von deren Einkaufe enthalten sol- len. Jn den chursächsischen Lan- den sollen die Höken vor 11 Uhr, ehe der Wisch fällt, sich alles Ein- kaufs bey Strafe 20 Gulden, und Berlust der erkauften Dinge, gänz- lich enthalten. Mand. von 1699. und 1700. Prag. Vertr. von 1542. Tit. Wisch aufstecken. Jm Voigt- lande aber soll der Marktwisch bey den Wochenmärkten nicht über die Stunde uneingezogen bleiben, Absch. von 1415. und von Michaelis bis Ostern um 8. von Ostern an bis wieder Michaelis bis 7 Uhr, da- mit allem Vorkaufe zu wehren, aufgerichtet, und nach Verlaufung derselben Stunde wieder niedergele- get werden, ebendas.
Wismar, oder Wißmar, lat. Wismaria, oder Vismaria, franz. Wismar, eine berühmte und ziem- lich große königlich-schwedische Han- delsstadt, nebst einem vortrefflichen Hafen, in dem Herzogthume Meck- lenburg, an einem kleinen Meerbu- sen der Ostsee, unter dem 31sten Grade und 3 Minuten der Länge, und dem 53sten Grade und 58 Mi- nuten der Breite gelegen. Jhre schöne und zur Handlung auf der Ostsee ungemein bequeme (1) Lage, und ihr vortrefflicher (2) Hafen, welcher für den allersichersten und bequemsten in der Ostsee gehalten wird, indem die allergrößten Last- schiffe nicht allein mit voller Ladung in denselben einlaufen, sondern auch ohne Anker ganz sicher darin- nen liegen können, hat sie, zu den Zeiten des ehmaligen Hansebundes, in welchem sie ebenfalls stand, zu einer der berühmtesten Städte ge- macht, wie denn nicht allein eh- mals die Hansestädte, wenn sie zu Wasser Krieg führeten, an diesen Ort ihre Zuflucht nahmen; sondern auch die Einwohner einen ungemein starken (3) Handel nach Spanien, Portugal und Frankreich trieben, [Spaltenumbruch]
Wismar
woraus sie große Vortheile zogen, und sich ein nicht geringes Reich- thum zu wege brachten. Seit dem Jahre 1586. aber, da viele von den Niederländern bey dem betrübten Zustande ihres Vaterlandes sich nach Hamburg wendeten, und da- selbst den Handel in größeren Flor brachten; hat Wismar sowol, als andere Handelsplätze an der Ostsee eine starke Abnahme der Handlung gelitten. Man handelt dahin, wie auf Lübeck. Der dasige (4) Markt- platz ist prächtig. Jn Ansehung der (5) Piloten merken wir von Wis- mar an, daß, wenn nicht geflag- get wird, kein Loots kömmt, und man auch nichts bezahle; nimmt man aber einen ein, wird nach or- dinair 2 Rthlr. wenn es aber ein großes Schiff, so tief geht, wol 3, zum höchsten 4 Rthlr. gegeben. (6) Buch und Rechnung wird hier ge- halten in Reichsthalern, Schillin- gen, und Pfennigen. Weil nun alle (7) Gelder, wie zu Lübeck und Hamburg, daselbst in ihrem Wer- the und Geltung sind: so ist des (8) Wechselgeschäffts wegen allhier nichts zu gedenken. Hiernächst aber sind gangbar 1 bis 2 gemünzte mecklenburger Schillingstücke, auch anderes kleines Geld, so nirgend anders, als allda, auszugeben ist. die alten Drittel, bestehend in 2/3 , 1/3 und 1/6 Stücken, welche vor 1686. an vielen Orten gemünzet, auch die hildesheimischen von 1686. 1687. und 1688. gelten zu Wismar, Rostock, und fürstlich schwerinischen Meck- lenburg vor voll, nämlich ein 2/3 Stück 32 Schillinge, ein 1/3 Stück 16 Schillinge, und 1/6 Stück 8 Schillinge, womit denn auch die Hauptzahlung gethan wird, es sey denn, daß deren nicht in verlang- ter Menge zu bekommen; itzt aber schätzen sie die neuen 2/3 zu 31 Schil- lingen, etwas mehr, wie sie nach dem Cours mit Hamburg ei-
nig
[Spaltenumbruch]
Wismar
von deren Einkaufe enthalten ſol- len. Jn den churſaͤchſiſchen Lan- den ſollen die Hoͤken vor 11 Uhr, ehe der Wiſch faͤllt, ſich alles Ein- kaufs bey Strafe 20 Gulden, und Berluſt der erkauften Dinge, gaͤnz- lich enthalten. Mand. von 1699. und 1700. Prag. Vertr. von 1542. Tit. Wiſch aufſtecken. Jm Voigt- lande aber ſoll der Marktwiſch bey den Wochenmaͤrkten nicht uͤber die Stunde uneingezogen bleiben, Abſch. von 1415. und von Michaelis bis Oſtern um 8. von Oſtern an bis wieder Michaelis bis 7 Uhr, da- mit allem Vorkaufe zu wehren, aufgerichtet, und nach Verlaufung derſelben Stunde wieder niedergele- get werden, ebendaſ.
Wismar, oder Wißmar, lat. Wismaria, oder Vismaria, franz. Wismar, eine beruͤhmte und ziem- lich große koͤniglich-ſchwediſche Han- delsſtadt, nebſt einem vortrefflichen Hafen, in dem Herzogthume Meck- lenburg, an einem kleinen Meerbu- ſen der Oſtſee, unter dem 31ſten Grade und 3 Minuten der Laͤnge, und dem 53ſten Grade und 58 Mi- nuten der Breite gelegen. Jhre ſchoͤne und zur Handlung auf der Oſtſee ungemein bequeme (1) Lage, und ihr vortrefflicher (2) Hafen, welcher fuͤr den allerſicherſten und bequemſten in der Oſtſee gehalten wird, indem die allergroͤßten Laſt- ſchiffe nicht allein mit voller Ladung in denſelben einlaufen, ſondern auch ohne Anker ganz ſicher darin- nen liegen koͤnnen, hat ſie, zu den Zeiten des ehmaligen Hanſebundes, in welchem ſie ebenfalls ſtand, zu einer der beruͤhmteſten Staͤdte ge- macht, wie denn nicht allein eh- mals die Hanſeſtaͤdte, wenn ſie zu Waſſer Krieg fuͤhreten, an dieſen Ort ihre Zuflucht nahmen; ſondern auch die Einwohner einen ungemein ſtarken (3) Handel nach Spanien, Portugal und Frankreich trieben, [Spaltenumbruch]
Wismar
woraus ſie große Vortheile zogen, und ſich ein nicht geringes Reich- thum zu wege brachten. Seit dem Jahre 1586. aber, da viele von den Niederlaͤndern bey dem betruͤbten Zuſtande ihres Vaterlandes ſich nach Hamburg wendeten, und da- ſelbſt den Handel in groͤßeren Flor brachten; hat Wismar ſowol, als andere Handelsplaͤtze an der Oſtſee eine ſtarke Abnahme der Handlung gelitten. Man handelt dahin, wie auf Luͤbeck. Der daſige (4) Markt- platz iſt praͤchtig. Jn Anſehung der (5) Piloten merken wir von Wis- mar an, daß, wenn nicht geflag- get wird, kein Loots koͤmmt, und man auch nichts bezahle; nimmt man aber einen ein, wird nach or- dinair 2 Rthlr. wenn es aber ein großes Schiff, ſo tief geht, wol 3, zum hoͤchſten 4 Rthlr. gegeben. (6) Buch und Rechnung wird hier ge- halten in Reichsthalern, Schillin- gen, und Pfennigen. Weil nun alle (7) Gelder, wie zu Luͤbeck und Hamburg, daſelbſt in ihrem Wer- the und Geltung ſind: ſo iſt des (8) Wechſelgeſchaͤffts wegen allhier nichts zu gedenken. Hiernaͤchſt aber ſind gangbar 1 bis 2 gemuͤnzte mecklenburger Schillingſtuͤcke, auch anderes kleines Geld, ſo nirgend anders, als allda, auszugeben iſt. die alten Drittel, beſtehend in ⅔, ⅓ und ⅙ Stuͤcken, welche vor 1686. an vielen Orten gemuͤnzet, auch die hildesheimiſchen von 1686. 1687. und 1688. gelten zu Wismar, Roſtock, und fuͤrſtlich ſchweriniſchen Meck- lenburg vor voll, naͤmlich ein ⅔ Stuͤck 32 Schillinge, ein ⅓ Stuͤck 16 Schillinge, und ⅙ Stuͤck 8 Schillinge, womit denn auch die Hauptzahlung gethan wird, es ſey denn, daß deren nicht in verlang- ter Menge zu bekommen; itzt aber ſchaͤtzen ſie die neuen ⅔ zu 31 Schil- lingen, etwas mehr, wie ſie nach dem Cours mit Hamburg ei-
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[[442]/0448]
Wismar
Wismar
von deren Einkaufe enthalten ſol-
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den ſollen die Hoͤken vor 11 Uhr,
ehe der Wiſch faͤllt, ſich alles Ein-
kaufs bey Strafe 20 Gulden, und
Berluſt der erkauften Dinge, gaͤnz-
lich enthalten. Mand. von 1699.
und 1700. Prag. Vertr. von 1542.
Tit. Wiſch aufſtecken. Jm Voigt-
lande aber ſoll der Marktwiſch bey
den Wochenmaͤrkten nicht uͤber die
Stunde uneingezogen bleiben, Abſch.
von 1415. und von Michaelis bis
Oſtern um 8. von Oſtern an bis
wieder Michaelis bis 7 Uhr, da-
mit allem Vorkaufe zu wehren,
aufgerichtet, und nach Verlaufung
derſelben Stunde wieder niedergele-
get werden, ebendaſ.
Wismar, oder Wißmar, lat.
Wismaria, oder Vismaria, franz.
Wismar, eine beruͤhmte und ziem-
lich große koͤniglich-ſchwediſche Han-
delsſtadt, nebſt einem vortrefflichen
Hafen, in dem Herzogthume Meck-
lenburg, an einem kleinen Meerbu-
ſen der Oſtſee, unter dem 31ſten
Grade und 3 Minuten der Laͤnge,
und dem 53ſten Grade und 58 Mi-
nuten der Breite gelegen. Jhre
ſchoͤne und zur Handlung auf der
Oſtſee ungemein bequeme (1) Lage,
und ihr vortrefflicher (2) Hafen,
welcher fuͤr den allerſicherſten und
bequemſten in der Oſtſee gehalten
wird, indem die allergroͤßten Laſt-
ſchiffe nicht allein mit voller Ladung
in denſelben einlaufen, ſondern
auch ohne Anker ganz ſicher darin-
nen liegen koͤnnen, hat ſie, zu den
Zeiten des ehmaligen Hanſebundes,
in welchem ſie ebenfalls ſtand, zu
einer der beruͤhmteſten Staͤdte ge-
macht, wie denn nicht allein eh-
mals die Hanſeſtaͤdte, wenn ſie zu
Waſſer Krieg fuͤhreten, an dieſen
Ort ihre Zuflucht nahmen; ſondern
auch die Einwohner einen ungemein
ſtarken (3) Handel nach Spanien,
Portugal und Frankreich trieben,
woraus ſie große Vortheile zogen,
und ſich ein nicht geringes Reich-
thum zu wege brachten. Seit dem
Jahre 1586. aber, da viele von den
Niederlaͤndern bey dem betruͤbten
Zuſtande ihres Vaterlandes ſich
nach Hamburg wendeten, und da-
ſelbſt den Handel in groͤßeren Flor
brachten; hat Wismar ſowol, als
andere Handelsplaͤtze an der Oſtſee
eine ſtarke Abnahme der Handlung
gelitten. Man handelt dahin, wie
auf Luͤbeck. Der daſige (4) Markt-
platz iſt praͤchtig. Jn Anſehung der
(5) Piloten merken wir von Wis-
mar an, daß, wenn nicht geflag-
get wird, kein Loots koͤmmt, und
man auch nichts bezahle; nimmt
man aber einen ein, wird nach or-
dinair 2 Rthlr. wenn es aber ein
großes Schiff, ſo tief geht, wol 3,
zum hoͤchſten 4 Rthlr. gegeben. (6)
Buch und Rechnung wird hier ge-
halten in Reichsthalern, Schillin-
gen, und Pfennigen. Weil nun
alle (7) Gelder, wie zu Luͤbeck und
Hamburg, daſelbſt in ihrem Wer-
the und Geltung ſind: ſo iſt des
(8) Wechſelgeſchaͤffts wegen allhier
nichts zu gedenken. Hiernaͤchſt
aber ſind gangbar 1 bis 2 gemuͤnzte
mecklenburger Schillingſtuͤcke, auch
anderes kleines Geld, ſo nirgend
anders, als allda, auszugeben iſt.
die alten Drittel, beſtehend in ⅔,
⅓ und ⅙ Stuͤcken, welche vor 1686.
an vielen Orten gemuͤnzet, auch die
hildesheimiſchen von 1686. 1687. und
1688. gelten zu Wismar, Roſtock,
und fuͤrſtlich ſchweriniſchen Meck-
lenburg vor voll, naͤmlich ein ⅔
Stuͤck 32 Schillinge, ein ⅓ Stuͤck
16 Schillinge, und ⅙ Stuͤck 8
Schillinge, womit denn auch die
Hauptzahlung gethan wird, es ſey
denn, daß deren nicht in verlang-
ter Menge zu bekommen; itzt aber
ſchaͤtzen ſie die neuen ⅔ zu 31 Schil-
lingen, etwas mehr, wie ſie
nach dem Cours mit Hamburg ei-
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [442]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/448>, abgerufen am 25.11.2024.
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