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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Weinhandel
Dünkirchen und Calais laden. Alle
diese Weine, die itzterwähntermas-
sen den Engländern anständig sind,
werden auch von den Holländern,
und zwar in ungleich größerer Men-
ge, genommen. Der Stapel der-
jenigen französischen Weine, welche
die Holländer aus den französischen
Häfen holen, ist schon von langen
Zeiten her Middelburg in Seeland
gewesen. Unterdessen liegen in Am-
sterdam und Rotterdam ebenfalls
sehr viele und fast noch mehr fran-
zösische Weine, als in Middelburg.
Die französischen Weine werden zu
Amsterdam nach Fässern von 4 Ox-
höften, für 8. 10. bis 50 Pfund flä-
misch die Tonne, verkaufet. Ge-
schieht der Verkauf gegen Contant:
so erläßt der Käufer 1 pro Cent von
dem bedungenen Preiße. Die Mäck-
lercourtage wird mit 12 Stüver für
jede Tonne, und zwar zur Hälfte
von dem Verkäufer, und die andere
Hälfte von dem Käufer bezahlet.
Wenn man den Wein gerne bald
verkaufen und solchen nicht einkel-
lern will: so geschieht dieser Ver-
kauf der französischen Weine zu
Amsterdam auch bey dem Becken,
da denn in einem gewissen hierzu
erwählten Wirths- oder andern bür-
gerlichen Hause die gedachten Weine
den Meistbietenden zugeschlagen und
überlassen werden. Zu diesem En-
de legt man den Wein, der verkau-
fet werden soll, auf das Verdeck ei-
nes großen platten Schiffes, da-
mit jedermann, der Lust zu kaufen
hat, vorher hingehen, und solchen
kosten und besehen könne. Und
zwar sind die Weine gewöhnlich
Cavelingsweise sortiret und einge-
theilet, als etwann von zwey Fäs-
sern oder Oxhöften, oder 8 Poincons
oder 4 Pipen oder Both, wobey
man denn gedruckte Zettel in der
Stadt anschlägt, und auch unter
die Weinhändler austheilet, in wel-
chen der Tag, die Stunde und der
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Weinhandel
Ort, da der Verkauf geschehen soll,
ingleichen die Beschaffenheit und
Menge der Weine, die also verkau-
fet werden sollen, benennet ist.
Wenn nun der Verkauf geschehen
ist: so hat die Stadt 11/2 pro Cent
davon, für ihre Zollgerechtigkeit,
oder auch für die Armen, welches
der Verkäufer von der verkauften
Summe bezahlen muß; die andern
Unkosten aber sind die Heuer oder
Miethe das Prahms, oder platten
Schiffes; des Zetteldrucken; die
Hälfte der Courtagie; und die Un-
kosten, die ins Becken geschehen,
da denn sich manchmal bey derglei-
chen Verkaufe Schade, manchmal
aber auch Gewinn befindet. Zu-
weilen wird gar nichts verkaufet,
und hat derjenige, der die Weine
zu verkaufen ausgestellet hat, die
Unkosten umsonst gethan. Was
von diesen französischen Weinen
nach Deutschland geht, das kömmt
durch verschiedene Wege; das mei-
ste aber davon über die deutschen
Seestädte: Hamburg, Bremen und
Lübeck, welche, wenigstens für
Ober- und Niedersachsen, und die
an die Ostsee gränzenden Provinzen,
die nach Frankreich keinen eigenen
Handel haben, die rechten Nieder-
lagsstädte von französischen Wei-
nen sind, wo solche am besten ein-
gekaufet werden können. Was
aber die obern, sonderlich am Rhein
und Mayn gelegene Provinzen von
Deutschland, anhetrifft: so erhält
man daselbst das, was man von
französischen Weinen gebraucht, am
besten theils aus Holland, theils
aber auch unmittelbar aus Frank-
reich. Jnsonderheit erhält Deutsch-
land die Champagnerweine mehren-
theils über Straßburg und Frank-
furt am Mayn; die burgunder, in-
gleichen die languedockischen Weine,
aber über die Schweiz. Die mei-
sten (3) spanischen Weine holen die
Engländer, Holländer und Ham-

burger

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Weinhandel
Duͤnkirchen und Calais laden. Alle
dieſe Weine, die itzterwaͤhntermaſ-
ſen den Englaͤndern anſtaͤndig ſind,
werden auch von den Hollaͤndern,
und zwar in ungleich groͤßerer Men-
ge, genommen. Der Stapel der-
jenigen franzoͤſiſchen Weine, welche
die Hollaͤnder aus den franzoͤſiſchen
Haͤfen holen, iſt ſchon von langen
Zeiten her Middelburg in Seeland
geweſen. Unterdeſſen liegen in Am-
ſterdam und Rotterdam ebenfalls
ſehr viele und faſt noch mehr fran-
zoͤſiſche Weine, als in Middelburg.
Die franzoͤſiſchen Weine werden zu
Amſterdam nach Faͤſſern von 4 Ox-
hoͤften, fuͤr 8. 10. bis 50 Pfund flaͤ-
miſch die Tonne, verkaufet. Ge-
ſchieht der Verkauf gegen Contant:
ſo erlaͤßt der Kaͤufer 1 pro Cent von
dem bedungenen Preiße. Die Maͤck-
lercourtage wird mit 12 Stuͤver fuͤr
jede Tonne, und zwar zur Haͤlfte
von dem Verkaͤufer, und die andere
Haͤlfte von dem Kaͤufer bezahlet.
Wenn man den Wein gerne bald
verkaufen und ſolchen nicht einkel-
lern will: ſo geſchieht dieſer Ver-
kauf der franzoͤſiſchen Weine zu
Amſterdam auch bey dem Becken,
da denn in einem gewiſſen hierzu
erwaͤhlten Wirths- oder andern buͤr-
gerlichen Hauſe die gedachten Weine
den Meiſtbietenden zugeſchlagen und
uͤberlaſſen werden. Zu dieſem En-
de legt man den Wein, der verkau-
fet werden ſoll, auf das Verdeck ei-
nes großen platten Schiffes, da-
mit jedermann, der Luſt zu kaufen
hat, vorher hingehen, und ſolchen
koſten und beſehen koͤnne. Und
zwar ſind die Weine gewoͤhnlich
Cavelingsweiſe ſortiret und einge-
theilet, als etwann von zwey Faͤſ-
ſern oder Oxhoͤften, oder 8 Poincons
oder 4 Pipen oder Both, wobey
man denn gedruckte Zettel in der
Stadt anſchlaͤgt, und auch unter
die Weinhaͤndler austheilet, in wel-
chen der Tag, die Stunde und der
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Weinhandel
Ort, da der Verkauf geſchehen ſoll,
ingleichen die Beſchaffenheit und
Menge der Weine, die alſo verkau-
fet werden ſollen, benennet iſt.
Wenn nun der Verkauf geſchehen
iſt: ſo hat die Stadt 1½ pro Cent
davon, fuͤr ihre Zollgerechtigkeit,
oder auch fuͤr die Armen, welches
der Verkaͤufer von der verkauften
Summe bezahlen muß; die andern
Unkoſten aber ſind die Heuer oder
Miethe das Prahms, oder platten
Schiffes; des Zetteldrucken; die
Haͤlfte der Courtagie; und die Un-
koſten, die ins Becken geſchehen,
da denn ſich manchmal bey derglei-
chen Verkaufe Schade, manchmal
aber auch Gewinn befindet. Zu-
weilen wird gar nichts verkaufet,
und hat derjenige, der die Weine
zu verkaufen ausgeſtellet hat, die
Unkoſten umſonſt gethan. Was
von dieſen franzoͤſiſchen Weinen
nach Deutſchland geht, das koͤmmt
durch verſchiedene Wege; das mei-
ſte aber davon uͤber die deutſchen
Seeſtaͤdte: Hamburg, Bremen und
Luͤbeck, welche, wenigſtens fuͤr
Ober- und Niederſachſen, und die
an die Oſtſee graͤnzenden Provinzen,
die nach Frankreich keinen eigenen
Handel haben, die rechten Nieder-
lagsſtaͤdte von franzoͤſiſchen Wei-
nen ſind, wo ſolche am beſten ein-
gekaufet werden koͤnnen. Was
aber die obern, ſonderlich am Rhein
und Mayn gelegene Provinzen von
Deutſchland, anhetrifft: ſo erhaͤlt
man daſelbſt das, was man von
franzoͤſiſchen Weinen gebraucht, am
beſten theils aus Holland, theils
aber auch unmittelbar aus Frank-
reich. Jnſonderheit erhaͤlt Deutſch-
land die Champagnerweine mehren-
theils uͤber Straßburg und Frank-
furt am Mayn; die burgunder, in-
gleichen die languedockiſchen Weine,
aber uͤber die Schweiz. Die mei-
ſten (3) ſpaniſchen Weine holen die
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burger
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[[400]/0406] Weinhandel Weinhandel Duͤnkirchen und Calais laden. Alle dieſe Weine, die itzterwaͤhntermaſ- ſen den Englaͤndern anſtaͤndig ſind, werden auch von den Hollaͤndern, und zwar in ungleich groͤßerer Men- ge, genommen. Der Stapel der- jenigen franzoͤſiſchen Weine, welche die Hollaͤnder aus den franzoͤſiſchen Haͤfen holen, iſt ſchon von langen Zeiten her Middelburg in Seeland geweſen. Unterdeſſen liegen in Am- ſterdam und Rotterdam ebenfalls ſehr viele und faſt noch mehr fran- zoͤſiſche Weine, als in Middelburg. Die franzoͤſiſchen Weine werden zu Amſterdam nach Faͤſſern von 4 Ox- hoͤften, fuͤr 8. 10. bis 50 Pfund flaͤ- miſch die Tonne, verkaufet. Ge- ſchieht der Verkauf gegen Contant: ſo erlaͤßt der Kaͤufer 1 pro Cent von dem bedungenen Preiße. Die Maͤck- lercourtage wird mit 12 Stuͤver fuͤr jede Tonne, und zwar zur Haͤlfte von dem Verkaͤufer, und die andere Haͤlfte von dem Kaͤufer bezahlet. Wenn man den Wein gerne bald verkaufen und ſolchen nicht einkel- lern will: ſo geſchieht dieſer Ver- kauf der franzoͤſiſchen Weine zu Amſterdam auch bey dem Becken, da denn in einem gewiſſen hierzu erwaͤhlten Wirths- oder andern buͤr- gerlichen Hauſe die gedachten Weine den Meiſtbietenden zugeſchlagen und uͤberlaſſen werden. Zu dieſem En- de legt man den Wein, der verkau- fet werden ſoll, auf das Verdeck ei- nes großen platten Schiffes, da- mit jedermann, der Luſt zu kaufen hat, vorher hingehen, und ſolchen koſten und beſehen koͤnne. Und zwar ſind die Weine gewoͤhnlich Cavelingsweiſe ſortiret und einge- theilet, als etwann von zwey Faͤſ- ſern oder Oxhoͤften, oder 8 Poincons oder 4 Pipen oder Both, wobey man denn gedruckte Zettel in der Stadt anſchlaͤgt, und auch unter die Weinhaͤndler austheilet, in wel- chen der Tag, die Stunde und der Ort, da der Verkauf geſchehen ſoll, ingleichen die Beſchaffenheit und Menge der Weine, die alſo verkau- fet werden ſollen, benennet iſt. Wenn nun der Verkauf geſchehen iſt: ſo hat die Stadt 1½ pro Cent davon, fuͤr ihre Zollgerechtigkeit, oder auch fuͤr die Armen, welches der Verkaͤufer von der verkauften Summe bezahlen muß; die andern Unkoſten aber ſind die Heuer oder Miethe das Prahms, oder platten Schiffes; des Zetteldrucken; die Haͤlfte der Courtagie; und die Un- koſten, die ins Becken geſchehen, da denn ſich manchmal bey derglei- chen Verkaufe Schade, manchmal aber auch Gewinn befindet. Zu- weilen wird gar nichts verkaufet, und hat derjenige, der die Weine zu verkaufen ausgeſtellet hat, die Unkoſten umſonſt gethan. Was von dieſen franzoͤſiſchen Weinen nach Deutſchland geht, das koͤmmt durch verſchiedene Wege; das mei- ſte aber davon uͤber die deutſchen Seeſtaͤdte: Hamburg, Bremen und Luͤbeck, welche, wenigſtens fuͤr Ober- und Niederſachſen, und die an die Oſtſee graͤnzenden Provinzen, die nach Frankreich keinen eigenen Handel haben, die rechten Nieder- lagsſtaͤdte von franzoͤſiſchen Wei- nen ſind, wo ſolche am beſten ein- gekaufet werden koͤnnen. Was aber die obern, ſonderlich am Rhein und Mayn gelegene Provinzen von Deutſchland, anhetrifft: ſo erhaͤlt man daſelbſt das, was man von franzoͤſiſchen Weinen gebraucht, am beſten theils aus Holland, theils aber auch unmittelbar aus Frank- reich. Jnſonderheit erhaͤlt Deutſch- land die Champagnerweine mehren- theils uͤber Straßburg und Frank- furt am Mayn; die burgunder, in- gleichen die languedockiſchen Weine, aber uͤber die Schweiz. Die mei- ſten (3) ſpaniſchen Weine holen die Englaͤnder, Hollaͤnder und Ham- burger

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [400]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/406>, abgerufen am 22.11.2024.