Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.[Spaltenumbruch] Wollenhandel me oder Refin, und setzet zum Un-terschiede den Ort hinzu, woher sie kömmt. Also saget man Prime Segovie, um dadurch die schönste von Segovien kommende Wolle zu bemerken etc. Die darauf folgende zweyte Gattung heißt (b) Seconde, oder Refleuret, ebenfalls mit Zu- setzung des Orts, woher sie ge- bracht wird, als Seconde, oder Refleuret Segovie, Seconde, oder Refleuret Ville-Castin etc. Diese zweyte Gattung von Wolle wird auch zuweilen nur bloß Segoviane genennet. Die dritte Gattung der Wolle heißt (c) Tierce, und wird ebenfalls durch Hinzusetzung des Namens des Orts, als Tierce Se- govie etc. unterschieden. Es wer- den aber, wie schon oben ge- dacht, in Spanien diese drey Sor- ten Wolle niemals anders, als zu- sammen, verkaufet, um keine üble Reste zu bekommen. Der Ausschuß von solchen drey Sorten spanischer Wolle heißt an einigen Orten in Frankreich Migot: insonderheit bedienet man sich dieses Worts in Languedoc; da hingegen man in Roußillon Migeau saget. Jeder Ballen dieser spanischen Wolle ist gewöhnlich mit einem großen Buch- staben des Alphabets (e) bezeichnet, welcher die Gattung der darinn ent- haltenen Wolle anzeiget, und zwar steht auf den Ballen, in welchen die feinste Gattung oder Prima be- findlich ist, gewöhnlich der Buch- stabe R, welcher Refin oder Prima bedeutet; auf den Ballen, worinnen sich die zweyte Gattung befindet, der Buchstab F, welcher feine Wolle oder Seconde anzeiget; und auf den Ballen, worinnen Wolle von der dritten Gattung enthalten ist, der Buchstabe S. Wenn die (f) Assor- tirung der Ballen recht, wie sichs gehöret, geschehen ist: so müssen unter 15 Ballen spanischer Wolle zwölf Ballen mit R gezeichnet seyn, [Spaltenumbruch] Wollenhandel und also Refin, oder Prime ent-halten; zwey Ballen ein F zum Zei- chen haben, und also Secunda dar- innen seyn; und nur einer mit S ge- zeichnet seyn, und also Tierce in sich fassen. Man berechnet die (g) Anzahl der Wolle, die jährlich aus Spanien ausgeführet wird, bis auf 24000 Ballen, jeden von 24 Aroben, welche, die Arobe zu 25 Pfunden gerechnet, 600 Pfunde ausmachen, daß also nach dieser Berechnung aus Spanien jährlich 576000 Aroben, oder 14 Millionen und 400000 Pfunde Wolle ausge- hen. Die Wolle, die man aus Spanien zieht, (h) kömmt vor- nehmlich aus den Königreichen Ca- stilien, Arragonien und Navarra; und man giebt ihnen theils nach ih- rer Beschaffenheit, und theils nach den Orten, woher sie kommen, ver- schiedene Namen. Die (a) castili- sche Wolle, das ist diejenige, die man unter dem Namen Lanas ca- stillas begreift, ist von vier Gat- tungen, nämlich Segovianas Leo- nisas, welche zum Unterschiede der nächstfolgenden Gattung so genen- net wird, weil solche von Schafen abgeschoren wird, die auf den Ge- birgen des Königreichs Leon, auf welchen es vortreffliche Weide giebt, geweidet haben, siehe Leon, Se- govias, Torinas und Molinas. Zu der castilischen Wolle gehöret auch diejenige, die man Moliennes nennet, und mehrentheils von Bar- cellona gebracht wird. Von der (b) arragonischen Wolle giebt es eben- falls vier Gattungen, nämlich fei- ne Albarazins, Mittel Albara- zins, Campos und schwarze Wol- le von Sarragossa. Die spanische Wolle, so aus Castilien und Arra- gonien gebracht wird, kömmt ins- gemein (i) über Bilbao, der Haupt- stadt in Biscaya, als woselbst man die Wolle nach andern Ländern zu verladen pflegt. Es (k) gehen aber die
[Spaltenumbruch] Wollenhandel me oder Refin, und ſetzet zum Un-terſchiede den Ort hinzu, woher ſie koͤmmt. Alſo ſaget man Prime Segovie, um dadurch die ſchoͤnſte von Segovien kommende Wolle zu bemerken ꝛc. Die darauf folgende zweyte Gattung heißt (b) Seconde, oder Refleuret, ebenfalls mit Zu- ſetzung des Orts, woher ſie ge- bracht wird, als Seconde, oder Refleuret Segovie, Seconde, oder Refleuret Ville-Caſtin ꝛc. Dieſe zweyte Gattung von Wolle wird auch zuweilen nur bloß Segoviane genennet. Die dritte Gattung der Wolle heißt (c) Tierce, und wird ebenfalls durch Hinzuſetzung des Namens des Orts, als Tierce Se- govie ꝛc. unterſchieden. Es wer- den aber, wie ſchon oben ge- dacht, in Spanien dieſe drey Sor- ten Wolle niemals anders, als zu- ſammen, verkaufet, um keine uͤble Reſte zu bekommen. Der Ausſchuß von ſolchen drey Sorten ſpaniſcher Wolle heißt an einigen Orten in Frankreich Migot: inſonderheit bedienet man ſich dieſes Worts in Languedoc; da hingegen man in Roußillon Migeau ſaget. Jeder Ballen dieſer ſpaniſchen Wolle iſt gewoͤhnlich mit einem großen Buch- ſtaben des Alphabets (e) bezeichnet, welcher die Gattung der darinn ent- haltenen Wolle anzeiget, und zwar ſteht auf den Ballen, in welchen die feinſte Gattung oder Prima be- findlich iſt, gewoͤhnlich der Buch- ſtabe R, welcher Refin oder Prima bedeutet; auf den Ballen, worinnen ſich die zweyte Gattung befindet, der Buchſtab F, welcher feine Wolle oder Seconde anzeiget; und auf den Ballen, worinnen Wolle von der dritten Gattung enthalten iſt, der Buchſtabe S. Wenn die (f) Aſſor- tirung der Ballen recht, wie ſichs gehoͤret, geſchehen iſt: ſo muͤſſen unter 15 Ballen ſpaniſcher Wolle zwoͤlf Ballen mit R gezeichnet ſeyn, [Spaltenumbruch] Wollenhandel und alſo Refin, oder Prime ent-halten; zwey Ballen ein F zum Zei- chen haben, und alſo Secunda dar- innen ſeyn; und nur einer mit S ge- zeichnet ſeyn, und alſo Tierce in ſich faſſen. Man berechnet die (g) Anzahl der Wolle, die jaͤhrlich aus Spanien ausgefuͤhret wird, bis auf 24000 Ballen, jeden von 24 Aroben, welche, die Arobe zu 25 Pfunden gerechnet, 600 Pfunde ausmachen, daß alſo nach dieſer Berechnung aus Spanien jaͤhrlich 576000 Aroben, oder 14 Millionen und 400000 Pfunde Wolle ausge- hen. Die Wolle, die man aus Spanien zieht, (h) koͤmmt vor- nehmlich aus den Koͤnigreichen Ca- ſtilien, Arragonien und Navarra; und man giebt ihnen theils nach ih- rer Beſchaffenheit, und theils nach den Orten, woher ſie kommen, ver- ſchiedene Namen. Die (a) caſtili- ſche Wolle, das iſt diejenige, die man unter dem Namen Lanas ca- ſtillas begreift, iſt von vier Gat- tungen, naͤmlich Segovianas Leo- niſas, welche zum Unterſchiede der naͤchſtfolgenden Gattung ſo genen- net wird, weil ſolche von Schafen abgeſchoren wird, die auf den Ge- birgen des Koͤnigreichs Leon, auf welchen es vortreffliche Weide giebt, geweidet haben, ſiehe Leon, Se- govias, Torinas und Molinas. Zu der caſtiliſchen Wolle gehoͤret auch diejenige, die man Moliennes nennet, und mehrentheils von Bar- cellona gebracht wird. Von der (b) arragoniſchen Wolle giebt es eben- falls vier Gattungen, naͤmlich fei- ne Albarazins, Mittel Albara- zins, Campos und ſchwarze Wol- le von Sarragoſſa. Die ſpaniſche Wolle, ſo aus Caſtilien und Arra- gonien gebracht wird, koͤmmt ins- gemein (i) uͤber Bilbao, der Haupt- ſtadt in Biscaya, als woſelbſt man die Wolle nach andern Laͤndern zu verladen pflegt. Es (k) gehen aber die
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Wollenhandel
Wollenhandel
me oder Refin, und ſetzet zum Un-
terſchiede den Ort hinzu, woher ſie
koͤmmt. Alſo ſaget man Prime
Segovie, um dadurch die ſchoͤnſte
von Segovien kommende Wolle zu
bemerken ꝛc. Die darauf folgende
zweyte Gattung heißt (b) Seconde,
oder Refleuret, ebenfalls mit Zu-
ſetzung des Orts, woher ſie ge-
bracht wird, als Seconde, oder
Refleuret Segovie, Seconde, oder
Refleuret Ville-Caſtin ꝛc. Dieſe
zweyte Gattung von Wolle wird
auch zuweilen nur bloß Segoviane
genennet. Die dritte Gattung der
Wolle heißt (c) Tierce, und wird
ebenfalls durch Hinzuſetzung des
Namens des Orts, als Tierce Se-
govie ꝛc. unterſchieden. Es wer-
den aber, wie ſchon oben ge-
dacht, in Spanien dieſe drey Sor-
ten Wolle niemals anders, als zu-
ſammen, verkaufet, um keine uͤble
Reſte zu bekommen. Der Ausſchuß
von ſolchen drey Sorten ſpaniſcher
Wolle heißt an einigen Orten in
Frankreich Migot: inſonderheit
bedienet man ſich dieſes Worts in
Languedoc; da hingegen man in
Roußillon Migeau ſaget. Jeder
Ballen dieſer ſpaniſchen Wolle iſt
gewoͤhnlich mit einem großen Buch-
ſtaben des Alphabets (e) bezeichnet,
welcher die Gattung der darinn ent-
haltenen Wolle anzeiget, und zwar
ſteht auf den Ballen, in welchen
die feinſte Gattung oder Prima be-
findlich iſt, gewoͤhnlich der Buch-
ſtabe R, welcher Refin oder Prima
bedeutet; auf den Ballen, worinnen
ſich die zweyte Gattung befindet, der
Buchſtab F, welcher feine Wolle
oder Seconde anzeiget; und auf den
Ballen, worinnen Wolle von der
dritten Gattung enthalten iſt, der
Buchſtabe S. Wenn die (f) Aſſor-
tirung der Ballen recht, wie ſichs
gehoͤret, geſchehen iſt: ſo muͤſſen
unter 15 Ballen ſpaniſcher Wolle
zwoͤlf Ballen mit R gezeichnet ſeyn,
und alſo Refin, oder Prime ent-
halten; zwey Ballen ein F zum Zei-
chen haben, und alſo Secunda dar-
innen ſeyn; und nur einer mit S ge-
zeichnet ſeyn, und alſo Tierce in
ſich faſſen. Man berechnet die (g)
Anzahl der Wolle, die jaͤhrlich
aus Spanien ausgefuͤhret wird,
bis auf 24000 Ballen, jeden von
24 Aroben, welche, die Arobe zu
25 Pfunden gerechnet, 600 Pfunde
ausmachen, daß alſo nach dieſer
Berechnung aus Spanien jaͤhrlich
576000 Aroben, oder 14 Millionen
und 400000 Pfunde Wolle ausge-
hen. Die Wolle, die man aus
Spanien zieht, (h) koͤmmt vor-
nehmlich aus den Koͤnigreichen Ca-
ſtilien, Arragonien und Navarra;
und man giebt ihnen theils nach ih-
rer Beſchaffenheit, und theils nach
den Orten, woher ſie kommen, ver-
ſchiedene Namen. Die (a) caſtili-
ſche Wolle, das iſt diejenige, die
man unter dem Namen Lanas ca-
ſtillas begreift, iſt von vier Gat-
tungen, naͤmlich Segovianas Leo-
niſas, welche zum Unterſchiede der
naͤchſtfolgenden Gattung ſo genen-
net wird, weil ſolche von Schafen
abgeſchoren wird, die auf den Ge-
birgen des Koͤnigreichs Leon, auf
welchen es vortreffliche Weide giebt,
geweidet haben, ſiehe Leon, Se-
govias, Torinas und Molinas.
Zu der caſtiliſchen Wolle gehoͤret
auch diejenige, die man Moliennes
nennet, und mehrentheils von Bar-
cellona gebracht wird. Von der (b)
arragoniſchen Wolle giebt es eben-
falls vier Gattungen, naͤmlich fei-
ne Albarazins, Mittel Albara-
zins, Campos und ſchwarze Wol-
le von Sarragoſſa. Die ſpaniſche
Wolle, ſo aus Caſtilien und Arra-
gonien gebracht wird, koͤmmt ins-
gemein (i) uͤber Bilbao, der Haupt-
ſtadt in Biscaya, als woſelbſt man
die Wolle nach andern Laͤndern zu
verladen pflegt. Es (k) gehen aber
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