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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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[Spaltenumbruch]

Zeugmacher
solchem, die Kette oder Werfte aber
von Satingarne wäre, machen
dürfen, weil dieses gekrämpelte
Garn schon der Walke benöthiget
ist, welche sich die Tuchmacher an
vielen Orten mit dem Ausschluß-
und Verbotsrechte zueignen; ander-
wärts aber solche, gewissen Um-
ständen nach, mit den puren Zeug-
machern ihres Orts, die keine Lein-
weber zugleich seyn, oder auch mit
solchen, die Zeug- und Leinweber
zugleich seyn, gemeinschaftlich ha-
ben. An vielen Orten versehen die
Tuchmacher das Zeugmachen zu-
gleich mit, als wie in Grimme, da
sie auf alle Tücher und Tucharten,
Zeuge und Zeugarten, auch so gar
auf die halbwollenen u. halbleinenen,
geköperten und ungeköperten, gewalk-
ten oder gemandelten, weichen u. har-
ten Zeuge privilegiret sind, und kei-
nen puren Zeugmacher neben sich
einkommen lassen; es wäre denn,
daß er sich in ihre Jnnung begebe.
Die bey ihnen wohnenden Leinwe-
ber aber sind nicht berechtiget, ei-
nen wollenen Faden anzurühren,
um solchen zu verarbeiten. Jndes-
sen wäre es doch gleichwol weit bes-
ser, wenn (3) das Zeugmacher- so-
wol, als das Tuchmacher- und
Leinweber-Handwerk drey beson-
dere Handwerker wären, keines in
des andern seines hinein pfuschen,
oder demselben Eingriff thun dürf-
te, sondern jedes seine vorgeschrie-
bene Waarensorten, welche es ver-
fertigen und ausschneiden müßte,
vorgeschrieben hätte, die es allein
und sonst keine andere, (außer was
etwann jedes ohne des andern Scha-
den nen inventirte) verfertigen dürf-
te. So aber glauben beydes Tuch-
macher, als Leinweber, berechtiget
zu seyn, nebst ihren Tuchen und
Leinwanden auch Zeuge zu machen,
welche ihre vermeynte Freyheit sie
auch ihren Jnnungsartikeln haben
einverleiben lassen: wiewol man
[Spaltenumbruch]
Zeugniß
mehrentheils diesen Unterschied da-
bey bemerket, daß die Tuchmacher
sich insbesondere diejenigen Zeuge,
welche nach ihrer Verfertigung eine
Walke zu ihrer völligen Ausarbei-
tung bedürfen, vorbehalten gehabt;
die Leinweber hingegen viel mit
den harten gezwirnten und gemodel-
ten Zeugen umgegangen, als die
ihrem Handwerke wegen der vielen
Schemel und Schäfte, (die sie son-
derlich bey Damastarbeiten gebrau-
chen müssen,) näher gekommen, zu
welchen sie hernach noch als Lein-
weber den halbwollenen Zeug gese-
tzet, und dabey vieler Orten, gleich-
wie hingegen die Tuchmacher bey
ihren gewalkten Zeugen geschützet
worden. Nicht zu gedenken, daß
jedes von diesen drey Handwerkern,
wenn ein jedes seine vorgeschriebe-
nen Waarensorten hätte, deren Ver-
fertigung besser lernen, und folglich
ein jedes in seinen besondern Waa-
ren desto besser excelliren würde.

Zeugniß, lat. Testimonium, heißt
eine Aussage eines andern von einer
gewissen Begebenheit, oder der Be-
schaffenheit einer Sache. Eine sol-
che Aussage geschieht entweder
mündlich, oder schriftlich: in je-
nem Falle wird sie ein mündliches
Zeugniß,
und in diesem Falle ein
schriftliches Zeugniß, oder ein At-
testat
genennet. Zu einem Attesta-
te oder schriftlichen Zeugnisse wird
(1) erfordert, wenn es glaubwür-
dig
seyn soll, a) daß es die Attesti-
renden wirklich gegeben haben, und
niemand anders: um dieses zu be-
wirken, dienen die Unterschrift, das
Siegel, dazu gesetzte Zeugen, der
Ort und die Zeit, wo und wenn
es ausgestellet worden, immaßen
man durch diese Dinge, theils bald
hinter den Betrug kommen kann,
theils auch vorläufig einige Gründe
hat, wodurch man bewogen wird,
es vor ächt zu halten. Hiernächst
wird zu einem glaubwürdigen Atte-

state

[Spaltenumbruch]

Zeugmacher
ſolchem, die Kette oder Werfte aber
von Satingarne waͤre, machen
duͤrfen, weil dieſes gekraͤmpelte
Garn ſchon der Walke benoͤthiget
iſt, welche ſich die Tuchmacher an
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und Verbotsrechte zueignen; ander-
waͤrts aber ſolche, gewiſſen Um-
ſtaͤnden nach, mit den puren Zeug-
machern ihres Orts, die keine Lein-
weber zugleich ſeyn, oder auch mit
ſolchen, die Zeug- und Leinweber
zugleich ſeyn, gemeinſchaftlich ha-
ben. An vielen Orten verſehen die
Tuchmacher das Zeugmachen zu-
gleich mit, als wie in Grimme, da
ſie auf alle Tuͤcher und Tucharten,
Zeuge und Zeugarten, auch ſo gar
auf die halbwollenen u. halbleinenen,
gekoͤperten und ungekoͤperten, gewalk-
ten oder gemandelten, weichen u. har-
ten Zeuge privilegiret ſind, und kei-
nen puren Zeugmacher neben ſich
einkommen laſſen; es waͤre denn,
daß er ſich in ihre Jnnung begebe.
Die bey ihnen wohnenden Leinwe-
ber aber ſind nicht berechtiget, ei-
nen wollenen Faden anzuruͤhren,
um ſolchen zu verarbeiten. Jndeſ-
ſen waͤre es doch gleichwol weit beſ-
ſer, wenn (3) das Zeugmacher- ſo-
wol, als das Tuchmacher- und
Leinweber-Handwerk drey beſon-
dere Handwerker waͤren, keines in
des andern ſeines hinein pfuſchen,
oder demſelben Eingriff thun duͤrf-
te, ſondern jedes ſeine vorgeſchrie-
bene Waarenſorten, welche es ver-
fertigen und ausſchneiden muͤßte,
vorgeſchrieben haͤtte, die es allein
und ſonſt keine andere, (außer was
etwann jedes ohne des andern Scha-
den nen inventirte) verfertigen duͤrf-
te. So aber glauben beydes Tuch-
macher, als Leinweber, berechtiget
zu ſeyn, nebſt ihren Tuchen und
Leinwanden auch Zeuge zu machen,
welche ihre vermeynte Freyheit ſie
auch ihren Jnnungsartikeln haben
einverleiben laſſen: wiewol man
[Spaltenumbruch]
Zeugniß
mehrentheils dieſen Unterſchied da-
bey bemerket, daß die Tuchmacher
ſich insbeſondere diejenigen Zeuge,
welche nach ihrer Verfertigung eine
Walke zu ihrer voͤlligen Ausarbei-
tung beduͤrfen, vorbehalten gehabt;
die Leinweber hingegen viel mit
den harten gezwirnten und gemodel-
ten Zeugen umgegangen, als die
ihrem Handwerke wegen der vielen
Schemel und Schaͤfte, (die ſie ſon-
derlich bey Damaſtarbeiten gebrau-
chen muͤſſen,) naͤher gekommen, zu
welchen ſie hernach noch als Lein-
weber den halbwollenen Zeug geſe-
tzet, und dabey vieler Orten, gleich-
wie hingegen die Tuchmacher bey
ihren gewalkten Zeugen geſchuͤtzet
worden. Nicht zu gedenken, daß
jedes von dieſen drey Handwerkern,
wenn ein jedes ſeine vorgeſchriebe-
nen Waarenſorten haͤtte, deren Ver-
fertigung beſſer lernen, und folglich
ein jedes in ſeinen beſondern Waa-
ren deſto beſſer excelliren wuͤrde.

Zeugniß, lat. Teſtimonium, heißt
eine Ausſage eines andern von einer
gewiſſen Begebenheit, oder der Be-
ſchaffenheit einer Sache. Eine ſol-
che Ausſage geſchieht entweder
muͤndlich, oder ſchriftlich: in je-
nem Falle wird ſie ein muͤndliches
Zeugniß,
und in dieſem Falle ein
ſchriftliches Zeugniß, oder ein At-
teſtat
genennet. Zu einem Atteſta-
te oder ſchriftlichen Zeugniſſe wird
(1) erfordert, wenn es glaubwuͤr-
dig
ſeyn ſoll, a) daß es die Atteſti-
renden wirklich gegeben haben, und
niemand anders: um dieſes zu be-
wirken, dienen die Unterſchrift, das
Siegel, dazu geſetzte Zeugen, der
Ort und die Zeit, wo und wenn
es ausgeſtellet worden, immaßen
man durch dieſe Dinge, theils bald
hinter den Betrug kommen kann,
theils auch vorlaͤufig einige Gruͤnde
hat, wodurch man bewogen wird,
es vor aͤcht zu halten. Hiernaͤchſt
wird zu einem glaubwuͤrdigen Atte-

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[[520]/0526] Zeugmacher Zeugniß ſolchem, die Kette oder Werfte aber von Satingarne waͤre, machen duͤrfen, weil dieſes gekraͤmpelte Garn ſchon der Walke benoͤthiget iſt, welche ſich die Tuchmacher an vielen Orten mit dem Ausſchluß- und Verbotsrechte zueignen; ander- waͤrts aber ſolche, gewiſſen Um- ſtaͤnden nach, mit den puren Zeug- machern ihres Orts, die keine Lein- weber zugleich ſeyn, oder auch mit ſolchen, die Zeug- und Leinweber zugleich ſeyn, gemeinſchaftlich ha- ben. An vielen Orten verſehen die Tuchmacher das Zeugmachen zu- gleich mit, als wie in Grimme, da ſie auf alle Tuͤcher und Tucharten, Zeuge und Zeugarten, auch ſo gar auf die halbwollenen u. halbleinenen, gekoͤperten und ungekoͤperten, gewalk- ten oder gemandelten, weichen u. har- ten Zeuge privilegiret ſind, und kei- nen puren Zeugmacher neben ſich einkommen laſſen; es waͤre denn, daß er ſich in ihre Jnnung begebe. Die bey ihnen wohnenden Leinwe- ber aber ſind nicht berechtiget, ei- nen wollenen Faden anzuruͤhren, um ſolchen zu verarbeiten. Jndeſ- ſen waͤre es doch gleichwol weit beſ- ſer, wenn (3) das Zeugmacher- ſo- wol, als das Tuchmacher- und Leinweber-Handwerk drey beſon- dere Handwerker waͤren, keines in des andern ſeines hinein pfuſchen, oder demſelben Eingriff thun duͤrf- te, ſondern jedes ſeine vorgeſchrie- bene Waarenſorten, welche es ver- fertigen und ausſchneiden muͤßte, vorgeſchrieben haͤtte, die es allein und ſonſt keine andere, (außer was etwann jedes ohne des andern Scha- den nen inventirte) verfertigen duͤrf- te. So aber glauben beydes Tuch- macher, als Leinweber, berechtiget zu ſeyn, nebſt ihren Tuchen und Leinwanden auch Zeuge zu machen, welche ihre vermeynte Freyheit ſie auch ihren Jnnungsartikeln haben einverleiben laſſen: wiewol man mehrentheils dieſen Unterſchied da- bey bemerket, daß die Tuchmacher ſich insbeſondere diejenigen Zeuge, welche nach ihrer Verfertigung eine Walke zu ihrer voͤlligen Ausarbei- tung beduͤrfen, vorbehalten gehabt; die Leinweber hingegen viel mit den harten gezwirnten und gemodel- ten Zeugen umgegangen, als die ihrem Handwerke wegen der vielen Schemel und Schaͤfte, (die ſie ſon- derlich bey Damaſtarbeiten gebrau- chen muͤſſen,) naͤher gekommen, zu welchen ſie hernach noch als Lein- weber den halbwollenen Zeug geſe- tzet, und dabey vieler Orten, gleich- wie hingegen die Tuchmacher bey ihren gewalkten Zeugen geſchuͤtzet worden. Nicht zu gedenken, daß jedes von dieſen drey Handwerkern, wenn ein jedes ſeine vorgeſchriebe- nen Waarenſorten haͤtte, deren Ver- fertigung beſſer lernen, und folglich ein jedes in ſeinen beſondern Waa- ren deſto beſſer excelliren wuͤrde. Zeugniß, lat. Teſtimonium, heißt eine Ausſage eines andern von einer gewiſſen Begebenheit, oder der Be- ſchaffenheit einer Sache. Eine ſol- che Ausſage geſchieht entweder muͤndlich, oder ſchriftlich: in je- nem Falle wird ſie ein muͤndliches Zeugniß, und in dieſem Falle ein ſchriftliches Zeugniß, oder ein At- teſtat genennet. Zu einem Atteſta- te oder ſchriftlichen Zeugniſſe wird (1) erfordert, wenn es glaubwuͤr- dig ſeyn ſoll, a) daß es die Atteſti- renden wirklich gegeben haben, und niemand anders: um dieſes zu be- wirken, dienen die Unterſchrift, das Siegel, dazu geſetzte Zeugen, der Ort und die Zeit, wo und wenn es ausgeſtellet worden, immaßen man durch dieſe Dinge, theils bald hinter den Betrug kommen kann, theils auch vorlaͤufig einige Gruͤnde hat, wodurch man bewogen wird, es vor aͤcht zu halten. Hiernaͤchſt wird zu einem glaubwuͤrdigen Atte- ſtate

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [520]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/526>, abgerufen am 24.05.2024.