Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Von dem blawen Dunst der Welt ... : Ein Leich-Sermon bey der Leichbegängniß ... Conradi Fincken ... Rostock, 1647.

Bild:
<< vorherige Seite

sprach betrieglich zu jhm: Ich bin auch ein Prophet wie du / vnd ein Engel hat mit mir geredt durch des HErrn Wort / vnd gesaget; Führe jhn wieder mit dir heim / daß er Brodt esse / vnd Wasser trincke / dadurch wird der gute Praphet von Juda betrogen / vnd hernach zur straffe vom Löwen erwürget. Also weiß mancher Gottes Willen / vnd gehet auff guten Wege; es trifft jhn aber ein Welt Christ an / vnd spricht: Du wilst zu heilig seyn / ich bin auch ein Christ / gedencke auch seelig zu werden / eben so wol als du / aber so kan ich mich der Welt Weise nicht entschlagen. Spricht der Vnschuldiger: Gott hats verboten / man sol so nicht leben. So antwortet ein Welt-Christ: Es ist wol wahr / die Priester schelten darauff / aber wer kans halten? Es seynd viel vnter Priestern die es selbsten nicht halten. Durch solche vnd dergleichen Gedancken / wird mancher auff Vnwege gebracht.

Hier auff folget die vierdte Farbe / die ist schwartz / damit fahrt er über das rechte Christenthumb / vnd machts den weltlichen Hertzen schwer vnd ver drießlich. Da wird denn der heiligen Wandel bey den Weltkindern veracht vnd verlacht / vnd Christi vnd seiner heiligen Meynung wird grossen ansehnlichen Herrn gar disreputirlich / eben als wenn vnser HErr Christus nicht gewust / worin rechte Ehre bestehe. Weils aber gemeiniglich die fürnembsten seyn / denen der heiligen Wandel so schwartz gemahlet wird / redet Paulus in der ersten an die Corinther am 1. also von jhnen: Nicht viel Weisen nach dem Fleisch /1. Cor. 1. 26. 27. 28. nicht viel Gewaltige / nicht oiel Edle sind beruffeu / sondern was thöricht ist für der Welt / das

sprach betrieglich zu jhm: Ich bin auch ein Prophet wie du / vnd ein Engel hat mit mir geredt durch des HErrn Wort / vnd gesaget; Führe jhn wieder mit dir heim / daß er Brodt esse / vnd Wasser trincke / dadurch wird der gute Praphet von Juda betrogen / vnd hernach zur straffe vom Löwen erwürget. Also weiß mancher Gottes Willen / vnd gehet auff guten Wege; es trifft jhn aber ein Welt Christ an / vnd spricht: Du wilst zu heilig seyn / ich bin auch ein Christ / gedencke auch seelig zu werden / eben so wol als du / aber so kan ich mich der Welt Weise nicht entschlagen. Spricht der Vnschuldiger: Gott hats verboten / man sol so nicht leben. So antwortet ein Welt-Christ: Es ist wol wahr / die Priester schelten darauff / aber wer kans halten? Es seynd viel vnter Priestern die es selbsten nicht halten. Durch solche vnd dergleichen Gedancken / wird mancher auff Vnwege gebracht.

Hier auff folget die vierdte Farbe / die ist schwartz / damit fahrt er über das rechte Christenthumb / vñ machts den weltlichen Hertzen schwer vnd ver drießlich. Da wird denn der heiligen Wandel bey den Weltkindern veracht vnd verlacht / vnd Christi vnd seiner heiligen Meynung wird grossen ansehnlichen Herrn gar disreputirlich / eben als wenn vnser HErr Christus nicht gewust / worin rechte Ehre bestehe. Weils aber gemeiniglich die fürnembsten seyn / denen der heiligen Wandel so schwartz gemahlet wird / redet Paulus in der ersten an die Corinther am 1. also von jhnen: Nicht viel Weisen nach dem Fleisch /1. Cor. 1. 26. 27. 28. nicht viel Gewaltige / nicht oiel Edle sind beruffeu / sondern was thöricht ist für der Welt / das

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0025"/>
sprach
           betrieglich zu jhm: Ich bin auch ein Prophet wie du / vnd ein Engel hat mit mir geredt
           durch des HErrn Wort / vnd gesaget; Führe jhn wieder mit dir heim / daß er Brodt esse /
           vnd Wasser trincke / dadurch wird der gute Praphet von Juda betrogen / vnd hernach zur
           straffe vom Löwen erwürget. Also weiß mancher Gottes Willen / vnd gehet auff guten Wege;
           es trifft jhn aber ein Welt Christ an / vnd spricht: Du wilst zu heilig seyn / ich bin
           auch ein Christ / gedencke auch seelig zu werden / eben so wol als du / aber so kan ich
           mich der Welt Weise nicht entschlagen. Spricht der Vnschuldiger: Gott hats verboten / man
           sol so nicht leben. So antwortet ein Welt-Christ: Es ist wol wahr / die Priester schelten
           darauff / aber wer kans halten? Es seynd viel vnter Priestern die es selbsten nicht
           halten. Durch solche vnd dergleichen Gedancken / wird mancher auff Vnwege gebracht.</p>
        <p>Hier auff folget die vierdte Farbe / die ist schwartz / damit fahrt er über das rechte
           Christenthumb / vn&#x0303; machts den weltlichen Hertzen schwer vnd ver drießlich. Da wird
           denn der heiligen Wandel bey den Weltkindern veracht vnd verlacht / vnd Christi vnd seiner
           heiligen Meynung wird grossen ansehnlichen Herrn gar disreputirlich / eben als wenn vnser
           HErr Christus nicht gewust / worin rechte Ehre bestehe. Weils aber gemeiniglich die
           fürnembsten seyn / denen der heiligen Wandel so schwartz gemahlet wird / redet Paulus in
           der ersten an die Corinther am 1. also von jhnen: Nicht viel Weisen nach dem Fleisch
             /<note place="right"><hi rendition="#i">1. Cor.</hi> 1. <hi rendition="#i">26. 27.
               28.</hi></note> nicht viel Gewaltige / nicht oiel Edle sind beruffeu / sondern was
           thöricht ist für der Welt / das
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0025] sprach betrieglich zu jhm: Ich bin auch ein Prophet wie du / vnd ein Engel hat mit mir geredt durch des HErrn Wort / vnd gesaget; Führe jhn wieder mit dir heim / daß er Brodt esse / vnd Wasser trincke / dadurch wird der gute Praphet von Juda betrogen / vnd hernach zur straffe vom Löwen erwürget. Also weiß mancher Gottes Willen / vnd gehet auff guten Wege; es trifft jhn aber ein Welt Christ an / vnd spricht: Du wilst zu heilig seyn / ich bin auch ein Christ / gedencke auch seelig zu werden / eben so wol als du / aber so kan ich mich der Welt Weise nicht entschlagen. Spricht der Vnschuldiger: Gott hats verboten / man sol so nicht leben. So antwortet ein Welt-Christ: Es ist wol wahr / die Priester schelten darauff / aber wer kans halten? Es seynd viel vnter Priestern die es selbsten nicht halten. Durch solche vnd dergleichen Gedancken / wird mancher auff Vnwege gebracht. Hier auff folget die vierdte Farbe / die ist schwartz / damit fahrt er über das rechte Christenthumb / vñ machts den weltlichen Hertzen schwer vnd ver drießlich. Da wird denn der heiligen Wandel bey den Weltkindern veracht vnd verlacht / vnd Christi vnd seiner heiligen Meynung wird grossen ansehnlichen Herrn gar disreputirlich / eben als wenn vnser HErr Christus nicht gewust / worin rechte Ehre bestehe. Weils aber gemeiniglich die fürnembsten seyn / denen der heiligen Wandel so schwartz gemahlet wird / redet Paulus in der ersten an die Corinther am 1. also von jhnen: Nicht viel Weisen nach dem Fleisch / nicht viel Gewaltige / nicht oiel Edle sind beruffeu / sondern was thöricht ist für der Welt / das 1. Cor. 1. 26. 27. 28.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_dunst_1647
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_dunst_1647/25
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Von dem blawen Dunst der Welt ... : Ein Leich-Sermon bey der Leichbegängniß ... Conradi Fincken ... Rostock, 1647, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_dunst_1647/25>, abgerufen am 24.04.2024.