Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.es sache / daß GOTT nicht könte als nur an einem gewissen Ort seyn / würde er den Himmel verlassen / vnd die Gnadendurstige Seele erfüllen. Darin will er leben / wircken vnd trösten kräfftiglich. Darumb ists ja wahr: die Krafft Christi ist in der Schwachheit starck. Je grösser Noth / je näher GOTT. Die natürliche Kräffte werden starck / wenn sie wachsen / vnd werden schwacher / wenn sie abnehmen. Die geistliche Kräffte / das Wort vnd das Reich Gottes in vns / wird so viel stärcker / so viel mehr der äusserlicher Mensch vntergedruckt wird. Die Schwachheit ist das nicht / auß welchem GOtt eine newe Erde vnd einen newen Himmel bawen will. So ist nun ja die Schwachheit vnd das Creutz ein vornehmes Stück eines Christlichen Ruhms. Wir kommen dadurch in die Ordnung aller Heiligen / werden erfunden als rechtschaffene Diener Christi / vnd die Krafft Christi will bey vns wohnen. Daher rühmet sich Paulus nicht hie allein seiner Schwachheit / sondern allenthalben / da er der Trübsalen gedenckt / gedenckt er derselben in Ehren / als welche den Christen eine Ehre seyn. HättenEph. 3, 13. die beyde Apostel / Petrus vnd Johannes / das Creutz Christi nicht für jhre Ehre gehalten / würden sie darüber nicht froh geworden seyn / da sie gestäupet wurden. Es stehet aber von jhnen geschrieben; Sie giengen frölich davon / daß sie würdig gewesenAct. 5, 41. waren / vmb deß Namens JESV willen Schmach leiden. Also seyn zusammen zwey Stück deß Christlichen Ruhms / die Gnade Gottes in der Schwachheit; vnd die Schwachheit vnter der Gnaden. Eins ist in GOtt / das ander in vns. Wenn wir gedencken an die Hoheit / die wir durch Christum an GOtt haben / können wir / wie Paulus / sagen: Ich kenne einen Menschen in Christo / der hat sein Theil im dritten Himmel. Davon will ich mich rühmen / von mir selbst aber will ich mich nichts rühmen / als es sache / daß GOTT nicht könte als nur an einem gewissen Ort seyn / würde er den Himmel verlassen / vnd die Gnadendurstige Seele erfüllen. Darin will er leben / wircken vnd trösten kräfftiglich. Darumb ists ja wahr: die Krafft Christi ist in der Schwachheit starck. Je grösser Noth / je näher GOTT. Die natürliche Kräffte werden starck / wenn sie wachsen / vnd werden schwacher / wenn sie abnehmen. Die geistliche Kräffte / das Wort vnd das Reich Gottes in vns / wird so viel stärcker / so viel mehr der äusserlicher Mensch vntergedruckt wird. Die Schwachheit ist das nicht / auß welchem GOtt eine newe Erde vnd einen newen Himmel bawen will. So ist nun ja die Schwachheit vnd das Creutz ein vornehmes Stück eines Christlichen Ruhms. Wir kommen dadurch in die Ordnung aller Heiligen / werden erfunden als rechtschaffene Diener Christi / vnd die Krafft Christi will bey vns wohnen. Daher rühmet sich Paulus nicht hie allein seiner Schwachheit / sondern allenthalben / da er der Trübsalen gedenckt / gedenckt er derselben in Ehren / als welche den Christen eine Ehre seyn. HättenEph. 3, 13. die beyde Apostel / Petrus vnd Johannes / das Creutz Christi nicht für jhre Ehre gehalten / würden sie darüber nicht froh geworden seyn / da sie gestäupet wurden. Es stehet aber von jhnen geschrieben; Sie giengen frölich davon / daß sie würdig gewesenAct. 5, 41. waren / vmb deß Namens JESV willen Schmach leiden. Also seyn zusammen zwey Stück deß Christlichen Ruhms / die Gnade Gottes in der Schwachheit; vnd die Schwachheit vnter der Gnaden. Eins ist in GOtt / das ander in vns. Wenn wir gedencken an die Hoheit / die wir durch Christum an GOtt haben / können wir / wie Paulus / sagen: Ich kenne einen Menschen in Christo / der hat sein Theil im dritten Himmel. Davon will ich mich rühmen / von mir selbst aber will ich mich nichts rühmen / als <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0415" n="395"/> es sache / daß GOTT nicht könte als nur an einem gewissen Ort seyn / würde er den Himmel verlassen / vnd die Gnadendurstige Seele erfüllen. Darin will er leben / wircken vnd trösten kräfftiglich.</p> <p>Darumb ists ja wahr: die Krafft Christi ist in der Schwachheit starck. Je grösser Noth / je näher GOTT. Die natürliche Kräffte werden starck / wenn sie wachsen / vnd werden schwacher / wenn sie abnehmen. Die geistliche Kräffte / das Wort vnd das Reich Gottes in vns / wird so viel stärcker / so viel mehr der äusserlicher Mensch vntergedruckt wird. Die Schwachheit ist das nicht / auß welchem GOtt eine newe Erde vnd einen newen Himmel bawen will.</p> <p>So ist nun ja die Schwachheit vnd das Creutz ein vornehmes Stück eines Christlichen Ruhms. Wir kommen dadurch in die Ordnung aller Heiligen / werden erfunden als rechtschaffene Diener Christi / vnd die Krafft Christi will bey vns wohnen. Daher rühmet sich Paulus nicht hie allein seiner Schwachheit / sondern allenthalben / da er der Trübsalen gedenckt / gedenckt er derselben in Ehren / als welche den Christen eine Ehre seyn. Hätten<note place="right">Eph. 3, 13.</note> die beyde Apostel / Petrus vnd Johannes / das Creutz Christi nicht für jhre Ehre gehalten / würden sie darüber nicht froh geworden seyn / da sie gestäupet wurden. Es stehet aber von jhnen geschrieben; Sie giengen frölich davon / daß sie würdig gewesen<note place="right">Act. 5, 41.</note> waren / vmb deß Namens JESV willen Schmach leiden.</p> <p>Also seyn zusammen zwey Stück deß Christlichen Ruhms / die Gnade Gottes in der Schwachheit; vnd die Schwachheit vnter der Gnaden. Eins ist in GOtt / das ander in vns. Wenn wir gedencken an die Hoheit / die wir durch Christum an GOtt haben / können wir / wie Paulus / sagen: Ich kenne einen Menschen in Christo / der hat sein Theil im dritten Himmel. Davon will ich mich rühmen / von mir selbst aber will ich mich nichts rühmen / als </p> </div> </body> </text> </TEI> [395/0415]
es sache / daß GOTT nicht könte als nur an einem gewissen Ort seyn / würde er den Himmel verlassen / vnd die Gnadendurstige Seele erfüllen. Darin will er leben / wircken vnd trösten kräfftiglich.
Darumb ists ja wahr: die Krafft Christi ist in der Schwachheit starck. Je grösser Noth / je näher GOTT. Die natürliche Kräffte werden starck / wenn sie wachsen / vnd werden schwacher / wenn sie abnehmen. Die geistliche Kräffte / das Wort vnd das Reich Gottes in vns / wird so viel stärcker / so viel mehr der äusserlicher Mensch vntergedruckt wird. Die Schwachheit ist das nicht / auß welchem GOtt eine newe Erde vnd einen newen Himmel bawen will.
So ist nun ja die Schwachheit vnd das Creutz ein vornehmes Stück eines Christlichen Ruhms. Wir kommen dadurch in die Ordnung aller Heiligen / werden erfunden als rechtschaffene Diener Christi / vnd die Krafft Christi will bey vns wohnen. Daher rühmet sich Paulus nicht hie allein seiner Schwachheit / sondern allenthalben / da er der Trübsalen gedenckt / gedenckt er derselben in Ehren / als welche den Christen eine Ehre seyn. Hätten die beyde Apostel / Petrus vnd Johannes / das Creutz Christi nicht für jhre Ehre gehalten / würden sie darüber nicht froh geworden seyn / da sie gestäupet wurden. Es stehet aber von jhnen geschrieben; Sie giengen frölich davon / daß sie würdig gewesen waren / vmb deß Namens JESV willen Schmach leiden.
Eph. 3, 13.
Act. 5, 41. Also seyn zusammen zwey Stück deß Christlichen Ruhms / die Gnade Gottes in der Schwachheit; vnd die Schwachheit vnter der Gnaden. Eins ist in GOtt / das ander in vns. Wenn wir gedencken an die Hoheit / die wir durch Christum an GOtt haben / können wir / wie Paulus / sagen: Ich kenne einen Menschen in Christo / der hat sein Theil im dritten Himmel. Davon will ich mich rühmen / von mir selbst aber will ich mich nichts rühmen / als
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/415>, abgerufen am 22.07.2024. |