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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Weinhandel
burger aus Spanien ab, theils zu
ihrem eigenen Gebrauche; theils
aber, und zwar vornehmlich, zum
Behufe ihrer Handlung nach den
nordischen Ländern, und denjenigen
Orten, wo man die spanischen Wei-
ne den französischen vorzieht. Was
die Franzosen von spanischen Wei-
nen für ihre Waaren, die sie nach
Spanien bringen, mit nach Frank-
reich zurück nehmen, hat wenig zu
bedeuten, wenn man es mit demje-
nigen in Vergleichung setzet, was
die Engländer und Holländer neh-
men. Was Deutschland von den
spanischen Weinen brauchet, das
liefern meistentheils die Hamburger
und Holländer. Zu Friedenszeiten
gehen aus den verschiedenen spani-
schen Häfen jährlich ungefähr 4000
und zuweilen 5000 Both aus; in
Kriegszeiten aber, sonderlich im vo-
rigen Jahrhunderte, da das bour-
bonische Haus dem österreichischen
Hause in der spanischen Monarchie
noch nicht gefolget war, hat man
die Engländer und Holländer zum
öftern in einem Jahre an die 16000
Both ausführen gesehen, um da-
durch den Abgang der französischen
Weine zu ersetzen, welche sie nicht
haben konnten. Es sind aber die
Orte in Spanien, wo man die mei-
sten spanischen Weine holet, Ma-
laga, Alicante, St. Maria, Por-
to-Real, St. Lucar und Rom, von
welchen einige an dem mittelländi-
schen Meere, die andern aber an dem
Ocean liegen. Man ladet jedoch
solchen auch zu Cadix. Der Han-
del mit den Weinen aus den (4)
Canarischen Jnseln; ingleichen aus
(5) Portugal, haben wir bereits im
Artikel Wein beschrieben: eben die-
ses gilt auch von den Weinen aus
der den Portugiesen gehörigen Jn-
sel (6) Madera, und gedenken
wir hier nur dieses, daß das, was
Deutschland von den portugiesischen
Weinen brauchet, mehrentheils
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Weinhandel
die Hamburger und Holländer lie-
fern. Von den (7) deutschen Wei-
nen, und zwar von dem (a) Rhein-
und Moselweine, geht das meiste,
was davon außerhalb Deutschland
verführet wird, nach Holland, von
da sie, außer was davon in Holland
selbst getrunken wird, weiter in an-
dere, sonderlich in die nordischen
Länder verführet werden. Dor-
drecht ist die Hauptniederlage dieser
Weine, die man mehrentheils von
Cöln holet, wohin sie von dem
Rheine gebracht werden, und wel-
che Stadt eigentlich der Hauptsta-
pel der Rhein- und Moselweine ist.
Etwas von diesen Weinen geht auch
nach Frankreich; es ist aber nicht
viel. Was in Deutschland davon
gebraucht wird, und eine sehr an-
sehnliche Menge ausmachet, das
wird gerades Weges aus der ersten
Hand geholet, und entweder
durch die Cavelung, oder von den
Leuten, Klöstern und Aemtern, die
großen Weinbau, oder Weinzehn-
den haben, selbst gekaufet; wie
denn zu solchem Ende Fürsten, Her-
ren und Republiken ihre Kellermei-
ster jährlich darnach auszuschicken
pflegen. Jnsonderheit treiben an
dem Rheinstrome die Geistlichen und
Juden einen großen Weinhandel,
indem sie gemeiniglich dem armen
Landmanne auf seinen noch am Sto-
cke stehenden Wein Geld vorschies-
sen, und also solchen, ehe er noch
gelesen ist, abkaufen. Von dem
(b) elsasser, kocher- und Neckar-
weine,
ingleichen Frankenweine,
etc. sehe man den Artikel Wein.
Die (c) meißnischen, und naum-
burger
Weine haben auch eine star-
ke Consumtion. Die lausitzischen,
märkischen
und schlesischen Weine
kommen nicht weit, außer wenn
gewinnsüchtige Weinhändler Land-
weine brauchen, andere fremde
Weine damit zu verfälschen, oder,
wie sie es nennen, zu schneiden.

Der
V. Theil. C c

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Weinhandel
burger aus Spanien ab, theils zu
ihrem eigenen Gebrauche; theils
aber, und zwar vornehmlich, zum
Behufe ihrer Handlung nach den
nordiſchen Laͤndern, und denjenigen
Orten, wo man die ſpaniſchen Wei-
ne den franzoͤſiſchen vorzieht. Was
die Franzoſen von ſpaniſchen Wei-
nen fuͤr ihre Waaren, die ſie nach
Spanien bringen, mit nach Frank-
reich zuruͤck nehmen, hat wenig zu
bedeuten, wenn man es mit demje-
nigen in Vergleichung ſetzet, was
die Englaͤnder und Hollaͤnder neh-
men. Was Deutſchland von den
ſpaniſchen Weinen brauchet, das
liefern meiſtentheils die Hamburger
und Hollaͤnder. Zu Friedenszeiten
gehen aus den verſchiedenen ſpani-
ſchen Haͤfen jaͤhrlich ungefaͤhr 4000
und zuweilen 5000 Both aus; in
Kriegszeiten aber, ſonderlich im vo-
rigen Jahrhunderte, da das bour-
boniſche Haus dem oͤſterreichiſchen
Hauſe in der ſpaniſchen Monarchie
noch nicht gefolget war, hat man
die Englaͤnder und Hollaͤnder zum
oͤftern in einem Jahre an die 16000
Both ausfuͤhren geſehen, um da-
durch den Abgang der franzoͤſiſchen
Weine zu erſetzen, welche ſie nicht
haben konnten. Es ſind aber die
Orte in Spanien, wo man die mei-
ſten ſpaniſchen Weine holet, Ma-
laga, Alicante, St. Maria, Por-
to-Real, St. Lucar und Rom, von
welchen einige an dem mittellaͤndi-
ſchen Meere, die andern aber an dem
Ocean liegen. Man ladet jedoch
ſolchen auch zu Cadix. Der Han-
del mit den Weinen aus den (4)
Canariſchen Jnſeln; ingleichen aus
(5) Portugal, haben wir bereits im
Artikel Wein beſchrieben: eben die-
ſes gilt auch von den Weinen aus
der den Portugieſen gehoͤrigen Jn-
ſel (6) Madera, und gedenken
wir hier nur dieſes, daß das, was
Deutſchland von den portugieſiſchen
Weinen brauchet, mehrentheils
[Spaltenumbruch]
Weinhandel
die Hamburger und Hollaͤnder lie-
fern. Von den (7) deutſchen Wei-
nen, und zwar von dem (a) Rhein-
und Moſelweine, geht das meiſte,
was davon außerhalb Deutſchland
verfuͤhret wird, nach Holland, von
da ſie, außer was davon in Holland
ſelbſt getrunken wird, weiter in an-
dere, ſonderlich in die nordiſchen
Laͤnder verfuͤhret werden. Dor-
drecht iſt die Hauptniederlage dieſer
Weine, die man mehrentheils von
Coͤln holet, wohin ſie von dem
Rheine gebracht werden, und wel-
che Stadt eigentlich der Hauptſta-
pel der Rhein- und Moſelweine iſt.
Etwas von dieſen Weinen geht auch
nach Frankreich; es iſt aber nicht
viel. Was in Deutſchland davon
gebraucht wird, und eine ſehr an-
ſehnliche Menge ausmachet, das
wird gerades Weges aus der erſten
Hand geholet, und entweder
durch die Cavelung, oder von den
Leuten, Kloͤſtern und Aemtern, die
großen Weinbau, oder Weinzehn-
den haben, ſelbſt gekaufet; wie
denn zu ſolchem Ende Fuͤrſten, Her-
ren und Republiken ihre Kellermei-
ſter jaͤhrlich darnach auszuſchicken
pflegen. Jnſonderheit treiben an
dem Rheinſtrome die Geiſtlichen und
Juden einen großen Weinhandel,
indem ſie gemeiniglich dem armen
Landmanne auf ſeinen noch am Sto-
cke ſtehenden Wein Geld vorſchieſ-
ſen, und alſo ſolchen, ehe er noch
geleſen iſt, abkaufen. Von dem
(b) elſaſſer, kocher- und Neckar-
weine,
ingleichen Frankenweine,
ꝛc. ſehe man den Artikel Wein.
Die (c) meißniſchen, und naum-
burger
Weine haben auch eine ſtar-
ke Conſumtion. Die lauſitziſchen,
maͤrkiſchen
und ſchleſiſchen Weine
kommen nicht weit, außer wenn
gewinnſuͤchtige Weinhaͤndler Land-
weine brauchen, andere fremde
Weine damit zu verfaͤlſchen, oder,
wie ſie es nennen, zu ſchneiden.

Der
V. Theil. C c
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[[401]/0407] Weinhandel Weinhandel burger aus Spanien ab, theils zu ihrem eigenen Gebrauche; theils aber, und zwar vornehmlich, zum Behufe ihrer Handlung nach den nordiſchen Laͤndern, und denjenigen Orten, wo man die ſpaniſchen Wei- ne den franzoͤſiſchen vorzieht. Was die Franzoſen von ſpaniſchen Wei- nen fuͤr ihre Waaren, die ſie nach Spanien bringen, mit nach Frank- reich zuruͤck nehmen, hat wenig zu bedeuten, wenn man es mit demje- nigen in Vergleichung ſetzet, was die Englaͤnder und Hollaͤnder neh- men. Was Deutſchland von den ſpaniſchen Weinen brauchet, das liefern meiſtentheils die Hamburger und Hollaͤnder. Zu Friedenszeiten gehen aus den verſchiedenen ſpani- ſchen Haͤfen jaͤhrlich ungefaͤhr 4000 und zuweilen 5000 Both aus; in Kriegszeiten aber, ſonderlich im vo- rigen Jahrhunderte, da das bour- boniſche Haus dem oͤſterreichiſchen Hauſe in der ſpaniſchen Monarchie noch nicht gefolget war, hat man die Englaͤnder und Hollaͤnder zum oͤftern in einem Jahre an die 16000 Both ausfuͤhren geſehen, um da- durch den Abgang der franzoͤſiſchen Weine zu erſetzen, welche ſie nicht haben konnten. Es ſind aber die Orte in Spanien, wo man die mei- ſten ſpaniſchen Weine holet, Ma- laga, Alicante, St. Maria, Por- to-Real, St. Lucar und Rom, von welchen einige an dem mittellaͤndi- ſchen Meere, die andern aber an dem Ocean liegen. Man ladet jedoch ſolchen auch zu Cadix. Der Han- del mit den Weinen aus den (4) Canariſchen Jnſeln; ingleichen aus (5) Portugal, haben wir bereits im Artikel Wein beſchrieben: eben die- ſes gilt auch von den Weinen aus der den Portugieſen gehoͤrigen Jn- ſel (6) Madera, und gedenken wir hier nur dieſes, daß das, was Deutſchland von den portugieſiſchen Weinen brauchet, mehrentheils die Hamburger und Hollaͤnder lie- fern. Von den (7) deutſchen Wei- nen, und zwar von dem (a) Rhein- und Moſelweine, geht das meiſte, was davon außerhalb Deutſchland verfuͤhret wird, nach Holland, von da ſie, außer was davon in Holland ſelbſt getrunken wird, weiter in an- dere, ſonderlich in die nordiſchen Laͤnder verfuͤhret werden. Dor- drecht iſt die Hauptniederlage dieſer Weine, die man mehrentheils von Coͤln holet, wohin ſie von dem Rheine gebracht werden, und wel- che Stadt eigentlich der Hauptſta- pel der Rhein- und Moſelweine iſt. Etwas von dieſen Weinen geht auch nach Frankreich; es iſt aber nicht viel. Was in Deutſchland davon gebraucht wird, und eine ſehr an- ſehnliche Menge ausmachet, das wird gerades Weges aus der erſten Hand geholet, und entweder durch die Cavelung, oder von den Leuten, Kloͤſtern und Aemtern, die großen Weinbau, oder Weinzehn- den haben, ſelbſt gekaufet; wie denn zu ſolchem Ende Fuͤrſten, Her- ren und Republiken ihre Kellermei- ſter jaͤhrlich darnach auszuſchicken pflegen. Jnſonderheit treiben an dem Rheinſtrome die Geiſtlichen und Juden einen großen Weinhandel, indem ſie gemeiniglich dem armen Landmanne auf ſeinen noch am Sto- cke ſtehenden Wein Geld vorſchieſ- ſen, und alſo ſolchen, ehe er noch geleſen iſt, abkaufen. Von dem (b) elſaſſer, kocher- und Neckar- weine, ingleichen Frankenweine, ꝛc. ſehe man den Artikel Wein. Die (c) meißniſchen, und naum- burger Weine haben auch eine ſtar- ke Conſumtion. Die lauſitziſchen, maͤrkiſchen und ſchleſiſchen Weine kommen nicht weit, außer wenn gewinnſuͤchtige Weinhaͤndler Land- weine brauchen, andere fremde Weine damit zu verfaͤlſchen, oder, wie ſie es nennen, zu ſchneiden. Der V. Theil. C c

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [401]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/407>, abgerufen am 25.11.2024.