckt/ und ihn lobet/ denn unſers Her-
tzens Luſt ſtehet HErr zu deinem Namen/ indem
iſt dem H. Geiſt dz Hertz eingeräumet/ d’erfüllet
es unverhofft mit wunderlicher Freude. Unſer
HErr JEſus verbirget ſich wohl ein zeitlang/
ſtellet ſich auch wohl hart gegen uns/ eben wie Jo-
ſeph gegen ſeinen Brüdern; Wenn er ſich aber
denſelben ſeinen Brüdern zu erkennen gibt/
macht er ſie truncken. Leib und Seel freuen ſich
in dem lebendigen GOtt.
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