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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Tischauffera
in Frankreich nicht über 45 Sols
die französische Elle kosten. Und
für diesen Preiß müssen sie noch ganz
von Wolle, und von der feinsten
Gattung seyn.

Tischauffera, ist zu Venedig das
kleinste Maaß flüßiger Dinge. Es
ist der vierte Theil von einem Quart:
denn 4 Tischaufferas machen 1 Quart,
4 Quart 1 Bigot, 4 Bigot 1 Ampho-
ra, welche 76 Mustaches hält, deren
38 eine Botte machen.

Tischler, Tischer, Schreiner,
lat. Arcularius, Scriniarius, franz.
Menuisier, ein kramender Hand-
werksmann, so im Holze mit dem
Hobel und Schnitzmesser arbeitet.
Es ist die (1) Tischler und Schrei-
nerkunst
keine von den geringsten.
Denn derjenige, der sich einen rech-
ten verständigen Schreiner nennen
will, muß a) die Perspectivkunst,
und aus der Baukunst die fünf
Säulenordnungen wohl verstehen,
als ohne welches er keine kunstrich-
tige Zierrathen, es sey an Kränzen
und Einfassungen, oder an Säul-
und Schnitzwerk, angeben kann.
Ja er muß b) fast ein halber Bild-
hauer seyn, und c) in Laub- und
Blumenwerk wissen zu reißen, wie
auch in Figuren, indem das Tisch-
lerhandwerk von dergleichen einge-
legter Arbeit, von Bildern, Blu-
men und Laubwerk oft so schöne
Werke macht, als ob es ein künst-
licher Maler verfertiget hätte. Fer-
ner muß auch ein Schreiner d) ein
guter Erfinder allerhand schöner
Sachen seyn, sonderlich aber e) we-
gen des Holzes guten Verstand ha-
ben, wie dasselbe zu gebrauchen sey,
damit es sich nicht biege; ingleichen
welches Holz zu einer jeden Arbeit
am besten tauge. Die (2) Arten der
Arbeiten
sind sonderlich bey der
Tischlerprofeßion unterschiedlich,
denn da giebt es a) Tischer, die
nichts als gemeine Stücken von
schlechtem Holze, nämlich allerhand
[Spaltenumbruch]

Tischler
Hausrath an Schränken, Kasten,
Tischen, Bettstellen, u. s. w. ver-
fertigen. Dergleichen gemeine
Tischler
belegen auch die Boden in
den Gemächern, und machen Thü-
ren, Fensterzargen, und Treppen
in den Häusern, b) Ferner verarbei-
ten die Kunst- oder Ebentischler
mehrentheils gutes Holz, als Eben-
holz, Cypressen- Oliven- Jndianisch-
Zucker-Rüstern- Tannen- Schweizer-
Wurzeln- Nußbaum- Masern- Ce-
dern-Holz, Königsholz etc. und an-
deres kostbares Holz; und machen
eingelegte Arbeit nicht mit Holz
allein, sondern manche auch mit
Helfenbein etc. wie man denn Tisch-
ler findet, die c) von Schildkröten
unvergleichlich fleißige und zierliche
Arbeit hervor bringen; und dan-
nenhero Schildkrötenkünstler heis-
sen. Ja etliche haben es so weit
gebracht, daß sie sogar d) Perlenmut-
ter, Stein, und Glas künstlich wis-
sen zu schneiden, und in schönes
Holz einzulegen, wie denn von sol-
cher eingelegter Arbeit von Stein,
Perlenmutter, der Natur ähnlich ge-
färbtem Holze, ganze Landschaften,
treffliches Laubwerk, natürliche
Blumen und Früchte vorgestellet
werden. Wiederum legen sich an-
dere e) nur auf schwarz gebeizte
Arbeit, und excelliren darinnen,
daß man es mit Verwunderung an-
sieht. Vor einigen Jahren find auch
welche aufgekommen, die f) das
Holz künstlich wissen zu versilbern,
und auf Silberart ungemein schöne
Werke von Tischen, Spiegelrahmen,
und was man nur mehr verlangen
mag, verfertigen: diese werden
Silberkünstler genennet. Uebri-
gens kömmt die (3) Tischlerarbeit
franz. Menuiserie, welche theils in
gemeiner, theils künstlicher, theils
schön eingelegter Holzarbeit besteht,
bey den Kaufleuten in ihrem Han-
del selten vor, außer a) was sie an
Kisten und Regalen zu ihrem eige-

nen

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Tiſchauffera
in Frankreich nicht uͤber 45 Sols
die franzoͤſiſche Elle koſten. Und
fuͤr dieſen Preiß muͤſſen ſie noch ganz
von Wolle, und von der feinſten
Gattung ſeyn.

Tiſchauffera, iſt zu Venedig das
kleinſte Maaß fluͤßiger Dinge. Es
iſt der vierte Theil von einem Quart:
denn 4 Tiſchaufferas machen 1 Quart,
4 Quart 1 Bigot, 4 Bigot 1 Ampho-
ra, welche 76 Muſtaches haͤlt, deren
38 eine Botte machen.

Tiſchler, Tiſcher, Schreiner,
lat. Arcularius, Scriniarius, franz.
Menuiſier, ein kramender Hand-
werksmann, ſo im Holze mit dem
Hobel und Schnitzmeſſer arbeitet.
Es iſt die (1) Tiſchler und Schrei-
nerkunſt
keine von den geringſten.
Denn derjenige, der ſich einen rech-
ten verſtaͤndigen Schreiner nennen
will, muß a) die Perſpectivkunſt,
und aus der Baukunſt die fuͤnf
Saͤulenordnungen wohl verſtehen,
als ohne welches er keine kunſtrich-
tige Zierrathen, es ſey an Kraͤnzen
und Einfaſſungen, oder an Saͤul-
und Schnitzwerk, angeben kann.
Ja er muß b) faſt ein halber Bild-
hauer ſeyn, und c) in Laub- und
Blumenwerk wiſſen zu reißen, wie
auch in Figuren, indem das Tiſch-
lerhandwerk von dergleichen einge-
legter Arbeit, von Bildern, Blu-
men und Laubwerk oft ſo ſchoͤne
Werke macht, als ob es ein kuͤnſt-
licher Maler verfertiget haͤtte. Fer-
ner muß auch ein Schreiner d) ein
guter Erfinder allerhand ſchoͤner
Sachen ſeyn, ſonderlich aber e) we-
gen des Holzes guten Verſtand ha-
ben, wie daſſelbe zu gebrauchen ſey,
damit es ſich nicht biege; ingleichen
welches Holz zu einer jeden Arbeit
am beſten tauge. Die (2) Arten der
Arbeiten
ſind ſonderlich bey der
Tiſchlerprofeßion unterſchiedlich,
denn da giebt es a) Tiſcher, die
nichts als gemeine Stuͤcken von
ſchlechtem Holze, naͤmlich allerhand
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Tiſchler
Hausrath an Schraͤnken, Kaſten,
Tiſchen, Bettſtellen, u. ſ. w. ver-
fertigen. Dergleichen gemeine
Tiſchler
belegen auch die Boden in
den Gemaͤchern, und machen Thuͤ-
ren, Fenſterzargen, und Treppen
in den Haͤuſern, b) Ferner verarbei-
ten die Kunſt- oder Ebentiſchler
mehrentheils gutes Holz, als Eben-
holz, Cypreſſen- Oliven- Jndianiſch-
Zucker-Ruͤſtern- Tannen- Schweizer-
Wurzeln- Nußbaum- Maſern- Ce-
dern-Holz, Koͤnigsholz ꝛc. und an-
deres koſtbares Holz; und machen
eingelegte Arbeit nicht mit Holz
allein, ſondern manche auch mit
Helfenbein ꝛc. wie man denn Tiſch-
ler findet, die c) von Schildkroͤten
unvergleichlich fleißige und zierliche
Arbeit hervor bringen; und dan-
nenhero Schildkroͤtenkuͤnſtler heiſ-
ſen. Ja etliche haben es ſo weit
gebracht, daß ſie ſogar d) Perlenmut-
ter, Stein, und Glas kuͤnſtlich wiſ-
ſen zu ſchneiden, und in ſchoͤnes
Holz einzulegen, wie denn von ſol-
cher eingelegter Arbeit von Stein,
Perlenmutter, der Natur aͤhnlich ge-
faͤrbtem Holze, ganze Landſchaften,
treffliches Laubwerk, natuͤrliche
Blumen und Fruͤchte vorgeſtellet
werden. Wiederum legen ſich an-
dere e) nur auf ſchwarz gebeizte
Arbeit, und excelliren darinnen,
daß man es mit Verwunderung an-
ſieht. Vor einigen Jahren find auch
welche aufgekommen, die f) das
Holz kuͤnſtlich wiſſen zu verſilbern,
und auf Silberart ungemein ſchoͤne
Werke von Tiſchen, Spiegelrahmen,
und was man nur mehr verlangen
mag, verfertigen: dieſe werden
Silberkuͤnſtler genennet. Uebri-
gens koͤmmt die (3) Tiſchlerarbeit
franz. Menuiſerie, welche theils in
gemeiner, theils kuͤnſtlicher, theils
ſchoͤn eingelegter Holzarbeit beſteht,
bey den Kaufleuten in ihrem Han-
del ſelten vor, außer a) was ſie an
Kiſten und Regalen zu ihrem eige-

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [88]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/94>, abgerufen am 28.11.2024.