Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.[Spaltenumbruch] Wein gen hat, ein (7) Fern- oder Firn-wein genennet. Die Bereitung der Weine insgemein, kömmt darinn überein, daß sie alle aus Trauben gepresset, und durch die Gährung zur Vollkommenheit gebracht wer- den: allein die (IV) süßen inson- derheit, nämlich diejenigen, welche auch nach der Gährung ihre Süs- sigkeit behalten, werden vor der Kelterung eines Theils ihrer Feuch- tigkeit beraubet, damit hernach ihr Saft desto dicker und süßer werde, auch nicht ganz und gar ausgähre. Zu diesem Ende drehen (1) die Fron- tignaner die Kämme an den Stö- cken zu der Zeit um, da die Traube ihre vollkommene Reife erlanget hat, damit ihr der fernere Zugang der Feuchtigkeit benommen werde; lassen sie einige Zeit an der Sonne bräteln, und halb welk werden; und bringen sie hernach auf die Kel- ter. Die (2) Veltliner Strohwei- ne werden, wenn sie vollkommen reif sind, abgenommen, und unter dem Dache bis zu einer Welke ge- trocknet. Ja man nimmt in (3) Spanien und verschiedenen Orten in (4) Frankreich, (5) Jtalien, und (6) Griechenland gar den ausge- preßten Saft oder Most, und läßt ihn durch gelinde Wärme in etwas verdünsten. Das (V) Wesen der Weine insgesamt besteht in einem (1) Geiste, oder wärmenden flüch- tigen Wesen; in einem sauern (2) Salze, welches Weinstein genen- net wird; und sich nach der Gäh- rung an die Wände der Fässer an- legt, siehe Weinstein; und in einer (3) Wässerigkeit, welches sich son- derlich von denen, die vollkommen ausgegohren haben, versteht, das ist, von den sauern Weinen. Denn die süßen sind nur ungefähr zur Hälfte ausgegohren, und im übri- gen noch Most; daher sie auch nicht gar zu lange haltbar sind, sondern leicht in eine andermalige Gährung [Spaltenumbruch] Wein gerathen, es sey denn, daß man siedurch starke Schwefelung der Fäs- ser davor verwahre. Der Wein ist nächst dem Wasser das älteste und natürlichste Getränk, und hat die- se vorzügliche (VI) Wirkung, daß, da das Wasser zwar feuchtet, und den Durst stillet, aber nicht näh- ret und noch weniger stärket; das Bier nähret, aber nicht stär- ket; der Wein hingegen alles die- ses verrichtet. Die (VII) Kennzei- chen eines guten Weins haben die Alten in dem Worte Cos zusammen gefaßt, daß er nämlich Colore, durch die Farbe; Odore, durch den Geruch; und Sapore, durch den Geschmack, seine Tugend beweisen müsse. Andere erfordern folgende Eigenschaften: ein guter Wein soll einen angenehmen Geruch, einen lieblichen Geschmack, eine schöne Farbe, durchscheinende Klarheit, Sattigkeit, und Stärke, Frischig- keit, und endlich leichte Raschig- keit, oder Geistigkeit haben, daß, wenn er eingeschenket wird, er klei- ne Perlen aufspringen lasse, wel- ches wir Perlen und die Franzosen Petiller nennen. Es ist aber ge- wiß, daß nicht alle Weine diese sie- ben Eigenschaften beysammen besi- tzen, ob ihnen gleich an der Güte, nach ihrer Art, darum nichts ab- geht, als die mannigfaltig von ein- ander (VIII) unterschieden sind, entweder 1) nach der Farbe, da ei- nige weiß und hell, andere mehr oder weniger gelb, andere bleich, oder hochroth, und andere dunkel- roth und wie schwarz anzusehen sind, siehe Blanker Wein: 2) nach dem Geruche, da einige derselben einen durchdringenden Geruch haben, wie der alte Rheinwein, so die Lebensgeister stärket und erqui- cket; andere ohne Geruch sind, welches ein Zeichen ist, daß sie we- nig Geistigkeit haben, daher sie auch von dem Magen nicht so be- gierig
[Spaltenumbruch] Wein gen hat, ein (7) Fern- oder Firn-wein genennet. Die Bereitung der Weine insgemein, koͤmmt darinn uͤberein, daß ſie alle aus Trauben gepreſſet, und durch die Gaͤhrung zur Vollkommenheit gebracht wer- den: allein die (IV) ſuͤßen inſon- derheit, naͤmlich diejenigen, welche auch nach der Gaͤhrung ihre Suͤſ- ſigkeit behalten, werden vor der Kelterung eines Theils ihrer Feuch- tigkeit beraubet, damit hernach ihr Saft deſto dicker und ſuͤßer werde, auch nicht ganz und gar ausgaͤhre. Zu dieſem Ende drehen (1) die Fron- tignaner die Kaͤmme an den Stoͤ- cken zu der Zeit um, da die Traube ihre vollkommene Reife erlanget hat, damit ihr der fernere Zugang der Feuchtigkeit benommen werde; laſſen ſie einige Zeit an der Sonne braͤteln, und halb welk werden; und bringen ſie hernach auf die Kel- ter. Die (2) Veltliner Strohwei- ne werden, wenn ſie vollkommen reif ſind, abgenommen, und unter dem Dache bis zu einer Welke ge- trocknet. Ja man nimmt in (3) Spanien und verſchiedenen Orten in (4) Frankreich, (5) Jtalien, und (6) Griechenland gar den ausge- preßten Saft oder Moſt, und laͤßt ihn durch gelinde Waͤrme in etwas verduͤnſten. Das (V) Weſen der Weine insgeſamt beſteht in einem (1) Geiſte, oder waͤrmenden fluͤch- tigen Weſen; in einem ſauern (2) Salze, welches Weinſtein genen- net wird; und ſich nach der Gaͤh- rung an die Waͤnde der Faͤſſer an- legt, ſiehe Weinſtein; und in einer (3) Waͤſſerigkeit, welches ſich ſon- derlich von denen, die vollkommen ausgegohren haben, verſteht, das iſt, von den ſauern Weinen. Denn die ſuͤßen ſind nur ungefaͤhr zur Haͤlfte ausgegohren, und im uͤbri- gen noch Moſt; daher ſie auch nicht gar zu lange haltbar ſind, ſondern leicht in eine andermalige Gaͤhrung [Spaltenumbruch] Wein gerathen, es ſey denn, daß man ſiedurch ſtarke Schwefelung der Faͤſ- ſer davor verwahre. Der Wein iſt naͤchſt dem Waſſer das aͤlteſte und natuͤrlichſte Getraͤnk, und hat die- ſe vorzuͤgliche (VI) Wirkung, daß, da das Waſſer zwar feuchtet, und den Durſt ſtillet, aber nicht naͤh- ret und noch weniger ſtaͤrket; das Bier naͤhret, aber nicht ſtaͤr- ket; der Wein hingegen alles die- ſes verrichtet. Die (VII) Kennzei- chen eines guten Weins haben die Alten in dem Worte Cos zuſammen gefaßt, daß er naͤmlich Colore, durch die Farbe; Odore, durch den Geruch; und Sapore, durch den Geſchmack, ſeine Tugend beweiſen muͤſſe. Andere erfordern folgende Eigenſchaften: ein guter Wein ſoll einen angenehmen Geruch, einen lieblichen Geſchmack, eine ſchoͤne Farbe, durchſcheinende Klarheit, Sattigkeit, und Staͤrke, Friſchig- keit, und endlich leichte Raſchig- keit, oder Geiſtigkeit haben, daß, wenn er eingeſchenket wird, er klei- ne Perlen aufſpringen laſſe, wel- ches wir Perlen und die Franzoſen Petiller nennen. Es iſt aber ge- wiß, daß nicht alle Weine dieſe ſie- ben Eigenſchaften beyſammen beſi- tzen, ob ihnen gleich an der Guͤte, nach ihrer Art, darum nichts ab- geht, als die mannigfaltig von ein- ander (VIII) unterſchieden ſind, entweder 1) nach der Farbe, da ei- nige weiß und hell, andere mehr oder weniger gelb, andere bleich, oder hochroth, und andere dunkel- roth und wie ſchwarz anzuſehen ſind, ſiehe Blanker Wein: 2) nach dem Geruche, da einige derſelben einen durchdringenden Geruch haben, wie der alte Rheinwein, ſo die Lebensgeiſter ſtaͤrket und erqui- cket; andere ohne Geruch ſind, welches ein Zeichen iſt, daß ſie we- nig Geiſtigkeit haben, daher ſie auch von dem Magen nicht ſo be- gierig
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Wein
Wein
gen hat, ein (7) Fern- oder Firn-
wein genennet. Die Bereitung der
Weine insgemein, koͤmmt darinn
uͤberein, daß ſie alle aus Trauben
gepreſſet, und durch die Gaͤhrung
zur Vollkommenheit gebracht wer-
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auch nach der Gaͤhrung ihre Suͤſ-
ſigkeit behalten, werden vor der
Kelterung eines Theils ihrer Feuch-
tigkeit beraubet, damit hernach ihr
Saft deſto dicker und ſuͤßer werde,
auch nicht ganz und gar ausgaͤhre.
Zu dieſem Ende drehen (1) die Fron-
tignaner die Kaͤmme an den Stoͤ-
cken zu der Zeit um, da die Traube
ihre vollkommene Reife erlanget
hat, damit ihr der fernere Zugang
der Feuchtigkeit benommen werde;
laſſen ſie einige Zeit an der Sonne
braͤteln, und halb welk werden;
und bringen ſie hernach auf die Kel-
ter. Die (2) Veltliner Strohwei-
ne werden, wenn ſie vollkommen
reif ſind, abgenommen, und unter
dem Dache bis zu einer Welke ge-
trocknet. Ja man nimmt in (3)
Spanien und verſchiedenen Orten
in (4) Frankreich, (5) Jtalien, und
(6) Griechenland gar den ausge-
preßten Saft oder Moſt, und laͤßt
ihn durch gelinde Waͤrme in etwas
verduͤnſten. Das (V) Weſen der
Weine insgeſamt beſteht in einem
(1) Geiſte, oder waͤrmenden fluͤch-
tigen Weſen; in einem ſauern (2)
Salze, welches Weinſtein genen-
net wird; und ſich nach der Gaͤh-
rung an die Waͤnde der Faͤſſer an-
legt, ſiehe Weinſtein; und in einer
(3) Waͤſſerigkeit, welches ſich ſon-
derlich von denen, die vollkommen
ausgegohren haben, verſteht, das
iſt, von den ſauern Weinen. Denn
die ſuͤßen ſind nur ungefaͤhr zur
Haͤlfte ausgegohren, und im uͤbri-
gen noch Moſt; daher ſie auch nicht
gar zu lange haltbar ſind, ſondern
leicht in eine andermalige Gaͤhrung
gerathen, es ſey denn, daß man ſie
durch ſtarke Schwefelung der Faͤſ-
ſer davor verwahre. Der Wein iſt
naͤchſt dem Waſſer das aͤlteſte und
natuͤrlichſte Getraͤnk, und hat die-
ſe vorzuͤgliche (VI) Wirkung, daß,
da das Waſſer zwar feuchtet, und
den Durſt ſtillet, aber nicht naͤh-
ret und noch weniger ſtaͤrket; das
Bier naͤhret, aber nicht ſtaͤr-
ket; der Wein hingegen alles die-
ſes verrichtet. Die (VII) Kennzei-
chen eines guten Weins haben die
Alten in dem Worte Cos zuſammen
gefaßt, daß er naͤmlich Colore,
durch die Farbe; Odore, durch den
Geruch; und Sapore, durch den
Geſchmack, ſeine Tugend beweiſen
muͤſſe. Andere erfordern folgende
Eigenſchaften: ein guter Wein ſoll
einen angenehmen Geruch, einen
lieblichen Geſchmack, eine ſchoͤne
Farbe, durchſcheinende Klarheit,
Sattigkeit, und Staͤrke, Friſchig-
keit, und endlich leichte Raſchig-
keit, oder Geiſtigkeit haben, daß,
wenn er eingeſchenket wird, er klei-
ne Perlen aufſpringen laſſe, wel-
ches wir Perlen und die Franzoſen
Petiller nennen. Es iſt aber ge-
wiß, daß nicht alle Weine dieſe ſie-
ben Eigenſchaften beyſammen beſi-
tzen, ob ihnen gleich an der Guͤte,
nach ihrer Art, darum nichts ab-
geht, als die mannigfaltig von ein-
ander (VIII) unterſchieden ſind,
entweder 1) nach der Farbe, da ei-
nige weiß und hell, andere mehr
oder weniger gelb, andere bleich,
oder hochroth, und andere dunkel-
roth und wie ſchwarz anzuſehen
ſind, ſiehe Blanker Wein: 2) nach
dem Geruche, da einige derſelben
einen durchdringenden Geruch
haben, wie der alte Rheinwein, ſo
die Lebensgeiſter ſtaͤrket und erqui-
cket; andere ohne Geruch ſind,
welches ein Zeichen iſt, daß ſie we-
nig Geiſtigkeit haben, daher ſie
auch von dem Magen nicht ſo be-
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