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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Zittau
te 56 Ellen lange, breite 72 Ellen
lange, rohe Leinwand: b) breite,
60 Ellen lange, rohe, auch ge-
bleichte Leinwand: c) breite 72
Ellen lange, bunte gestreifte; d)
breite 60 Ellen lange gebleichte Lein-
wand; desgleichen (c) 3 Ellen, 31/2
Ellen, auch 4 Ellen breit und 6
Ellen lang gezogenes Tafelzeug mit
ihren Servietten, ein Dutzend zu
jedem Tafeltuche von mancherley
Desseins, Arbeit und Muster von
unterschiedlicher Beschaffenheit und
Feine; (d) und auch breite
60 Ellen lange zwillichene Halstü-
cher; ferner (e) allerhand Gattun-
gen Schnupftücher, ordinäre, mit-
telfeine und ganz feine. Ein jeder
dasiger Kaufmann kann alle diese
Waaren schaffen; wiewol solche an
unterschiedliche Oerter hingehen. Die-
se Leinwandhandlung hat schon im 15
und 16 Jahrhunderte, hauptsäch-
lich aber 1684 und 1685 hier floriret,
und floriret noch. Die Gewand-
schneider aus den nürnbergischen
Geschlechtern haben daselbst schon
an die 50 Jahre ihre Handlung ge-
habt. Jm Jahr 1658 wurde zu
mehrerer Bequemlichkeit ein beson-
deres Leinwandhaus erbauet, auf
welchem die Leinwand an jedem
Markttage zum Verkauf ausgeleget
wird. Die Bleichen, an dem
Mandaustrome gelegen, sind auch
schon sehr lange allhier gänge gewe-
sen, indem man bereits 1525 findet,
daß der Rath gewisse Bleichherren
oder Aufseher aus seinem Mittel
gesetzet hat, deren Aufsicht sonder-
lich mit dahin ging, daß den Kauf-
leuten ihre Leinwandwaaren gut und
tüchtig zugerichtet und geliefert
werden müssen. Wegen der hiesi-
gen Bleichen erhielt die Stadt von
Churfürst Johann Georgen dem I
unterm September 1645 ein an-
sehnliches Privilegium, welches
Churfürst Johann George II den
12 März 1666 bestätigte. Desglei-
[Spaltenumbruch]
Zittau
chen ist auch der (c) Garnhandel
nicht zu vergessen, wie es denn da-
selbst verschiedene Garnhändler giebt,
die zugleich mit Leinwand handeln,
und die Messen beziehen. Ferner
werden durch die häufige Zufuhr
aus Böhmen gar ansehnliche (d)
Getreidemärkte bey und in dieser
Stadt gehalten. Auf der in der
Vorstadt, ohnweit dem Neißflusse
angelegten (e) Papiermühle wird
im ganzen Lande sehr schönes, und
das beste blaue Papier verfertiget,
womit hernach ein starker Vertrieb
gemacht wird. Endlich ist auch ein
guter (f) Buchhandel und Buchla-
den, nebst einer wohl eingerichteten
Buchdruckerey, daselbst. Zu bes-
serer Aufnahme der Handlung und
Abstellung verschiedener Unord-
nungen wurden 1705 sowol in Lö-
bau, als hauptsächlich in Zittau,
gewisse (10) Kaufmannssocietäten
errichtet, und mit allergnädigsten kö-
nigl. Privilegien und Ordnungen ver-
sehen. Die dasige sehr curiöse (11)
Schnellwage ist 1692 und 1693
durch die Geschicklichkeit des Baumei-
sters Andreas Noacks zu Stande ge-
kommen. Man kann auf derselben von
1/2 Centner bis 120 Centner ganz ge-
nau abwägen. Ja es ist diese Waa-
ge von einer solchen Empfind-
lichkeit, daß sie auch bey Auf-
legung eines Groschens anzieht.
Jm Jahre 1695 gerieth sie zu einer
solchen Vollkommenheit, daß den 3
Februar besagten Jahrs zum ersten-
male ein mit Garn beladener Fracht-
wagen darauf gewogen werden
können, welcher auch, zur Probe
der Tüchtigkeit, einen ganzen Tag
ohne verspürte Veränderung, schwe-
bend an dieser Waage hängen verblie-
ben ist. Uebrigens hat Zittau auch
gar bequeme (12) Gasthäuser, unter
welchen am meisten besucht werden:
in der Stadt die Sonne, und der weiße
Engel; vor dem Weberthore aber
der goldene Hirsch.

Zitter-

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Zittau
te 56 Ellen lange, breite 72 Ellen
lange, rohe Leinwand: b) breite,
60 Ellen lange, rohe, auch ge-
bleichte Leinwand: c) breite 72
Ellen lange, bunte geſtreifte; d)
breite 60 Ellen lange gebleichte Lein-
wand; desgleichen (c) 3 Ellen, 3½
Ellen, auch 4 Ellen breit und 6
Ellen lang gezogenes Tafelzeug mit
ihren Servietten, ein Dutzend zu
jedem Tafeltuche von mancherley
Deſſeins, Arbeit und Muſter von
unterſchiedlicher Beſchaffenheit und
Feine; (d) und auch breite
60 Ellen lange zwillichene Halstuͤ-
cher; ferner (e) allerhand Gattun-
gen Schnupftuͤcher, ordinaͤre, mit-
telfeine und ganz feine. Ein jeder
daſiger Kaufmann kann alle dieſe
Waaren ſchaffen; wiewol ſolche an
unterſchiedliche Oerter hingehen. Die-
ſe Leinwandhandlung hat ſchon im 15
und 16 Jahrhunderte, hauptſaͤch-
lich aber 1684 und 1685 hier floriret,
und floriret noch. Die Gewand-
ſchneider aus den nuͤrnbergiſchen
Geſchlechtern haben daſelbſt ſchon
an die 50 Jahre ihre Handlung ge-
habt. Jm Jahr 1658 wurde zu
mehrerer Bequemlichkeit ein beſon-
deres Leinwandhaus erbauet, auf
welchem die Leinwand an jedem
Markttage zum Verkauf ausgeleget
wird. Die Bleichen, an dem
Mandauſtrome gelegen, ſind auch
ſchon ſehr lange allhier gaͤnge gewe-
ſen, indem man bereits 1525 findet,
daß der Rath gewiſſe Bleichherren
oder Aufſeher aus ſeinem Mittel
geſetzet hat, deren Aufſicht ſonder-
lich mit dahin ging, daß den Kauf-
leuten ihre Leinwandwaaren gut und
tuͤchtig zugerichtet und geliefert
werden muͤſſen. Wegen der hieſi-
gen Bleichen erhielt die Stadt von
Churfuͤrſt Johann Georgen dem I
unterm September 1645 ein an-
ſehnliches Privilegium, welches
Churfuͤrſt Johann George II den
12 Maͤrz 1666 beſtaͤtigte. Desglei-
[Spaltenumbruch]
Zittau
chen iſt auch der (c) Garnhandel
nicht zu vergeſſen, wie es denn da-
ſelbſt verſchiedene Garnhaͤndler giebt,
die zugleich mit Leinwand handeln,
und die Meſſen beziehen. Ferner
werden durch die haͤufige Zufuhr
aus Boͤhmen gar anſehnliche (d)
Getreidemaͤrkte bey und in dieſer
Stadt gehalten. Auf der in der
Vorſtadt, ohnweit dem Neißfluſſe
angelegten (e) Papiermuͤhle wird
im ganzen Lande ſehr ſchoͤnes, und
das beſte blaue Papier verfertiget,
womit hernach ein ſtarker Vertrieb
gemacht wird. Endlich iſt auch ein
guter (f) Buchhandel und Buchla-
den, nebſt einer wohl eingerichteten
Buchdruckerey, daſelbſt. Zu beſ-
ſerer Aufnahme der Handlung und
Abſtellung verſchiedener Unord-
nungen wurden 1705 ſowol in Loͤ-
bau, als hauptſaͤchlich in Zittau,
gewiſſe (10) Kaufmannsſocietaͤten
errichtet, und mit allergnaͤdigſten koͤ-
nigl. Privilegien und Ordnungen ver-
ſehen. Die daſige ſehr curioͤſe (11)
Schnellwage iſt 1692 und 1693
durch die Geſchicklichkeit des Baumei-
ſters Andreas Noacks zu Stande ge-
kommen. Man kann auf derſelben von
½ Centner bis 120 Centner ganz ge-
nau abwaͤgen. Ja es iſt dieſe Waa-
ge von einer ſolchen Empfind-
lichkeit, daß ſie auch bey Auf-
legung eines Groſchens anzieht.
Jm Jahre 1695 gerieth ſie zu einer
ſolchen Vollkommenheit, daß den 3
Februar beſagten Jahrs zum erſten-
male ein mit Garn beladener Fracht-
wagen darauf gewogen werden
koͤnnen, welcher auch, zur Probe
der Tuͤchtigkeit, einen ganzen Tag
ohne verſpuͤrte Veraͤnderung, ſchwe-
bend an dieſer Waage haͤngen verblie-
ben iſt. Uebrigens hat Zittau auch
gar bequeme (12) Gaſthaͤuſer, unter
welchen am meiſten beſucht werden:
in der Stadt die Sonne, und der weiße
Engel; vor dem Weberthore aber
der goldene Hirſch.

Zitter-
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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [550]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/556>, abgerufen am 22.11.2024.