Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Von dem Leben im Glauben Jesu Christi : Ein Leich-Sermon Bey der Christlichen Leichbegängnüs Des ... Herrn Henrici Brockes Patricii Lubecensis ... Rostock, 1644.

Bild:
<< vorherige Seite

zu mir kommen / sondern ich werde zu jhm kommen. Da finden wir vor vns vnsere Kinder in grosser Vollkommenheit.

Bleibet aber das trawrige Hertz dabey. Ich habe fürtreffliche Zuneigung in meinem Sohn gefunden / er hätte durch Gottes Gnad können ein Mann werden. So antworte ich mit Paulo / Wer hat des HErrn Sinn erkandt?Rom. 11, 34. Wer wil sagen was der HErr gesehen / daß vnsern Kindern begegnen würde? Oder wer ist sein Rathgeber gewesen? Wer wil jtzn lehren / wie er vnser vnd der vnserigen Heyl vnd Wolfarth zum besten suchen soll?

Darumb / ob Gott schon offt auch fromme Leute vnd frommer Leute Kinder durch den zeitlichen Todt von dieser Welt abfodert / ist dadurch der Verheissung des langen Lebens kein Abbruch geschehen / Gott weis es zum besten / wie er vnser vnd der vnserigen Bestes suchen / vnd seinen Verheissungen ein gnügen thun soll.

Dieses haben wir vns wollen erinnern / bey gegenwertigerApplicaeatio. Gelegenheit / da wir für vns sehen eine blühende Rose / die schleunig verwelcket / ein junges Blut / das soll vnter die Erde verschatret werden / einen Jüngling / der davon geflohen / vnd hinter jhm läst einen hochbetrübten Vater / der wird mit betrübtem Hertzen klagen: Mein Heinrich! Mein Heinrich! Wie verwundestu mein Hertz! soll ich nicht mehr meines Hertzens Lust an dir sehen? Hab ich dich darumb fortgeschickt / daß ich dich nicht solt wieder bekommen? Mein Heinrich! Meine Augen-Lust! Wie bistu so bald verschwunden!

zu mir kommen / sondern ich werde zu jhm kommen. Da finden wir vor vns vnsere Kinder in grosser Vollkommenheit.

Bleibet aber das trawrige Hertz dabey. Ich habe fürtreffliche Zuneigung in meinem Sohn gefunden / er hätte durch Gottes Gnad können ein Mann werden. So antworte ich mit Paulo / Wer hat des HErrn Sinn erkandt?Rom. 11, 34. Wer wil sagen was der HErr gesehen / daß vnsern Kindern begegnen würde? Oder wer ist sein Rathgeber gewesen? Wer wil jtzn lehren / wie er vnser vnd der vnserigen Heyl vnd Wolfarth zum besten suchen soll?

Darumb / ob Gott schon offt auch fromme Leute vnd frommer Leute Kinder durch den zeitlichen Todt von dieser Welt abfodert / ist dadurch der Verheissung des langen Lebens kein Abbruch geschehen / Gott weis es zum besten / wie er vnser vnd der vnserigen Bestes suchen / vnd seinen Verheissungen ein gnügen thun soll.

Dieses haben wir vns wollen erinnern / bey gegenwertigerApplicaeatio. Gelegenheit / da wir für vns sehen eine blühende Rose / die schleunig verwelcket / ein junges Blut / das soll vnter die Erde verschatret werden / einen Jüngling / der davon geflohen / vnd hinter jhm läst einen hochbetrübten Vater / der wird mit betrübtem Hertzen klagen: Mein Heinrich! Mein Heinrich! Wie verwundestu mein Hertz! soll ich nicht mehr meines Hertzens Lust an dir sehen? Hab ich dich darumb fortgeschickt / daß ich dich nicht solt wieder bekommen? Mein Heinrich! Meine Augen-Lust! Wie bistu so bald verschwunden!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0015"/>
zu mir kommen /                      sondern ich werde zu jhm kommen. Da finden wir vor vns vnsere Kinder in grosser                      Vollkommenheit.</p>
        <p>Bleibet aber das trawrige Hertz dabey. Ich habe fürtreffliche Zuneigung in meinem                      Sohn gefunden / er hätte durch Gottes Gnad können ein Mann werden. So antworte                      ich mit Paulo / Wer hat des HErrn Sinn erkandt?<note place="right"><hi rendition="#i">Rom. 11, 34.</hi></note> Wer wil sagen was der HErr                      gesehen / daß vnsern Kindern begegnen würde? Oder wer ist sein Rathgeber                      gewesen? Wer wil jtzn lehren / wie er vnser vnd der vnserigen Heyl vnd Wolfarth                      zum besten suchen soll?</p>
        <p>Darumb / ob Gott schon offt auch fromme Leute vnd frommer Leute Kinder durch den                      zeitlichen Todt von dieser Welt abfodert / ist dadurch der Verheissung des                      langen Lebens kein Abbruch geschehen / Gott weis es zum besten / wie er vnser                      vnd der vnserigen Bestes suchen / vnd seinen Verheissungen ein gnügen thun                      soll.</p>
        <p>Dieses haben wir vns wollen erinnern / bey gegenwertiger<note place="right"><hi rendition="#i">Applicaeatio.</hi></note>                      Gelegenheit / da wir für vns sehen eine blühende Rose / die schleunig verwelcket                      / ein junges Blut / das soll vnter die Erde verschatret werden / einen Jüngling                      / der davon geflohen / vnd hinter jhm läst einen hochbetrübten Vater / der wird                      mit betrübtem Hertzen klagen: Mein Heinrich! Mein Heinrich! Wie verwundestu mein                      Hertz! soll ich nicht mehr meines Hertzens Lust an dir sehen? Hab ich dich                      darumb fortgeschickt / daß ich dich nicht solt wieder bekommen? Mein Heinrich!                      Meine Augen-Lust! Wie bistu so bald verschwunden!</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0015] zu mir kommen / sondern ich werde zu jhm kommen. Da finden wir vor vns vnsere Kinder in grosser Vollkommenheit. Bleibet aber das trawrige Hertz dabey. Ich habe fürtreffliche Zuneigung in meinem Sohn gefunden / er hätte durch Gottes Gnad können ein Mann werden. So antworte ich mit Paulo / Wer hat des HErrn Sinn erkandt? Wer wil sagen was der HErr gesehen / daß vnsern Kindern begegnen würde? Oder wer ist sein Rathgeber gewesen? Wer wil jtzn lehren / wie er vnser vnd der vnserigen Heyl vnd Wolfarth zum besten suchen soll? Rom. 11, 34. Darumb / ob Gott schon offt auch fromme Leute vnd frommer Leute Kinder durch den zeitlichen Todt von dieser Welt abfodert / ist dadurch der Verheissung des langen Lebens kein Abbruch geschehen / Gott weis es zum besten / wie er vnser vnd der vnserigen Bestes suchen / vnd seinen Verheissungen ein gnügen thun soll. Dieses haben wir vns wollen erinnern / bey gegenwertiger Gelegenheit / da wir für vns sehen eine blühende Rose / die schleunig verwelcket / ein junges Blut / das soll vnter die Erde verschatret werden / einen Jüngling / der davon geflohen / vnd hinter jhm läst einen hochbetrübten Vater / der wird mit betrübtem Hertzen klagen: Mein Heinrich! Mein Heinrich! Wie verwundestu mein Hertz! soll ich nicht mehr meines Hertzens Lust an dir sehen? Hab ich dich darumb fortgeschickt / daß ich dich nicht solt wieder bekommen? Mein Heinrich! Meine Augen-Lust! Wie bistu so bald verschwunden! Applicaeatio.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_leichsermon_1644
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_leichsermon_1644/15
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Von dem Leben im Glauben Jesu Christi : Ein Leich-Sermon Bey der Christlichen Leichbegängnüs Des ... Herrn Henrici Brockes Patricii Lubecensis ... Rostock, 1644, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_leichsermon_1644/15>, abgerufen am 28.03.2024.