terland, sich ietziger Zeit befindet, indem dasselbe nicht
allein mit dem Erb-Feinde in einem grausamen Krieg verwickelt ist, sondern auch
mit einer sehr formidablen Cron ab Occidente in schweren Irrungen und
Streitigkeiten stehet, und über dem annoch in sich selbst durch innerliche
Mißverständniß nicht allein allerhand unglückselige Irrungen, sondern auch wohl
gar allerhand offenbare Collisiones zu befürchten hat. Wir unsers Orts haben uns
solchen bekümmerten Zustand bis anhero nicht wenig tieff zu Gemüth gehen lassen,
und weilen billich dahin zu gedencken, wie man dieser dreyfachen grossen Gefahr,
so gut als möglich, entgehen möge; So ist iedesmahl dieses unsere Meynung
gewesen, daß nachdem man mit Franckreich und dem Türcken zugleich keinen Krieg
im Reiche führen kan, die hohe Nothwendigkeit erfoderte, mit gedachter Cron, so
bald als möglich, sich zu vergleichen, die im Reich deswegen entstandene
Spaltungen dadurch aufzuheben, und wenn solches geschehen, mit einmüthiger Macht
dem Erb-Feinde Widerstand zu thun. Die wahrhafftige Ursache, warum wir bey
diesen Conjuncturen, und wenn das Reich unumgänglich an einem Orte entweder
gegen Orient oder Occident die Waffen ergreiffen müste, mehr zum Krieg wider die
Türcken, als wider die Frantzosen gerathen, ist nicht allein diese, daß man
billich einem Krieg wider Ungläubige demjenigen vorzuziehen, wobey die
Christenheit unumgänglich in grosse Zerrüttung gerathen, und viel unschuldiges
Christen-Blut vergossen werden müste, sondern es ist auch an dem, daß
nachdemmahlen der Türck vorigen Jahrs die Käyserlichen Erb-Lande
terland, sich ietziger Zeit befindet, indem dasselbe nicht
allein mit dem Erb-Feinde in einem grausamen Krieg verwickelt ist, sondern auch
mit einer sehr formidablen Cron ab Occidente in schweren Irrungen und
Streitigkeiten stehet, und über dem annoch in sich selbst durch innerliche
Mißverständniß nicht allein allerhand unglückselige Irrungen, sondern auch wohl
gar allerhand offenbare Collisiones zu befürchten hat. Wir unsers Orts haben uns
solchen bekümmerten Zustand bis anhero nicht wenig tieff zu Gemüth gehen lassen,
und weilen billich dahin zu gedencken, wie man dieser dreyfachen grossen Gefahr,
so gut als möglich, entgehen möge; So ist iedesmahl dieses unsere Meynung
gewesen, daß nachdem man mit Franckreich und dem Türcken zugleich keinen Krieg
im Reiche führen kan, die hohe Nothwendigkeit erfoderte, mit gedachter Cron, so
bald als möglich, sich zu vergleichen, die im Reich deswegen entstandene
Spaltungen dadurch aufzuheben, und wenn solches geschehen, mit einmüthiger Macht
dem Erb-Feinde Widerstand zu thun. Die wahrhafftige Ursache, warum wir bey
diesen Conjuncturen, und wenn das Reich unumgänglich an einem Orte entweder
gegen Orient oder Occident die Waffen ergreiffen müste, mehr zum Krieg wider die
Türcken, als wider die Frantzosen gerathen, ist nicht allein diese, daß man
billich einem Krieg wider Ungläubige demjenigen vorzuziehen, wobey die
Christenheit unumgänglich in grosse Zerrüttung gerathen, und viel unschuldiges
Christen-Blut vergossen werden müste, sondern es ist auch an dem, daß
nachdemmahlen der Türck vorigen Jahrs die Käyserlichen Erb-Lande
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terland, sich ietziger Zeit befindet, indem dasselbe nicht
allein mit dem Erb-Feinde in einem grausamen Krieg verwickelt ist, sondern auch
mit einer sehr formidablen Cron ab Occidente in schweren Irrungen und
Streitigkeiten stehet, und über dem annoch in sich selbst durch innerliche
Mißverständniß nicht allein allerhand unglückselige Irrungen, sondern auch wohl
gar allerhand offenbare Collisiones zu befürchten hat. Wir unsers Orts haben uns
solchen bekümmerten Zustand bis anhero nicht wenig tieff zu Gemüth gehen lassen,
und weilen billich dahin zu gedencken, wie man dieser dreyfachen grossen Gefahr,
so gut als möglich, entgehen möge; So ist iedesmahl dieses unsere Meynung
gewesen, daß nachdem man mit Franckreich und dem Türcken zugleich keinen Krieg
im Reiche führen kan, die hohe Nothwendigkeit erfoderte, mit gedachter Cron, so
bald als möglich, sich zu vergleichen, die im Reich deswegen entstandene
Spaltungen dadurch aufzuheben, und wenn solches geschehen, mit einmüthiger Macht
dem Erb-Feinde Widerstand zu thun. Die wahrhafftige Ursache, warum wir bey
diesen Conjuncturen, und wenn das Reich unumgänglich an einem Orte entweder
gegen Orient oder Occident die Waffen ergreiffen müste, mehr zum Krieg wider die
Türcken, als wider die Frantzosen gerathen, ist nicht allein diese, daß man
billich einem Krieg wider Ungläubige demjenigen vorzuziehen, wobey die
Christenheit unumgänglich in grosse Zerrüttung gerathen, und viel unschuldiges
Christen-Blut vergossen werden müste, sondern es ist auch an dem, daß
nachdemmahlen der Türck vorigen Jahrs die Käyserlichen Erb-Lande
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terland, sich ietziger Zeit befindet, indem dasselbe nicht allein mit dem Erb-Feinde in einem grausamen Krieg verwickelt ist, sondern auch mit einer sehr formidablen Cron ab Occidente in schweren Irrungen und Streitigkeiten stehet, und über dem annoch in sich selbst durch innerliche Mißverständniß nicht allein allerhand unglückselige Irrungen, sondern auch wohl gar allerhand offenbare Collisiones zu befürchten hat. Wir unsers Orts haben uns solchen bekümmerten Zustand bis anhero nicht wenig tieff zu Gemüth gehen lassen, und weilen billich dahin zu gedencken, wie man dieser dreyfachen grossen Gefahr, so gut als möglich, entgehen möge; So ist iedesmahl dieses unsere Meynung gewesen, daß nachdem man mit Franckreich und dem Türcken zugleich keinen Krieg im Reiche führen kan, die hohe Nothwendigkeit erfoderte, mit gedachter Cron, so bald als möglich, sich zu vergleichen, die im Reich deswegen entstandene Spaltungen dadurch aufzuheben, und wenn solches geschehen, mit einmüthiger Macht dem Erb-Feinde Widerstand zu thun. Die wahrhafftige Ursache, warum wir bey diesen Conjuncturen, und wenn das Reich unumgänglich an einem Orte entweder gegen Orient oder Occident die Waffen ergreiffen müste, mehr zum Krieg wider die Türcken, als wider die Frantzosen gerathen, ist nicht allein diese, daß man billich einem Krieg wider Ungläubige demjenigen vorzuziehen, wobey die Christenheit unumgänglich in grosse Zerrüttung gerathen, und viel unschuldiges Christen-Blut vergossen werden müste, sondern es ist auch an dem, daß nachdemmahlen der Türck vorigen Jahrs die Käyserlichen Erb-Lande
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Lünig, Johann Christian: Die Teutsche Reichs-Cantzley. Achter Theil. nebst zwey vollständigen Registern. Leipzig, 1714, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luenig_reichscantzley_1714/208>, abgerufen am 24.11.2024.
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