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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Wein
gierig angenommen werden; andere
einen widrigen Geruch haben, und
daher für schädlich gehalten wer-
den: 3) nach dem Geschmacke sind
einige suß, dem Munde und Ma-
gen angenehm, (wenn sie nicht
ekel sind, wie einige in der Lom-
bardey,) der Brust gut, dabey
nahrhaft, aber etwas dick und hi-
tzig; andere sind herbe und sauer,
haben wenig Wärme, stärken den
Magen und Unterbauch, schaden
aber der Brust und Lunge. Die,
so im Mittel sind, suß mit einer
angenehmen Schärfe
vermenget,
sind, wie dem Geschmacke, also auch
der Gesundheit, die bekömmlichsten.
4) Nach dem Alter wollen nicht al-
le Weine gleich geschätzet werden,
weil der eine kein Alter vertragen,
und oft nicht über ein Jahr dauern
kann; andere aber dadurch erst gut
werden. Ueberhaupt sind die heu-
rigen Weine
dem Geschmacke an-
genehm, aber der Gesundheit nicht
so dienlich: die Firnweine sind
stark, nehmen den Kopf ein, und
machen Hitze: die von einem Mit-
telalter,
sind die besten zu genießen.
Dasselbe aber ist nach der Gattung
der Weine sehr ungleich: die alten
Römer haben gewisse campanische
Weine nach fünf, zehn, zwanzig
und mehr Jahren erst für gut und
abgelegen gehalten. Die süßen
Weine verlieren durchgehends ihre
Lieblichkeit, nachdem sie am Alter
zunehmen; werden strenge und feu-
rig: hingegen bekömmt es den sau-
ern Rhein-Mosel-Franken-und
übrigen deutschen Weinen sehr wohl,
wenn sie etliche Jahre liegen, und
gleichsam in dem Fasse reifen, und
findet man in einigen fürstlichen und
andern Kellern davon Stückfässer
die über hundert Jahre gehalten
worden, so aber mehr zur Curiosi-
tät, als zum Gebrauche dienen.
Von den meißnischen, märkischen,
und schlesischen Weinen hat die Er-
[Spaltenumbruch]
Wein
fahrung gelehret, daß sie durch ein
Alter von funfzehn, zwanzig, dreys-
sig, bis funfzig Jahren sich dergestalt
verbessert haben, daß sie von ge-
wöhnlichen Rheinweinen nicht zu un-
terscheiden, und denselben wohl vor-
zuziehen gewesen sind. 5) Nach
dem Wesen und der Kraft sind die
schweren, hitzigen und fetten Wei-
ne nahrhaft, nehmen aber den Kopf
ein, und machen Verstopfungen.
Die leichten und dünnen gedeihen
besser, und sind bey allen Zustän-
den bekommlicher zu genießen. End-
lich machet auch 6) das Gewächs
einen merklichen Unterschied in den
Weinen; daher wir von den (IX)
Ländern, wo insonderheit Wei-
ne gebauet werden,
und der Be-
schaffenheit der dasigen Weine et-
was nähere Nachricht ertheilen
müssen; von dem Handel mit den-
selben aber werden wir im Artikel:
Weinhandel reden. 1) Jtalien
hat an berühmten namhaften Wei-
nen, (a) in dem Königreiche Nea-
pel
a) die Lachrymae Christi, oder
Thränenwein, so um Neapel an
dem Fuße des Vesuvius wächst, und
roth, fett, süße und mit einer
Schärfe begleitet ist. Er heißt al-
so, weil er nicht gepresset worden,
sondern von selbst ablaufen und aus-
traufen soll; daher ihn auch einige
Jungfernwein, lat. Vinum virgi-
neum
,
nennen: b) Vino Greco di
Somma,
welcher von einem Fle-
cken an dem Fuße des Berges Ve-
suvius seinen Namen hat, und gold-
farben, fett und schärflich süß ist,
aber von den Neapolitanern selten
unverfälscht gelassen wird: c) Vi-
no Greco di Torre:
und d) Vi-
no Greco di Nola:
e) Mangia
guerra,
welcher in den Thälern
bey dem Berge Vesuvius wächst,
und von zweyerley Art ist, nämlich
der dicke und pechschwarze, welchen
man insgemein Verracia nennet,
und der, so insonderheit den Na-

men

[Spaltenumbruch]

Wein
gierig angenommen werden; andere
einen widrigen Geruch haben, und
daher fuͤr ſchaͤdlich gehalten wer-
den: 3) nach dem Geſchmacke ſind
einige ſuß, dem Munde und Ma-
gen angenehm, (wenn ſie nicht
ekel ſind, wie einige in der Lom-
bardey,) der Bruſt gut, dabey
nahrhaft, aber etwas dick und hi-
tzig; andere ſind herbe und ſauer,
haben wenig Waͤrme, ſtaͤrken den
Magen und Unterbauch, ſchaden
aber der Bruſt und Lunge. Die,
ſo im Mittel ſind, ſuß mit einer
angenehmen Schaͤrfe
vermenget,
ſind, wie dem Geſchmacke, alſo auch
der Geſundheit, die bekoͤmmlichſten.
4) Nach dem Alter wollen nicht al-
le Weine gleich geſchaͤtzet werden,
weil der eine kein Alter vertragen,
und oft nicht uͤber ein Jahr dauern
kann; andere aber dadurch erſt gut
werden. Ueberhaupt ſind die heu-
rigen Weine
dem Geſchmacke an-
genehm, aber der Geſundheit nicht
ſo dienlich: die Firnweine ſind
ſtark, nehmen den Kopf ein, und
machen Hitze: die von einem Mit-
telalter,
ſind die beſten zu genießen.
Daſſelbe aber iſt nach der Gattung
der Weine ſehr ungleich: die alten
Roͤmer haben gewiſſe campaniſche
Weine nach fuͤnf, zehn, zwanzig
und mehr Jahren erſt fuͤr gut und
abgelegen gehalten. Die ſuͤßen
Weine verlieren durchgehends ihre
Lieblichkeit, nachdem ſie am Alter
zunehmen; werden ſtrenge und feu-
rig: hingegen bekoͤmmt es den ſau-
ern Rhein-Moſel-Franken-und
uͤbrigen deutſchen Weinen ſehr wohl,
wenn ſie etliche Jahre liegen, und
gleichſam in dem Faſſe reifen, und
findet man in einigen fuͤrſtlichen und
andern Kellern davon Stuͤckfaͤſſer
die uͤber hundert Jahre gehalten
worden, ſo aber mehr zur Curioſi-
taͤt, als zum Gebrauche dienen.
Von den meißniſchen, maͤrkiſchen,
und ſchleſiſchen Weinen hat die Er-
[Spaltenumbruch]
Wein
fahrung gelehret, daß ſie durch ein
Alter von funfzehn, zwanzig, dreyſ-
ſig, bis funfzig Jahren ſich dergeſtalt
verbeſſert haben, daß ſie von ge-
woͤhnlichen Rheinweinen nicht zu un-
terſcheiden, und denſelben wohl vor-
zuziehen geweſen ſind. 5) Nach
dem Weſen und der Kraft ſind die
ſchweren, hitzigen und fetten Wei-
ne nahrhaft, nehmen aber den Kopf
ein, und machen Verſtopfungen.
Die leichten und duͤnnen gedeihen
beſſer, und ſind bey allen Zuſtaͤn-
den bekommlicher zu genießen. End-
lich machet auch 6) das Gewaͤchs
einen merklichen Unterſchied in den
Weinen; daher wir von den (IX)
Laͤndern, wo inſonderheit Wei-
ne gebauet werden,
und der Be-
ſchaffenheit der daſigen Weine et-
was naͤhere Nachricht ertheilen
muͤſſen; von dem Handel mit den-
ſelben aber werden wir im Artikel:
Weinhandel reden. 1) Jtalien
hat an beruͤhmten namhaften Wei-
nen, (a) in dem Koͤnigreiche Nea-
pel
a) die Lachrymæ Chriſti, oder
Thraͤnenwein, ſo um Neapel an
dem Fuße des Veſuvius waͤchſt, und
roth, fett, ſuͤße und mit einer
Schaͤrfe begleitet iſt. Er heißt al-
ſo, weil er nicht gepreſſet worden,
ſondern von ſelbſt ablaufen und aus-
traufen ſoll; daher ihn auch einige
Jungfernwein, lat. Vinum virgi-
neum
,
nennen: b) Vino Greco di
Somma,
welcher von einem Fle-
cken an dem Fuße des Berges Ve-
ſuvius ſeinen Namen hat, und gold-
farben, fett und ſchaͤrflich ſuͤß iſt,
aber von den Neapolitanern ſelten
unverfaͤlſcht gelaſſen wird: c) Vi-
no Greco di Torre:
und d) Vi-
no Greco di Nola:
e) Mangia
guerra,
welcher in den Thaͤlern
bey dem Berge Veſuvius waͤchſt,
und von zweyerley Art iſt, naͤmlich
der dicke und pechſchwarze, welchen
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men
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[[384]/0390] Wein Wein gierig angenommen werden; andere einen widrigen Geruch haben, und daher fuͤr ſchaͤdlich gehalten wer- den: 3) nach dem Geſchmacke ſind einige ſuß, dem Munde und Ma- gen angenehm, (wenn ſie nicht ekel ſind, wie einige in der Lom- bardey,) der Bruſt gut, dabey nahrhaft, aber etwas dick und hi- tzig; andere ſind herbe und ſauer, haben wenig Waͤrme, ſtaͤrken den Magen und Unterbauch, ſchaden aber der Bruſt und Lunge. Die, ſo im Mittel ſind, ſuß mit einer angenehmen Schaͤrfe vermenget, ſind, wie dem Geſchmacke, alſo auch der Geſundheit, die bekoͤmmlichſten. 4) Nach dem Alter wollen nicht al- le Weine gleich geſchaͤtzet werden, weil der eine kein Alter vertragen, und oft nicht uͤber ein Jahr dauern kann; andere aber dadurch erſt gut werden. Ueberhaupt ſind die heu- rigen Weine dem Geſchmacke an- genehm, aber der Geſundheit nicht ſo dienlich: die Firnweine ſind ſtark, nehmen den Kopf ein, und machen Hitze: die von einem Mit- telalter, ſind die beſten zu genießen. Daſſelbe aber iſt nach der Gattung der Weine ſehr ungleich: die alten Roͤmer haben gewiſſe campaniſche Weine nach fuͤnf, zehn, zwanzig und mehr Jahren erſt fuͤr gut und abgelegen gehalten. Die ſuͤßen Weine verlieren durchgehends ihre Lieblichkeit, nachdem ſie am Alter zunehmen; werden ſtrenge und feu- rig: hingegen bekoͤmmt es den ſau- ern Rhein-Moſel-Franken-und uͤbrigen deutſchen Weinen ſehr wohl, wenn ſie etliche Jahre liegen, und gleichſam in dem Faſſe reifen, und findet man in einigen fuͤrſtlichen und andern Kellern davon Stuͤckfaͤſſer die uͤber hundert Jahre gehalten worden, ſo aber mehr zur Curioſi- taͤt, als zum Gebrauche dienen. Von den meißniſchen, maͤrkiſchen, und ſchleſiſchen Weinen hat die Er- fahrung gelehret, daß ſie durch ein Alter von funfzehn, zwanzig, dreyſ- ſig, bis funfzig Jahren ſich dergeſtalt verbeſſert haben, daß ſie von ge- woͤhnlichen Rheinweinen nicht zu un- terſcheiden, und denſelben wohl vor- zuziehen geweſen ſind. 5) Nach dem Weſen und der Kraft ſind die ſchweren, hitzigen und fetten Wei- ne nahrhaft, nehmen aber den Kopf ein, und machen Verſtopfungen. Die leichten und duͤnnen gedeihen beſſer, und ſind bey allen Zuſtaͤn- den bekommlicher zu genießen. End- lich machet auch 6) das Gewaͤchs einen merklichen Unterſchied in den Weinen; daher wir von den (IX) Laͤndern, wo inſonderheit Wei- ne gebauet werden, und der Be- ſchaffenheit der daſigen Weine et- was naͤhere Nachricht ertheilen muͤſſen; von dem Handel mit den- ſelben aber werden wir im Artikel: Weinhandel reden. 1) Jtalien hat an beruͤhmten namhaften Wei- nen, (a) in dem Koͤnigreiche Nea- pel a) die Lachrymæ Chriſti, oder Thraͤnenwein, ſo um Neapel an dem Fuße des Veſuvius waͤchſt, und roth, fett, ſuͤße und mit einer Schaͤrfe begleitet iſt. Er heißt al- ſo, weil er nicht gepreſſet worden, ſondern von ſelbſt ablaufen und aus- traufen ſoll; daher ihn auch einige Jungfernwein, lat. Vinum virgi- neum, nennen: b) Vino Greco di Somma, welcher von einem Fle- cken an dem Fuße des Berges Ve- ſuvius ſeinen Namen hat, und gold- farben, fett und ſchaͤrflich ſuͤß iſt, aber von den Neapolitanern ſelten unverfaͤlſcht gelaſſen wird: c) Vi- no Greco di Torre: und d) Vi- no Greco di Nola: e) Mangia guerra, welcher in den Thaͤlern bey dem Berge Veſuvius waͤchſt, und von zweyerley Art iſt, naͤmlich der dicke und pechſchwarze, welchen man insgemein Verracia nennet, und der, ſo inſonderheit den Na- men

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [384]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/390>, abgerufen am 10.05.2024.