Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.Hie wird dir zufoderst zu bedencken fürgestellet / die Hoheit dieser Person / davon wir handeln / vnd das mit diesen Worten: Christus Jesus war in göttlicher Gestalt / vnd hielts nicht für einen Raub / GOtt gleich seyn. In göttlicher Gestalt seyn / vnd GOtt gleich seyn / ist eins. In Christo wohnete die gantze Fülle der Gottheit; wie der Apostel redet Col. 2, 9.Coloss. 2. vnd zwar leibhafftig / als in jhrem eignen Leibe / damit sie persönlich vereiniget ist. Die Fülle der Gottheit begreiffet alle Majestät / die in GOTT ist / nichts außgenommen / dieselbe heisset hie eine göttliche Gestalt. Daher konte Christus sich geberden wie ein GOtt / vnd sich auch ehren lassen wie ein GOtt / vnd sich darin GOtt gleich stellen. Beym Johanne am 5. Cap. Joh. 5, 22.spricht der HERR: Der Vatter hat alles Gericht dem Sohn gegeben / auff daß sie alle den Sohn ehren / wie sie den Vatter ehren. Es muß die menschliche Natur in Christo anders angesehen werden / als in andern Menschen. Christus machet mit seinem Fleisch die andere Person der hochgelobten Dreyfaltigkeit. So hat er auch freylich Macht sich zu geberden / vnd sich ehren zu lassen wie der lebendige GOtt. Es wird in Beschreibung dieser Hoheit dieses mercklich hinzu gesetzet / daß ers nicht für einen Raub geachtet / GOtt gleich seyn / anzudeuten / daß es nicht eine geraubte Ehre sey / wann sich Christus GOtt gleich stellet / sondern daß es seine eigenthumbliche Ehre sey. Wenn Adam begehrte GOtt gleich seyn / das war eine geraubte Ehre. Wenn aber Christus hie auff Erden sich hätte wollen GOtt gleich halten / wäre es nicht gewesen ein Raub einer vngebürlichen frembden Ehre / sondern ein Recht / denn er war GOtt selbst. Besihe nun / was für eine tieffe Demuth sich finden lässet in dieser hohen Person. Je höher die Person / je höher vnd wunder- Hie wird dir zufoderst zu bedencken fürgestellet / die Hoheit dieser Person / davon wir handeln / vnd das mit diesen Worten: Christus Jesus war in göttlicher Gestalt / vnd hielts nicht für einen Raub / GOtt gleich seyn. In göttlicher Gestalt seyn / vnd GOtt gleich seyn / ist eins. In Christo wohnete die gantze Fülle der Gottheit; wie der Apostel redet Col. 2, 9.Coloss. 2. vnd zwar leibhafftig / als in jhrem eignen Leibe / damit sie persönlich vereiniget ist. Die Fülle der Gottheit begreiffet alle Majestät / die in GOTT ist / nichts außgenommen / dieselbe heisset hie eine göttliche Gestalt. Daher konte Christus sich geberden wie ein GOtt / vnd sich auch ehren lassen wie ein GOtt / vnd sich darin GOtt gleich stellen. Beym Johanne am 5. Cap. Joh. 5, 22.spricht der HERR: Der Vatter hat alles Gericht dem Sohn gegeben / auff daß sie alle den Sohn ehren / wie sie den Vatter ehren. Es muß die menschliche Natur in Christo anders angesehen werden / als in andern Menschen. Christus machet mit seinem Fleisch die andere Person der hochgelobten Dreyfaltigkeit. So hat er auch freylich Macht sich zu geberden / vnd sich ehren zu lassen wie der lebendige GOtt. Es wird in Beschreibung dieser Hoheit dieses mercklich hinzu gesetzet / daß ers nicht für einen Raub geachtet / GOtt gleich seyn / anzudeuten / daß es nicht eine geraubte Ehre sey / wann sich Christus GOtt gleich stellet / sondern daß es seine eigenthumbliche Ehre sey. Wenn Adam begehrte GOtt gleich seyn / das war eine geraubte Ehre. Wenn aber Christus hie auff Erden sich hätte wollen GOtt gleich halten / wäre es nicht gewesen ein Raub einer vngebürlichen frembden Ehre / sondern ein Recht / denn er war GOtt selbst. 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Cap. <note place="left">Joh. 5, 22.</note>spricht der HERR: Der Vatter hat alles Gericht dem Sohn gegeben / auff daß sie alle den Sohn ehren / wie sie den Vatter ehren. Es muß die menschliche Natur in Christo anders angesehen werden / als in andern Menschen. Christus machet mit seinem Fleisch die andere Person der hochgelobten Dreyfaltigkeit. So hat er auch freylich Macht sich zu geberden / vnd sich ehren zu lassen wie der lebendige GOtt.</p> <p>Es wird in Beschreibung dieser Hoheit dieses mercklich hinzu gesetzet / daß ers nicht für einen Raub geachtet / GOtt gleich seyn / anzudeuten / daß es nicht eine geraubte Ehre sey / wann sich Christus GOtt gleich stellet / sondern daß es seine eigenthumbliche Ehre sey. Wenn Adam begehrte GOtt gleich seyn / das war eine geraubte Ehre. Wenn aber Christus hie auff Erden sich hätte wollen GOtt gleich halten / wäre es nicht gewesen ein Raub einer vngebürlichen frembden Ehre / sondern ein Recht / denn er war GOtt selbst.</p> <p>Besihe nun / was für eine tieffe Demuth sich finden lässet in dieser hohen Person. Je höher die Person / je höher vnd wunder- </p> </div> </body> </text> </TEI> [552/0572]
Hie wird dir zufoderst zu bedencken fürgestellet / die Hoheit dieser Person / davon wir handeln / vnd das mit diesen Worten: Christus Jesus war in göttlicher Gestalt / vnd hielts nicht für einen Raub / GOtt gleich seyn. In göttlicher Gestalt seyn / vnd GOtt gleich seyn / ist eins. In Christo wohnete die gantze Fülle der Gottheit; wie der Apostel redet Coloss. 2. vnd zwar leibhafftig / als in jhrem eignen Leibe / damit sie persönlich vereiniget ist. Die Fülle der Gottheit begreiffet alle Majestät / die in GOTT ist / nichts außgenommen / dieselbe heisset hie eine göttliche Gestalt. Daher konte Christus sich geberden wie ein GOtt / vnd sich auch ehren lassen wie ein GOtt / vnd sich darin GOtt gleich stellen. Beym Johanne am 5. Cap. spricht der HERR: Der Vatter hat alles Gericht dem Sohn gegeben / auff daß sie alle den Sohn ehren / wie sie den Vatter ehren. Es muß die menschliche Natur in Christo anders angesehen werden / als in andern Menschen. Christus machet mit seinem Fleisch die andere Person der hochgelobten Dreyfaltigkeit. So hat er auch freylich Macht sich zu geberden / vnd sich ehren zu lassen wie der lebendige GOtt.
Col. 2, 9.
Joh. 5, 22. Es wird in Beschreibung dieser Hoheit dieses mercklich hinzu gesetzet / daß ers nicht für einen Raub geachtet / GOtt gleich seyn / anzudeuten / daß es nicht eine geraubte Ehre sey / wann sich Christus GOtt gleich stellet / sondern daß es seine eigenthumbliche Ehre sey. Wenn Adam begehrte GOtt gleich seyn / das war eine geraubte Ehre. Wenn aber Christus hie auff Erden sich hätte wollen GOtt gleich halten / wäre es nicht gewesen ein Raub einer vngebürlichen frembden Ehre / sondern ein Recht / denn er war GOtt selbst.
Besihe nun / was für eine tieffe Demuth sich finden lässet in dieser hohen Person. Je höher die Person / je höher vnd wunder-
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 552. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/572>, abgerufen am 22.07.2024. |