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Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

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barlicher ist die Demuth. Die wird mit vielen Worten beschrieben. In gemein spricht Paulus: Er hat sich erniedriget. Er hat können hoch genug seyn; aber er hat sich geniedriget. Wie aber?

Erstlich hat er sich selbst geeussert / oder entlediget / nicht zwar der göttlichen Mayestät selbsten / sondern der gestalt göttlicher Mayestät. So wenig er die göttliche Natur abgeleget / so wenig hat er auch abgeleget die Mayestät / Hoheit vnnd Herrligkeit. Er ist allzeit ein Tempel geblieben / darinn die Fülle der Gottheit leibhafftig wohnete. Doch hat er der göttlichen Hoheit nicht ordentlicher Weise gebrauchet / vnd also deß Nutzes vnnd Gebrauchs der göttlichen Hoheit sich geeussert / nicht zwar also / daß man gantz nichts davon hätte spüren oder sehen können. Dann er hat ja mannichmal die Stralen seiner göttlichen Macht lassen herfür schiessen / daß man gesehen hat eine Herrligkeit deß eingebornen Sohns vom Vatter. Aber doch ist solches nur Stuckwerck gewesen / vnd ein gar geringes / gegen dem allgemeinen Gebrauch aller göttlichen Herrligkeit. Wann es jhm beliebet / hat er zwar gebrauchet seiner göttlichen Allwissenheit vnd Allmacht / doch nicht allezeit / sondern zu weilen; nicht allenthalben / sondern an gewissem Orth. Vnd dazu hat er in seiner Erniedrigung nach dem Fleisch sich niemals zugleich aller göttlichen Herrligkeit / vnd der allgemeinen Herrschafft angenommen.

Daher bestehet die Erniedrigung nicht allein darinn / daß er seine göttliche Mayestät verborgen / sondern daß er als ein Mensch sich der geeussert / vnnd derselben ordentlich nicht hat gebrauchet. Es were zwar auch eine Demuth gewesen. So Christus sich seiner Mayestät nicht hätte angenommen / nicht damit gepranget / vnd offenbarlich für den Augen der Menschen hätte sehen lassen / wann er schon derselben heimlich vnd im verborgen allenthalben vnd allezeit / vnd vollkommen gebrauchet hätte; aber das ist noch

barlicher ist die Demuth. Die wird mit vielen Worten beschrieben. In gemein spricht Paulus: Er hat sich erniedriget. Er hat können hoch genug seyn; aber er hat sich geniedriget. Wie aber?

Erstlich hat er sich selbst geeussert / oder entlediget / nicht zwar der göttlichen Mayestät selbsten / sondern der gestalt göttlicher Mayestät. So wenig er die göttliche Natur abgeleget / so wenig hat er auch abgeleget die Mayestät / Hoheit vnnd Herrligkeit. Er ist allzeit ein Tempel geblieben / darinn die Fülle der Gottheit leibhafftig wohnete. Doch hat er der göttlichen Hoheit nicht ordentlicher Weise gebrauchet / vnd also deß Nutzes vnnd Gebrauchs der göttlichen Hoheit sich geeussert / nicht zwar also / daß man gantz nichts davon hätte spüren oder sehen können. Dann er hat ja mannichmal die Stralen seiner göttlichen Macht lassen herfür schiessen / daß man gesehen hat eine Herrligkeit deß eingebornen Sohns vom Vatter. Aber doch ist solches nur Stuckwerck gewesen / vnd ein gar geringes / gegen dem allgemeinen Gebrauch aller göttlichen Herrligkeit. Wann es jhm beliebet / hat er zwar gebrauchet seiner göttlichen Allwissenheit vnd Allmacht / doch nicht allezeit / sondern zu weilen; nicht allenthalben / sondern an gewissem Orth. Vnd dazu hat er in seiner Erniedrigung nach dem Fleisch sich niemals zugleich aller göttlichen Herrligkeit / vnd der allgemeinen Herrschafft angenommen.

Daher bestehet die Erniedrigung nicht allein darinn / daß er seine göttliche Mayestät verborgen / sondern daß er als ein Mensch sich der geeussert / vnnd derselben ordentlich nicht hat gebrauchet. Es were zwar auch eine Demuth gewesen. So Christus sich seiner Mayestät nicht hätte angenommen / nicht damit gepranget / vnd offenbarlich für den Augen der Menschen hätte sehen lassen / wann er schon derselben heimlich vnd im verborgen allenthalben vnd allezeit / vnd vollkommen gebrauchet hätte; aber das ist noch

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[553/0573] barlicher ist die Demuth. Die wird mit vielen Worten beschrieben. In gemein spricht Paulus: Er hat sich erniedriget. Er hat können hoch genug seyn; aber er hat sich geniedriget. Wie aber? Erstlich hat er sich selbst geeussert / oder entlediget / nicht zwar der göttlichen Mayestät selbsten / sondern der gestalt göttlicher Mayestät. So wenig er die göttliche Natur abgeleget / so wenig hat er auch abgeleget die Mayestät / Hoheit vnnd Herrligkeit. Er ist allzeit ein Tempel geblieben / darinn die Fülle der Gottheit leibhafftig wohnete. Doch hat er der göttlichen Hoheit nicht ordentlicher Weise gebrauchet / vnd also deß Nutzes vnnd Gebrauchs der göttlichen Hoheit sich geeussert / nicht zwar also / daß man gantz nichts davon hätte spüren oder sehen können. Dann er hat ja mannichmal die Stralen seiner göttlichen Macht lassen herfür schiessen / daß man gesehen hat eine Herrligkeit deß eingebornen Sohns vom Vatter. Aber doch ist solches nur Stuckwerck gewesen / vnd ein gar geringes / gegen dem allgemeinen Gebrauch aller göttlichen Herrligkeit. Wann es jhm beliebet / hat er zwar gebrauchet seiner göttlichen Allwissenheit vnd Allmacht / doch nicht allezeit / sondern zu weilen; nicht allenthalben / sondern an gewissem Orth. Vnd dazu hat er in seiner Erniedrigung nach dem Fleisch sich niemals zugleich aller göttlichen Herrligkeit / vnd der allgemeinen Herrschafft angenommen. Daher bestehet die Erniedrigung nicht allein darinn / daß er seine göttliche Mayestät verborgen / sondern daß er als ein Mensch sich der geeussert / vnnd derselben ordentlich nicht hat gebrauchet. Es were zwar auch eine Demuth gewesen. So Christus sich seiner Mayestät nicht hätte angenommen / nicht damit gepranget / vnd offenbarlich für den Augen der Menschen hätte sehen lassen / wann er schon derselben heimlich vnd im verborgen allenthalben vnd allezeit / vnd vollkommen gebrauchet hätte; aber das ist noch

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 553. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/573>, abgerufen am 22.11.2024.