Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]

Wollenhandel
der Verkäufer und Käufer zu der
Zeit vergleichen, wenn sie ihren
Kauf schließen; e) auf Condition,
indem man nämlich zum voraus al-
le Wolle von einer Schur bespricht,
unter der Bedingung, sie zu eben
dem Preiße zu bezahlen, wie andere
ihre Wolle von eben der Beschaffen-
heit bezahlt bekommen. Diese letz-
te Art, die Wolle zu kaufen, ist
am allerwenigsten vortheilhaftig,
und der Käufer findet selten seine
Rechnung dabey. Die (B) portu-
giesische Wolle
ist in Ansehung ih-
rer Feine und Güte von der spani-
schen nicht unterschieden, und ins-
gemein geht sie auch für segovische
Wolle. Die Tücher, zu deren Ver-
fertigung sie allein genommen wird,
sind sehr sanft und sehr weich an-
zufühlen. Es geschieht aber sehr
selten, daß die Tuchfabrikanten sie
allein gebrauchen sollten, weil sie
bemerket haben, daß die ganz al-
lein daraus gemachten Tücher in
der Walke nur in der Länge, und
nicht in der Breite eingehen; da-
her diese Tücher sehr kurz aus der
Walke zurück kommen, welches
dem Kaufmanne viel Schaden ver-
ursachet. Jn (C) England hält
man den Wollhandel für eines von
den vortrefflichsten (a) Regalien
dieses Landes,
welches unbeschreib-
lichen Vortheil einträgt; daher auch
die Parlamentsherren in ihrer Ver-
sammlung auf Wollsäcken sitzen,
um den großen Nutzen, welcher
aus dieser Waare, und den daraus
verfertigten Manufacturen, dem
Lande zuwächst, dadurch anzuzei-
gen. Es hat der Wollenhandel in
England hauptsächlich von 1300 her
seinen (b) Anfang genommen,
und zwar durch die verderbliche
Aufrichtung der Handwerkszünfte
in Flandern; und durch die neuen
Accisen auf Brodt, Bier, Fleisch
und andere Nahrungsmittel; wie
nicht weniger durch den Krieg mit
[Spaltenumbruch]
Wollenhandel
Frankreich, welches alles die Woll-
weber aufrührisch gemacht hat, daß
die meisten nach Holland und Eng-
land sich gewendet, und daselbst die
Manufacturen eingeführet haben,
die sich hernach bey der tyrannischen
Regierung des Herzogs von Alba
noch ferner vermehret haben, so,
daß England an Manufacturen
reich, die spanischen Niederlande
aber arm worden. Es ist aber
der in England eingeführte Woll-
und Manufacturhandel nicht allein
von unterschiedenen Königen, in-
sonderheit von der Elisabeth, mit
herrlichen Privilegien begnadiget;
sondern auch durch die guten Gese-
tze,
welche zu Vermehrung der
Schafzucht gegeben worden, inglei-
chen durch den Handel in fremde
Lande, mit ihren Tüchern, Zeugen,
Strümpfen etc. dermaßen (c) ver-
mehret
worden, daß heutiges Ta-
ges die Engländer in der Levante
mit ihren Tüchern fast das Mono-
polium führen, welches vor diesem
die Venetianer | gehabt haben: die
aber die Waare bey weitem nicht
um den Preiß geben können, als ei-
ne Nation, welche die Waare selbst
fabriciret, und die Wolle dazu bey
sich selbst, und also aus der ersten
Hand, hat; und welche noch dazu,
wie 1662. geschehen ist, aus Eifer-
sucht über ihre Wolle, die Ausfuhr
der Wolle und des wollenen Garns
hart verboten hat, so gar, daß es
denjenigen das Leben kostet, der
über der Ausfuhr der Wolle ertap-
pet wird. Dieses scharfe (d) Ver-
bot,
und die Sorgfalt, mit wel-
cher man in England über dessen
Haltung wachet, um die Ausfuhr
der Wolle
zu verhindern, machet,
daß die englische Wolle bey den
Nachbarn der Engländer sehr selten
ist, obgleich dadurch der (e) Han-
del mit derselben außerhalb Eng-
land
nicht ganz gehemmet wird,
indem die Engländer selbst sich der

langen

[Spaltenumbruch]

Wollenhandel
der Verkaͤufer und Kaͤufer zu der
Zeit vergleichen, wenn ſie ihren
Kauf ſchließen; e) auf Condition,
indem man naͤmlich zum voraus al-
le Wolle von einer Schur beſpricht,
unter der Bedingung, ſie zu eben
dem Preiße zu bezahlen, wie andere
ihre Wolle von eben der Beſchaffen-
heit bezahlt bekommen. Dieſe letz-
te Art, die Wolle zu kaufen, iſt
am allerwenigſten vortheilhaftig,
und der Kaͤufer findet ſelten ſeine
Rechnung dabey. Die (B) portu-
gieſiſche Wolle
iſt in Anſehung ih-
rer Feine und Guͤte von der ſpani-
ſchen nicht unterſchieden, und ins-
gemein geht ſie auch fuͤr ſegoviſche
Wolle. Die Tuͤcher, zu deren Ver-
fertigung ſie allein genommen wird,
ſind ſehr ſanft und ſehr weich an-
zufuͤhlen. Es geſchieht aber ſehr
ſelten, daß die Tuchfabrikanten ſie
allein gebrauchen ſollten, weil ſie
bemerket haben, daß die ganz al-
lein daraus gemachten Tuͤcher in
der Walke nur in der Laͤnge, und
nicht in der Breite eingehen; da-
her dieſe Tuͤcher ſehr kurz aus der
Walke zuruͤck kommen, welches
dem Kaufmanne viel Schaden ver-
urſachet. Jn (C) England haͤlt
man den Wollhandel fuͤr eines von
den vortrefflichſten (a) Regalien
dieſes Landes,
welches unbeſchreib-
lichen Vortheil eintraͤgt; daher auch
die Parlamentsherren in ihrer Ver-
ſammlung auf Wollſaͤcken ſitzen,
um den großen Nutzen, welcher
aus dieſer Waare, und den daraus
verfertigten Manufacturen, dem
Lande zuwaͤchſt, dadurch anzuzei-
gen. Es hat der Wollenhandel in
England hauptſaͤchlich von 1300 her
ſeinen (b) Anfang genommen,
und zwar durch die verderbliche
Aufrichtung der Handwerkszuͤnfte
in Flandern; und durch die neuen
Acciſen auf Brodt, Bier, Fleiſch
und andere Nahrungsmittel; wie
nicht weniger durch den Krieg mit
[Spaltenumbruch]
Wollenhandel
Frankreich, welches alles die Woll-
weber aufruͤhriſch gemacht hat, daß
die meiſten nach Holland und Eng-
land ſich gewendet, und daſelbſt die
Manufacturen eingefuͤhret haben,
die ſich hernach bey der tyranniſchen
Regierung des Herzogs von Alba
noch ferner vermehret haben, ſo,
daß England an Manufacturen
reich, die ſpaniſchen Niederlande
aber arm worden. Es iſt aber
der in England eingefuͤhrte Woll-
und Manufacturhandel nicht allein
von unterſchiedenen Koͤnigen, in-
ſonderheit von der Eliſabeth, mit
herrlichen Privilegien begnadiget;
ſondern auch durch die guten Geſe-
tze,
welche zu Vermehrung der
Schafzucht gegeben worden, inglei-
chen durch den Handel in fremde
Lande, mit ihren Tuͤchern, Zeugen,
Struͤmpfen ꝛc. dermaßen (c) ver-
mehret
worden, daß heutiges Ta-
ges die Englaͤnder in der Levante
mit ihren Tuͤchern faſt das Mono-
polium fuͤhren, welches vor dieſem
die Venetianer | gehabt haben: die
aber die Waare bey weitem nicht
um den Preiß geben koͤnnen, als ei-
ne Nation, welche die Waare ſelbſt
fabriciret, und die Wolle dazu bey
ſich ſelbſt, und alſo aus der erſten
Hand, hat; und welche noch dazu,
wie 1662. geſchehen iſt, aus Eifer-
ſucht uͤber ihre Wolle, die Ausfuhr
der Wolle und des wollenen Garns
hart verboten hat, ſo gar, daß es
denjenigen das Leben koſtet, der
uͤber der Ausfuhr der Wolle ertap-
pet wird. Dieſes ſcharfe (d) Ver-
bot,
und die Sorgfalt, mit wel-
cher man in England uͤber deſſen
Haltung wachet, um die Ausfuhr
der Wolle
zu verhindern, machet,
daß die engliſche Wolle bey den
Nachbarn der Englaͤnder ſehr ſelten
iſt, obgleich dadurch der (e) Han-
del mit derſelben außerhalb Eng-
land
nicht ganz gehemmet wird,
indem die Englaͤnder ſelbſt ſich der

langen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0467" n="[461]"/><cb n="921"/><fw place="top" type="header">Wollenhandel</fw><lb/>
der Verka&#x0364;ufer und Ka&#x0364;ufer zu der<lb/>
Zeit vergleichen, wenn &#x017F;ie ihren<lb/>
Kauf &#x017F;chließen; e) auf Condition,<lb/>
indem man na&#x0364;mlich zum voraus al-<lb/>
le Wolle von einer Schur be&#x017F;pricht,<lb/>
unter der Bedingung, &#x017F;ie zu eben<lb/>
dem Preiße zu bezahlen, wie andere<lb/>
ihre Wolle von eben der Be&#x017F;chaffen-<lb/>
heit bezahlt bekommen. Die&#x017F;e letz-<lb/>
te Art, die Wolle zu kaufen, i&#x017F;t<lb/>
am allerwenig&#x017F;ten vortheilhaftig,<lb/>
und der Ka&#x0364;ufer findet &#x017F;elten &#x017F;eine<lb/>
Rechnung dabey. Die (<hi rendition="#aq">B</hi>) <hi rendition="#fr">portu-<lb/>
gie&#x017F;i&#x017F;che Wolle</hi> i&#x017F;t in An&#x017F;ehung ih-<lb/>
rer Feine und Gu&#x0364;te von der &#x017F;pani-<lb/>
&#x017F;chen nicht unter&#x017F;chieden, und ins-<lb/>
gemein geht &#x017F;ie auch fu&#x0364;r &#x017F;egovi&#x017F;che<lb/>
Wolle. Die Tu&#x0364;cher, zu deren Ver-<lb/>
fertigung &#x017F;ie allein genommen wird,<lb/>
&#x017F;ind &#x017F;ehr &#x017F;anft und &#x017F;ehr weich an-<lb/>
zufu&#x0364;hlen. Es ge&#x017F;chieht aber &#x017F;ehr<lb/>
&#x017F;elten, daß die Tuchfabrikanten &#x017F;ie<lb/>
allein gebrauchen &#x017F;ollten, weil &#x017F;ie<lb/>
bemerket haben, daß die ganz al-<lb/>
lein daraus gemachten Tu&#x0364;cher in<lb/>
der Walke nur in der La&#x0364;nge, und<lb/>
nicht in der Breite eingehen; da-<lb/>
her die&#x017F;e Tu&#x0364;cher &#x017F;ehr kurz aus der<lb/>
Walke zuru&#x0364;ck kommen, welches<lb/>
dem Kaufmanne viel Schaden ver-<lb/>
ur&#x017F;achet. Jn (<hi rendition="#aq">C</hi>) <hi rendition="#fr">England</hi> ha&#x0364;lt<lb/>
man den Wollhandel fu&#x0364;r eines von<lb/>
den vortrefflich&#x017F;ten (<hi rendition="#aq">a</hi>) <hi rendition="#fr">Regalien<lb/>
die&#x017F;es Landes,</hi> welches unbe&#x017F;chreib-<lb/>
lichen Vortheil eintra&#x0364;gt; daher auch<lb/>
die Parlamentsherren in ihrer Ver-<lb/>
&#x017F;ammlung auf Woll&#x017F;a&#x0364;cken &#x017F;itzen,<lb/>
um den großen Nutzen, welcher<lb/>
aus die&#x017F;er Waare, und den daraus<lb/>
verfertigten Manufacturen, dem<lb/>
Lande zuwa&#x0364;ch&#x017F;t, dadurch anzuzei-<lb/>
gen. Es hat der Wollenhandel in<lb/>
England haupt&#x017F;a&#x0364;chlich von 1300 her<lb/>
&#x017F;einen (<hi rendition="#aq">b</hi>) <hi rendition="#fr">Anfang</hi> genommen,<lb/>
und zwar durch die verderbliche<lb/>
Aufrichtung der Handwerkszu&#x0364;nfte<lb/>
in Flandern; und durch die neuen<lb/>
Acci&#x017F;en auf Brodt, Bier, Flei&#x017F;ch<lb/>
und andere Nahrungsmittel; wie<lb/>
nicht weniger durch den Krieg mit<lb/><cb n="922"/>
<fw place="top" type="header">Wollenhandel</fw><lb/>
Frankreich, welches alles die Woll-<lb/>
weber aufru&#x0364;hri&#x017F;ch gemacht hat, daß<lb/>
die mei&#x017F;ten nach Holland und Eng-<lb/>
land &#x017F;ich gewendet, und da&#x017F;elb&#x017F;t die<lb/>
Manufacturen eingefu&#x0364;hret haben,<lb/>
die &#x017F;ich hernach bey der tyranni&#x017F;chen<lb/>
Regierung des Herzogs von Alba<lb/>
noch ferner vermehret haben, &#x017F;o,<lb/>
daß England an Manufacturen<lb/>
reich, die &#x017F;pani&#x017F;chen Niederlande<lb/>
aber arm worden. Es i&#x017F;t aber<lb/>
der in England eingefu&#x0364;hrte Woll-<lb/>
und Manufacturhandel nicht allein<lb/>
von unter&#x017F;chiedenen Ko&#x0364;nigen, in-<lb/>
&#x017F;onderheit von der Eli&#x017F;abeth, mit<lb/>
herrlichen Privilegien begnadiget;<lb/>
&#x017F;ondern auch durch die guten <hi rendition="#fr">Ge&#x017F;e-<lb/>
tze,</hi> welche zu Vermehrung der<lb/>
Schafzucht gegeben worden, inglei-<lb/>
chen durch den Handel in fremde<lb/>
Lande, mit ihren Tu&#x0364;chern, Zeugen,<lb/>
Stru&#x0364;mpfen &#xA75B;c. dermaßen (<hi rendition="#aq">c</hi>) <hi rendition="#fr">ver-<lb/>
mehret</hi> worden, daß heutiges Ta-<lb/>
ges die Engla&#x0364;nder in der Levante<lb/>
mit ihren Tu&#x0364;chern fa&#x017F;t das Mono-<lb/>
polium fu&#x0364;hren, welches vor die&#x017F;em<lb/>
die Venetianer | gehabt haben: die<lb/>
aber die Waare bey weitem nicht<lb/>
um den Preiß geben ko&#x0364;nnen, als ei-<lb/>
ne Nation, welche die Waare &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
fabriciret, und die Wolle dazu bey<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t, und al&#x017F;o aus der er&#x017F;ten<lb/>
Hand, hat; und welche noch dazu,<lb/>
wie 1662. ge&#x017F;chehen i&#x017F;t, aus Eifer-<lb/>
&#x017F;ucht u&#x0364;ber ihre Wolle, die Ausfuhr<lb/>
der Wolle und des wollenen Garns<lb/>
hart verboten hat, &#x017F;o gar, daß es<lb/>
denjenigen das Leben ko&#x017F;tet, der<lb/>
u&#x0364;ber der Ausfuhr der Wolle ertap-<lb/>
pet wird. Die&#x017F;es &#x017F;charfe (<hi rendition="#aq">d</hi>) <hi rendition="#fr">Ver-<lb/>
bot,</hi> und die Sorgfalt, mit wel-<lb/>
cher man in England u&#x0364;ber de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Haltung wachet, um die <hi rendition="#fr">Ausfuhr<lb/>
der Wolle</hi> zu verhindern, machet,<lb/>
daß die engli&#x017F;che Wolle bey den<lb/>
Nachbarn der Engla&#x0364;nder &#x017F;ehr &#x017F;elten<lb/>
i&#x017F;t, obgleich dadurch der (<hi rendition="#aq">e</hi>) <hi rendition="#fr">Han-<lb/>
del mit der&#x017F;elben außerhalb Eng-<lb/>
land</hi> nicht ganz gehemmet wird,<lb/>
indem die Engla&#x0364;nder &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ich der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">langen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[461]/0467] Wollenhandel Wollenhandel der Verkaͤufer und Kaͤufer zu der Zeit vergleichen, wenn ſie ihren Kauf ſchließen; e) auf Condition, indem man naͤmlich zum voraus al- le Wolle von einer Schur beſpricht, unter der Bedingung, ſie zu eben dem Preiße zu bezahlen, wie andere ihre Wolle von eben der Beſchaffen- heit bezahlt bekommen. Dieſe letz- te Art, die Wolle zu kaufen, iſt am allerwenigſten vortheilhaftig, und der Kaͤufer findet ſelten ſeine Rechnung dabey. Die (B) portu- gieſiſche Wolle iſt in Anſehung ih- rer Feine und Guͤte von der ſpani- ſchen nicht unterſchieden, und ins- gemein geht ſie auch fuͤr ſegoviſche Wolle. Die Tuͤcher, zu deren Ver- fertigung ſie allein genommen wird, ſind ſehr ſanft und ſehr weich an- zufuͤhlen. Es geſchieht aber ſehr ſelten, daß die Tuchfabrikanten ſie allein gebrauchen ſollten, weil ſie bemerket haben, daß die ganz al- lein daraus gemachten Tuͤcher in der Walke nur in der Laͤnge, und nicht in der Breite eingehen; da- her dieſe Tuͤcher ſehr kurz aus der Walke zuruͤck kommen, welches dem Kaufmanne viel Schaden ver- urſachet. Jn (C) England haͤlt man den Wollhandel fuͤr eines von den vortrefflichſten (a) Regalien dieſes Landes, welches unbeſchreib- lichen Vortheil eintraͤgt; daher auch die Parlamentsherren in ihrer Ver- ſammlung auf Wollſaͤcken ſitzen, um den großen Nutzen, welcher aus dieſer Waare, und den daraus verfertigten Manufacturen, dem Lande zuwaͤchſt, dadurch anzuzei- gen. Es hat der Wollenhandel in England hauptſaͤchlich von 1300 her ſeinen (b) Anfang genommen, und zwar durch die verderbliche Aufrichtung der Handwerkszuͤnfte in Flandern; und durch die neuen Acciſen auf Brodt, Bier, Fleiſch und andere Nahrungsmittel; wie nicht weniger durch den Krieg mit Frankreich, welches alles die Woll- weber aufruͤhriſch gemacht hat, daß die meiſten nach Holland und Eng- land ſich gewendet, und daſelbſt die Manufacturen eingefuͤhret haben, die ſich hernach bey der tyranniſchen Regierung des Herzogs von Alba noch ferner vermehret haben, ſo, daß England an Manufacturen reich, die ſpaniſchen Niederlande aber arm worden. Es iſt aber der in England eingefuͤhrte Woll- und Manufacturhandel nicht allein von unterſchiedenen Koͤnigen, in- ſonderheit von der Eliſabeth, mit herrlichen Privilegien begnadiget; ſondern auch durch die guten Geſe- tze, welche zu Vermehrung der Schafzucht gegeben worden, inglei- chen durch den Handel in fremde Lande, mit ihren Tuͤchern, Zeugen, Struͤmpfen ꝛc. dermaßen (c) ver- mehret worden, daß heutiges Ta- ges die Englaͤnder in der Levante mit ihren Tuͤchern faſt das Mono- polium fuͤhren, welches vor dieſem die Venetianer | gehabt haben: die aber die Waare bey weitem nicht um den Preiß geben koͤnnen, als ei- ne Nation, welche die Waare ſelbſt fabriciret, und die Wolle dazu bey ſich ſelbſt, und alſo aus der erſten Hand, hat; und welche noch dazu, wie 1662. geſchehen iſt, aus Eifer- ſucht uͤber ihre Wolle, die Ausfuhr der Wolle und des wollenen Garns hart verboten hat, ſo gar, daß es denjenigen das Leben koſtet, der uͤber der Ausfuhr der Wolle ertap- pet wird. Dieſes ſcharfe (d) Ver- bot, und die Sorgfalt, mit wel- cher man in England uͤber deſſen Haltung wachet, um die Ausfuhr der Wolle zu verhindern, machet, daß die engliſche Wolle bey den Nachbarn der Englaͤnder ſehr ſelten iſt, obgleich dadurch der (e) Han- del mit derſelben außerhalb Eng- land nicht ganz gehemmet wird, indem die Englaͤnder ſelbſt ſich der langen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/467
Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [461]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/467>, abgerufen am 22.11.2024.