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Lütkemann, Joachim: Von dem blawen Dunst der Welt ... : Ein Leich-Sermon bey der Leichbegängniß ... Conradi Fincken ... Rostock, 1647.

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bildet sich ein er sey sparrsam. Wenn denn ein solcher hundert Predigen vom Geitz anhöret / bleibt er bey diesen Gedancken / das gehe jhn nicht an / er sey nicht geitzig. Also ist mancher dessen Lust ist Völlerey vnd lustiges Leben / vnd wil sich nicht bereden lassen / daß er lebe in einer verdampten Völlerey; sondern er wil noch gelobet seyn als ein lieber geselliger Mensch / der ein lustiges Gemüth hat. Vnd das wollustige Leben muß jhm nichts auders denn eine Erfrischung vnd Erquickung des Gemüthes heissen. Viel die wol köndten Ruhe haben / verfolgen jhren Nechsten mit Rechten vnd Fechten / vud muß doch nicht heissen / daß sie rachgierig seyn / sondern daß sie jhren ehrlichen Nahmen verthedigen. Vnd ist fast keine Sünde die von Klüglingen in der Welt nicht solte entschüldiget vnd beschöniget werden / wenn schon Pilatus Christum creutzigen lässet / waschet er dennoch die Hände / vnd spricht: Ich habe keine Schuld.

Wer sich aber ja die Sünde nicht wil gantz weiß brennen lassen / bemühet sich der Betrieger sie grawe zu färben / das ist denn seine dritte Farbe / damit die Sünde nicht gar zu schwartz außsehe. Das ist / er verkleinert das sündliche Wesen / daß es gering scheine; vnd solches allermeist durch Gewonheit vnd Vrtheil der Welt. Was die gemeine Gewonheit thun kan / ist offenbar. Wenn man nicht leugnen kan das balgen vnd todschlagen Sünbe sey / dennoch / wo es ein gemein Ding ist / macht die Gewonheit / daß es für eine geringe Sünde geachtet wird / als ein ander Gebrechen der vnserm Fleisch anklebet. Ob schon Hurerey vnd Ehbruch offenbarlich grobe Sünde

bildet sich ein er sey sparrsam. Wenn denn ein solcher hundert Predigen vom Geitz anhöret / bleibt er bey diesen Gedancken / das gehe jhn nicht an / er sey nicht geitzig. Also ist mancher dessen Lust ist Völlerey vnd lustiges Leben / vnd wil sich nicht bereden lassen / daß er lebe in einer verdampten Völlerey; sondern er wil noch gelobet seyn als ein lieber geselliger Mensch / der ein lustiges Gemüth hat. Vnd das wollustige Leben muß jhm nichts auders denn eine Erfrischung vnd Erquickung des Gemüthes heissen. Viel die wol köndten Ruhe haben / verfolgen jhren Nechsten mit Rechten vnd Fechten / vud muß doch nicht heissen / daß sie rachgierig seyn / sondern daß sie jhren ehrlichen Nahmen verthedigen. Vnd ist fast keine Sünde die von Klüglingen in der Welt nicht solte entschüldiget vnd beschöniget werden / wenn schon Pilatus Christum creutzigen lässet / waschet er dennoch die Hände / vnd spricht: Ich habe keine Schuld.

Wer sich aber ja die Sünde nicht wil gantz weiß brennen lassen / bemühet sich der Betrieger sie grawe zu färben / das ist denn seine dritte Farbe / damit die Sünde nicht gar zu schwartz außsehe. Das ist / er verkleinert das sündliche Wesen / daß es gering scheine; vnd solches allermeist durch Gewonheit vnd Vrtheil der Welt. Was die gemeine Gewonheit thun kan / ist offenbar. Wenn man nicht leugnen kan das balgen vnd todschlagen Sünbe sey / dennoch / wo es ein gemein Ding ist / macht die Gewonheit / daß es für eine geringe Sünde geachtet wird / als ein ander Gebrechen der vnserm Fleisch anklebet. Ob schon Hurerey vnd Ehbruch offenbarlich grobe Sünde

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           sey nicht geitzig. Also ist mancher dessen Lust ist Völlerey vnd lustiges Leben / vnd wil
           sich nicht bereden lassen / daß er lebe in einer verdampten Völlerey; sondern er wil noch
           gelobet seyn als ein lieber geselliger Mensch / der ein lustiges Gemüth hat. Vnd das
           wollustige Leben muß jhm nichts auders denn eine Erfrischung vnd Erquickung des Gemüthes
           heissen. Viel die wol köndten Ruhe haben / verfolgen jhren Nechsten mit Rechten vnd
           Fechten / vud muß doch nicht heissen / daß sie rachgierig seyn / sondern daß sie jhren
           ehrlichen Nahmen verthedigen. Vnd ist fast keine Sünde die von Klüglingen in der Welt
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           Betrieger sie grawe zu färben / das ist denn seine dritte Farbe / damit die Sünde nicht
           gar zu schwartz außsehe. Das ist / er verkleinert das sündliche Wesen / daß es gering
           scheine; vnd solches allermeist durch Gewonheit vnd Vrtheil der Welt. Was die gemeine
           Gewonheit thun kan / ist offenbar. Wenn man nicht leugnen kan das balgen vnd todschlagen
           Sünbe sey / dennoch / wo es ein gemein Ding ist / macht die Gewonheit / daß es für eine
           geringe Sünde geachtet wird / als ein ander Gebrechen der vnserm Fleisch anklebet. Ob
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[0023] bildet sich ein er sey sparrsam. Wenn denn ein solcher hundert Predigen vom Geitz anhöret / bleibt er bey diesen Gedancken / das gehe jhn nicht an / er sey nicht geitzig. Also ist mancher dessen Lust ist Völlerey vnd lustiges Leben / vnd wil sich nicht bereden lassen / daß er lebe in einer verdampten Völlerey; sondern er wil noch gelobet seyn als ein lieber geselliger Mensch / der ein lustiges Gemüth hat. Vnd das wollustige Leben muß jhm nichts auders denn eine Erfrischung vnd Erquickung des Gemüthes heissen. Viel die wol köndten Ruhe haben / verfolgen jhren Nechsten mit Rechten vnd Fechten / vud muß doch nicht heissen / daß sie rachgierig seyn / sondern daß sie jhren ehrlichen Nahmen verthedigen. Vnd ist fast keine Sünde die von Klüglingen in der Welt nicht solte entschüldiget vnd beschöniget werden / wenn schon Pilatus Christum creutzigen lässet / waschet er dennoch die Hände / vnd spricht: Ich habe keine Schuld. Wer sich aber ja die Sünde nicht wil gantz weiß brennen lassen / bemühet sich der Betrieger sie grawe zu färben / das ist denn seine dritte Farbe / damit die Sünde nicht gar zu schwartz außsehe. Das ist / er verkleinert das sündliche Wesen / daß es gering scheine; vnd solches allermeist durch Gewonheit vnd Vrtheil der Welt. Was die gemeine Gewonheit thun kan / ist offenbar. Wenn man nicht leugnen kan das balgen vnd todschlagen Sünbe sey / dennoch / wo es ein gemein Ding ist / macht die Gewonheit / daß es für eine geringe Sünde geachtet wird / als ein ander Gebrechen der vnserm Fleisch anklebet. Ob schon Hurerey vnd Ehbruch offenbarlich grobe Sünde

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Von dem blawen Dunst der Welt ... : Ein Leich-Sermon bey der Leichbegängniß ... Conradi Fincken ... Rostock, 1647, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_dunst_1647/23>, abgerufen am 23.11.2024.