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Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

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stehen / daß er der Welt den Rücken kehre / das Angesicht ins zukünfftige wende. Die Welt müssen wir mit dem Rücken ansehen / vnd thun / als sehen wir darin kein Glück noch Vnglück; so stehen 2. Cor. 4, 18wir recht. Wir müssen nicht sehen auff das sichtbare / sondern auff das vnsichtbare; denn was sichtbar ist / das ist zeitlich / was aber vnsichtbar Phil. 3, 13.ist / das ist ewig. Wir müssen vergessen / was dahinden ist / vnd vns strecken nach dem / das forne ist. Was hinden ist / bleibt dahinden; was forne ist / daran müssen wir. Treffen wir nicht das ewige Gut; so fallen wir ins ewige Wehe / vnd ist kein vmbkehren.

Diß ist die Eigenschafft aller Heiligen. Die wir deß Geistes Erstling haben / wir sehnen vns nach der Kindschafft / vnd warten auff vnsers Leibes Erlösung. Wo du dein Angesicht zum Zeitlichen kehrest / im Zeitchen dich frewest / das Zeitliche nicht gerne lassen wilst / sondern dich betrübest / so du es entbehren must; das wird keine gute Anzeigung seyn. Denn hie finde ich nicht die Eigenschafft derer / die deß Geistes Erstling haben: welches ist / sich sehnen nach der Kindschafft / vnd warten auff deß Leibes Erlösung.

So du den Creaturen anhangest / vnd sehnest dich nicht nach der zukünfftigen Herrligkeit / vnd deines Leibes Erlösung / machstu dich damit viel geringer / als die vnvernünfftige vnd leblose Creaturen / denen verlanget / daß sie frey mögen werden von dem Dienst der Eitelkeit. Du aber trägst lust zur Eitelkeit. Betrachts doch / du liebest die Creaturen / vnd das du liebest / hat ein verdruß an seinem eignen Wesen / vnd seufftzet vnd ängstiget sich. Ach wie eitel ist deine Liebe!

Die Creaturen haben kein theil an der Kindschafft vnd zukünfftigen Herrligkeit / gleichwol wartet das ängstliche harren der Creaturen auff die Offenbarung der Kinder Gottes / weil sie hoffen / daß sie als dann werden frey werden / von dem Dienst der Eitelkeit. Wir haben viel mehr Vrsachen / ängstiglich darauff zu

stehen / daß er der Welt den Rücken kehre / das Angesicht ins zukünfftige wende. Die Welt müssen wir mit dem Rücken ansehen / vnd thun / als sehen wir darin kein Glück noch Vnglück; so stehen 2. Cor. 4, 18wir recht. Wir müssen nicht sehen auff das sichtbare / sondern auff das vnsichtbare; denn was sichtbar ist / das ist zeitlich / was aber vnsichtbar Phil. 3, 13.ist / das ist ewig. Wir müssen vergessen / was dahinden ist / vnd vns strecken nach dem / das forne ist. Was hinden ist / bleibt dahinden; was forne ist / daran müssen wir. Treffen wir nicht das ewige Gut; so fallen wir ins ewige Wehe / vnd ist kein vmbkehren.

Diß ist die Eigenschafft aller Heiligen. Die wir deß Geistes Erstling haben / wir sehnen vns nach der Kindschafft / vnd warten auff vnsers Leibes Erlösung. Wo du dein Angesicht zum Zeitlichen kehrest / im Zeitchen dich frewest / das Zeitliche nicht gerne lassen wilst / sondern dich betrübest / so du es entbehren must; das wird keine gute Anzeigung seyn. Denn hie finde ich nicht die Eigenschafft derer / die deß Geistes Erstling haben: welches ist / sich sehnen nach der Kindschafft / vnd warten auff deß Leibes Erlösung.

So du den Creaturen anhangest / vnd sehnest dich nicht nach der zukünfftigen Herrligkeit / vnd deines Leibes Erlösung / machstu dich damit viel geringer / als die vnvernünfftige vnd leblose Creaturen / denen verlanget / daß sie frey mögen werden von dem Dienst der Eitelkeit. Du aber trägst lust zur Eitelkeit. Betrachts doch / du liebest die Creaturen / vnd das du liebest / hat ein verdruß an seinem eignen Wesen / vnd seufftzet vnd ängstiget sich. Ach wie eitel ist deine Liebe!

Die Creaturen haben kein theil an der Kindschafft vnd zukünfftigen Herrligkeit / gleichwol wartet das ängstliche harren der Creaturen auff die Offenbarung der Kinder Gottes / weil sie hoffen / daß sie als dann werden frey werden / von dem Dienst der Eitelkeit. Wir haben viel mehr Vrsachen / ängstiglich darauff zu

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[104/0120] stehen / daß er der Welt den Rücken kehre / das Angesicht ins zukünfftige wende. Die Welt müssen wir mit dem Rücken ansehen / vnd thun / als sehen wir darin kein Glück noch Vnglück; so stehen wir recht. Wir müssen nicht sehen auff das sichtbare / sondern auff das vnsichtbare; denn was sichtbar ist / das ist zeitlich / was aber vnsichtbar ist / das ist ewig. Wir müssen vergessen / was dahinden ist / vnd vns strecken nach dem / das forne ist. Was hinden ist / bleibt dahinden; was forne ist / daran müssen wir. Treffen wir nicht das ewige Gut; so fallen wir ins ewige Wehe / vnd ist kein vmbkehren. 2. Cor. 4, 18 Phil. 3, 13. Diß ist die Eigenschafft aller Heiligen. Die wir deß Geistes Erstling haben / wir sehnen vns nach der Kindschafft / vnd warten auff vnsers Leibes Erlösung. Wo du dein Angesicht zum Zeitlichen kehrest / im Zeitchen dich frewest / das Zeitliche nicht gerne lassen wilst / sondern dich betrübest / so du es entbehren must; das wird keine gute Anzeigung seyn. Denn hie finde ich nicht die Eigenschafft derer / die deß Geistes Erstling haben: welches ist / sich sehnen nach der Kindschafft / vnd warten auff deß Leibes Erlösung. So du den Creaturen anhangest / vnd sehnest dich nicht nach der zukünfftigen Herrligkeit / vnd deines Leibes Erlösung / machstu dich damit viel geringer / als die vnvernünfftige vnd leblose Creaturen / denen verlanget / daß sie frey mögen werden von dem Dienst der Eitelkeit. Du aber trägst lust zur Eitelkeit. Betrachts doch / du liebest die Creaturen / vnd das du liebest / hat ein verdruß an seinem eignen Wesen / vnd seufftzet vnd ängstiget sich. Ach wie eitel ist deine Liebe! Die Creaturen haben kein theil an der Kindschafft vnd zukünfftigen Herrligkeit / gleichwol wartet das ängstliche harren der Creaturen auff die Offenbarung der Kinder Gottes / weil sie hoffen / daß sie als dann werden frey werden / von dem Dienst der Eitelkeit. Wir haben viel mehr Vrsachen / ängstiglich darauff zu

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/120>, abgerufen am 25.04.2024.