Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

Bild:
<< vorherige Seite

über den 68. Psalm
ward/ward dieses fürgebildet/ daß GOtt unter
den Gläubigen wohnen wolte/ denn die Lade
deß Bundes war ein Zeichen der Gegenwart
Gottes. GOtt ist allenthalben und erfüllet
alle Ding/aber seinen rechten Sitz hat Er in der
gläubigen Seelen: Da wohnet Er mit allen
Gnaden. Ein König kan viele Städte haben/
sie seynd aber nicht alle seine Residentz. Unsers
Gottes Gebiet erstreckt sich auch über die Pfor-
ten der Höllen/ aber meine Seele ist sein Resi-
dentz. Ein Königlich Schloß hat viele Gemä-
cher/die alle dem König zugehören/aber das Ge-
mach/das der König bewohnet/ heist absonder-
lich deß Königs Gemach. Unsere Seele ist
deß Königes Ruhe-Kammer. Gepreiset wird
der heilige Berg als ein ewiger Berg; Der
HErr bleibet immer daselbst.
Mit aller
sichtbaren Herrligkeit wirds ein Ende nehmen/
aber das gläubige Heer bleibt immerdar. Wenn
alles wird vergehen/ behält ihm GOtt den
Hauffen der Gläubigen als sein Eigenthum/un-
ter denselben wil Er ewiglich wohnen.

Da erkenne/was das für Leute seyn/die vor
andern einen Vorzug haben. Das Reich Chri-
sti hat allezeit ein verächtlich Ansehen für den
stoltzen Welt-Kindern. Das Fleisch bildet ihm
in seinem stoltzen Sinn eine besondere Hoheit

ein.

über den 68. Pſalm
ward/ward dieſes fürgebildet/ daß GOtt unter
den Gläubigen wohnen wolte/ denn die Lade
deß Bundes war ein Zeichen der Gegenwart
Gottes. GOtt iſt allenthalben und erfüllet
alle Ding/aber ſeinen rechten Sitz hat Er in der
gläubigen Seelen: Da wohnet Er mit allen
Gnaden. Ein König kan viele Städte haben/
ſie ſeynd aber nicht alle ſeine Reſidentz. Unſers
Gottes Gebiet erſtreckt ſich auch über die Pfor-
ten der Höllen/ aber meine Seele iſt ſein Reſi-
dentz. Ein Königlich Schloß hat viele Gemä-
cher/die alle dem König zugehören/aber das Ge-
mach/das der König bewohnet/ heiſt abſonder-
lich deß Königs Gemach. Unſere Seele iſt
deß Königes Ruhe-Kammer. Gepreiſet wird
der heilige Berg als ein ewiger Berg; Der
HErr bleibet immer daſelbſt.
Mit aller
ſichtbaren Herrligkeit wirds ein Ende nehmen/
aber das gläubige Heer bleibt immerdar. Wenn
alles wird vergehen/ behält ihm GOtt den
Hauffen der Gläubigen als ſein Eigenthum/un-
ter denſelben wil Er ewiglich wohnen.

Da erkenne/was das für Leute ſeyn/die vor
andern einen Vorzug haben. Das Reich Chri-
ſti hat allezeit ein verächtlich Anſehen für den
ſtoltzen Welt-Kindern. Das Fleiſch bildet ihm
in ſeinem ſtoltzen Sinn eine beſondere Hoheit

ein.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0365" n="342"/><fw place="top" type="header">über den 68. P&#x017F;alm</fw><lb/>
ward/ward die&#x017F;es fürgebildet/ daß GOtt unter<lb/>
den Gläubigen wohnen wolte/ denn die Lade<lb/>
deß Bundes war ein Zeichen der Gegenwart<lb/>
Gottes. GOtt i&#x017F;t allenthalben und erfüllet<lb/>
alle Ding/aber &#x017F;einen rechten Sitz hat Er in der<lb/>
gläubigen Seelen: Da wohnet Er mit allen<lb/>
Gnaden. Ein König kan viele Städte haben/<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;eynd aber nicht alle &#x017F;eine Re&#x017F;identz. Un&#x017F;ers<lb/>
Gottes Gebiet er&#x017F;treckt &#x017F;ich auch über die Pfor-<lb/>
ten der Höllen/ aber meine Seele i&#x017F;t &#x017F;ein Re&#x017F;i-<lb/>
dentz. Ein Königlich Schloß hat viele Gemä-<lb/>
cher/die alle dem König zugehören/aber das Ge-<lb/>
mach/das der König bewohnet/ hei&#x017F;t ab&#x017F;onder-<lb/>
lich deß Königs Gemach. Un&#x017F;ere Seele i&#x017F;t<lb/>
deß Königes Ruhe-Kammer. Geprei&#x017F;et wird<lb/>
der heilige Berg als ein ewiger Berg; <hi rendition="#fr">Der<lb/>
HErr bleibet immer da&#x017F;elb&#x017F;t.</hi> Mit aller<lb/>
&#x017F;ichtbaren Herrligkeit wirds ein Ende nehmen/<lb/>
aber das gläubige Heer bleibt immerdar. Wenn<lb/>
alles wird vergehen/ behält ihm GOtt den<lb/>
Hauffen der Gläubigen als &#x017F;ein Eigenthum/un-<lb/>
ter den&#x017F;elben wil Er ewiglich wohnen.</p><lb/>
          <p>Da erkenne/was das für Leute &#x017F;eyn/die vor<lb/>
andern einen Vorzug haben. Das Reich Chri-<lb/>
&#x017F;ti hat allezeit ein verächtlich An&#x017F;ehen für den<lb/>
&#x017F;toltzen Welt-Kindern. Das Flei&#x017F;ch bildet ihm<lb/>
in &#x017F;einem &#x017F;toltzen Sinn eine be&#x017F;ondere Hoheit<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ein.</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[342/0365] über den 68. Pſalm ward/ward dieſes fürgebildet/ daß GOtt unter den Gläubigen wohnen wolte/ denn die Lade deß Bundes war ein Zeichen der Gegenwart Gottes. GOtt iſt allenthalben und erfüllet alle Ding/aber ſeinen rechten Sitz hat Er in der gläubigen Seelen: Da wohnet Er mit allen Gnaden. Ein König kan viele Städte haben/ ſie ſeynd aber nicht alle ſeine Reſidentz. Unſers Gottes Gebiet erſtreckt ſich auch über die Pfor- ten der Höllen/ aber meine Seele iſt ſein Reſi- dentz. Ein Königlich Schloß hat viele Gemä- cher/die alle dem König zugehören/aber das Ge- mach/das der König bewohnet/ heiſt abſonder- lich deß Königs Gemach. Unſere Seele iſt deß Königes Ruhe-Kammer. Gepreiſet wird der heilige Berg als ein ewiger Berg; Der HErr bleibet immer daſelbſt. Mit aller ſichtbaren Herrligkeit wirds ein Ende nehmen/ aber das gläubige Heer bleibt immerdar. Wenn alles wird vergehen/ behält ihm GOtt den Hauffen der Gläubigen als ſein Eigenthum/un- ter denſelben wil Er ewiglich wohnen. Da erkenne/was das für Leute ſeyn/die vor andern einen Vorzug haben. Das Reich Chri- ſti hat allezeit ein verächtlich Anſehen für den ſtoltzen Welt-Kindern. Das Fleiſch bildet ihm in ſeinem ſtoltzen Sinn eine beſondere Hoheit ein.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/365
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/365>, abgerufen am 25.11.2024.