Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.WAs massen Cain auß lauter Frevel seinen frommen BruderMundi odium erga pios. Abel erschlagen / ist bekant auß der Historia der Schöpffung. Diesen Brudermord ziehet der Apostel1. Joh. 3, 12. vnd Evangelist Johannes an / im 3. Cap. seiner ersten Epistel / fürnemblich zum Exempel eines falschen Christenthumbs / denn es wolte Cain auch den Namen haben / als dienete er dem lebendigen GOtt / vnd gehörete GOtt an / darumb brachte er auch GOtt sein Opffer; aber er war dabey ein Heuchler / vnd war der nicht / dafür er sich außgab / das ward offenbar auß seinem Leben / dann er thäte nicht recht / vnd liebete nicht recht. Also ist mancher / der sich für einen Christen außgibt / vnd meynet auch nicht anders / als sey er ein rechter Christ / vnd hat doch Cains Mucken / daran wirds denn offenbar / welche die Kinder Gottes / oder die Kinder deß Teufels seyn. Wer nicht recht thut / vnd wer nicht seinen Bruder liebet /V. 10. der ist nicht von GOtt. Hernach zeiget Johannes in demselbigen Exempel auch dieses / wie friedliebende Christen nicht fort Fried vnd Liebe in der Welt wieder bekommen. Denn Abel liebete vnd ehrete Cain / als den Erstgebornen / vnd seinen ältesten Bruder / vnd ließ sich begnügen an der Gnade Gottes / nichts deß zu weniger muste er getödtet werden. Darumb spricht Johannes: Verwundert euchV. 13. nicht / meine Brüder / ob euch die Welt hasset. Es bildet jhm mancher ein / wann er niemands leides thut / sondern sich befleissiget allerley gutes jederman zu erzeigen / so werde man jhn wieder lieben / vnd werde jhm niemand was zu wider thun; kompts denn / daß sich das Wiederspiel findet / fängt er an sich zu verwundern: wie ists müglich / daß dieser vnd jener kan ein solches Hertz gegen mir haben? Aber was verwundern wir vns viel? Die Welt ist ja Welt / vnd lässet von jhrer Art nicht. Die Welt ist nicht von GOTT / sondern vom Satan / den Geist der Liebe hat sie nicht. Was wilstu denn gutes von jhr warten? Gibt die Welt Böses vmb Gutes / Haß vmb Liebe / so thut sie nichts mehr / als was jhrer WAs massen Cain auß lauter Frevel seinen frommen BruderMundi odium erga pios. Abel erschlagen / ist bekant auß der Historia der Schöpffung. Diesen Brudermord ziehet der Apostel1. Joh. 3, 12. vnd Evangelist Johannes an / im 3. Cap. seiner ersten Epistel / fürnemblich zum Exempel eines falschen Christenthumbs / denn es wolte Cain auch den Namen haben / als dienete er dem lebendigen GOtt / vnd gehörete GOtt an / darumb brachte er auch GOtt sein Opffer; aber er war dabey ein Heuchler / vnd war der nicht / dafür er sich außgab / das ward offenbar auß seinem Leben / dann er thäte nicht recht / vnd liebete nicht recht. Also ist mancher / der sich für einen Christen außgibt / vnd meynet auch nicht anders / als sey er ein rechter Christ / vnd hat doch Cains Mucken / daran wirds denn offenbar / welche die Kinder Gottes / oder die Kinder deß Teufels seyn. Wer nicht recht thut / vnd wer nicht seinen Bruder liebet /V. 10. der ist nicht von GOtt. Hernach zeiget Johannes in demselbigen Exempel auch dieses / wie friedliebende Christen nicht fort Fried vnd Liebe in der Welt wieder bekommen. Denn Abel liebete vnd ehrete Cain / als den Erstgebornen / vnd seinen ältesten Bruder / vnd ließ sich begnügen an der Gnade Gottes / nichts deß zu weniger muste er getödtet werden. Darumb spricht Johannes: Verwundert euchV. 13. nicht / meine Brüder / ob euch die Welt hasset. Es bildet jhm mancher ein / wann er niemands leides thut / sondern sich befleissiget allerley gutes jederman zu erzeigen / so werde man jhn wieder lieben / vnd werde jhm niemand was zu wider thun; kompts denn / daß sich das Wiederspiel findet / fängt er an sich zu verwundern: wie ists müglich / daß dieser vnd jener kan ein solches Hertz gegen mir haben? Aber was verwundern wir vns viel? Die Welt ist ja Welt / vnd lässet von jhrer Art nicht. Die Welt ist nicht von GOTT / sondern vom Satan / den Geist der Liebe hat sie nicht. Was wilstu denn gutes von jhr warten? Gibt die Welt Böses vmb Gutes / Haß vmb Liebe / so thut sie nichts mehr / als was jhrer <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0061" n="45"/> <p>WAs massen Cain auß lauter Frevel seinen frommen Bruder<note place="right">Mundi odium erga pios.</note> Abel erschlagen / ist bekant auß der Historia der Schöpffung. Diesen Brudermord ziehet der Apostel<note place="right">1. Joh. 3, 12.</note> vnd Evangelist Johannes an / im 3. 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WAs massen Cain auß lauter Frevel seinen frommen Bruder Abel erschlagen / ist bekant auß der Historia der Schöpffung. Diesen Brudermord ziehet der Apostel vnd Evangelist Johannes an / im 3. Cap. seiner ersten Epistel / fürnemblich zum Exempel eines falschen Christenthumbs / denn es wolte Cain auch den Namen haben / als dienete er dem lebendigen GOtt / vnd gehörete GOtt an / darumb brachte er auch GOtt sein Opffer; aber er war dabey ein Heuchler / vnd war der nicht / dafür er sich außgab / das ward offenbar auß seinem Leben / dann er thäte nicht recht / vnd liebete nicht recht. Also ist mancher / der sich für einen Christen außgibt / vnd meynet auch nicht anders / als sey er ein rechter Christ / vnd hat doch Cains Mucken / daran wirds denn offenbar / welche die Kinder Gottes / oder die Kinder deß Teufels seyn. Wer nicht recht thut / vnd wer nicht seinen Bruder liebet / der ist nicht von GOtt.
Mundi odium erga pios.
1. Joh. 3, 12.
V. 10. Hernach zeiget Johannes in demselbigen Exempel auch dieses / wie friedliebende Christen nicht fort Fried vnd Liebe in der Welt wieder bekommen. Denn Abel liebete vnd ehrete Cain / als den Erstgebornen / vnd seinen ältesten Bruder / vnd ließ sich begnügen an der Gnade Gottes / nichts deß zu weniger muste er getödtet werden. Darumb spricht Johannes: Verwundert euch nicht / meine Brüder / ob euch die Welt hasset. Es bildet jhm mancher ein / wann er niemands leides thut / sondern sich befleissiget allerley gutes jederman zu erzeigen / so werde man jhn wieder lieben / vnd werde jhm niemand was zu wider thun; kompts denn / daß sich das Wiederspiel findet / fängt er an sich zu verwundern: wie ists müglich / daß dieser vnd jener kan ein solches Hertz gegen mir haben? Aber was verwundern wir vns viel? Die Welt ist ja Welt / vnd lässet von jhrer Art nicht. Die Welt ist nicht von GOTT / sondern vom Satan / den Geist der Liebe hat sie nicht. Was wilstu denn gutes von jhr warten? Gibt die Welt Böses vmb Gutes / Haß vmb Liebe / so thut sie nichts mehr / als was jhrer
V. 13.
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