Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.so ist jhnen meine Freyheit zur Sünde gerathen. Da soll es heissen: Meidet allen bösen Schein. Der Apostel Paulus im 9. Cap. der ersten Epistel an die Corinther / stellet vns für Augen sein eigen Exempel: Ihm war frey / eine Schwester zum Weibe mit sich vmbher zu führen / vnd Sold zu nehmen / sich vnd sein Weib zu vnterhalten. Dessen hatte er Grund im Recht der Natur; Denn welcher pflantzet einen Weinberg / vnd jsset nicht von seiner Frucht Ein Arbeiter ist seines Lohns werth. Diß ist bekräfftiget im Gesetz Gottes: Du solt dem Ochsen nicht das Maul verbinden / der da drischet. So ists auch nicht wider die Billigkeit. So wir euch das geistliche säen / ists ein groß ding / ob wir ewer leiblichs erndten? Doch hat Paulus wollen weder ein Weib mit sich herumb führen / weder Sold nehmen / damit er seiner Gewalt nicht mißbrauchte / vnd dem Evangelio durch seine Freyheit verhinderlich wäre. Darumb schliesset er: Wiewol ich frey bin von jederman / hab ich doch mich selbst jederman zum Knecht gemacht / auff daß ich jhrer viel gewinne. Den Juden bin ich worden als ein Jude / auff daß ich die Juden gewinne. Denen die vnter dem Gesetz sind / bin ich worden / als vnter dem Gesetz / auff daß ich die / so vnter dem Gesetz sind / gewinne. Denen / die ohn Gesetz sind / bin ich als ohn Gesetz geworden / auff daß ich die / so ohn Gesetz sind / gewinne. Den Schwachen bin ich worden / als ein Schwacher / auff daß ich die Schwachen gewinne. Ich bin jederman allerley worden / verstehe in freyen dingen / auff daß ich allenthalben ja etliche selig mache. Also macht vns die Liebe zu Knechten / daß wir nicht fort thun / was vns frey stehet / sondern daß wir auch auffden Nechsten sehen / ob der gebawet oder geärgert werde. so ist jhnen meine Freyheit zur Sünde gerathen. Da soll es heissen: Meidet allen bösen Schein. Der Apostel Paulus im 9. Cap. der ersten Epistel an die Corinther / stellet vns für Augen sein eigen Exempel: Ihm war frey / eine Schwester zum Weibe mit sich vmbher zu führen / vnd Sold zu nehmen / sich vnd sein Weib zu vnterhalten. Dessen hatte er Grund im Recht der Natur; Denn welcher pflantzet einen Weinberg / vnd jsset nicht von seiner Frucht Ein Arbeiter ist seines Lohns werth. Diß ist bekräfftiget im Gesetz Gottes: Du solt dem Ochsen nicht das Maul verbinden / der da drischet. So ists auch nicht wider die Billigkeit. So wir euch das geistliche säen / ists ein groß ding / ob wir ewer leiblichs erndten? Doch hat Paulus wollen weder ein Weib mit sich herumb führen / weder Sold nehmen / damit er seiner Gewalt nicht mißbrauchte / vnd dem Evangelio durch seine Freyheit verhinderlich wäre. Darumb schliesset er: Wiewol ich frey bin von jederman / hab ich doch mich selbst jederman zum Knecht gemacht / auff daß ich jhrer viel gewinne. Den Juden bin ich worden als ein Jude / auff daß ich die Juden gewinne. Denen die vnter dem Gesetz sind / bin ich worden / als vnter dem Gesetz / auff daß ich die / so vnter dem Gesetz sind / gewinne. Denen / die ohn Gesetz sind / bin ich als ohn Gesetz geworden / auff daß ich die / so ohn Gesetz sind / gewinne. Den Schwachen bin ich worden / als ein Schwacher / auff daß ich die Schwachen gewinne. Ich bin jederman allerley worden / verstehe in freyen dingen / auff daß ich allenthalben ja etliche selig mache. Also macht vns die Liebe zu Knechten / daß wir nicht fort thun / was vns frey stehet / sondern daß wir auch auffden Nechsten sehen / ob der gebawet oder geärgert werde. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0374" n="354"/> so ist jhnen meine Freyheit zur Sünde gerathen. Da soll es heissen: Meidet allen bösen Schein.</p> <note place="left">1. Cor. 9.</note> <p>Der Apostel Paulus im 9. Cap. der ersten Epistel an die Corinther / stellet vns für Augen sein eigen Exempel: Ihm war frey / eine Schwester zum Weibe mit sich vmbher zu führen / vnd Sold zu nehmen / sich vnd sein Weib zu vnterhalten. Dessen hatte er Grund im Recht der Natur; Denn welcher pflantzet einen Weinberg / vnd jsset nicht von seiner Frucht Ein Arbeiter ist seines Lohns werth. Diß ist bekräfftiget im Gesetz Gottes: Du solt dem Ochsen nicht das Maul verbinden / der da drischet. So ists auch nicht wider die Billigkeit. So wir euch das geistliche säen / ists ein groß ding / ob wir ewer leiblichs erndten? Doch hat Paulus wollen weder ein Weib mit sich herumb führen / weder Sold nehmen / damit er seiner Gewalt nicht mißbrauchte / vnd dem Evangelio durch seine Freyheit verhinderlich wäre. Darumb schliesset er: Wiewol ich frey bin von jederman / hab ich doch mich selbst jederman zum Knecht gemacht / auff daß ich jhrer viel gewinne. Den Juden bin ich worden als ein Jude / auff daß ich die Juden gewinne. Denen die vnter dem Gesetz sind / bin ich worden / als vnter dem Gesetz / auff daß ich die / so vnter dem Gesetz sind / gewinne. Denen / die ohn Gesetz sind / bin ich als ohn Gesetz geworden / auff daß ich die / so ohn Gesetz sind / gewinne. Den Schwachen bin ich worden / als ein Schwacher / auff daß ich die Schwachen gewinne. Ich bin jederman allerley worden / verstehe in freyen dingen / auff daß ich allenthalben ja etliche selig mache. Also macht vns die Liebe zu Knechten / daß wir nicht fort thun / was vns frey stehet / sondern daß wir auch auffden Nechsten sehen / ob der gebawet oder geärgert werde.</p> </div> </body> </text> </TEI> [354/0374]
so ist jhnen meine Freyheit zur Sünde gerathen. Da soll es heissen: Meidet allen bösen Schein.
Der Apostel Paulus im 9. Cap. der ersten Epistel an die Corinther / stellet vns für Augen sein eigen Exempel: Ihm war frey / eine Schwester zum Weibe mit sich vmbher zu führen / vnd Sold zu nehmen / sich vnd sein Weib zu vnterhalten. Dessen hatte er Grund im Recht der Natur; Denn welcher pflantzet einen Weinberg / vnd jsset nicht von seiner Frucht Ein Arbeiter ist seines Lohns werth. Diß ist bekräfftiget im Gesetz Gottes: Du solt dem Ochsen nicht das Maul verbinden / der da drischet. So ists auch nicht wider die Billigkeit. So wir euch das geistliche säen / ists ein groß ding / ob wir ewer leiblichs erndten? Doch hat Paulus wollen weder ein Weib mit sich herumb führen / weder Sold nehmen / damit er seiner Gewalt nicht mißbrauchte / vnd dem Evangelio durch seine Freyheit verhinderlich wäre. Darumb schliesset er: Wiewol ich frey bin von jederman / hab ich doch mich selbst jederman zum Knecht gemacht / auff daß ich jhrer viel gewinne. Den Juden bin ich worden als ein Jude / auff daß ich die Juden gewinne. Denen die vnter dem Gesetz sind / bin ich worden / als vnter dem Gesetz / auff daß ich die / so vnter dem Gesetz sind / gewinne. Denen / die ohn Gesetz sind / bin ich als ohn Gesetz geworden / auff daß ich die / so ohn Gesetz sind / gewinne. Den Schwachen bin ich worden / als ein Schwacher / auff daß ich die Schwachen gewinne. Ich bin jederman allerley worden / verstehe in freyen dingen / auff daß ich allenthalben ja etliche selig mache. Also macht vns die Liebe zu Knechten / daß wir nicht fort thun / was vns frey stehet / sondern daß wir auch auffden Nechsten sehen / ob der gebawet oder geärgert werde.
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/374>, abgerufen am 16.02.2025. |