Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.Die gottseliges Hertzens seyn / tragen Leid / wanns dem Volck Gottes übel gehet; vnd frewen sich / wanns jhm wol gehet. Wann die Gottselige in der Gefängnüß Babel dachten an das wüste Zion / weineten sie / vnd konten nicht frölich seyn / vnd sagten / wie im 137. Psalm stehet: Vergeß ich dein Jerusalem / so werdePsal. 137, 1; 5. 6. meiner Rechten vergessen. Meine Zunge muß an meinem Gaumen kleben / wo ich dein nicht gedencke / wo ich nicht lasse Jerusalem meine höchste Frewde seyn. Welche nicht trawren mit dem trawrenden Zion; vnd sich nicht frewen mit dem frewenden Zion / seyn wie ein erstorbenes Glied am geistlichen Leibe Christi / das keine Empfindligkeit mehr hat. An dem Apostel Paulo sihet man in vielen Episteln / wie wunderfrölich er wird / wann eine Statt oder Land zur Gemeinschafft deß Evangeliums gekommen ist. Das ist freylich frewens werth / sintemal das Hauß der Herrligkeit Gottes dadurch gezieret wird. Ein Christ aber ist begierig nach Gottes Ehr / wünschet vnd suchet nichts mehr als Gottes Ehr. Das ist nun der Trost / damit GOtt die Glaubige in seinem Volck auffrichtet / die mannichmal bekümmert gewesen / vmb der Finsternüß in Zion. Den Glaubigen vor Christi Geburt hat diese Verheissung gegolten / daß sie darin versichert würden / es würde einmal das Liecht vnd deß HERRN Herrligkeit gewiß zu jhnen kommen / vnd daß alsdenn das beängstete Zion solt wieder erfrewet werden. Den Christen nach Christi Geburt gilts / daß sie nicht darauff sehen / wie sie mitten vnter Feinden wohnen / wenig vnd veracht / sondern daß sie sich damit trösten / daß GOTT sein Häufflein nicht allein werde erhalten / sondern auch groß machen. Drumb will Gott so viel sagen: Es heist / Jerusalem / daß du wüst seyst vnd verlassen. Aber sey getrost / du solt groß werden. Denn es soll euch das Liecht auffgehen / vnd nicht allein bey euch scheinen / sondern auch auff die Heyden kommen. Damit will ich das Hauß meiner Herrligkeit zieren / vnd du wirst dich frewen. Die gottseliges Hertzens seyn / tragen Leid / wanns dem Volck Gottes übel gehet; vnd frewen sich / wanns jhm wol gehet. Wann die Gottselige in der Gefängnüß Babel dachten an das wüste Zion / weineten sie / vnd konten nicht frölich seyn / vnd sagten / wie im 137. Psalm stehet: Vergeß ich dein Jerusalem / so werdePsal. 137, 1; 5. 6. meiner Rechten vergessen. Meine Zunge muß an meinem Gaumen kleben / wo ich dein nicht gedencke / wo ich nicht lasse Jerusalem meine höchste Frewde seyn. Welche nicht trawren mit dem trawrenden Zion; vnd sich nicht frewen mit dem frewenden Zion / seyn wie ein erstorbenes Glied am geistlichen Leibe Christi / das keine Empfindligkeit mehr hat. An dem Apostel Paulo sihet man in vielen Episteln / wie wunderfrölich er wird / wann eine Statt oder Land zur Gemeinschafft deß Evangeliums gekommen ist. Das ist freylich frewens werth / sintemal das Hauß der Herrligkeit Gottes dadurch gezieret wird. Ein Christ aber ist begierig nach Gottes Ehr / wünschet vnd suchet nichts mehr als Gottes Ehr. Das ist nun der Trost / damit GOtt die Glaubige in seinem Volck auffrichtet / die mannichmal bekümmert gewesen / vmb der Finsternüß in Zion. Den Glaubigen vor Christi Geburt hat diese Verheissung gegolten / daß sie darin versichert würden / es würde einmal das Liecht vnd deß HERRN Herrligkeit gewiß zu jhnen kommen / vnd daß alsdenn das beängstete Zion solt wieder erfrewet werden. Den Christen nach Christi Geburt gilts / daß sie nicht darauff sehen / wie sie mitten vnter Feinden wohnen / wenig vnd veracht / sondern daß sie sich damit trösten / daß GOTT sein Häufflein nicht allein werde erhalten / sondern auch groß machen. Drumb will Gott so viel sagen: Es heist / Jerusalem / daß du wüst seyst vnd verlassen. Aber sey getrost / du solt groß werden. Denn es soll euch das Liecht auffgehen / vnd nicht allein bey euch scheinen / sondern auch auff die Heyden kommen. Damit will ich das Hauß meiner Herrligkeit zieren / vnd du wirst dich frewen. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0233" n="213"/> Die gottseliges Hertzens seyn / tragen Leid / wanns dem Volck Gottes übel gehet; vnd frewen sich / wanns jhm wol gehet. Wann die Gottselige in der Gefängnüß Babel dachten an das wüste Zion / weineten sie / vnd konten nicht frölich seyn / vnd sagten / wie im 137. Psalm stehet: Vergeß ich dein Jerusalem / so werde<note place="right">Psal. 137, 1; 5. 6.</note> meiner Rechten vergessen. Meine Zunge muß an meinem Gaumen kleben / wo ich dein nicht gedencke / wo ich nicht lasse Jerusalem meine höchste Frewde seyn. 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Den Christen nach Christi Geburt gilts / daß sie nicht darauff sehen / wie sie mitten vnter Feinden wohnen / wenig vnd veracht / sondern daß sie sich damit trösten / daß GOTT sein Häufflein nicht allein werde erhalten / sondern auch groß machen. Drumb will Gott so viel sagen: Es heist / Jerusalem / daß du wüst seyst vnd verlassen. Aber sey getrost / du solt groß werden. Denn es soll euch das Liecht auffgehen / vnd nicht allein bey euch scheinen / sondern auch auff die Heyden kommen. Damit will ich das Hauß meiner Herrligkeit zieren / vnd du wirst dich frewen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [213/0233]
Die gottseliges Hertzens seyn / tragen Leid / wanns dem Volck Gottes übel gehet; vnd frewen sich / wanns jhm wol gehet. Wann die Gottselige in der Gefängnüß Babel dachten an das wüste Zion / weineten sie / vnd konten nicht frölich seyn / vnd sagten / wie im 137. Psalm stehet: Vergeß ich dein Jerusalem / so werde meiner Rechten vergessen. Meine Zunge muß an meinem Gaumen kleben / wo ich dein nicht gedencke / wo ich nicht lasse Jerusalem meine höchste Frewde seyn. Welche nicht trawren mit dem trawrenden Zion; vnd sich nicht frewen mit dem frewenden Zion / seyn wie ein erstorbenes Glied am geistlichen Leibe Christi / das keine Empfindligkeit mehr hat. An dem Apostel Paulo sihet man in vielen Episteln / wie wunderfrölich er wird / wann eine Statt oder Land zur Gemeinschafft deß Evangeliums gekommen ist. Das ist freylich frewens werth / sintemal das Hauß der Herrligkeit Gottes dadurch gezieret wird. Ein Christ aber ist begierig nach Gottes Ehr / wünschet vnd suchet nichts mehr als Gottes Ehr.
Psal. 137, 1; 5. 6. Das ist nun der Trost / damit GOtt die Glaubige in seinem Volck auffrichtet / die mannichmal bekümmert gewesen / vmb der Finsternüß in Zion. Den Glaubigen vor Christi Geburt hat diese Verheissung gegolten / daß sie darin versichert würden / es würde einmal das Liecht vnd deß HERRN Herrligkeit gewiß zu jhnen kommen / vnd daß alsdenn das beängstete Zion solt wieder erfrewet werden. Den Christen nach Christi Geburt gilts / daß sie nicht darauff sehen / wie sie mitten vnter Feinden wohnen / wenig vnd veracht / sondern daß sie sich damit trösten / daß GOTT sein Häufflein nicht allein werde erhalten / sondern auch groß machen. Drumb will Gott so viel sagen: Es heist / Jerusalem / daß du wüst seyst vnd verlassen. Aber sey getrost / du solt groß werden. Denn es soll euch das Liecht auffgehen / vnd nicht allein bey euch scheinen / sondern auch auff die Heyden kommen. Damit will ich das Hauß meiner Herrligkeit zieren / vnd du wirst dich frewen.
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/233>, abgerufen am 22.07.2024. |