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Lütkemann, Joachim: Von dem blawen Dunst der Welt ... : Ein Leich-Sermon bey der Leichbegängniß ... Conradi Fincken ... Rostock, 1647.

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ists herrlich vnd schön / wil mans aber beym Liecht besehen / so ists eine taube Nuß / wil mans greiffen so ists ein Schatte / wil mans wegen so ists ein Rauch. Die es hie nicht wollen erkennen / müssens zu seiner Zeit bekennen vnd sagen / wie das Büchlein der Weißheit jhnen vorsinget: Sap. 5, 8.Was bringet vns nun der Pracht? was bringet vns nun der Reichthumb / sampt dem Hochmuth? Es ist alles dahin gefahren wie ein Schatte / vnd wie ein Geschrey das fürüber fähret. Also verspricht Gen. 29, 25der Sathan eine schöne Rahel / vnd führet vns zu eine viele vngesialtere Creatur / als Lea war / vnd das erkennet man nicht ehe / als wenns liecht wird.

Das ist das erste Kunststück des Sathans / daß er die eitele Welt mit einem gülden Rock überziehet / damit erlanget er nicht allein / daß das Hertz weltlich werde / vnd der Welt anhange / vnnd die Liebe zu Gott sampt aller geistlichen Begierde vnd Andacht verliere; sondern er leget auch einen guten Grund zur völligen Verblendung. Denn wer die Welt lieb gewonnen / dem ist auch lieb / was das Weltwesen befodert; vnd hingegen ist jhm verdrießlich / was das Weltwesen verhindert / es möge Gott dazu sagen was er wolle. Darumb muß der güldener Glantz der Welt / das Aaß seyn / daß der Sathan an sein Garn hanget / die elende Menschen zu sich zu ziehen.

Die andere Farbe des betrieglichem Mahlers ist schneeweiß. Denn da die Sünde blutroth ist / weis er sie bald schneeweiß zu machen / vnd verschaffet das Laster für Tugend gehalten wird. Zum Exempel / wer geitzig ist / wil den Namen nicht haben daß er geitzig ist / sondern

ists herrlich vnd schön / wil mans aber beym Liecht besehen / so ists eine taube Nuß / wil mans greiffẽ so ists ein Schatte / wil mans wegen so ists ein Rauch. Die es hie nicht wollen erkennen / müssens zu seiner Zeit bekennen vnd sagen / wie das Büchlein der Weißheit jhnen vorsinget: Sap. 5, 8.Was bringet vns nun der Pracht? was bringet vns nun der Reichthumb / sampt dem Hochmuth? Es ist alles dahin gefahren wie ein Schatte / vnd wie ein Geschrey das fürüber fähret. Also verspricht Gen. 29, 25der Sathan eine schöne Rahel / vnd führet vns zu eine viele vngesialtere Creatur / als Lea war / vnd das erkennet man nicht ehe / als wenns liecht wird.

Das ist das erste Kunststück des Sathans / daß er die eitele Welt mit einem gülden Rock überziehet / damit erlanget er nicht allein / daß das Hertz weltlich werde / vnd der Welt anhange / vnnd die Liebe zu Gott sampt aller geistlichen Begierde vnd Andacht verliere; sondern er leget auch einen guten Grund zur völligen Verblendung. Denn wer die Welt lieb gewonnen / dem ist auch lieb / was das Weltwesen befodert; vnd hingegen ist jhm verdrießlich / was das Weltwesen verhindert / es möge Gott dazu sagen was er wolle. Darumb muß der güldener Glantz der Welt / das Aaß seyn / daß der Sathan an sein Garn hanget / die elende Menschen zu sich zu ziehen.

Die andere Farbe des betrieglichem Mahlers ist schneeweiß. Denn da die Sünde blutroth ist / weis er sie bald schneeweiß zu machen / vnd verschaffet das Laster für Tugend gehalten wird. Zum Exempel / wer geitzig ist / wil den Namen nicht haben daß er geitzig ist / sondern

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           elende Menschen zu sich zu ziehen.</p>
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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Von dem blawen Dunst der Welt ... : Ein Leich-Sermon bey der Leichbegängniß ... Conradi Fincken ... Rostock, 1647, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_dunst_1647/22>, abgerufen am 26.04.2024.