sie noch einen sehr schönen und eine halbe Meile langen Hafen, den die Kaufleute fleißig besuchet, gehabt; welchen aber darauf das Meer mit Sand angefüllet, und hierdurch der Stadt großen Schaden zuge- füget hat. Es ist aber darum die Kaufmannschaft nicht gar abgegan- gen, sonderlich da sie sich wieder mit einem guten und großen Hafen versehen haben. Jhr vornehmster Handel besteht in Getreide, Wei- zen, Salz, Färberröthe, einge- salzenen Fischen, Vieh und derglei- chen.
Zirkel, oder Cirkel, lat. Circi- nus, franz. Compas, ein aus Eisen oder Meßing gemachtes Jnstrument, so aus zweyen, unten spitzig zuge- henden Stücken, die man Füße nennet, besteht, und welche oben mit einem Gewerbe befestiget sind, daß man sie nach Belieben auf- und zuthun kann. Dieses Jnstrument ist vielen Handwerksleuten, Künstlern, sonderlich aber den Mathematikleh- rern so nöthig, daß sie es auf keine Wei- se entbehren wögen. Sie sind ent- weder gemeine von Eisen und Mes- sing in verschiedener Größe, deren absonderlich viele zu Nürnberg und Augspurg, ingleichen viele zu Schmiedeberg in Schlesien, gemacht werden; oder Proportional-Haar- und Reiß- oder solche Zirkel, an welchen man den einen Fuß aus- schrauben, und an dessen Stelle z. E. eine Reißfeder, einen Fuß mit Röthel oder Reißbley, ein Punctir- rädlein, Schneidemesser, etc. hinein schrauben kann. Ob nun wol hin und wieder Zirkelmacher zu finden, die allerhand Zirkel mit einfachen und doppelten Winden machen; so werden doch die besten und accura- testen, woran am meisten gelegen, von den so ganannten Mechanicis verfertiget, die auch damit Handel treiben.
[Spaltenumbruch]
Zittau
Zits, indianischer Cattun, siehe Zitz.
Zittau, oder Sittau, lat. Zitta- via, eine berühmte Sadt in dem Markgrafthume Oberlausitz, zum görlitzischen Kreise gehörig, hart an der böhmischen Gränze, an der Neiße, oder, eigentlicher zu reden, an dem Wasser Mandau, auch Alt- wasser |genannt, welches bald dar- auf in die Neiße fällt, in einem an- genehmen Gefilde, auf einem Hügel gelegen. Sie (1) gehöret dem Chur- hause Sachsen; und ist unter den oberlausitzischen (2) Sechsstädten in der Ordnung die dritte; übrigens aber eine der größten und schönsten unter allen Städten dieses ganzen Landes. Wegen der daselbst vor andern unvergleichlich blühenden Handlung, wie auch wegen ihrer nach der neuesten Art gebaueten Häuser, großen Marktplätze, net- ten Einrichtung u. s. w. (3) nen- net man sie nur Dresdae aemula, und klein Leipzig. Vor allen Thoren sind weitläuftige und stark bewohnte (4) Vorstädte und schöne Gärten: und rings herum liegen die schönsten (5) Dörfer, so alle zur Stadt gehören. Die Stadt selbst hat verschiedene (6) Markt- plätze, als der große Markt, welcher mit schönen sowol öffentli- chen als Privatgebäuden, z. E. dem Rathhause, der Waage, etc. gezie- ret ist; den neuen Markt, auf welchem sich das Salzhaus und der Marstall befinden; den Tauben- markt; und den Topfmarkt, der sich bey der St. Petri- und Pauli- kirche befindet, und von den Töpfer- waaren, so daselbst verkauft wer- den, seinen Namen hat. Die (7) Nahrung der Stadt besteht vor- züglich theils im Bierbrauen, theils in der Handlung. Was insbeson- dere die Nahrung vom (8) Bier- brauen anbetrifft: so hat ein jeder Bierhof nicht allein sein eigenes
Brau-
[Spaltenumbruch]
Zirkel
ſie noch einen ſehr ſchoͤnen und eine halbe Meile langen Hafen, den die Kaufleute fleißig beſuchet, gehabt; welchen aber darauf das Meer mit Sand angefuͤllet, und hierdurch der Stadt großen Schaden zuge- fuͤget hat. Es iſt aber darum die Kaufmannſchaft nicht gar abgegan- gen, ſonderlich da ſie ſich wieder mit einem guten und großen Hafen verſehen haben. Jhr vornehmſter Handel beſteht in Getreide, Wei- zen, Salz, Faͤrberroͤthe, einge- ſalzenen Fiſchen, Vieh und derglei- chen.
Zirkel, oder Cirkel, lat. Circi- nus, franz. Compas, ein aus Eiſen oder Meßing gemachtes Jnſtrument, ſo aus zweyen, unten ſpitzig zuge- henden Stuͤcken, die man Fuͤße nennet, beſteht, und welche oben mit einem Gewerbe befeſtiget ſind, daß man ſie nach Belieben auf- und zuthun kann. Dieſes Jnſtrument iſt vielen Handwerksleuten, Kuͤnſtlern, ſonderlich aber den Mathematikleh- rern ſo noͤthig, daß ſie es auf keine Wei- ſe entbehren woͤgen. Sie ſind ent- weder gemeine von Eiſen und Meſ- ſing in verſchiedener Groͤße, deren abſonderlich viele zu Nuͤrnberg und Augſpurg, ingleichen viele zu Schmiedeberg in Schleſien, gemacht werden; oder Proportional-Haar- und Reiß- oder ſolche Zirkel, an welchen man den einen Fuß aus- ſchrauben, und an deſſen Stelle z. E. eine Reißfeder, einen Fuß mit Roͤthel oder Reißbley, ein Punctir- raͤdlein, Schneidemeſſer, ꝛc. hinein ſchrauben kann. Ob nun wol hin und wieder Zirkelmacher zu finden, die allerhand Zirkel mit einfachen und doppelten Winden machen; ſo werden doch die beſten und accura- teſten, woran am meiſten gelegen, von den ſo ganannten Mechanicis verfertiget, die auch damit Handel treiben.
[Spaltenumbruch]
Zittau
Zits, indianiſcher Cattun, ſiehe Zitz.
Zittau, oder Sittau, lat. Zitta- via, eine beruͤhmte Sadt in dem Markgrafthume Oberlauſitz, zum goͤrlitziſchen Kreiſe gehoͤrig, hart an der boͤhmiſchen Graͤnze, an der Neiße, oder, eigentlicher zu reden, an dem Waſſer Mandau, auch Alt- waſſer |genannt, welches bald dar- auf in die Neiße faͤllt, in einem an- genehmen Gefilde, auf einem Huͤgel gelegen. Sie (1) gehoͤret dem Chur- hauſe Sachſen; und iſt unter den oberlauſitziſchen (2) Sechsſtaͤdten in der Ordnung die dritte; uͤbrigens aber eine der groͤßten und ſchoͤnſten unter allen Staͤdten dieſes ganzen Landes. Wegen der daſelbſt vor andern unvergleichlich bluͤhenden Handlung, wie auch wegen ihrer nach der neueſten Art gebaueten Haͤuſer, großen Marktplaͤtze, net- ten Einrichtung u. ſ. w. (3) nen- net man ſie nur Dresdæ æmula, und klein Leipzig. Vor allen Thoren ſind weitlaͤuftige und ſtark bewohnte (4) Vorſtaͤdte und ſchoͤne Gaͤrten: und rings herum liegen die ſchoͤnſten (5) Doͤrfer, ſo alle zur Stadt gehoͤren. Die Stadt ſelbſt hat verſchiedene (6) Markt- plaͤtze, als der große Markt, welcher mit ſchoͤnen ſowol oͤffentli- chen als Privatgebaͤuden, z. E. dem Rathhauſe, der Waage, ꝛc. gezie- ret iſt; den neuen Markt, auf welchem ſich das Salzhaus und der Marſtall befinden; den Tauben- markt; und den Topfmarkt, der ſich bey der St. Petri- und Pauli- kirche befindet, und von den Toͤpfer- waaren, ſo daſelbſt verkauft wer- den, ſeinen Namen hat. Die (7) Nahrung der Stadt beſteht vor- zuͤglich theils im Bierbrauen, theils in der Handlung. Was insbeſon- dere die Nahrung vom (8) Bier- brauen anbetrifft: ſo hat ein jeder Bierhof nicht allein ſein eigenes
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[[548]/0554]
Zirkel
Zittau
ſie noch einen ſehr ſchoͤnen und eine
halbe Meile langen Hafen, den die
Kaufleute fleißig beſuchet, gehabt;
welchen aber darauf das Meer mit
Sand angefuͤllet, und hierdurch
der Stadt großen Schaden zuge-
fuͤget hat. Es iſt aber darum die
Kaufmannſchaft nicht gar abgegan-
gen, ſonderlich da ſie ſich wieder
mit einem guten und großen Hafen
verſehen haben. Jhr vornehmſter
Handel beſteht in Getreide, Wei-
zen, Salz, Faͤrberroͤthe, einge-
ſalzenen Fiſchen, Vieh und derglei-
chen.
Zirkel, oder Cirkel, lat. Circi-
nus, franz. Compas, ein aus Eiſen
oder Meßing gemachtes Jnſtrument,
ſo aus zweyen, unten ſpitzig zuge-
henden Stuͤcken, die man Fuͤße
nennet, beſteht, und welche oben
mit einem Gewerbe befeſtiget ſind,
daß man ſie nach Belieben auf- und
zuthun kann. Dieſes Jnſtrument iſt
vielen Handwerksleuten, Kuͤnſtlern,
ſonderlich aber den Mathematikleh-
rern ſo noͤthig, daß ſie es auf keine Wei-
ſe entbehren woͤgen. Sie ſind ent-
weder gemeine von Eiſen und Meſ-
ſing in verſchiedener Groͤße, deren
abſonderlich viele zu Nuͤrnberg und
Augſpurg, ingleichen viele zu
Schmiedeberg in Schleſien, gemacht
werden; oder Proportional-Haar-
und Reiß- oder ſolche Zirkel, an
welchen man den einen Fuß aus-
ſchrauben, und an deſſen Stelle z.
E. eine Reißfeder, einen Fuß mit
Roͤthel oder Reißbley, ein Punctir-
raͤdlein, Schneidemeſſer, ꝛc. hinein
ſchrauben kann. Ob nun wol hin
und wieder Zirkelmacher zu finden,
die allerhand Zirkel mit einfachen
und doppelten Winden machen; ſo
werden doch die beſten und accura-
teſten, woran am meiſten gelegen,
von den ſo ganannten Mechanicis
verfertiget, die auch damit Handel
treiben.
Zits, indianiſcher Cattun, ſiehe
Zitz.
Zittau, oder Sittau, lat. Zitta-
via, eine beruͤhmte Sadt in dem
Markgrafthume Oberlauſitz, zum
goͤrlitziſchen Kreiſe gehoͤrig, hart an
der boͤhmiſchen Graͤnze, an der
Neiße, oder, eigentlicher zu reden,
an dem Waſſer Mandau, auch Alt-
waſſer |genannt, welches bald dar-
auf in die Neiße faͤllt, in einem an-
genehmen Gefilde, auf einem Huͤgel
gelegen. Sie (1) gehoͤret dem Chur-
hauſe Sachſen; und iſt unter den
oberlauſitziſchen (2) Sechsſtaͤdten
in der Ordnung die dritte; uͤbrigens
aber eine der groͤßten und ſchoͤnſten
unter allen Staͤdten dieſes ganzen
Landes. Wegen der daſelbſt vor
andern unvergleichlich bluͤhenden
Handlung, wie auch wegen ihrer
nach der neueſten Art gebaueten
Haͤuſer, großen Marktplaͤtze, net-
ten Einrichtung u. ſ. w. (3) nen-
net man ſie nur Dresdæ æmula,
und klein Leipzig. Vor allen
Thoren ſind weitlaͤuftige und ſtark
bewohnte (4) Vorſtaͤdte und ſchoͤne
Gaͤrten: und rings herum liegen
die ſchoͤnſten (5) Doͤrfer, ſo alle
zur Stadt gehoͤren. Die Stadt
ſelbſt hat verſchiedene (6) Markt-
plaͤtze, als der große Markt,
welcher mit ſchoͤnen ſowol oͤffentli-
chen als Privatgebaͤuden, z. E. dem
Rathhauſe, der Waage, ꝛc. gezie-
ret iſt; den neuen Markt, auf
welchem ſich das Salzhaus und der
Marſtall befinden; den Tauben-
markt; und den Topfmarkt, der
ſich bey der St. Petri- und Pauli-
kirche befindet, und von den Toͤpfer-
waaren, ſo daſelbſt verkauft wer-
den, ſeinen Namen hat. Die (7)
Nahrung der Stadt beſteht vor-
zuͤglich theils im Bierbrauen, theils
in der Handlung. Was insbeſon-
dere die Nahrung vom (8) Bier-
brauen anbetrifft: ſo hat ein jeder
Bierhof nicht allein ſein eigenes
Brau-
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [548]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/554>, abgerufen am 22.11.2024.
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