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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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Verhungern bei Theilhunger.
vergleichbar sind. Sie beziehen sich sämmtlich auf die getrockneten Organe und ha-
ben die Bedeutung derjenigen in der vorhergehenden Tafel.

Mesenterium und Fettgewebe 91,3
Blut ............. 90,4
Milz ............. 70,2
Pankreas ........... 84,5
Leber ............. 64,7
Darmkanal .......... 27,8
Muskeln und Sehnen .. 65,0
Haut .......... 5,7
Lungen ......... 10,5
Gehirn und Rückenmark 32,9
Knochen ......... 0,0

Berücksichtigt man nun, dass unter den thierischen Gewebstheilen, welche vor-
zugsweise zum Verluste kommen, Blut, Muskeln und Fettgewebe dem Gewichte nach
überwiegen über alle anderen, so folgt daraus, dass das hungernde Thier auf Kosten
seines Blutes, seines Fettes und Muskelgewebes lebt, wobei sich u. A. die auffal-
lende Erscheinung einfindet, dass bei der Taube die zum Aufrechthalten des Rumpfes
benutzten Muskeln, welche während der Hungerzeit öfter in Bewegung sind, weni-
ger verlieren, als die ruhig gehaltenen Flugmuskeln; es haben sich also auch die
Muskeln gegenseitig unterhalten. -- Der grosse Verlust des Hirns und Rückenmar-
kes beim Säugethiere, gegenüber dem verschwindenden beim Vogel, bedarf weiterer
Bestätigung.

Fütterung mit einer zu geringen Menge qualitativ ge-
nügender Nahrung
. Die Versuche von Chossat liessen sich, wie
folgt, zusammenstellen.

[Tabelle]

Aus dieser Tafel geht hervor, dass die Ausgaben mit den Einnah-
men abnehmen, jedoch keineswegs in der Art, dass die Abnahme beider
proportional ginge, da bei ungenügender Nahrung die Ausgaben das
Gewicht der ersteren überwiegen. Daraus folgt, dass die Thiere auch in
diesem Falle dem langsamen Hungertode entgegengehen, der sich ein-
findet, so wie die Abmagerung der wichtigen Organe auf einen dem früher
erwähnten ähnlichen Grad gediehen ist.

Entziehung aller festen Nahrung. Reicht man den Thieren,
während man ihnen alle feste Nahrung vorenthält, nach Belieben Was-
ser, so verschmähen sie auch schon nach den ersten Tagen diese Speise.
Wünscht man also die Erscheinungen des alleinigen Hungers an festen
Stoffen zu erfahren, so ist es nothwendig, das Wasser in den Magen zu

Verhungern bei Theilhunger.
vergleichbar sind. Sie beziehen sich sämmtlich auf die getrockneten Organe und ha-
ben die Bedeutung derjenigen in der vorhergehenden Tafel.

Mesenterium und Fettgewebe 91,3
Blut ............. 90,4
Milz ............. 70,2
Pankreas ........... 84,5
Leber ............. 64,7
Darmkanal .......... 27,8
Muskeln und Sehnen .. 65,0
Haut .......... 5,7
Lungen ......... 10,5
Gehirn und Rückenmark 32,9
Knochen ......... 0,0

Berücksichtigt man nun, dass unter den thierischen Gewebstheilen, welche vor-
zugsweise zum Verluste kommen, Blut, Muskeln und Fettgewebe dem Gewichte nach
überwiegen über alle anderen, so folgt daraus, dass das hungernde Thier auf Kosten
seines Blutes, seines Fettes und Muskelgewebes lebt, wobei sich u. A. die auffal-
lende Erscheinung einfindet, dass bei der Taube die zum Aufrechthalten des Rumpfes
benutzten Muskeln, welche während der Hungerzeit öfter in Bewegung sind, weni-
ger verlieren, als die ruhig gehaltenen Flugmuskeln; es haben sich also auch die
Muskeln gegenseitig unterhalten. — Der grosse Verlust des Hirns und Rückenmar-
kes beim Säugethiere, gegenüber dem verschwindenden beim Vogel, bedarf weiterer
Bestätigung.

Fütterung mit einer zu geringen Menge qualitativ ge-
nügender Nahrung
. Die Versuche von Chossat liessen sich, wie
folgt, zusammenstellen.

[Tabelle]

Aus dieser Tafel geht hervor, dass die Ausgaben mit den Einnah-
men abnehmen, jedoch keineswegs in der Art, dass die Abnahme beider
proportional ginge, da bei ungenügender Nahrung die Ausgaben das
Gewicht der ersteren überwiegen. Daraus folgt, dass die Thiere auch in
diesem Falle dem langsamen Hungertode entgegengehen, der sich ein-
findet, so wie die Abmagerung der wichtigen Organe auf einen dem früher
erwähnten ähnlichen Grad gediehen ist.

Entziehung aller festen Nahrung. Reicht man den Thieren,
während man ihnen alle feste Nahrung vorenthält, nach Belieben Was-
ser, so verschmähen sie auch schon nach den ersten Tagen diese Speise.
Wünscht man also die Erscheinungen des alleinigen Hungers an festen
Stoffen zu erfahren, so ist es nothwendig, das Wasser in den Magen zu

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[436/0452] Verhungern bei Theilhunger. vergleichbar sind. Sie beziehen sich sämmtlich auf die getrockneten Organe und ha- ben die Bedeutung derjenigen in der vorhergehenden Tafel. Mesenterium und Fettgewebe 91,3 Blut ............. 90,4 Milz ............. 70,2 Pankreas ........... 84,5 Leber ............. 64,7 Darmkanal .......... 27,8 Muskeln und Sehnen .. 65,0 Haut .......... 5,7 Lungen ......... 10,5 Gehirn und Rückenmark 32,9 Knochen ......... 0,0 Berücksichtigt man nun, dass unter den thierischen Gewebstheilen, welche vor- zugsweise zum Verluste kommen, Blut, Muskeln und Fettgewebe dem Gewichte nach überwiegen über alle anderen, so folgt daraus, dass das hungernde Thier auf Kosten seines Blutes, seines Fettes und Muskelgewebes lebt, wobei sich u. A. die auffal- lende Erscheinung einfindet, dass bei der Taube die zum Aufrechthalten des Rumpfes benutzten Muskeln, welche während der Hungerzeit öfter in Bewegung sind, weni- ger verlieren, als die ruhig gehaltenen Flugmuskeln; es haben sich also auch die Muskeln gegenseitig unterhalten. — Der grosse Verlust des Hirns und Rückenmar- kes beim Säugethiere, gegenüber dem verschwindenden beim Vogel, bedarf weiterer Bestätigung. Fütterung mit einer zu geringen Menge qualitativ ge- nügender Nahrung. Die Versuche von Chossat liessen sich, wie folgt, zusammenstellen. Aus dieser Tafel geht hervor, dass die Ausgaben mit den Einnah- men abnehmen, jedoch keineswegs in der Art, dass die Abnahme beider proportional ginge, da bei ungenügender Nahrung die Ausgaben das Gewicht der ersteren überwiegen. Daraus folgt, dass die Thiere auch in diesem Falle dem langsamen Hungertode entgegengehen, der sich ein- findet, so wie die Abmagerung der wichtigen Organe auf einen dem früher erwähnten ähnlichen Grad gediehen ist. Entziehung aller festen Nahrung. Reicht man den Thieren, während man ihnen alle feste Nahrung vorenthält, nach Belieben Was- ser, so verschmähen sie auch schon nach den ersten Tagen diese Speise. Wünscht man also die Erscheinungen des alleinigen Hungers an festen Stoffen zu erfahren, so ist es nothwendig, das Wasser in den Magen zu

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/452>, abgerufen am 22.11.2024.