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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Wollenhandel
die castilische Wolle und die Alba-
razins häufig nach England, Holland
und Rouen in Frankreich. Die
Campos und die schwarze Wolle
von Sarragossa wird nach Holland,
und in Frankreich nach Rochelle, zum
Behufe der Manufacturen in Poi-
tou, versendet. Die Floretonnes
gehen nach Bretagne, oder Rochel-
le in Frankreich. Die spanische
Lammwolle,
von der es eben so viel
Arten, als von der spanischen
Schafwolle, giebt, findet in allen
Ländern Abgang, sonderlich aber in
der Provinz Bretagne in Frankreich,
siehe Lammwolle. Ungeachtet (l)
Roußillon schon seit langer Zeit
nicht mehr zu der spanischen Mo-
narchie gehöret, sondern an Frank-
reich abgetreten ist: so behält doch
die Wolle, so von daher kömmt,
noch beständig den Namen der spa-
nischen Wolle. Sie ist von dreyer-
ley Gattung, die durch folgende
Namen von einander unterschieden
werden: Refleuret ist die erste oder
feinste Gattung der Wolle dieser
Provinz. Auf solche folget die Se-
conde;
und die Migeau, woraus
die Languedocker vermuthlich ihr
oben erwähntes Migot gemacht ha-
ben, ist die schlechteste Gattung.
Für die (m) beste spanische Wolle
hält man diejenige, die in der Nach-
barschaft von Sarragossa in dem
Königreiche Arragonien, und um
Segovien in dem Königreiche Casti-
lien fällt. Unter der feinsten Wol-
le dieser beyden Reiche unterscheidet
man wiederum folgende Gattungen:
die Carthäuser Wolle, franz. Pile
des Chartreux;
die Jesuiter Wolle,
franz. Pile des Jesuites; diejenige,
die man Grille nennet; die Refin de
Segovie;
und die Refin Ville-Castin,
siehe Carthäuser-Wolle, und Escu-
rial.
Was die (n) Verarbeitung
anbetrifft: so wird die Prime, inson-
derheit die von Segovien und Ville-
Castin, insgemein zur Verfertigung
[Spaltenumbruch]
Wollenhandel
der feinsten holländischen und nach
holländischer Art gemachten, inglei-
chen französischer Tücher, wie auch
der Ratine und anderer solcher fei-
ner nach englischer und holländischer
Art gemachter Zeuge, gebraucht. Die
Seconde oder Refleuret, ingleichen
Segoviane, wird zu Verfertigung
der Tücher von Elboeuf, oder ande-
rer von gleicher Beschaffenheit, an-
gewendet. Die Tierce wird end-
lich nur zu den gröbsten und ge-
meinsten Tüchern gebraucht, wie
die von Rouen und Arnatal sind.
Auch werden aus der spanischen
Wolle die feinen sogenannten spani-
schen Tücher
in Frankreich, Eng-
land etc. gemacht; und irret sich
Chamber in seinem Dictionario,
wenn er behauptet, daß das beste
spanische Tuch in England aus eng-
lischer Wolle gemacht werde, da
doch zu dem allerbesten, so supev-
fein
heißt, gar keine englische Wol-
le kömmt. Außer den nur erwähn-
ten Tüchern von verschiedenen Gat-
tungen, zu deren Verfertigung man
die spanische Wolle gebraucht, wird
solche auch zur Verfertigung feiner ge-
walkter Strümpfe, Camisöler, Hosen
und anderer dergleichen gestrickter o-
der gewirkter Strumpfmacherey an-
gewendet. Uebrigens giebt es (o) in
Madrit fünf Arten, die spanische
Wolle zu kaufen,
nämlich folgen-
de: a) mit dem Schmutze, das ist
so, wie sie auf dem Schafe gesessen
hat, um sie selbst waschen und sor-
tiren zu lassen; b) schon gewaschen
und sortiret, da man sie nach dem
Gewichte, und nach der Usanz von
Bilbao, an den letzten Ort gelie-
fert, kaufet; c) ebenfalls gewaschen
und sortirt, da man sie aber an
dem Orte kaufet, wo das Waschen
und Sortiren derselben geschehen
ist, worauf man sie selbst nach Bil-
bao, oder Bayonne, führen läßt;
d) für einen bestimmten Preiß, das
ist für einen Preiß, über den sich

der

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Wollenhandel
die caſtiliſche Wolle und die Alba-
razins haͤufig nach England, Holland
und Rouen in Frankreich. Die
Campos und die ſchwarze Wolle
von Sarragoſſa wird nach Holland,
und in Frankreich nach Rochelle, zum
Behufe der Manufacturen in Poi-
tou, verſendet. Die Floretonnes
gehen nach Bretagne, oder Rochel-
le in Frankreich. Die ſpaniſche
Lammwolle,
von der es eben ſo viel
Arten, als von der ſpaniſchen
Schafwolle, giebt, findet in allen
Laͤndern Abgang, ſonderlich aber in
der Provinz Bretagne in Frankreich,
ſiehe Lammwolle. Ungeachtet (l)
Roußillon ſchon ſeit langer Zeit
nicht mehr zu der ſpaniſchen Mo-
narchie gehoͤret, ſondern an Frank-
reich abgetreten iſt: ſo behaͤlt doch
die Wolle, ſo von daher koͤmmt,
noch beſtaͤndig den Namen der ſpa-
niſchen Wolle. Sie iſt von dreyer-
ley Gattung, die durch folgende
Namen von einander unterſchieden
werden: Refleuret iſt die erſte oder
feinſte Gattung der Wolle dieſer
Provinz. Auf ſolche folget die Se-
conde;
und die Migeau, woraus
die Languedocker vermuthlich ihr
oben erwaͤhntes Migot gemacht ha-
ben, iſt die ſchlechteſte Gattung.
Fuͤr die (m) beſte ſpaniſche Wolle
haͤlt man diejenige, die in der Nach-
barſchaft von Sarragoſſa in dem
Koͤnigreiche Arragonien, und um
Segovien in dem Koͤnigreiche Caſti-
lien faͤllt. Unter der feinſten Wol-
le dieſer beyden Reiche unterſcheidet
man wiederum folgende Gattungen:
die Carthaͤuſer Wolle, franz. Pile
des Chartreux;
die Jeſuiter Wolle,
franz. Pile des Jeſuites; diejenige,
die man Grille nennet; die Refin de
Segovie;
und die Refin Ville-Caſtin,
ſiehe Carthaͤuſer-Wolle, und Eſcu-
rial.
Was die (n) Verarbeitung
anbetrifft: ſo wird die Prime, inſon-
derheit die von Segovien und Ville-
Caſtin, insgemein zur Verfertigung
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Wollenhandel
der feinſten hollaͤndiſchen und nach
hollaͤndiſcher Art gemachten, inglei-
chen franzoͤſiſcher Tuͤcher, wie auch
der Ratine und anderer ſolcher fei-
ner nach engliſcher und hollaͤndiſcher
Art gemachter Zeuge, gebraucht. Die
Seconde oder Refleuret, ingleichen
Segoviane, wird zu Verfertigung
der Tuͤcher von Elboeuf, oder ande-
rer von gleicher Beſchaffenheit, an-
gewendet. Die Tierce wird end-
lich nur zu den groͤbſten und ge-
meinſten Tuͤchern gebraucht, wie
die von Rouen und Arnatal ſind.
Auch werden aus der ſpaniſchen
Wolle die feinen ſogenannten ſpani-
ſchen Tuͤcher
in Frankreich, Eng-
land ꝛc. gemacht; und irret ſich
Chamber in ſeinem Dictionario,
wenn er behauptet, daß das beſte
ſpaniſche Tuch in England aus eng-
liſcher Wolle gemacht werde, da
doch zu dem allerbeſten, ſo ſupev-
fein
heißt, gar keine engliſche Wol-
le koͤmmt. Außer den nur erwaͤhn-
ten Tuͤchern von verſchiedenen Gat-
tungen, zu deren Verfertigung man
die ſpaniſche Wolle gebraucht, wird
ſolche auch zur Verfertigung feiner ge-
walkter Struͤmpfe, Camiſoͤler, Hoſen
und anderer dergleichen geſtrickter o-
der gewirkter Strumpfmacherey an-
gewendet. Uebrigens giebt es (o) in
Madrit fuͤnf Arten, die ſpaniſche
Wolle zu kaufen,
naͤmlich folgen-
de: a) mit dem Schmutze, das iſt
ſo, wie ſie auf dem Schafe geſeſſen
hat, um ſie ſelbſt waſchen und ſor-
tiren zu laſſen; b) ſchon gewaſchen
und ſortiret, da man ſie nach dem
Gewichte, und nach der Uſanz von
Bilbao, an den letzten Ort gelie-
fert, kaufet; c) ebenfalls gewaſchen
und ſortirt, da man ſie aber an
dem Orte kaufet, wo das Waſchen
und Sortiren derſelben geſchehen
iſt, worauf man ſie ſelbſt nach Bil-
bao, oder Bayonne, fuͤhren laͤßt;
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[[460]/0466] Wollenhandel Wollenhandel die caſtiliſche Wolle und die Alba- razins haͤufig nach England, Holland und Rouen in Frankreich. Die Campos und die ſchwarze Wolle von Sarragoſſa wird nach Holland, und in Frankreich nach Rochelle, zum Behufe der Manufacturen in Poi- tou, verſendet. Die Floretonnes gehen nach Bretagne, oder Rochel- le in Frankreich. Die ſpaniſche Lammwolle, von der es eben ſo viel Arten, als von der ſpaniſchen Schafwolle, giebt, findet in allen Laͤndern Abgang, ſonderlich aber in der Provinz Bretagne in Frankreich, ſiehe Lammwolle. Ungeachtet (l) Roußillon ſchon ſeit langer Zeit nicht mehr zu der ſpaniſchen Mo- narchie gehoͤret, ſondern an Frank- reich abgetreten iſt: ſo behaͤlt doch die Wolle, ſo von daher koͤmmt, noch beſtaͤndig den Namen der ſpa- niſchen Wolle. Sie iſt von dreyer- ley Gattung, die durch folgende Namen von einander unterſchieden werden: Refleuret iſt die erſte oder feinſte Gattung der Wolle dieſer Provinz. Auf ſolche folget die Se- conde; und die Migeau, woraus die Languedocker vermuthlich ihr oben erwaͤhntes Migot gemacht ha- ben, iſt die ſchlechteſte Gattung. Fuͤr die (m) beſte ſpaniſche Wolle haͤlt man diejenige, die in der Nach- barſchaft von Sarragoſſa in dem Koͤnigreiche Arragonien, und um Segovien in dem Koͤnigreiche Caſti- lien faͤllt. Unter der feinſten Wol- le dieſer beyden Reiche unterſcheidet man wiederum folgende Gattungen: die Carthaͤuſer Wolle, franz. Pile des Chartreux; die Jeſuiter Wolle, franz. Pile des Jeſuites; diejenige, die man Grille nennet; die Refin de Segovie; und die Refin Ville-Caſtin, ſiehe Carthaͤuſer-Wolle, und Eſcu- rial. Was die (n) Verarbeitung anbetrifft: ſo wird die Prime, inſon- derheit die von Segovien und Ville- Caſtin, insgemein zur Verfertigung der feinſten hollaͤndiſchen und nach hollaͤndiſcher Art gemachten, inglei- chen franzoͤſiſcher Tuͤcher, wie auch der Ratine und anderer ſolcher fei- ner nach engliſcher und hollaͤndiſcher Art gemachter Zeuge, gebraucht. Die Seconde oder Refleuret, ingleichen Segoviane, wird zu Verfertigung der Tuͤcher von Elboeuf, oder ande- rer von gleicher Beſchaffenheit, an- gewendet. Die Tierce wird end- lich nur zu den groͤbſten und ge- meinſten Tuͤchern gebraucht, wie die von Rouen und Arnatal ſind. Auch werden aus der ſpaniſchen Wolle die feinen ſogenannten ſpani- ſchen Tuͤcher in Frankreich, Eng- land ꝛc. gemacht; und irret ſich Chamber in ſeinem Dictionario, wenn er behauptet, daß das beſte ſpaniſche Tuch in England aus eng- liſcher Wolle gemacht werde, da doch zu dem allerbeſten, ſo ſupev- fein heißt, gar keine engliſche Wol- le koͤmmt. Außer den nur erwaͤhn- ten Tuͤchern von verſchiedenen Gat- tungen, zu deren Verfertigung man die ſpaniſche Wolle gebraucht, wird ſolche auch zur Verfertigung feiner ge- walkter Struͤmpfe, Camiſoͤler, Hoſen und anderer dergleichen geſtrickter o- der gewirkter Strumpfmacherey an- gewendet. Uebrigens giebt es (o) in Madrit fuͤnf Arten, die ſpaniſche Wolle zu kaufen, naͤmlich folgen- de: a) mit dem Schmutze, das iſt ſo, wie ſie auf dem Schafe geſeſſen hat, um ſie ſelbſt waſchen und ſor- tiren zu laſſen; b) ſchon gewaſchen und ſortiret, da man ſie nach dem Gewichte, und nach der Uſanz von Bilbao, an den letzten Ort gelie- fert, kaufet; c) ebenfalls gewaſchen und ſortirt, da man ſie aber an dem Orte kaufet, wo das Waſchen und Sortiren derſelben geſchehen iſt, worauf man ſie ſelbſt nach Bil- bao, oder Bayonne, fuͤhren laͤßt; d) fuͤr einen beſtimmten Preiß, das iſt fuͤr einen Preiß, uͤber den ſich der

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [460]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/466>, abgerufen am 25.11.2024.