Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Von dem Leben im Glauben Jesu Christi : Ein Leich-Sermon Bey der Christlichen Leichbegängnüs Des ... Herrn Henrici Brockes Patricii Lubecensis ... Rostock, 1644.

Bild:
<< vorherige Seite

seine Seele betriege. Denn die bösen Exempel verführen vnd verderben einem das gute / vnd die reitzende Lust verkehret vnschuldige Hertzen.

v. 13.

Dieselbige Weißheit spricht auch zum Vierdien: Er ist bald vollkommen worden. Die Eltern senden jhre Kinder an frembde Öhrter / Kunst vnd Weißheit zu lernen / daß sie tüchtige Leute werden / Gott vnd Menschen zu dienen, Wann denn ein frommes Kind seelig stirbt / ists gar bald vollkommen worden / es kompt in eine Hoheschule / darin es zugleich wird Doctor, Priester vnd König. Es gedencket aber das fromme Vaterhertz: vnterdessen muß ich meines Sohns entbehren / meiner Augenlust ist dahin / Ich hette noch grosse Frewd an meinem Kinde können erleben? Auch höret man solche Klag vnter dem gemeinen Volck Es ist schade daß der Mensch so bald hat sterben sollen: Es ist schade vmb seine Gaben vnd Geschickligkeit Wahr ists / diß kräncket das Väterliche Hertz / doch frag ich; Wie lang wirds wären / daß wir nicht nach folgen? Wie lange Jahr müssen offt die Eltern der Gesellschafft jhrer Kinder bergubet seyn / die sich an frembden Örtern auffhalten / welches sie gerne ertragen / in Hoffnung / sie werden geschickte Leute wieder zu Hause bekommen / So last vns gedencken / vnsere Kinder seind verreiset / nicht Weißheit zu suchen / sondern die Vollkommenheit aller Weißheit vnd Ehre zu Genes. 45, 27. 28.besitzen. Es begehrete ja Jacob nicht / daß sein Sohn Joseph / von seiner Würde solte auffstehen / vnd zu jhm kommen in das Hungerland; sondern trug ein hertzliches Verlangen hinauff zuziehen zu seinem Sohn. Also sprechen 2. Sam. 12. 23.wir auch mit David: Mein Kind wird nicht wieder

seine Seele betriege. Denn die bösen Exempel verführen vnd verderben einem das gute / vnd die reitzende Lust verkehret vnschuldige Hertzen.

v. 13.

Dieselbige Weißheit spricht auch zum Vierdien: Er ist bald vollkommen worden. Die Eltern senden jhre Kinder an frembde Öhrter / Kunst vnd Weißheit zu lernen / daß sie tüchtige Leute werden / Gott vnd Menschen zu dienen, Wann denn ein frommes Kind seelig stirbt / ists gar bald vollkommen worden / es kompt in eine Hoheschule / darin es zugleich wird Doctor, Priester vnd König. Es gedencket aber das fromme Vaterhertz: vnterdessen muß ich meines Sohns entbehren / meiner Augenlust ist dahin / Ich hette noch grosse Frewd an meinem Kinde können erleben? Auch höret man solche Klag vnter dem gemeinen Volck Es ist schade daß der Mensch so bald hat sterbẽ sollẽ: Es ist schade vmb seine Gaben vnd Geschickligkeit Wahr ists / diß kräncket das Väterliche Hertz / doch frag ich; Wie lang wirds wären / daß wir nicht nach folgen? Wie lange Jahr müssen offt die Eltern der Gesellschafft jhrer Kinder bergubet seyn / die sich an frembden Örtern auffhalten / welches sie gerne ertragen / in Hoffnung / sie werden geschickte Leute wieder zu Hause bekommen / So last vns gedencken / vnsere Kinder seind verreiset / nicht Weißheit zu suchen / sondern die Vollkommenheit aller Weißheit vnd Ehre zu Genes. 45, 27. 28.besitzen. Es begehrete ja Jacob nicht / daß sein Sohn Joseph / von seiner Würde solte auffstehen / vnd zu jhm kommen in das Hungerland; sondern trug ein hertzliches Verlangen hinauff zuziehen zu seinem Sohn. Also sprechen 2. Sam. 12. 23.wir auch mit David: Mein Kind wird nicht wieder

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0014"/>
seine Seele betriege. Denn die                      bösen Exempel verführen vnd verderben einem das gute / vnd die reitzende Lust                      verkehret vnschuldige Hertzen.</p>
        <note place="left"> <hi rendition="#i">v. 13.</hi> </note>
        <p>Dieselbige Weißheit spricht auch zum Vierdien: Er ist bald vollkommen worden. Die                      Eltern senden jhre Kinder an frembde Öhrter / Kunst vnd Weißheit zu lernen / daß                      sie tüchtige Leute werden / Gott vnd Menschen zu dienen, Wann denn ein frommes                      Kind seelig stirbt / ists gar bald vollkommen worden / es kompt in eine                      Hoheschule / darin es zugleich wird Doctor, Priester vnd König. Es gedencket                      aber das fromme Vaterhertz: vnterdessen muß ich meines Sohns entbehren / meiner                      Augenlust ist dahin / Ich hette noch grosse Frewd an meinem Kinde können                      erleben? Auch höret man solche Klag vnter dem gemeinen Volck Es ist schade daß                      der Mensch so bald hat sterbe&#x0303; solle&#x0303;: Es ist schade                      vmb seine Gaben vnd Geschickligkeit Wahr ists / diß kräncket das Väterliche                      Hertz / doch frag ich; Wie lang wirds wären / daß wir nicht nach folgen? Wie                      lange Jahr müssen offt die Eltern der Gesellschafft jhrer Kinder bergubet seyn /                      die sich an frembden Örtern auffhalten / welches sie gerne ertragen / in                      Hoffnung / sie werden geschickte Leute wieder zu Hause bekommen / So last vns                      gedencken / vnsere Kinder seind verreiset / nicht Weißheit zu suchen / sondern                      die Vollkommenheit aller Weißheit vnd Ehre zu <note place="left"><hi rendition="#i">Genes. 45, 27. 28.</hi></note>besitzen. Es begehrete ja                      Jacob nicht / daß sein Sohn Joseph / von seiner Würde solte auffstehen / vnd zu                      jhm kommen in das Hungerland; sondern trug ein hertzliches Verlangen hinauff                      zuziehen zu seinem Sohn. Also sprechen <note place="left"><hi rendition="#i">2. Sam. 12. 23.</hi></note>wir auch mit David: Mein Kind                      wird nicht wieder
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0014] seine Seele betriege. Denn die bösen Exempel verführen vnd verderben einem das gute / vnd die reitzende Lust verkehret vnschuldige Hertzen. Dieselbige Weißheit spricht auch zum Vierdien: Er ist bald vollkommen worden. Die Eltern senden jhre Kinder an frembde Öhrter / Kunst vnd Weißheit zu lernen / daß sie tüchtige Leute werden / Gott vnd Menschen zu dienen, Wann denn ein frommes Kind seelig stirbt / ists gar bald vollkommen worden / es kompt in eine Hoheschule / darin es zugleich wird Doctor, Priester vnd König. Es gedencket aber das fromme Vaterhertz: vnterdessen muß ich meines Sohns entbehren / meiner Augenlust ist dahin / Ich hette noch grosse Frewd an meinem Kinde können erleben? Auch höret man solche Klag vnter dem gemeinen Volck Es ist schade daß der Mensch so bald hat sterbẽ sollẽ: Es ist schade vmb seine Gaben vnd Geschickligkeit Wahr ists / diß kräncket das Väterliche Hertz / doch frag ich; Wie lang wirds wären / daß wir nicht nach folgen? Wie lange Jahr müssen offt die Eltern der Gesellschafft jhrer Kinder bergubet seyn / die sich an frembden Örtern auffhalten / welches sie gerne ertragen / in Hoffnung / sie werden geschickte Leute wieder zu Hause bekommen / So last vns gedencken / vnsere Kinder seind verreiset / nicht Weißheit zu suchen / sondern die Vollkommenheit aller Weißheit vnd Ehre zu besitzen. Es begehrete ja Jacob nicht / daß sein Sohn Joseph / von seiner Würde solte auffstehen / vnd zu jhm kommen in das Hungerland; sondern trug ein hertzliches Verlangen hinauff zuziehen zu seinem Sohn. Also sprechen wir auch mit David: Mein Kind wird nicht wieder Genes. 45, 27. 28. 2. Sam. 12. 23.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_leichsermon_1644
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_leichsermon_1644/14
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Von dem Leben im Glauben Jesu Christi : Ein Leich-Sermon Bey der Christlichen Leichbegängnüs Des ... Herrn Henrici Brockes Patricii Lubecensis ... Rostock, 1644, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_leichsermon_1644/14>, abgerufen am 20.04.2024.