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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Timpf
schen Archipelagus, zwischen der
Spitze der Jnsel Celebes und den
Jnseln Flores gelegen. Die Hol-
länder haben daselbst einige Forts,
um die Handlung zu erhalten, die
sie dahin treiben. Diese besteht in
Sclaven; Wachs, welches daselbst
sehr wohlfeil ist; und in Sandel-
holze, welches der vornehmste Ge-
genstand der Handlung nach dieser
Jnsel ist, weil solches in Ostindien,
und vornehmlich in China, unge-
mein starken Abgaug findet.

Timpf, Münze, siehe Tympf.

Tinctur, lat. Tinctura, franz.
Teinture, nennet man, insonder-
heit auf den Apotheken, ein schar-
fes Naß, wodurch aus einem an-
dern Körper, es sey ein Mineral,
Thier, Gewächs, oder nur ein
Theil davon, die Kraft zusamt
der Farbe ausgezogen, und es da-
durch gefärbet worden. Man fin-
det solcher Tincturen verschiedene,
als 1) saure, die von einer säuer-
lichen oder mit einem säuerlichen
Safte vermischten Feuchtigkeit aus-
gezogen worden, dergleichen die Ro-
sen- Mohn- Kermes- Gummilack-
tincturen, etc. sind; 2) alkalische,
die aus einem alkalischen oder mit
einem alkalischen Salze vermischten
Leitzeuge bereitet worden, von wel-
cher Gattung die Weinsteintinctur,
Spießglastinctur, blaue Kupfertin-
ctur, und andere metallische Tin-
cturen sind; 3) salzigte, da einige
säuerliche und alkalische Säfte ver-
mischt gebraucht, und vermittelst
derselben die Kraft und Farbe aus
den Körpern ausgezogen worden,
wohin einige Goldtincturen, und
ein Theil von Eisentincturen, u. a.
m. gehören; 4) öligte, welche
von öligten im Feuer brennenden
Säften, oder auch von öligten Gei-
stern oder Branntewein herrühren,
dergleichen die Tincturen von Teu-
felsdreck, dem peruvianischen, Co-
paiva- und Tolu- Balsam, etc. sind;
[Spaltenumbruch]

Tine
und 5) öligt- alkalische, welche mit
einem alkalischen und zugleich ölig-
ten Leitzeuge zubereitet werden, der-
gleichen die Schwefeltinctur, balsa-
mische Spießglastinctur, Wein-
steintinctur mit Anisöl, u. a. m.
sind.

Tine, oder Tyne, Tino, Thi-
ne, Tenie
und Teno, lat. Tenos,
Tenia, Tynus
,
franz. Tine, eine
den Venetianern gehörende Jnsel,
auf dem griechischen Archipelagus,
und eine von den so genannten cy-
cladischen Jnseln, gegen Europa zu,
zwischen den Jnseln Micone und An-
dros, nahe bey der letzten gelegen.
Die darauf gelegene Hauptstadt,
welche ebenfalls Tine heißt, liegt
eine gute Meile von der See, un-
ten an einer Festung, St. Nicolas
genannt, und ist sehr volkreich.
Die Rhede und der Hafen bey die-
ser Jnsel sind sehr gut, und kön-
nen von einem starken und festen
Thurme wohl vertheidiget und be-
strichen werden. Die Einwohner
sind zum Theil Griechen, die mei-
sten aber sind der catholischen Re-
ligion zugethan. Jhre vornehmste
Handlung besteht in Seide, von
der man jährlich daselbst an die 16000
Pfunde einsammlet. Diese Seide
ist unter allen Seiden, die auf den
Jnseln des Archipelagus erzeuget
werden, am besten zugerichtet, und
sie kann, außer einigen Zeugen, zu
welchen sie nicht zu gebrauchen ist,
zu allen andern Gattungen von sei-
denen Manufacturen, als zu ge-
strickten und gewirkten Strümpfen,
Band, Nähseide, etc. gebraucht
werden. Jnsgemein gilt das Pfund
von derselben 1 Zechin, das ist 21/2
französischen Thaler, und manch-
mal kostet sie auch 3 Thaler. Aus-
serdem, was die Einwohner dieser
Jnsel davon selbst zu seidenen
Strümpfen, Handschuhen,
etc. wel-
che, sonderlich die Strümpfe, auf
dieser Jnsel besser, als in irgend

einer

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Timpf
ſchen Archipelagus, zwiſchen der
Spitze der Jnſel Celebes und den
Jnſeln Flores gelegen. Die Hol-
laͤnder haben daſelbſt einige Forts,
um die Handlung zu erhalten, die
ſie dahin treiben. Dieſe beſteht in
Sclaven; Wachs, welches daſelbſt
ſehr wohlfeil iſt; und in Sandel-
holze, welches der vornehmſte Ge-
genſtand der Handlung nach dieſer
Jnſel iſt, weil ſolches in Oſtindien,
und vornehmlich in China, unge-
mein ſtarken Abgaug findet.

Timpf, Muͤnze, ſiehe Tympf.

Tinctur, lat. Tinctura, franz.
Teinture, nennet man, inſonder-
heit auf den Apotheken, ein ſchar-
fes Naß, wodurch aus einem an-
dern Koͤrper, es ſey ein Mineral,
Thier, Gewaͤchs, oder nur ein
Theil davon, die Kraft zuſamt
der Farbe ausgezogen, und es da-
durch gefaͤrbet worden. Man fin-
det ſolcher Tincturen verſchiedene,
als 1) ſaure, die von einer ſaͤuer-
lichen oder mit einem ſaͤuerlichen
Safte vermiſchten Feuchtigkeit aus-
gezogen worden, dergleichen die Ro-
ſen- Mohn- Kermes- Gummilack-
tincturen, ꝛc. ſind; 2) alkaliſche,
die aus einem alkaliſchen oder mit
einem alkaliſchen Salze vermiſchten
Leitzeuge bereitet worden, von wel-
cher Gattung die Weinſteintinctur,
Spießglastinctur, blaue Kupfertin-
ctur, und andere metalliſche Tin-
cturen ſind; 3) ſalzigte, da einige
ſaͤuerliche und alkaliſche Saͤfte ver-
miſcht gebraucht, und vermittelſt
derſelben die Kraft und Farbe aus
den Koͤrpern ausgezogen worden,
wohin einige Goldtincturen, und
ein Theil von Eiſentincturen, u. a.
m. gehoͤren; 4) oͤligte, welche
von oͤligten im Feuer brennenden
Saͤften, oder auch von oͤligten Gei-
ſtern oder Branntewein herruͤhren,
dergleichen die Tincturen von Teu-
felsdreck, dem peruvianiſchen, Co-
paiva- und Tolu- Balſam, ꝛc. ſind;
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Tine
und 5) oͤligt- alkaliſche, welche mit
einem alkaliſchen und zugleich oͤlig-
ten Leitzeuge zubereitet werden, der-
gleichen die Schwefeltinctur, balſa-
miſche Spießglastinctur, Wein-
ſteintinctur mit Anisoͤl, u. a. m.
ſind.

Tine, oder Tyne, Tino, Thi-
ne, Tenie
und Teno, lat. Tenos,
Tenia, Tynus
,
franz. Tine, eine
den Venetianern gehoͤrende Jnſel,
auf dem griechiſchen Archipelagus,
und eine von den ſo genannten cy-
cladiſchen Jnſeln, gegen Europa zu,
zwiſchen den Jnſeln Micone und An-
dros, nahe bey der letzten gelegen.
Die darauf gelegene Hauptſtadt,
welche ebenfalls Tine heißt, liegt
eine gute Meile von der See, un-
ten an einer Feſtung, St. Nicolas
genannt, und iſt ſehr volkreich.
Die Rhede und der Hafen bey die-
ſer Jnſel ſind ſehr gut, und koͤn-
nen von einem ſtarken und feſten
Thurme wohl vertheidiget und be-
ſtrichen werden. Die Einwohner
ſind zum Theil Griechen, die mei-
ſten aber ſind der catholiſchen Re-
ligion zugethan. Jhre vornehmſte
Handlung beſteht in Seide, von
der man jaͤhrlich daſelbſt an die 16000
Pfunde einſammlet. Dieſe Seide
iſt unter allen Seiden, die auf den
Jnſeln des Archipelagus erzeuget
werden, am beſten zugerichtet, und
ſie kann, außer einigen Zeugen, zu
welchen ſie nicht zu gebrauchen iſt,
zu allen andern Gattungen von ſei-
denen Manufacturen, als zu ge-
ſtrickten und gewirkten Struͤmpfen,
Band, Naͤhſeide, ꝛc. gebraucht
werden. Jnsgemein gilt das Pfund
von derſelben 1 Zechin, das iſt 2½
franzoͤſiſchen Thaler, und manch-
mal koſtet ſie auch 3 Thaler. Auſ-
ſerdem, was die Einwohner dieſer
Jnſel davon ſelbſt zu ſeidenen
Struͤmpfen, Handſchuhen,
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[[86]/0092] Timpf Tine ſchen Archipelagus, zwiſchen der Spitze der Jnſel Celebes und den Jnſeln Flores gelegen. Die Hol- laͤnder haben daſelbſt einige Forts, um die Handlung zu erhalten, die ſie dahin treiben. Dieſe beſteht in Sclaven; Wachs, welches daſelbſt ſehr wohlfeil iſt; und in Sandel- holze, welches der vornehmſte Ge- genſtand der Handlung nach dieſer Jnſel iſt, weil ſolches in Oſtindien, und vornehmlich in China, unge- mein ſtarken Abgaug findet. Timpf, Muͤnze, ſiehe Tympf. Tinctur, lat. Tinctura, franz. Teinture, nennet man, inſonder- heit auf den Apotheken, ein ſchar- fes Naß, wodurch aus einem an- dern Koͤrper, es ſey ein Mineral, Thier, Gewaͤchs, oder nur ein Theil davon, die Kraft zuſamt der Farbe ausgezogen, und es da- durch gefaͤrbet worden. Man fin- det ſolcher Tincturen verſchiedene, als 1) ſaure, die von einer ſaͤuer- lichen oder mit einem ſaͤuerlichen Safte vermiſchten Feuchtigkeit aus- gezogen worden, dergleichen die Ro- ſen- Mohn- Kermes- Gummilack- tincturen, ꝛc. ſind; 2) alkaliſche, die aus einem alkaliſchen oder mit einem alkaliſchen Salze vermiſchten Leitzeuge bereitet worden, von wel- cher Gattung die Weinſteintinctur, Spießglastinctur, blaue Kupfertin- ctur, und andere metalliſche Tin- cturen ſind; 3) ſalzigte, da einige ſaͤuerliche und alkaliſche Saͤfte ver- miſcht gebraucht, und vermittelſt derſelben die Kraft und Farbe aus den Koͤrpern ausgezogen worden, wohin einige Goldtincturen, und ein Theil von Eiſentincturen, u. a. m. gehoͤren; 4) oͤligte, welche von oͤligten im Feuer brennenden Saͤften, oder auch von oͤligten Gei- ſtern oder Branntewein herruͤhren, dergleichen die Tincturen von Teu- felsdreck, dem peruvianiſchen, Co- paiva- und Tolu- Balſam, ꝛc. ſind; und 5) oͤligt- alkaliſche, welche mit einem alkaliſchen und zugleich oͤlig- ten Leitzeuge zubereitet werden, der- gleichen die Schwefeltinctur, balſa- miſche Spießglastinctur, Wein- ſteintinctur mit Anisoͤl, u. a. m. ſind. Tine, oder Tyne, Tino, Thi- ne, Tenie und Teno, lat. Tenos, Tenia, Tynus, franz. Tine, eine den Venetianern gehoͤrende Jnſel, auf dem griechiſchen Archipelagus, und eine von den ſo genannten cy- cladiſchen Jnſeln, gegen Europa zu, zwiſchen den Jnſeln Micone und An- dros, nahe bey der letzten gelegen. Die darauf gelegene Hauptſtadt, welche ebenfalls Tine heißt, liegt eine gute Meile von der See, un- ten an einer Feſtung, St. Nicolas genannt, und iſt ſehr volkreich. Die Rhede und der Hafen bey die- ſer Jnſel ſind ſehr gut, und koͤn- nen von einem ſtarken und feſten Thurme wohl vertheidiget und be- ſtrichen werden. Die Einwohner ſind zum Theil Griechen, die mei- ſten aber ſind der catholiſchen Re- ligion zugethan. Jhre vornehmſte Handlung beſteht in Seide, von der man jaͤhrlich daſelbſt an die 16000 Pfunde einſammlet. Dieſe Seide iſt unter allen Seiden, die auf den Jnſeln des Archipelagus erzeuget werden, am beſten zugerichtet, und ſie kann, außer einigen Zeugen, zu welchen ſie nicht zu gebrauchen iſt, zu allen andern Gattungen von ſei- denen Manufacturen, als zu ge- ſtrickten und gewirkten Struͤmpfen, Band, Naͤhſeide, ꝛc. gebraucht werden. Jnsgemein gilt das Pfund von derſelben 1 Zechin, das iſt 2½ franzoͤſiſchen Thaler, und manch- mal koſtet ſie auch 3 Thaler. Auſ- ſerdem, was die Einwohner dieſer Jnſel davon ſelbſt zu ſeidenen Struͤmpfen, Handſchuhen, ꝛc. wel- che, ſonderlich die Struͤmpfe, auf dieſer Jnſel beſſer, als in irgend einer

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [86]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/92>, abgerufen am 28.11.2024.