Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

Bild:
<< vorherige Seite

Kohlensäureabscheidung aus gemischten Gründen.
heit ausgeschiedenen mittleren CO2menge sehr veränderlich sein müsse.
Es kann natürlich vom Standpunkt der Theorie aus kein Interesse ge-
währen, auf die weiteren Verwickelungen einzugehen. Wichtiger ist es,
die Versuchswege so weit auszubilden, dass es gelingt, bei jedem belie-
bigen Individuum den Werth zu bestimmen, mit welchem sich jedes ein-
zelne Element betheiligt an der gesammten CO2ausscheidung. Insbeson-
dere würde es dem Arzt von Wichtigkeit sein, messbar festzustellen, ob
und wie weit sich die Individualitäten von einander absetzen durch ihre
Fähigkeit, kohlenstoffhaltige Körperbestandtheile rascher und in grösserer
Ausdehnung zu oxydiren. Diese Fähigkeit kommt unzweifelhaft Personen
mit lebhafter Nervenerregbarkeit, mit relativ grosser Muskelmasse, mit
beträchtlicher Verdauungsfähigkeit u. s. w. im höhern Grade zu, als den
entgegengesetzt constituirten. Möglich wäre es aber immerhin, dass neben
diesen Gründen, welche u. A. dem Kind, dem Mann, dem thätigen Indi-
viduum eine relativ reichlichere CO2ausscheidung sichern, auch noch
andere constitutionelle Verhältnisse sich geltend machen, und die Zuver-
sicht auf ein Bestehen derselben wird sehr gesteigert, wenn man sich
einzelne krankhafte Zustände in das Gedächtniss ruft.

Angabe der mittleren Gewichte ausgeschiedener Koh-
lensäure
. Bei den ungemeinen Schwankungen, welchen die CO2-
ausscheidung unterworfen ist, müsste man über sehr zahlreiche Be-
obachtungen gebieten können, wenn man daraus ein Stunden-, Tages-,
Jahresmittel für Personen verschiedenen Alters, Geschlechts u. s. w. mit
Sicherheit ableiten wollte. Wir besitzen aber in der That nur wenige Be-
obachtungen, welche billigen Anforderungen entsprechen. Ihre Mittheilung
darf jedoch nicht unterbleiben, um so weniger, weil sie eine bemerkens-
werthe Uebereinstimmung bieten. Die Zahlen von Scharling, welche
die folgende Tabelle mittheilt, sind aus stundenlangen, die von Andral
und Gavarret aber nur aus 8 -- 13 Minuten dauernden Beobachtungen
abgeleitet. Die Zahl, welche Vierordt mittheilt, zeichnet sich vortheil-
haft aus durch die grosse Reihe der zu Grunde gelegten Versuche. Alle
Beobachtungen beziehen sich auf ruhige, unwillkührliche Athembewegungen.
Die Absonderungsgeschwindigkeit ist ausgedrückt durch den Quotienten
des Körpergewichts in das Kohlenstoffgewicht, welches die ausgeschiedene
CO2 enthielt. Da sich durch den ganzen Körper hindurch die CO2 bildet,
und da die Bildung und Ausscheidung mit annähernd gleicher Geschwin-
digkeit vor sich gehen, so wird diese Ausdrucksweise erlaubt sein. Statt
der ausgehauchten CO2 setzen wir den Kohlenstoff aus später einleuch-
tenden Gründen. Um diesen auf das entsprechende CO2gewicht zu redu-
ziren, ist es nur nöthig, die Zahl des erstern mit 11/3 zu multipliziren.
Wollte man das hieraus erhaltene Gewicht der CO2 auf Volumina bringen,
so würde es mit 1000/1,9814 zu multipliziren sein.

Kohlensäureabscheidung aus gemischten Gründen.
heit ausgeschiedenen mittleren CO2menge sehr veränderlich sein müsse.
Es kann natürlich vom Standpunkt der Theorie aus kein Interesse ge-
währen, auf die weiteren Verwickelungen einzugehen. Wichtiger ist es,
die Versuchswege so weit auszubilden, dass es gelingt, bei jedem belie-
bigen Individuum den Werth zu bestimmen, mit welchem sich jedes ein-
zelne Element betheiligt an der gesammten CO2ausscheidung. Insbeson-
dere würde es dem Arzt von Wichtigkeit sein, messbar festzustellen, ob
und wie weit sich die Individualitäten von einander absetzen durch ihre
Fähigkeit, kohlenstoffhaltige Körperbestandtheile rascher und in grösserer
Ausdehnung zu oxydiren. Diese Fähigkeit kommt unzweifelhaft Personen
mit lebhafter Nervenerregbarkeit, mit relativ grosser Muskelmasse, mit
beträchtlicher Verdauungsfähigkeit u. s. w. im höhern Grade zu, als den
entgegengesetzt constituirten. Möglich wäre es aber immerhin, dass neben
diesen Gründen, welche u. A. dem Kind, dem Mann, dem thätigen Indi-
viduum eine relativ reichlichere CO2ausscheidung sichern, auch noch
andere constitutionelle Verhältnisse sich geltend machen, und die Zuver-
sicht auf ein Bestehen derselben wird sehr gesteigert, wenn man sich
einzelne krankhafte Zustände in das Gedächtniss ruft.

Angabe der mittleren Gewichte ausgeschiedener Koh-
lensäure
. Bei den ungemeinen Schwankungen, welchen die CO2-
ausscheidung unterworfen ist, müsste man über sehr zahlreiche Be-
obachtungen gebieten können, wenn man daraus ein Stunden-, Tages-,
Jahresmittel für Personen verschiedenen Alters, Geschlechts u. s. w. mit
Sicherheit ableiten wollte. Wir besitzen aber in der That nur wenige Be-
obachtungen, welche billigen Anforderungen entsprechen. Ihre Mittheilung
darf jedoch nicht unterbleiben, um so weniger, weil sie eine bemerkens-
werthe Uebereinstimmung bieten. Die Zahlen von Scharling, welche
die folgende Tabelle mittheilt, sind aus stundenlangen, die von Andral
und Gavarret aber nur aus 8 — 13 Minuten dauernden Beobachtungen
abgeleitet. Die Zahl, welche Vierordt mittheilt, zeichnet sich vortheil-
haft aus durch die grosse Reihe der zu Grunde gelegten Versuche. Alle
Beobachtungen beziehen sich auf ruhige, unwillkührliche Athembewegungen.
Die Absonderungsgeschwindigkeit ist ausgedrückt durch den Quotienten
des Körpergewichts in das Kohlenstoffgewicht, welches die ausgeschiedene
CO2 enthielt. Da sich durch den ganzen Körper hindurch die CO2 bildet,
und da die Bildung und Ausscheidung mit annähernd gleicher Geschwin-
digkeit vor sich gehen, so wird diese Ausdrucksweise erlaubt sein. Statt
der ausgehauchten CO2 setzen wir den Kohlenstoff aus später einleuch-
tenden Gründen. Um diesen auf das entsprechende CO2gewicht zu redu-
ziren, ist es nur nöthig, die Zahl des erstern mit 11/3 zu multipliziren.
Wollte man das hieraus erhaltene Gewicht der CO2 auf Volumina bringen,
so würde es mit 1000/1,9814 zu multipliziren sein.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0357" n="341"/><fw place="top" type="header">Kohlensäureabscheidung aus gemischten Gründen.</fw><lb/>
heit ausgeschiedenen mittleren CO<hi rendition="#sub">2</hi>menge sehr veränderlich sein müsse.<lb/>
Es kann natürlich vom Standpunkt der Theorie aus kein Interesse ge-<lb/>
währen, auf die weiteren Verwickelungen einzugehen. Wichtiger ist es,<lb/>
die Versuchswege so weit auszubilden, dass es gelingt, bei jedem belie-<lb/>
bigen Individuum den Werth zu bestimmen, mit welchem sich jedes ein-<lb/>
zelne Element betheiligt an der gesammten CO<hi rendition="#sub">2</hi>ausscheidung. Insbeson-<lb/>
dere würde es dem Arzt von Wichtigkeit sein, messbar festzustellen, ob<lb/>
und wie weit sich die Individualitäten von einander absetzen durch ihre<lb/>
Fähigkeit, kohlenstoffhaltige Körperbestandtheile rascher und in grösserer<lb/>
Ausdehnung zu oxydiren. Diese Fähigkeit kommt unzweifelhaft Personen<lb/>
mit lebhafter Nervenerregbarkeit, mit relativ grosser Muskelmasse, mit<lb/>
beträchtlicher Verdauungsfähigkeit u. s. w. im höhern Grade zu, als den<lb/>
entgegengesetzt constituirten. Möglich wäre es aber immerhin, dass neben<lb/>
diesen Gründen, welche u. A. dem Kind, dem Mann, dem thätigen Indi-<lb/>
viduum eine relativ reichlichere CO<hi rendition="#sub">2</hi>ausscheidung sichern, auch noch<lb/>
andere constitutionelle Verhältnisse sich geltend machen, und die Zuver-<lb/>
sicht auf ein Bestehen derselben wird sehr gesteigert, wenn man sich<lb/>
einzelne krankhafte Zustände in das Gedächtniss ruft.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Angabe der mittleren Gewichte ausgeschiedener Koh-<lb/>
lensäure</hi>. Bei den ungemeinen Schwankungen, welchen die CO<hi rendition="#sub">2</hi>-<lb/>
ausscheidung unterworfen ist, müsste man über sehr zahlreiche Be-<lb/>
obachtungen gebieten können, wenn man daraus ein Stunden-, Tages-,<lb/>
Jahresmittel für Personen verschiedenen Alters, Geschlechts u. s. w. mit<lb/>
Sicherheit ableiten wollte. Wir besitzen aber in der That nur wenige Be-<lb/>
obachtungen, welche billigen Anforderungen entsprechen. Ihre Mittheilung<lb/>
darf jedoch nicht unterbleiben, um so weniger, weil sie eine bemerkens-<lb/>
werthe Uebereinstimmung bieten. Die Zahlen von <hi rendition="#g">Scharling</hi>, welche<lb/>
die folgende Tabelle mittheilt, sind aus stundenlangen, die von <hi rendition="#g">Andral</hi><lb/>
und <hi rendition="#g">Gavarret</hi> aber nur aus <hi rendition="#b">8 &#x2014; 13</hi> Minuten dauernden Beobachtungen<lb/>
abgeleitet. Die Zahl, welche <hi rendition="#g">Vierordt</hi> mittheilt, zeichnet sich vortheil-<lb/>
haft aus durch die grosse Reihe der zu Grunde gelegten Versuche. Alle<lb/>
Beobachtungen beziehen sich auf ruhige, unwillkührliche Athembewegungen.<lb/>
Die Absonderungsgeschwindigkeit ist ausgedrückt durch den Quotienten<lb/>
des Körpergewichts in das Kohlenstoffgewicht, welches die ausgeschiedene<lb/>
CO<hi rendition="#sub">2</hi> enthielt. Da sich durch den ganzen Körper hindurch die CO<hi rendition="#sub">2</hi> bildet,<lb/>
und da die Bildung und Ausscheidung mit annähernd gleicher Geschwin-<lb/>
digkeit vor sich gehen, so wird diese Ausdrucksweise erlaubt sein. Statt<lb/>
der ausgehauchten CO<hi rendition="#sub">2</hi> setzen wir den Kohlenstoff aus später einleuch-<lb/>
tenden Gründen. Um diesen auf das entsprechende CO<hi rendition="#sub">2</hi>gewicht zu redu-<lb/>
ziren, ist es nur nöthig, die Zahl des erstern mit <hi rendition="#sup">11</hi>/<hi rendition="#sub">3</hi> zu multipliziren.<lb/>
Wollte man das hieraus erhaltene Gewicht der CO<hi rendition="#sub">2</hi> auf Volumina bringen,<lb/>
so würde es mit <hi rendition="#sup">1000</hi>/<hi rendition="#sub">1,9814</hi> zu multipliziren sein.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[341/0357] Kohlensäureabscheidung aus gemischten Gründen. heit ausgeschiedenen mittleren CO2menge sehr veränderlich sein müsse. Es kann natürlich vom Standpunkt der Theorie aus kein Interesse ge- währen, auf die weiteren Verwickelungen einzugehen. Wichtiger ist es, die Versuchswege so weit auszubilden, dass es gelingt, bei jedem belie- bigen Individuum den Werth zu bestimmen, mit welchem sich jedes ein- zelne Element betheiligt an der gesammten CO2ausscheidung. Insbeson- dere würde es dem Arzt von Wichtigkeit sein, messbar festzustellen, ob und wie weit sich die Individualitäten von einander absetzen durch ihre Fähigkeit, kohlenstoffhaltige Körperbestandtheile rascher und in grösserer Ausdehnung zu oxydiren. Diese Fähigkeit kommt unzweifelhaft Personen mit lebhafter Nervenerregbarkeit, mit relativ grosser Muskelmasse, mit beträchtlicher Verdauungsfähigkeit u. s. w. im höhern Grade zu, als den entgegengesetzt constituirten. Möglich wäre es aber immerhin, dass neben diesen Gründen, welche u. A. dem Kind, dem Mann, dem thätigen Indi- viduum eine relativ reichlichere CO2ausscheidung sichern, auch noch andere constitutionelle Verhältnisse sich geltend machen, und die Zuver- sicht auf ein Bestehen derselben wird sehr gesteigert, wenn man sich einzelne krankhafte Zustände in das Gedächtniss ruft. Angabe der mittleren Gewichte ausgeschiedener Koh- lensäure. Bei den ungemeinen Schwankungen, welchen die CO2- ausscheidung unterworfen ist, müsste man über sehr zahlreiche Be- obachtungen gebieten können, wenn man daraus ein Stunden-, Tages-, Jahresmittel für Personen verschiedenen Alters, Geschlechts u. s. w. mit Sicherheit ableiten wollte. Wir besitzen aber in der That nur wenige Be- obachtungen, welche billigen Anforderungen entsprechen. Ihre Mittheilung darf jedoch nicht unterbleiben, um so weniger, weil sie eine bemerkens- werthe Uebereinstimmung bieten. Die Zahlen von Scharling, welche die folgende Tabelle mittheilt, sind aus stundenlangen, die von Andral und Gavarret aber nur aus 8 — 13 Minuten dauernden Beobachtungen abgeleitet. Die Zahl, welche Vierordt mittheilt, zeichnet sich vortheil- haft aus durch die grosse Reihe der zu Grunde gelegten Versuche. Alle Beobachtungen beziehen sich auf ruhige, unwillkührliche Athembewegungen. Die Absonderungsgeschwindigkeit ist ausgedrückt durch den Quotienten des Körpergewichts in das Kohlenstoffgewicht, welches die ausgeschiedene CO2 enthielt. Da sich durch den ganzen Körper hindurch die CO2 bildet, und da die Bildung und Ausscheidung mit annähernd gleicher Geschwin- digkeit vor sich gehen, so wird diese Ausdrucksweise erlaubt sein. Statt der ausgehauchten CO2 setzen wir den Kohlenstoff aus später einleuch- tenden Gründen. Um diesen auf das entsprechende CO2gewicht zu redu- ziren, ist es nur nöthig, die Zahl des erstern mit 11/3 zu multipliziren. Wollte man das hieraus erhaltene Gewicht der CO2 auf Volumina bringen, so würde es mit 1000/1,9814 zu multipliziren sein.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/357
Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/357>, abgerufen am 27.04.2024.