Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

Bild:
<< vorherige Seite

Ist nicht das Leben mehr denn die Speise / vnd der Leib mehr denn die Kleidung? Sehet die Vögel vnter dem Himmel an / sie säen nicht / sie erndten nicht / sie samlen nicht in die Schewren / vnd ewer himlischer Vatter ernehret sie doch. Seyd jhr denn nicht viel mehr denn sie? Also spricht auch Paulus hie: Sorget nichts. Keine einige Sorge sollen wir für vns behalten / sondern alle auff Gott werffen. Für den Fort- vnd Außgang vnserer Geschäffte vnd für künfftigen Auffenthalt sorgen / ist eine Hoheit / die vnserm GOtt zugehöret / in seinen Händen stehets / vnd nicht in vnsern. Diese Ehre können wir vns so wenig zueignen / als die Ehre der Anbetung. So wenig du es begehrest / daß man dich anbete / so wenig solstu es auch begehren dich selbst zu versorgen / vnd mit deinen Sorgen außzuhelffen; So ists auch ein vergeblich sorgen / frisset ehe den Leuten das Hertz ab / als daß es etwas helffen solte.

Wie aber? sollen wir GOtt so sorgen lassen / daß wir nichts dazu thun? wie die Sichern thun / die legen sich auff die faule Seite / vnd lassen GOtt sorgen. Das muß nicht seyn / sagt Paulus / sondern in allen Dingen lasset ewre Bitte im Gebet vnd flehen mit Dancksagung für GOtt kund werden. Denn eben darumb fället Sorg auff vns / daß wir zum Gebet getrieben werden. Gott will nicht daß wir keine Noth fürchten oder fühlen sollen; sondern dieweil den elenden Menschen mancherley Noth für der Thür stehet / müssen wir thun / was vns zu thun gebühret / vnd die Mittel die GOtt verleihet / nicht verachten / fället denn etwas neben ein / das vns Sorge bringet / so haben wir mit der Sorge nichts zu schaffen / GOtt wils haben / daß wir sie alle jhm durchs Gebet sollen zuwerffen.

Merckt aber die Art vnd Weise. Paulus sagt: In allenModus devolvendi curam in Deum. Dingen lasset ewre Bitte im Gebet vnnd Flehen mit

Ist nicht das Leben mehr denn die Speise / vnd der Leib mehr denn die Kleidung? Sehet die Vögel vnter dem Himmel an / sie säen nicht / sie erndten nicht / sie samlen nicht in die Schewren / vnd ewer himlischer Vatter ernehret sie doch. Seyd jhr denn nicht viel mehr denn sie? Also spricht auch Paulus hie: Sorget nichts. Keine einige Sorge sollen wir für vns behalten / sondern alle auff Gott werffen. Für den Fort- vnd Außgang vnserer Geschäffte vnd für künfftigen Auffenthalt sorgen / ist eine Hoheit / die vnserm GOtt zugehöret / in seinen Händen stehets / vnd nicht in vnsern. Diese Ehre können wir vns so wenig zueignen / als die Ehre der Anbetung. So wenig du es begehrest / daß man dich anbete / so wenig solstu es auch begehren dich selbst zu versorgen / vnd mit deinen Sorgen außzuhelffen; So ists auch ein vergeblich sorgen / frisset ehe den Leuten das Hertz ab / als daß es etwas helffen solte.

Wie aber? sollen wir GOtt so sorgen lassen / daß wir nichts dazu thun? wie die Sichern thun / die legen sich auff die faule Seite / vnd lassen GOtt sorgen. Das muß nicht seyn / sagt Paulus / sondern in allen Dingen lasset ewre Bitte im Gebet vnd flehen mit Dancksagung für GOtt kund werden. Denn eben darumb fället Sorg auff vns / daß wir zum Gebet getrieben werden. Gott will nicht daß wir keine Noth fürchten oder fühlen sollen; sondern dieweil den elenden Menschen mancherley Noth für der Thür stehet / müssen wir thun / was vns zu thun gebühret / vnd die Mittel die GOtt verleihet / nicht verachten / fället denn etwas neben ein / das vns Sorge bringet / so haben wir mit der Sorge nichts zu schaffen / GOtt wils haben / daß wir sie alle jhm durchs Gebet sollen zuwerffen.

Merckt aber die Art vnd Weise. Paulus sagt: In allenModus devolvendi curam in Deum. Dingen lasset ewre Bitte im Gebet vnnd Flehen mit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0081" n="61"/>
Ist nicht                      das Leben mehr denn die Speise / vnd der Leib mehr denn die Kleidung? Sehet die                      Vögel vnter dem Himmel an / sie säen nicht / sie erndten nicht / sie samlen                      nicht in die Schewren / vnd ewer himlischer Vatter ernehret sie doch. Seyd jhr                      denn nicht viel mehr denn sie? Also spricht auch Paulus hie: Sorget nichts.                      Keine einige Sorge sollen wir für vns behalten / sondern alle auff Gott werffen.                      Für den Fort- vnd Außgang vnserer Geschäffte vnd für künfftigen Auffenthalt                      sorgen / ist eine Hoheit / die vnserm GOtt zugehöret / in seinen Händen stehets                      / vnd nicht in vnsern. Diese Ehre können wir vns so wenig zueignen / als die                      Ehre der Anbetung. So wenig du es begehrest / daß man dich anbete / so wenig                      solstu es auch begehren dich selbst zu versorgen / vnd mit deinen Sorgen                      außzuhelffen; So ists auch ein vergeblich sorgen / frisset ehe den Leuten das                      Hertz ab / als daß es etwas helffen solte.</p>
        <p>Wie aber? sollen wir GOtt so sorgen lassen / daß wir nichts dazu thun? wie die                      Sichern thun / die legen sich auff die faule Seite / vnd lassen GOtt sorgen. Das                      muß nicht seyn / sagt Paulus / sondern in allen Dingen lasset ewre Bitte im                      Gebet vnd flehen mit Dancksagung für GOtt kund werden. Denn eben darumb fället                      Sorg auff vns / daß wir zum Gebet getrieben werden. Gott will nicht daß wir                      keine Noth fürchten oder fühlen sollen; sondern dieweil den elenden Menschen                      mancherley Noth für der Thür stehet / müssen wir thun / was vns zu thun gebühret                      / vnd die Mittel die GOtt verleihet / nicht verachten / fället denn etwas neben                      ein / das vns Sorge bringet / so haben wir mit der Sorge nichts zu schaffen /                      GOtt wils haben / daß wir sie alle jhm durchs Gebet sollen zuwerffen.</p>
        <p>Merckt aber die Art vnd Weise. Paulus sagt: In allen<note place="right">Modus devolvendi curam in Deum.</note> Dingen lasset ewre Bitte im Gebet                      vnnd Flehen mit
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[61/0081] Ist nicht das Leben mehr denn die Speise / vnd der Leib mehr denn die Kleidung? Sehet die Vögel vnter dem Himmel an / sie säen nicht / sie erndten nicht / sie samlen nicht in die Schewren / vnd ewer himlischer Vatter ernehret sie doch. Seyd jhr denn nicht viel mehr denn sie? Also spricht auch Paulus hie: Sorget nichts. Keine einige Sorge sollen wir für vns behalten / sondern alle auff Gott werffen. Für den Fort- vnd Außgang vnserer Geschäffte vnd für künfftigen Auffenthalt sorgen / ist eine Hoheit / die vnserm GOtt zugehöret / in seinen Händen stehets / vnd nicht in vnsern. Diese Ehre können wir vns so wenig zueignen / als die Ehre der Anbetung. So wenig du es begehrest / daß man dich anbete / so wenig solstu es auch begehren dich selbst zu versorgen / vnd mit deinen Sorgen außzuhelffen; So ists auch ein vergeblich sorgen / frisset ehe den Leuten das Hertz ab / als daß es etwas helffen solte. Wie aber? sollen wir GOtt so sorgen lassen / daß wir nichts dazu thun? wie die Sichern thun / die legen sich auff die faule Seite / vnd lassen GOtt sorgen. Das muß nicht seyn / sagt Paulus / sondern in allen Dingen lasset ewre Bitte im Gebet vnd flehen mit Dancksagung für GOtt kund werden. Denn eben darumb fället Sorg auff vns / daß wir zum Gebet getrieben werden. Gott will nicht daß wir keine Noth fürchten oder fühlen sollen; sondern dieweil den elenden Menschen mancherley Noth für der Thür stehet / müssen wir thun / was vns zu thun gebühret / vnd die Mittel die GOtt verleihet / nicht verachten / fället denn etwas neben ein / das vns Sorge bringet / so haben wir mit der Sorge nichts zu schaffen / GOtt wils haben / daß wir sie alle jhm durchs Gebet sollen zuwerffen. Merckt aber die Art vnd Weise. Paulus sagt: In allen Dingen lasset ewre Bitte im Gebet vnnd Flehen mit Modus devolvendi curam in Deum.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/81
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/81>, abgerufen am 24.11.2024.