Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.Die fünffte Betrachtung. ein. Aber der schwartze Salmo ist für GOttköstlicher als alle fette Berge. Wenn man ein Volck gegen das ander hält/ ist das nicht das Herrligste/ das reich und mächtig ist/ sondern das GOttes Sitz ist. Also wenn man einen Menschen gegen den andern hält/ ist der nicht für hoch und herrlich zu halten/der wohl pralen kan/ sondern der sich deß rühmen kan/ daß er GOttes Residentz ist. O ihr Stoltzen in der Welt/ erhebt euch doch nicht also vergeblich/ meinet ihr/daß ihr darum so groß und köstlich seyd/ daß ihr euch für groß und köstlich haltet? was ist doch eine Seele/ die GOtt nicht in ihr hat? Freuet ihr euch darüber/ daß ihr etwas ha- bet/das in der Welt gilt/ und wisset euch darüber nicht zu freuen/ daß eure Seele soll ein Sitz GOttes seyn/ so erhebt und freuet ihr euch gar zu vergeblich. Wo wird doch endlich die Herr- ligkeit der Welt bleiben? Das sey euch kund ge- than/ daß eine einige Seele/ darinnen GOtt wohnet/ tausendmahl köstlicher ist/ denn aller Welt Herrligkeit. Denn wenn alle Herrligkeit vergehet/so bleibt die gläubige Seele in Ewig- keit/und die Herrligkeit Gottes erfüllet sie in E- wigkeit. Damit sey zufrieden du gläubige See- le/ und laß sich andere nur immerhin groß ma- chen/und dich verachten/ du weist wie köstlich du für GOtt bist. Daß Y jv
Die fünffte Betrachtung. ein. Aber der ſchwartze Salmo iſt für GOttköſtlicher als alle fette Berge. Wenn man ein Volck gegen das ander hält/ iſt das nicht das Herrligſte/ das reich und mächtig iſt/ ſondern das GOttes Sitz iſt. Alſo wenn man einen Menſchen gegen den andern hält/ iſt der nicht für hoch und herrlich zu halten/der wohl pralen kan/ ſondern der ſich deß rühmen kan/ daß er GOttes Reſidentz iſt. O ihr Stoltzen in der Welt/ erhebt euch doch nicht alſo vergeblich/ meinet ihr/daß ihr darum ſo groß und köſtlich ſeyd/ daß ihr euch für groß und köſtlich haltet? was iſt doch eine Seele/ die GOtt nicht in ihr hat? Freuet ihr euch darüber/ daß ihr etwas ha- bet/das in der Welt gilt/ und wiſſet euch darüber nicht zu freuen/ daß eure Seele ſoll ein Sitz GOttes ſeyn/ ſo erhebt und freuet ihr euch gar zu vergeblich. Wo wird doch endlich die Herr- ligkeit der Welt bleiben? Das ſey euch kund ge- than/ daß eine einige Seele/ darinnen GOtt wohnet/ tauſendmahl köſtlicher iſt/ denn aller Welt Herrligkeit. Denn wenn alle Herrligkeit vergehet/ſo bleibt die gläubige Seele in Ewig- keit/und die Herrligkeit Gottes erfüllet ſie in E- wigkeit. Damit ſey zufrieden du gläubige See- le/ und laß ſich andere nur immerhin groß ma- chen/und dich verachten/ du weiſt wie köſtlich du für GOtt biſt. Daß Y jv
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Die fünffte Betrachtung.
ein. Aber der ſchwartze Salmo iſt für GOtt
köſtlicher als alle fette Berge. Wenn man ein
Volck gegen das ander hält/ iſt das nicht das
Herrligſte/ das reich und mächtig iſt/ ſondern
das GOttes Sitz iſt. Alſo wenn man einen
Menſchen gegen den andern hält/ iſt der nicht
für hoch und herrlich zu halten/der wohl pralen
kan/ ſondern der ſich deß rühmen kan/ daß er
GOttes Reſidentz iſt. O ihr Stoltzen in der
Welt/ erhebt euch doch nicht alſo vergeblich/
meinet ihr/daß ihr darum ſo groß und köſtlich
ſeyd/ daß ihr euch für groß und köſtlich haltet?
was iſt doch eine Seele/ die GOtt nicht in ihr
hat? Freuet ihr euch darüber/ daß ihr etwas ha-
bet/das in der Welt gilt/ und wiſſet euch darüber
nicht zu freuen/ daß eure Seele ſoll ein Sitz
GOttes ſeyn/ ſo erhebt und freuet ihr euch gar
zu vergeblich. Wo wird doch endlich die Herr-
ligkeit der Welt bleiben? Das ſey euch kund ge-
than/ daß eine einige Seele/ darinnen GOtt
wohnet/ tauſendmahl köſtlicher iſt/ denn aller
Welt Herrligkeit. Denn wenn alle Herrligkeit
vergehet/ſo bleibt die gläubige Seele in Ewig-
keit/und die Herrligkeit Gottes erfüllet ſie in E-
wigkeit. Damit ſey zufrieden du gläubige See-
le/ und laß ſich andere nur immerhin groß ma-
chen/und dich verachten/ du weiſt wie köſtlich du
für GOtt biſt.
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/366>, abgerufen am 16.02.2025. |