Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.Adhottatio 1 Adgratan agnitionen. Wann denn / lieben Christen / dieses an vns erfüllet ist / in dem der Glantz auß Zion auch zu vns gekommen / lasset vns solches mit Danck erkennen. Vnter den Heyden haben sich auch Leute gefunden / die sich der Ehrbarkeit befliessen. Aber wo haben sie jhre Tugend gesucht? Nicht in GOtt / sondern in jhnen selbsten. Durchs Gebet haben sie rechtschaffene Tugend nicht gesucht; denn sie haben auch den wahren Gott nicht gekant / auch nicht gewust / wie sie jhn anruffen solten. Wann sie denn nicht vom Himmel Krafft vnd Hülff zur Tugend gesucht / sondern in jhnen selbsten / das ist recht das Liecht nehmen auß der Finsternüß. Was Tugend bey jhnen gegolten / ob sie zwar viel davon außgegeben / mag man dabey spüren / daß sie an statt deß heiligen keuschen Gottes / jhnen schändliche Götter erdacht haben / vnd denselben allerley Schand vnd Vnreinigkeit zugeeignet. Wie haben sie können dafür halten / daß jhnen das Vbel anstünde / das an jhren Göttern gelobet wird? So sie jhren Göttern sich gleich verhalten / das hat jhnen nicht können grosse Schande seyn. Daher billich Paulus den Heyden Eph. 4, 17. 18.diese Titul gibt / daß sie wandeln in der Eitelkeit jhres Sinnes / daß jhr Verstand verfinstert / entfrembdet von dem Leben / das auß Gott ist. Wie viel seliger seynd wir / die wir gekommen seyn zur Statt deß lebendigen Gottes / sehen Gottes Liecht / vnd können im Glantz der göttlichen Herrligkeit wandeln. In Summa / wir seyn selige Leute. Die Heyden haben auch Seligkeit gesucht / einer hierin / der ander in etwas anders. Wir dürffens nicht errathen / worin die Seligkeit bestehe. Zun Römern am 14. stehets mit klaren Buchstaben: Rom. 14, 17.Das Reich Gottes ist nicht Essen vnd Trincken / sondern Gerechtigkeit vnd Fried vnd Frewde in dem H. Geist. Die Gerechtigkeit ist der Grund deß Friedens. Das macht die Seligkeit. Auß beyden / nemblich auß Gerechtigkeit vnd Fried / entstehet eine geistliche Frewde / das versiegelt die Se- Adhottatio 1 Adgratã agnitionẽ. Wann denn / lieben Christen / dieses an vns erfüllet ist / in dem der Glantz auß Zion auch zu vns gekommen / lasset vns solches mit Danck erkennen. Vnter den Heyden haben sich auch Leute gefunden / die sich der Ehrbarkeit befliessen. Aber wo haben sie jhre Tugend gesucht? Nicht in GOtt / sondern in jhnen selbsten. Durchs Gebet haben sie rechtschaffene Tugend nicht gesucht; denn sie haben auch den wahren Gott nicht gekant / auch nicht gewust / wie sie jhn anruffen solten. Wann sie denn nicht vom Himmel Krafft vnd Hülff zur Tugend gesucht / sondern in jhnen selbsten / das ist recht das Liecht nehmen auß der Finsternüß. Was Tugend bey jhnen gegolten / ob sie zwar viel davon außgegeben / mag man dabey spüren / daß sie an statt deß heiligen keuschen Gottes / jhnen schändliche Götter erdacht haben / vnd denselben allerley Schand vnd Vnreinigkeit zugeeignet. Wie haben sie können dafür halten / daß jhnen das Vbel anstünde / das an jhren Göttern gelobet wird? So sie jhren Göttern sich gleich verhalten / das hat jhnen nicht können grosse Schande seyn. Daher billich Paulus den Heyden Eph. 4, 17. 18.diese Titul gibt / daß sie wandeln in der Eitelkeit jhres Sinnes / daß jhr Verstand verfinstert / entfrembdet von dem Leben / das auß Gott ist. Wie viel seliger seynd wir / die wir gekommen seyn zur Statt deß lebendigen Gottes / sehen Gottes Liecht / vnd können im Glantz der göttlichen Herrligkeit wandeln. In Summa / wir seyn selige Leute. Die Heyden haben auch Seligkeit gesucht / einer hierin / der ander in etwas anders. Wir dürffens nicht errathen / worin die Seligkeit bestehe. Zun Römern am 14. stehets mit klaren Buchstaben: Rom. 14, 17.Das Reich Gottes ist nicht Essen vnd Trincken / sondern Gerechtigkeit vnd Fried vnd Frewde in dem H. Geist. Die Gerechtigkeit ist der Grund deß Friedens. Das macht die Seligkeit. Auß beyden / nemblich auß Gerechtigkeit vnd Fried / entstehet eine geistliche Frewde / das versiegelt die Se- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0234" n="214"/> <note place="left">Adhottatio 1 Adgratã agnitionẽ.</note> <p>Wann denn / lieben Christen / dieses an vns erfüllet ist / in dem der Glantz auß Zion auch zu vns gekommen / lasset vns solches mit Danck erkennen. Vnter den Heyden haben sich auch Leute gefunden / die sich der Ehrbarkeit befliessen. Aber wo haben sie jhre Tugend gesucht? Nicht in GOtt / sondern in jhnen selbsten. Durchs Gebet haben sie rechtschaffene Tugend nicht gesucht; denn sie haben auch den wahren Gott nicht gekant / auch nicht gewust / wie sie jhn anruffen solten. Wann sie denn nicht vom Himmel Krafft vnd Hülff zur Tugend gesucht / sondern in jhnen selbsten / das ist recht das Liecht nehmen auß der Finsternüß. Was Tugend bey jhnen gegolten / ob sie zwar viel davon außgegeben / mag man dabey spüren / daß sie an statt deß heiligen keuschen Gottes / jhnen schändliche Götter erdacht haben / vnd denselben allerley Schand vnd Vnreinigkeit zugeeignet. Wie haben sie können dafür halten / daß jhnen das Vbel anstünde / das an jhren Göttern gelobet wird? So sie jhren Göttern sich gleich verhalten / das hat jhnen nicht können grosse Schande seyn. 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Wann denn / lieben Christen / dieses an vns erfüllet ist / in dem der Glantz auß Zion auch zu vns gekommen / lasset vns solches mit Danck erkennen. Vnter den Heyden haben sich auch Leute gefunden / die sich der Ehrbarkeit befliessen. Aber wo haben sie jhre Tugend gesucht? Nicht in GOtt / sondern in jhnen selbsten. Durchs Gebet haben sie rechtschaffene Tugend nicht gesucht; denn sie haben auch den wahren Gott nicht gekant / auch nicht gewust / wie sie jhn anruffen solten. Wann sie denn nicht vom Himmel Krafft vnd Hülff zur Tugend gesucht / sondern in jhnen selbsten / das ist recht das Liecht nehmen auß der Finsternüß. Was Tugend bey jhnen gegolten / ob sie zwar viel davon außgegeben / mag man dabey spüren / daß sie an statt deß heiligen keuschen Gottes / jhnen schändliche Götter erdacht haben / vnd denselben allerley Schand vnd Vnreinigkeit zugeeignet. Wie haben sie können dafür halten / daß jhnen das Vbel anstünde / das an jhren Göttern gelobet wird? So sie jhren Göttern sich gleich verhalten / das hat jhnen nicht können grosse Schande seyn. Daher billich Paulus den Heyden diese Titul gibt / daß sie wandeln in der Eitelkeit jhres Sinnes / daß jhr Verstand verfinstert / entfrembdet von dem Leben / das auß Gott ist.
Eph. 4, 17. 18. Wie viel seliger seynd wir / die wir gekommen seyn zur Statt deß lebendigen Gottes / sehen Gottes Liecht / vnd können im Glantz der göttlichen Herrligkeit wandeln. In Summa / wir seyn selige Leute. Die Heyden haben auch Seligkeit gesucht / einer hierin / der ander in etwas anders. Wir dürffens nicht errathen / worin die Seligkeit bestehe. Zun Römern am 14. stehets mit klaren Buchstaben: Das Reich Gottes ist nicht Essen vnd Trincken / sondern Gerechtigkeit vnd Fried vnd Frewde in dem H. Geist. Die Gerechtigkeit ist der Grund deß Friedens. Das macht die Seligkeit. Auß beyden / nemblich auß Gerechtigkeit vnd Fried / entstehet eine geistliche Frewde / das versiegelt die Se-
Rom. 14, 17.
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/234>, abgerufen am 03.07.2024. |