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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Tine
einer andern auf dem Archipelagus
gemacht werden, und an Güte und
Schönheit selbst die italienischen
übertreffen, gebrauchen, wird das
meiste davon von den Franzosen hin-
weggeholet. Diejenige Seide, so
nach Venedig ausgeführet wird,
giebt keine Ausfahrtszölle; es müs-
sen aber die, welche solche ausfüh-
ren, einen Bürgen stellen, der,
wenn es heraus kömmt, daß solche
Seide anders wohin, als nach Vene-
dig geführet worden, die Ausfahrts-
zölle,
bezahlen muß. Diese Aus-
fahrtszölle,
so von der anders wo-
hin, als nach Venedig, gehenden
Seide entrichtet werden müssen, be-
tragen nur 33/4 französische Thaler
für jeden Centner Seide. Die an-
dern Waaren, welche diese Jnsel
hervorbringt, sind Weine, Feigen,
Oliven, Weizen und Gerste, die
aber insgesamt, außer was die
Gerste anbelanget, mit welcher da-
selbst ein ziemlich guter Handel ge-
trieben wird, kaum für die Ein-
wohner zureichend sind. Die Fran-
zosen halten daselbst einen Consul.

Tinkal, ist der Borax, so von
Ostindien; kömmt, hart und schwer,
und bläulichter Farbe ist, siehe Borax.

Tintenak, franz. Tintenaque, ei-
ne Gattung Kupfer, so man aus
China bekömmt. Es ist das beste un-
ter allem Kupfer, das die Berg-
werke dieses weitläuftigen Reichs
liefern. Nach Europa kömmt da-
von wenig, weil die Holländer, die
damit den größten Handel treiben,
solches alles zu ihrer orientalischen
Handlung behalten, wo sie es ge-
gen die reichsten Waaren vertau-
schen. Einige glauben, daß die Sia-
mer aus diesem Kupfer das so berühm-
te Tombac machen, siehe Tombac.

Tiretaine, ein französischer Zeug,
dessen Kette insgemein von leinenem
oder hänfenem Garne, und der Ein-
schlag von Wolle; manchmal
aber auch Kette und Einschlag bey-
des von Wolle ist. Jnsgemein
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Tiretaine
liegt dieser Zeug 1/2 französische Elle
breit. Man hat solchen von ver-
schiedenen Gattungen, als gekreuzt,
und ungekreuzt, gestreift und schlecht,
grob und fein. Die Orte in Frank-
reich, wo die meisten Tiretainen ge-
macht werden, sind Partenay,
Bressuis und Niort in Poitu, Beau-
camps le Vieil in der Picardie, und
Rheims in Champagne. Die, so
(1) in Poitu gemacht werden, sind
entweder gekreuzt oder ungekreuzt,
von verschiedenen Farben, gestreift
oder schlecht, ziemlich fein, und
halb aus leinenem oder hänfenem
und halb aus wollenem Garne ge-
webt. Jn der Niedernormandie,
und vornehmlich zu Caen, nennet man
solche bisweilen Berluche oder
Breluche, siehe Breluche. Die,
so (2) zu Beaucamps le Vieil ge-
macht werden, und insgemein nur
zur Bekleidung armer Leute die-
nen, sind sehr grob und ungekreuzt.
Die Kette derselben ist von leine-
nem oder flächsenem, und der Ein-
schlag von wollenem Garne. Man
macht deren von verschiedenen Far-
ben, als grau, weiß, blau, roth,
etc. Einige nennen solche Bure, sie-
he dieses Wort. Jn Bourgogne,
sonderlich in der Gegend von Au-
xerre, nennet man solche Poulangy,
siehe Poulangis; und in der Pi-
cardie gegen Amiens zu, heißen sie
Belinges, siehe Belinge. Die (3)
von Reims, sind von einer ganz
neuen Mode, mehrentheils ganz von
Wolle, sowol in der Kette als im
Einschlage und ungekreuzt, nach
Art der gewalkten Etamine oder
der leichten Droguets gewebt, sehr
leicht und sehr fein. Einige behau-
pten, der Name Tiretaine sey sehr
alt, und man habe vor Zeiten alle
wollene Zeuge, auch sogar die al-
ler kostbarsten, so genennet. Wenn
dieses ist; so müssen die Sachen sich
sehr geändert haben, weil die schön-
sten Tiretaines, die man itzo macht,

in
F 4

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Tine
einer andern auf dem Archipelagus
gemacht werden, und an Guͤte und
Schoͤnheit ſelbſt die italieniſchen
uͤbertreffen, gebrauchen, wird das
meiſte davon von den Franzoſen hin-
weggeholet. Diejenige Seide, ſo
nach Venedig ausgefuͤhret wird,
giebt keine Ausfahrtszoͤlle; es muͤſ-
ſen aber die, welche ſolche ausfuͤh-
ren, einen Buͤrgen ſtellen, der,
wenn es heraus koͤmmt, daß ſolche
Seide anders wohin, als nach Vene-
dig gefuͤhret worden, die Ausfahrts-
zoͤlle,
bezahlen muß. Dieſe Aus-
fahrtszoͤlle,
ſo von der anders wo-
hin, als nach Venedig, gehenden
Seide entrichtet werden muͤſſen, be-
tragen nur 3¾ franzoͤſiſche Thaler
fuͤr jeden Centner Seide. Die an-
dern Waaren, welche dieſe Jnſel
hervorbringt, ſind Weine, Feigen,
Oliven, Weizen und Gerſte, die
aber insgeſamt, außer was die
Gerſte anbelanget, mit welcher da-
ſelbſt ein ziemlich guter Handel ge-
trieben wird, kaum fuͤr die Ein-
wohner zureichend ſind. Die Fran-
zoſen halten daſelbſt einen Conſul.

Tinkal, iſt der Borax, ſo von
Oſtindien; koͤmmt, hart und ſchwer,
und blaͤulichter Farbe iſt, ſiehe Borax.

Tintenak, franz. Tintenaque, ei-
ne Gattung Kupfer, ſo man aus
China bekoͤmmt. Es iſt das beſte un-
ter allem Kupfer, das die Berg-
werke dieſes weitlaͤuftigen Reichs
liefern. Nach Europa koͤmmt da-
von wenig, weil die Hollaͤnder, die
damit den groͤßten Handel treiben,
ſolches alles zu ihrer orientaliſchen
Handlung behalten, wo ſie es ge-
gen die reichſten Waaren vertau-
ſchen. Einige glauben, daß die Sia-
mer aus dieſem Kupfer das ſo beruͤhm-
te Tombac machen, ſiehe Tombac.

Tiretaine, ein franzoͤſiſcher Zeug,
deſſen Kette insgemein von leinenem
oder haͤnfenem Garne, und der Ein-
ſchlag von Wolle; manchmal
aber auch Kette und Einſchlag bey-
des von Wolle iſt. Jnsgemein
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Tiretaine
liegt dieſer Zeug ½ franzoͤſiſche Elle
breit. Man hat ſolchen von ver-
ſchiedenen Gattungen, als gekreuzt,
und ungekreuzt, geſtreift und ſchlecht,
grob und fein. Die Orte in Frank-
reich, wo die meiſten Tiretainen ge-
macht werden, ſind Partenay,
Breſſuis und Niort in Poitu, Beau-
camps le Vieil in der Picardie, und
Rheims in Champagne. Die, ſo
(1) in Poitu gemacht werden, ſind
entweder gekreuzt oder ungekreuzt,
von verſchiedenen Farben, geſtreift
oder ſchlecht, ziemlich fein, und
halb aus leinenem oder haͤnfenem
und halb aus wollenem Garne ge-
webt. Jn der Niedernormandie,
und vornehmlich zu Caen, nennet man
ſolche bisweilen Berluche oder
Breluche, ſiehe Breluche. Die,
ſo (2) zu Beaucamps le Vieil ge-
macht werden, und insgemein nur
zur Bekleidung armer Leute die-
nen, ſind ſehr grob und ungekreuzt.
Die Kette derſelben iſt von leine-
nem oder flaͤchſenem, und der Ein-
ſchlag von wollenem Garne. Man
macht deren von verſchiedenen Far-
ben, als grau, weiß, blau, roth,
ꝛc. Einige nennen ſolche Bure, ſie-
he dieſes Wort. Jn Bourgogne,
ſonderlich in der Gegend von Au-
xerre, nennet man ſolche Poulangy,
ſiehe Poulangis; und in der Pi-
cardie gegen Amiens zu, heißen ſie
Belinges, ſiehe Belinge. Die (3)
von Reims, ſind von einer ganz
neuen Mode, mehrentheils ganz von
Wolle, ſowol in der Kette als im
Einſchlage und ungekreuzt, nach
Art der gewalkten Etamine oder
der leichten Droguets gewebt, ſehr
leicht und ſehr fein. Einige behau-
pten, der Name Tiretaine ſey ſehr
alt, und man habe vor Zeiten alle
wollene Zeuge, auch ſogar die al-
ler koſtbarſten, ſo genennet. Wenn
dieſes iſt; ſo muͤſſen die Sachen ſich
ſehr geaͤndert haben, weil die ſchoͤn-
ſten Tiretaines, die man itzo macht,

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[[87]/0093] Tine Tiretaine einer andern auf dem Archipelagus gemacht werden, und an Guͤte und Schoͤnheit ſelbſt die italieniſchen uͤbertreffen, gebrauchen, wird das meiſte davon von den Franzoſen hin- weggeholet. Diejenige Seide, ſo nach Venedig ausgefuͤhret wird, giebt keine Ausfahrtszoͤlle; es muͤſ- ſen aber die, welche ſolche ausfuͤh- ren, einen Buͤrgen ſtellen, der, wenn es heraus koͤmmt, daß ſolche Seide anders wohin, als nach Vene- dig gefuͤhret worden, die Ausfahrts- zoͤlle, bezahlen muß. Dieſe Aus- fahrtszoͤlle, ſo von der anders wo- hin, als nach Venedig, gehenden Seide entrichtet werden muͤſſen, be- tragen nur 3¾ franzoͤſiſche Thaler fuͤr jeden Centner Seide. Die an- dern Waaren, welche dieſe Jnſel hervorbringt, ſind Weine, Feigen, Oliven, Weizen und Gerſte, die aber insgeſamt, außer was die Gerſte anbelanget, mit welcher da- ſelbſt ein ziemlich guter Handel ge- trieben wird, kaum fuͤr die Ein- wohner zureichend ſind. Die Fran- zoſen halten daſelbſt einen Conſul. Tinkal, iſt der Borax, ſo von Oſtindien; koͤmmt, hart und ſchwer, und blaͤulichter Farbe iſt, ſiehe Borax. Tintenak, franz. Tintenaque, ei- ne Gattung Kupfer, ſo man aus China bekoͤmmt. Es iſt das beſte un- ter allem Kupfer, das die Berg- werke dieſes weitlaͤuftigen Reichs liefern. Nach Europa koͤmmt da- von wenig, weil die Hollaͤnder, die damit den groͤßten Handel treiben, ſolches alles zu ihrer orientaliſchen Handlung behalten, wo ſie es ge- gen die reichſten Waaren vertau- ſchen. Einige glauben, daß die Sia- mer aus dieſem Kupfer das ſo beruͤhm- te Tombac machen, ſiehe Tombac. Tiretaine, ein franzoͤſiſcher Zeug, deſſen Kette insgemein von leinenem oder haͤnfenem Garne, und der Ein- ſchlag von Wolle; manchmal aber auch Kette und Einſchlag bey- des von Wolle iſt. Jnsgemein liegt dieſer Zeug ½ franzoͤſiſche Elle breit. Man hat ſolchen von ver- ſchiedenen Gattungen, als gekreuzt, und ungekreuzt, geſtreift und ſchlecht, grob und fein. Die Orte in Frank- reich, wo die meiſten Tiretainen ge- macht werden, ſind Partenay, Breſſuis und Niort in Poitu, Beau- camps le Vieil in der Picardie, und Rheims in Champagne. Die, ſo (1) in Poitu gemacht werden, ſind entweder gekreuzt oder ungekreuzt, von verſchiedenen Farben, geſtreift oder ſchlecht, ziemlich fein, und halb aus leinenem oder haͤnfenem und halb aus wollenem Garne ge- webt. Jn der Niedernormandie, und vornehmlich zu Caen, nennet man ſolche bisweilen Berluche oder Breluche, ſiehe Breluche. Die, ſo (2) zu Beaucamps le Vieil ge- macht werden, und insgemein nur zur Bekleidung armer Leute die- nen, ſind ſehr grob und ungekreuzt. Die Kette derſelben iſt von leine- nem oder flaͤchſenem, und der Ein- ſchlag von wollenem Garne. Man macht deren von verſchiedenen Far- ben, als grau, weiß, blau, roth, ꝛc. Einige nennen ſolche Bure, ſie- he dieſes Wort. Jn Bourgogne, ſonderlich in der Gegend von Au- xerre, nennet man ſolche Poulangy, ſiehe Poulangis; und in der Pi- cardie gegen Amiens zu, heißen ſie Belinges, ſiehe Belinge. Die (3) von Reims, ſind von einer ganz neuen Mode, mehrentheils ganz von Wolle, ſowol in der Kette als im Einſchlage und ungekreuzt, nach Art der gewalkten Etamine oder der leichten Droguets gewebt, ſehr leicht und ſehr fein. Einige behau- pten, der Name Tiretaine ſey ſehr alt, und man habe vor Zeiten alle wollene Zeuge, auch ſogar die al- ler koſtbarſten, ſo genennet. Wenn dieſes iſt; ſo muͤſſen die Sachen ſich ſehr geaͤndert haben, weil die ſchoͤn- ſten Tiretaines, die man itzo macht, in F 4

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [87]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/93>, abgerufen am 28.11.2024.