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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Zittau
Brauhaus in der Stadt, sondern
auch außer der Stadt ein Stück
Acker; und in den vielen und gros-
sen Dörfern darf kein anderes als
zittauisches Bier geschenket werden.
Die (9) Handlung anlangend: so
ist Zittau gegenwärtig eine der vor-
nehmsten Handelsstädte in dem
Markgrafthume. Die meisten Ne-
gotianten sind allda von ziemlichem
Capitale, thun sehr viel vor eigene
Rechnung, und bedienen auch aus-
wärtige Commißionen. Sie besu-
chen nicht nur die leipziger, naum-
burger, breßlauer, wiener und
danziger Messen; sondern treiben
auch ihren Handel, sonderlich mit
der dasigen Leinwand, nach Böh-
men, Holland, Jtalien, England,
Portugal, Spanien, etc. Wie denn
der Leinwandhandel und der Tuchhan-
del vor andern Aesten der Handlung in
Zittau floriren, dergestalt, daß
viel hundert Tuchmachern, die in
der Stadt wohnen, und mehr als
tausend Leinwebern auf den Dör-
fern, dadurch Arbeit verschaffet
wird. Den (a) Tuchhandel beför-
dert die dasige Tuchmacherzunft,
die jederzeit eine der stärksten in
Zittau gewesen ist. Die Hand-
werksordnung der Tuchmacher da-
selbst ist schon 1312 errichtet worden.
Vor Zeiten hat jederzeit einer von
den Aeltesten der Tuchmacher einen
Sitz in der Schöppenbank bey dem
Rathstuhle gehabt, und das Schoß-
amt verwaltet; welches aber nach-
hero abgekommen: hingegen ist
ihnen unter den Rathsfreunden der
erste Platz angewiesen worden.
Sonst hatte auch das Handwerk
seine eigenthümliche Walkmühlen
in Olbersdorf; ingleichen in der
Stadt ein Haus, darinn die Tuche
gezeichnet wurden, welches in der
Gasse gelegen war, die heutiges Ta-
ges noch von gemeldetem Zeichen-
hause den Namen die Zeichengasse
[Spaltenumbruch]
Zittau
behalten hat. Nicht weniger hatte
es an dem mandauischen Berge
ein Haus, so die Aschenkammer
hieß. Nachdem sie aber beyde
Häuser in den Jahren 1568 und
1580 verkauft haben, so ist nachhe-
ro das noch itzo zum Zeichnen der
Tuche dienende Meisterhaus auf
der Weitengasse, so itzt die Tuchma-
chermeistergasse genennet wird, da-
zu gewidmet worden. Desgleichen
hat die Tuchmacherinnung in
Zittau zwey Farbehäuser: eines in
der Stadt, und das andere vor
dem böhmischen Thore; die beyden
Walkmühlen aber zu Olbersdorf
und bey der Rißigmühle gehören
dem Rathe zu, und werden dem Hand-
werke gegen billigen Zins überlassen.
Es geht noch itzt der Handel mit dem
Zittauischen Tuche ziemlich stark,
obwol nicht mehr so stark, als ehe-
mals. Nächst dem Tuchhandel
ist, wie gedacht, der (b) Lein-
wandhandel
mit der, sowol in der
Stadt, als in den umliegenden
Dörfern, gemachten Leinwand,
sehr beträchtlich. So gar die
Dorfleinweber befleißigen sich der
besten leinenen, rohen, weißen,
bunten, blauen, schmal und brei-
ten Waaren: wie denn Walters-
dorf sonderlich wegen der Zwillig-
arbeit; und Groß- Schöna wegen
der seit 1666 auf niederländische und
holländische Art gezogenen leinenen
Damaste mit allerhand Blumen-
werke, Historien, Armaturen, Städ-
ten und Wapen berühmt worden.
Und zwar so giebt es in Zittau man-
cherley Sorten Leinwand, die
weit dichter, fester, schöner, und
gleicher von Faden, als in ganz
Schlesien, gemacht werden, als
(a) aus weißem Garne fabricirte:
a) breite 56 Ellen lange, weiße,
und b) breite 112 Ellen lange der-
gleichen; (b) aus rohem Garne
bereitete Bleichwaaren: a) brei-

te
M m 3

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Zittau
Brauhaus in der Stadt, ſondern
auch außer der Stadt ein Stuͤck
Acker; und in den vielen und groſ-
ſen Doͤrfern darf kein anderes als
zittauiſches Bier geſchenket werden.
Die (9) Handlung anlangend: ſo
iſt Zittau gegenwaͤrtig eine der vor-
nehmſten Handelsſtaͤdte in dem
Markgrafthume. Die meiſten Ne-
gotianten ſind allda von ziemlichem
Capitale, thun ſehr viel vor eigene
Rechnung, und bedienen auch aus-
waͤrtige Commißionen. Sie beſu-
chen nicht nur die leipziger, naum-
burger, breßlauer, wiener und
danziger Meſſen; ſondern treiben
auch ihren Handel, ſonderlich mit
der daſigen Leinwand, nach Boͤh-
men, Holland, Jtalien, England,
Portugal, Spanien, ꝛc. Wie denn
der Leinwandhandel und der Tuchhan-
del vor andern Aeſten der Handlung in
Zittau floriren, dergeſtalt, daß
viel hundert Tuchmachern, die in
der Stadt wohnen, und mehr als
tauſend Leinwebern auf den Doͤr-
fern, dadurch Arbeit verſchaffet
wird. Den (a) Tuchhandel befoͤr-
dert die daſige Tuchmacherzunft,
die jederzeit eine der ſtaͤrkſten in
Zittau geweſen iſt. Die Hand-
werksordnung der Tuchmacher da-
ſelbſt iſt ſchon 1312 errichtet worden.
Vor Zeiten hat jederzeit einer von
den Aelteſten der Tuchmacher einen
Sitz in der Schoͤppenbank bey dem
Rathſtuhle gehabt, und das Schoß-
amt verwaltet; welches aber nach-
hero abgekommen: hingegen iſt
ihnen unter den Rathsfreunden der
erſte Platz angewieſen worden.
Sonſt hatte auch das Handwerk
ſeine eigenthuͤmliche Walkmuͤhlen
in Olbersdorf; ingleichen in der
Stadt ein Haus, darinn die Tuche
gezeichnet wurden, welches in der
Gaſſe gelegen war, die heutiges Ta-
ges noch von gemeldetem Zeichen-
hauſe den Namen die Zeichengaſſe
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Zittau
behalten hat. Nicht weniger hatte
es an dem mandauiſchen Berge
ein Haus, ſo die Aſchenkammer
hieß. Nachdem ſie aber beyde
Haͤuſer in den Jahren 1568 und
1580 verkauft haben, ſo iſt nachhe-
ro das noch itzo zum Zeichnen der
Tuche dienende Meiſterhaus auf
der Weitengaſſe, ſo itzt die Tuchma-
chermeiſtergaſſe genennet wird, da-
zu gewidmet worden. Desgleichen
hat die Tuchmacherinnung in
Zittau zwey Farbehaͤuſer: eines in
der Stadt, und das andere vor
dem boͤhmiſchen Thore; die beyden
Walkmuͤhlen aber zu Olbersdorf
und bey der Rißigmuͤhle gehoͤren
dem Rathe zu, und werden dem Hand-
werke gegen billigen Zins uͤberlaſſen.
Es geht noch itzt der Handel mit dem
Zittauiſchen Tuche ziemlich ſtark,
obwol nicht mehr ſo ſtark, als ehe-
mals. Naͤchſt dem Tuchhandel
iſt, wie gedacht, der (b) Lein-
wandhandel
mit der, ſowol in der
Stadt, als in den umliegenden
Doͤrfern, gemachten Leinwand,
ſehr betraͤchtlich. So gar die
Dorfleinweber befleißigen ſich der
beſten leinenen, rohen, weißen,
bunten, blauen, ſchmal und brei-
ten Waaren: wie denn Walters-
dorf ſonderlich wegen der Zwillig-
arbeit; und Groß- Schoͤna wegen
der ſeit 1666 auf niederlaͤndiſche und
hollaͤndiſche Art gezogenen leinenen
Damaſte mit allerhand Blumen-
werke, Hiſtorien, Armaturen, Staͤd-
ten und Wapen beruͤhmt worden.
Und zwar ſo giebt es in Zittau man-
cherley Sorten Leinwand, die
weit dichter, feſter, ſchoͤner, und
gleicher von Faden, als in ganz
Schleſien, gemacht werden, als
(a) aus weißem Garne fabricirte:
a) breite 56 Ellen lange, weiße,
und b) breite 112 Ellen lange der-
gleichen; (b) aus rohem Garne
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M m 3
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[[549]/0555] Zittau Zittau Brauhaus in der Stadt, ſondern auch außer der Stadt ein Stuͤck Acker; und in den vielen und groſ- ſen Doͤrfern darf kein anderes als zittauiſches Bier geſchenket werden. Die (9) Handlung anlangend: ſo iſt Zittau gegenwaͤrtig eine der vor- nehmſten Handelsſtaͤdte in dem Markgrafthume. Die meiſten Ne- gotianten ſind allda von ziemlichem Capitale, thun ſehr viel vor eigene Rechnung, und bedienen auch aus- waͤrtige Commißionen. Sie beſu- chen nicht nur die leipziger, naum- burger, breßlauer, wiener und danziger Meſſen; ſondern treiben auch ihren Handel, ſonderlich mit der daſigen Leinwand, nach Boͤh- men, Holland, Jtalien, England, Portugal, Spanien, ꝛc. Wie denn der Leinwandhandel und der Tuchhan- del vor andern Aeſten der Handlung in Zittau floriren, dergeſtalt, daß viel hundert Tuchmachern, die in der Stadt wohnen, und mehr als tauſend Leinwebern auf den Doͤr- fern, dadurch Arbeit verſchaffet wird. Den (a) Tuchhandel befoͤr- dert die daſige Tuchmacherzunft, die jederzeit eine der ſtaͤrkſten in Zittau geweſen iſt. Die Hand- werksordnung der Tuchmacher da- ſelbſt iſt ſchon 1312 errichtet worden. Vor Zeiten hat jederzeit einer von den Aelteſten der Tuchmacher einen Sitz in der Schoͤppenbank bey dem Rathſtuhle gehabt, und das Schoß- amt verwaltet; welches aber nach- hero abgekommen: hingegen iſt ihnen unter den Rathsfreunden der erſte Platz angewieſen worden. Sonſt hatte auch das Handwerk ſeine eigenthuͤmliche Walkmuͤhlen in Olbersdorf; ingleichen in der Stadt ein Haus, darinn die Tuche gezeichnet wurden, welches in der Gaſſe gelegen war, die heutiges Ta- ges noch von gemeldetem Zeichen- hauſe den Namen die Zeichengaſſe behalten hat. Nicht weniger hatte es an dem mandauiſchen Berge ein Haus, ſo die Aſchenkammer hieß. Nachdem ſie aber beyde Haͤuſer in den Jahren 1568 und 1580 verkauft haben, ſo iſt nachhe- ro das noch itzo zum Zeichnen der Tuche dienende Meiſterhaus auf der Weitengaſſe, ſo itzt die Tuchma- chermeiſtergaſſe genennet wird, da- zu gewidmet worden. Desgleichen hat die Tuchmacherinnung in Zittau zwey Farbehaͤuſer: eines in der Stadt, und das andere vor dem boͤhmiſchen Thore; die beyden Walkmuͤhlen aber zu Olbersdorf und bey der Rißigmuͤhle gehoͤren dem Rathe zu, und werden dem Hand- werke gegen billigen Zins uͤberlaſſen. Es geht noch itzt der Handel mit dem Zittauiſchen Tuche ziemlich ſtark, obwol nicht mehr ſo ſtark, als ehe- mals. Naͤchſt dem Tuchhandel iſt, wie gedacht, der (b) Lein- wandhandel mit der, ſowol in der Stadt, als in den umliegenden Doͤrfern, gemachten Leinwand, ſehr betraͤchtlich. So gar die Dorfleinweber befleißigen ſich der beſten leinenen, rohen, weißen, bunten, blauen, ſchmal und brei- ten Waaren: wie denn Walters- dorf ſonderlich wegen der Zwillig- arbeit; und Groß- Schoͤna wegen der ſeit 1666 auf niederlaͤndiſche und hollaͤndiſche Art gezogenen leinenen Damaſte mit allerhand Blumen- werke, Hiſtorien, Armaturen, Staͤd- ten und Wapen beruͤhmt worden. Und zwar ſo giebt es in Zittau man- cherley Sorten Leinwand, die weit dichter, feſter, ſchoͤner, und gleicher von Faden, als in ganz Schleſien, gemacht werden, als (a) aus weißem Garne fabricirte: a) [FORMEL] breite 56 Ellen lange, weiße, und b) [FORMEL] breite 112 Ellen lange der- gleichen; (b) aus rohem Garne bereitete Bleichwaaren: a) [FORMEL] brei- te M m 3

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [549]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/555>, abgerufen am 22.11.2024.