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Lütkemann, Joachim: Von dem blawen Dunst der Welt ... : Ein Leich-Sermon bey der Leichbegängniß ... Conradi Fincken ... Rostock, 1647.

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seyn / dadurch der Geist Gottes betrübt vnd außgetrieben wird / dennoch / wo solche Vnreinigkeit gemein ist / wirds für eine geringe anklebende Seuche gehalten / die Gott gerne duldet. Also ist Trunckenheit an jhm selbst vnd in der Warheit eine grobe fleischliche Sünde / dennoch weil sie bey vns gar gemein / wird sie durch tägliche Gewonheit geringschätzig gemachet. Gleiche Krafft hat auch das gemeine Vrtheil der Welt / was von dem grössesten Hauffen für herrlich gerühmet wird / das muß auch herrlich seyn vnd heissen. Wenn denn vorhin ein Mensch also verblendet ist / das an jhm wahr wird / was die Schrifft saget: Sie haben lieber die Ehre bey den Leuten / als die Ehre bey Gott; so kan nichts anders folgen / wo die Leute ein Ding hoch achten / so muß er Hoheit darin suchen. Ists denn wider Gottes Wort; so muß es heissen / das ist wol wahr / es kan aber alles so genaw nicht in acht genommen werden / vnser HErr Gott muß noch viel an vns dulden / die Zeit kan ja andere weise nicht leiden / man muß sich in die Zeit schicken / reputation kan ich nicht fallen lassen. Hier gehets denn manchem wie dem Propheten von Juda / welcher von Gott ins Königreich 1. Reg. 13.Israel gesand ward / zu predigen wider den abgöttischen Altar zu Bethel / mit dem Befehl / er solte stracks wieder vmbkehren / vnd am selbigen Ort kein Brodt essen / vnd kein Wasser trincken. Denn da er wieder weg gieng / nach dem Wort des HErrn / machte sich auff ein alter Prophet / vnnd eilete jhm nach / vnd sprach zu jhm: Komm mit mir heim vnd jß Brodt. Er sprach: Ich kan nicht / denn es ist mir verboten. Aber der alte Prophet

seyn / dadurch der Geist Gottes betrübt vnd außgetrieben wird / dennoch / wo solche Vnreinigkeit gemein ist / wirds für eine geringe anklebende Seuche gehalten / die Gott gerne duldet. Also ist Trunckenheit an jhm selbst vnd in der Warheit eine grobe fleischliche Sünde / dennoch weil sie bey vns gar gemein / wird sie durch tägliche Gewonheit geringschätzig gemachet. Gleiche Krafft hat auch das gemeine Vrtheil der Welt / was von dem grössesten Hauffen für herrlich gerühmet wird / das muß auch herrlich seyn vnd heissen. Wenn denn vorhin ein Mensch also verblendet ist / das an jhm wahr wird / was die Schrifft saget: Sie haben lieber die Ehre bey den Leuten / als die Ehre bey Gott; so kan nichts anders folgen / wo die Leute ein Ding hoch achten / so muß er Hoheit darin suchen. Ists denn wider Gottes Wort; so muß es heissen / das ist wol wahr / es kan aber alles so genaw nicht in acht genommen werden / vnser HErr Gott muß noch viel an vns dulden / die Zeit kan ja andere weise nicht leiden / man muß sich in die Zeit schicken / reputation kan ich nicht fallen lassen. Hier gehets denn manchem wie dem Propheten von Juda / welcher von Gott ins Königreich 1. Reg. 13.Israel gesand ward / zu predigen wider den abgöttischen Altar zu Bethel / mit dem Befehl / er solte stracks wieder vmbkehren / vnd am selbigen Ort kein Brodt essen / vnd kein Wasser trincken. Denn da er wieder weg gieng / nach dem Wort des HErrn / machte sich auff ein alter Prophet / vnnd eilete jhm nach / vnd sprach zu jhm: Komm mit mir heim vnd jß Brodt. Er sprach: Ich kan nicht / denn es ist mir verboten. Aber der alte Prophet

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           herrlich gerühmet wird / das muß auch herrlich seyn vnd heissen. Wenn denn vorhin ein
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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Von dem blawen Dunst der Welt ... : Ein Leich-Sermon bey der Leichbegängniß ... Conradi Fincken ... Rostock, 1647, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_dunst_1647/24>, abgerufen am 25.04.2024.