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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Zeugniß
state erfordert, b) daß man von
den Attestirenden selbst versichert sey,
daß sie in dieser Sache sowol haben
können, als wollen, die Wahrheit
schreiben. Dieses gründet sich nun
sonderlich bey dem Attestirenden auf
die bekannte Einsicht in die Kunst
und Sache; auf dessen Gegenwart,
und daß er damit zu thun gehabt
habe; auf seine Fähigkeit zu sehen
und zu hören; auf seine eingezogene
Erkundigung, und sowol bekannten
Fleiß, als Fähigkeit; ingleichen
daß er sonst redlich und aufrichtig,
ja wol gar mit einem Eide in der
Sache oder überhaupt beleget, oder
doch das Attestat durch das Zeug-
niß einer vereideten Person unter-
stützet wird; ferner daß der Attesti-
rende nicht parteyisch und intereßi-
ret sey; u. s. w. Der (2) Ge-
brauch
der Attestate oder schriftli-
che Zeugnissen ist bey Kaufleuten,
Manufacturisten und Handwerkern
gar vielfältig. Wir gedenken hier
nicht allererst der Geburtsbriefe der
Lehrlinge, der Lehrbriefe etc. sondern
bleiben allein bey dem stehen, was
insonderheit die Kaufleute angeht.
Bey diesen kommen unter andern
folgende Attestate oder Zeugnisse
vor: a) die Abschiede der Kauf-
mannsjungen,
das ist, diejenigen
Abschiede und Zeugnisse, welche die
Handelspatrone ihren bisher gewe-
senen Dienst- und Lehrjungen, wenn
selbige ihre Jahre redlich erstanden
und ausgedienet haben, schriftlich
zu geben schuldig sind. Formula-
rien von dergleichen Abschieden fin-
det man in Marpergers wohl un-
terwiesenem Kaufmannsjungen, p.
273. u. ff. b) Die Abschiede der
Kaufmannsdiener,
siehe Abschied
eines Kaufdieners;
c) die Zeugnisse
der Schiffer,
das ist, welche die
Rheder eines Schiffes ihrem Schif-
fer, wenn er von ihnen Abschied
nimmt, seines Wohlverhaltens we-
gen ertheilen, wovon ein Formu-
[Spaltenumbruch]
Zeugnißbriefe
lar in dem wohl instruirten Schif-
fer
p. 153. befindlich ist; u. s. w.
Sonderlich haben die Kaufleute viel
mit Attestaten vor eigene und frem-
de Rechnung zu thun, wenn sie
nämlich Schaden zur See gelitten;
oder das gute oder schlechte Befin-
den dieser oder jener Waare bezeu-
gen wollen. Selbst die Wechsel-
proteste sind dergleichen Notariat-
attestate, dadurch der Träger oder
Einhaber des Wechsels bezeuget,
daß er sein Bestes gethan, s. Pro-
testiren.
Schiffer, die aus der
See kommen, und daselbst Sturm
und Ungewitter erlitten, auch da-
durch Schaden genommen, oder
wol gar Schiff und Gut verloren,
bringen oft so viel Attestate mit,
daß man genug zu thun hat, selbi-
ge zu examiniren, und durchzule-
sen; sonderlich wenn ihr Schiffs-
volk noch darzu soll eidlich Mann
vor Mann abgehöret, und deren
Aussage Artikelsweise protocolliret
werden.

Zeugnißbriefe, eine Gattung
kaufmännischer Briefe, worinnen
man Nachricht giebt, beweiset, be-
stätiget und bekräftiget, was man
gesehen. Die Formeln, deren man
sich in solchen bedienet, sind z. E.
folgende: die Sache sey so, und nicht
anders, vorgegangen, abgeredet,
und vollzogen worden; man könne
diesem Schreiben vollkommen Glau-
ben beymessen; man hätte es selbst
gesehen, mit seinen Ohren gehöret,
alles durch seine Hände gehen las-
sen, und die Rechnungen nachgese-
hen; man habe die Person von Ju-
gend auf gekannt, und sey erböthig,
seinetwegen allezeit Red und Ant-
wort zu geben; die Waare habe
sich oben gut, hier und da mittel-
mäßig, verfälscht oder verdorben
befunden; der Freund habe sein Be-
stes gethan, und nichts verabsäumet,
man könne es auf Begehren eidlich
bezeugen, Jnstrumente, Briefe und

Sie-
K k 5

[Spaltenumbruch]

Zeugniß
ſtate erfordert, b) daß man von
den Atteſtirenden ſelbſt verſichert ſey,
daß ſie in dieſer Sache ſowol haben
koͤnnen, als wollen, die Wahrheit
ſchreiben. Dieſes gruͤndet ſich nun
ſonderlich bey dem Atteſtirenden auf
die bekannte Einſicht in die Kunſt
und Sache; auf deſſen Gegenwart,
und daß er damit zu thun gehabt
habe; auf ſeine Faͤhigkeit zu ſehen
und zu hoͤren; auf ſeine eingezogene
Erkundigung, und ſowol bekannten
Fleiß, als Faͤhigkeit; ingleichen
daß er ſonſt redlich und aufrichtig,
ja wol gar mit einem Eide in der
Sache oder uͤberhaupt beleget, oder
doch das Atteſtat durch das Zeug-
niß einer vereideten Perſon unter-
ſtuͤtzet wird; ferner daß der Atteſti-
rende nicht parteyiſch und intereßi-
ret ſey; u. ſ. w. Der (2) Ge-
brauch
der Atteſtate oder ſchriftli-
che Zeugniſſen iſt bey Kaufleuten,
Manufacturiſten und Handwerkern
gar vielfaͤltig. Wir gedenken hier
nicht allererſt der Geburtsbriefe der
Lehrlinge, der Lehrbriefe ꝛc. ſondern
bleiben allein bey dem ſtehen, was
inſonderheit die Kaufleute angeht.
Bey dieſen kommen unter andern
folgende Atteſtate oder Zeugniſſe
vor: a) die Abſchiede der Kauf-
mannsjungen,
das iſt, diejenigen
Abſchiede und Zeugniſſe, welche die
Handelspatrone ihren bisher gewe-
ſenen Dienſt- und Lehrjungen, wenn
ſelbige ihre Jahre redlich erſtanden
und ausgedienet haben, ſchriftlich
zu geben ſchuldig ſind. Formula-
rien von dergleichen Abſchieden fin-
det man in Marpergers wohl un-
terwieſenem Kaufmannsjungen, p.
273. u. ff. b) Die Abſchiede der
Kaufmannsdiener,
ſiehe Abſchied
eines Kaufdieners;
c) die Zeugniſſe
der Schiffer,
das iſt, welche die
Rheder eines Schiffes ihrem Schif-
fer, wenn er von ihnen Abſchied
nimmt, ſeines Wohlverhaltens we-
gen ertheilen, wovon ein Formu-
[Spaltenumbruch]
Zeugnißbriefe
lar in dem wohl inſtruirten Schif-
fer
p. 153. befindlich iſt; u. ſ. w.
Sonderlich haben die Kaufleute viel
mit Atteſtaten vor eigene und frem-
de Rechnung zu thun, wenn ſie
naͤmlich Schaden zur See gelitten;
oder das gute oder ſchlechte Befin-
den dieſer oder jener Waare bezeu-
gen wollen. Selbſt die Wechſel-
proteſte ſind dergleichen Notariat-
atteſtate, dadurch der Traͤger oder
Einhaber des Wechſels bezeuget,
daß er ſein Beſtes gethan, ſ. Pro-
teſtiren.
Schiffer, die aus der
See kommen, und daſelbſt Sturm
und Ungewitter erlitten, auch da-
durch Schaden genommen, oder
wol gar Schiff und Gut verloren,
bringen oft ſo viel Atteſtate mit,
daß man genug zu thun hat, ſelbi-
ge zu examiniren, und durchzule-
ſen; ſonderlich wenn ihr Schiffs-
volk noch darzu ſoll eidlich Mann
vor Mann abgehoͤret, und deren
Ausſage Artikelsweiſe protocolliret
werden.

Zeugnißbriefe, eine Gattung
kaufmaͤnniſcher Briefe, worinnen
man Nachricht giebt, beweiſet, be-
ſtaͤtiget und bekraͤftiget, was man
geſehen. Die Formeln, deren man
ſich in ſolchen bedienet, ſind z. E.
folgende: die Sache ſey ſo, und nicht
anders, vorgegangen, abgeredet,
und vollzogen worden; man koͤnne
dieſem Schreiben vollkommen Glau-
ben beymeſſen; man haͤtte es ſelbſt
geſehen, mit ſeinen Ohren gehoͤret,
alles durch ſeine Haͤnde gehen laſ-
ſen, und die Rechnungen nachgeſe-
hen; man habe die Perſon von Ju-
gend auf gekannt, und ſey erboͤthig,
ſeinetwegen allezeit Red und Ant-
wort zu geben; die Waare habe
ſich oben gut, hier und da mittel-
maͤßig, verfaͤlſcht oder verdorben
befunden; der Freund habe ſein Be-
ſtes gethan, und nichts verabſaͤumet,
man koͤnne es auf Begehren eidlich
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[[521]/0527] Zeugniß Zeugnißbriefe ſtate erfordert, b) daß man von den Atteſtirenden ſelbſt verſichert ſey, daß ſie in dieſer Sache ſowol haben koͤnnen, als wollen, die Wahrheit ſchreiben. Dieſes gruͤndet ſich nun ſonderlich bey dem Atteſtirenden auf die bekannte Einſicht in die Kunſt und Sache; auf deſſen Gegenwart, und daß er damit zu thun gehabt habe; auf ſeine Faͤhigkeit zu ſehen und zu hoͤren; auf ſeine eingezogene Erkundigung, und ſowol bekannten Fleiß, als Faͤhigkeit; ingleichen daß er ſonſt redlich und aufrichtig, ja wol gar mit einem Eide in der Sache oder uͤberhaupt beleget, oder doch das Atteſtat durch das Zeug- niß einer vereideten Perſon unter- ſtuͤtzet wird; ferner daß der Atteſti- rende nicht parteyiſch und intereßi- ret ſey; u. ſ. w. Der (2) Ge- brauch der Atteſtate oder ſchriftli- che Zeugniſſen iſt bey Kaufleuten, Manufacturiſten und Handwerkern gar vielfaͤltig. Wir gedenken hier nicht allererſt der Geburtsbriefe der Lehrlinge, der Lehrbriefe ꝛc. ſondern bleiben allein bey dem ſtehen, was inſonderheit die Kaufleute angeht. Bey dieſen kommen unter andern folgende Atteſtate oder Zeugniſſe vor: a) die Abſchiede der Kauf- mannsjungen, das iſt, diejenigen Abſchiede und Zeugniſſe, welche die Handelspatrone ihren bisher gewe- ſenen Dienſt- und Lehrjungen, wenn ſelbige ihre Jahre redlich erſtanden und ausgedienet haben, ſchriftlich zu geben ſchuldig ſind. Formula- rien von dergleichen Abſchieden fin- det man in Marpergers wohl un- terwieſenem Kaufmannsjungen, p. 273. u. ff. b) Die Abſchiede der Kaufmannsdiener, ſiehe Abſchied eines Kaufdieners; c) die Zeugniſſe der Schiffer, das iſt, welche die Rheder eines Schiffes ihrem Schif- fer, wenn er von ihnen Abſchied nimmt, ſeines Wohlverhaltens we- gen ertheilen, wovon ein Formu- lar in dem wohl inſtruirten Schif- fer p. 153. befindlich iſt; u. ſ. w. Sonderlich haben die Kaufleute viel mit Atteſtaten vor eigene und frem- de Rechnung zu thun, wenn ſie naͤmlich Schaden zur See gelitten; oder das gute oder ſchlechte Befin- den dieſer oder jener Waare bezeu- gen wollen. Selbſt die Wechſel- proteſte ſind dergleichen Notariat- atteſtate, dadurch der Traͤger oder Einhaber des Wechſels bezeuget, daß er ſein Beſtes gethan, ſ. Pro- teſtiren. Schiffer, die aus der See kommen, und daſelbſt Sturm und Ungewitter erlitten, auch da- durch Schaden genommen, oder wol gar Schiff und Gut verloren, bringen oft ſo viel Atteſtate mit, daß man genug zu thun hat, ſelbi- ge zu examiniren, und durchzule- ſen; ſonderlich wenn ihr Schiffs- volk noch darzu ſoll eidlich Mann vor Mann abgehoͤret, und deren Ausſage Artikelsweiſe protocolliret werden. Zeugnißbriefe, eine Gattung kaufmaͤnniſcher Briefe, worinnen man Nachricht giebt, beweiſet, be- ſtaͤtiget und bekraͤftiget, was man geſehen. Die Formeln, deren man ſich in ſolchen bedienet, ſind z. E. folgende: die Sache ſey ſo, und nicht anders, vorgegangen, abgeredet, und vollzogen worden; man koͤnne dieſem Schreiben vollkommen Glau- ben beymeſſen; man haͤtte es ſelbſt geſehen, mit ſeinen Ohren gehoͤret, alles durch ſeine Haͤnde gehen laſ- ſen, und die Rechnungen nachgeſe- hen; man habe die Perſon von Ju- gend auf gekannt, und ſey erboͤthig, ſeinetwegen allezeit Red und Ant- wort zu geben; die Waare habe ſich oben gut, hier und da mittel- maͤßig, verfaͤlſcht oder verdorben befunden; der Freund habe ſein Be- ſtes gethan, und nichts verabſaͤumet, man koͤnne es auf Begehren eidlich bezeugen, Jnſtrumente, Briefe und Sie- K k 5

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [521]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/527>, abgerufen am 27.11.2024.