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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Wallfisch
Chalupe gerade gegen die Linie zu
halten; denn wo sie sich zur Seiten
lenkte, würde sie umgerissen wer-
den. Wenn der Wallfisch mit sei-
nem Streichen nachläßt, folgt man
ihm mit der Chalupe und läßt sich
schleppen, da es doch so schnell ge-
het, daß der Wind um die Ohren
sauset. Wenn er stille wird, zieht
man die Leine an, und | holet
sich wieder an den Fisch. Wo
er zwischen oder unter die Eisschol-
len läuft, da man ohne Gefahr
mit der Chalupe nicht folgen kann,
hat der Harpunier ein sogenanntes
Kappmesser bey der Hand, womit
er die Leine abhauet, und den Fisch
damit fortgehen läßt, der sodann
gemeiniglich einem andern zu Theile
wird. Wenn der Wallfisch wieder
aufkömmt, und noch nicht ermü-
det ist; wird die zweyte und auch
die dritte Harpune auf ihn geworfen,
darnach er denn wieder unter Was-
ser läuft. Wenn ein Wallfisch an-
geworfen ist, rudern die an-
dern Chalupen voraus, ihm vor-
zuwarten, und Achtung zu ge-
ben, wo er wieder aufkommen
möchte. Wenn er verwundet ist,
bläst er mit aller Macht, und
wenn er wohl getroffen ist, bläst
er zuletzt Blut, welches die See,
und was sonst damit bespritzt wird,
roth färbet, und von einer Art klei-
ner Vögel, Mallemucken genannt,
die sich bey tausenden darnach ein-
finden, begierig aufgezehret wird.
Wenn der Wallfisch ermüdet ist,
wird er mit Lanzen, die bis 2 Klaf-
tern lang sind, gestochen, und so
lange darein gebohret, bis ihm das
Leben ausgeht, wobey er mit dem
Schwanze und den Finnen dergestalt
um sich schlägt, daß das Volk in
den Chalupen in nicht geringer Ge-
fahr ist, und bald da, bald dorten
ausweichen muß. Von der starken
Bewegung wird er dermaßen erhi-
tzet, daß er rauchet, und gleichsam
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Wallfisch
gähret, auch von Stund an übel
stinket, und weiße Maden wie Re-
genwürmer, doch etwas platt, dar-
innen wachsen. Wenn er todt ist,
gehen die magern zu Grunde, und
kommen erst über etliche Tage wie-
der empor. Je fetter er ist, je hö-
her er schwimmt; und je länger er
unter Wasser gelegen hat, je höher
treibt er auf demselben, bis er end-
lich mit einem lauten Schlage ber-
stet. Wenn von zwey Schiffen in
einen Wallfisch Harpunen geworfen
worden, geht der Fisch zu gleichen
Theilen; wenn aber ein Fisch mit
einer abgekappten Harpune durch-
geht, so wird | er dem nächsten zu
Theile, der ihn fängt, und hat der
erste kein Recht daran. Wenn der
Wallfisch (e) todt ist, wird ihm
der Schwanz abgehauen, welchen
nebst den Floßfedern einige unter
das Schiffhängen, dasselbe vor dem
Eise zu bedecken. Hinter dem
Schwanze wird ein Tau fest ge-
macht, daran sich die Chalupen,
deren 4 oder 5 sind, anhängen, und
den Fisch mit Buchsiren oder Ru-
dern nach dem Schiffe schleppen.
An dasselbe wird er mit Tauen an
Backbord angebunden, so, daß sich
der Kopf gegen den Hintertheil des
Schiffes strecke. Die Speckschnei-
der
(von denen ein besonderer Ar-
tikel handelt) mit ihren Speckmes-
sern, deren Schneide bey 2 Fuß,
und der Stiel über 4 Fuß lang ist,
damit sie ihn an der Achsel anlegen
können, treten sodann auf den Fisch,
und damit sie desto fester darauf ste-
hen, weil er sehr glatt ist, haben sie
Stiefeln an, in deren Absätzen lan-
ge Stacheln stecken. Diese schnei-
den zuerst ein Stück Speck davon
los, hinten an dem Kopfe bey den
Augen, nach der Breite des Fisches,
welches sie das Kenterstück nennen,
weil vermittelst desselben der Fisch
an den Mastbaum des Schiffes an-
gehängt, über dem Wasser gehalten,

und

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Wallfiſch
Chalupe gerade gegen die Linie zu
halten; denn wo ſie ſich zur Seiten
lenkte, wuͤrde ſie umgeriſſen wer-
den. Wenn der Wallfiſch mit ſei-
nem Streichen nachlaͤßt, folgt man
ihm mit der Chalupe und laͤßt ſich
ſchleppen, da es doch ſo ſchnell ge-
het, daß der Wind um die Ohren
ſauſet. Wenn er ſtille wird, zieht
man die Leine an, und | holet
ſich wieder an den Fiſch. Wo
er zwiſchen oder unter die Eisſchol-
len laͤuft, da man ohne Gefahr
mit der Chalupe nicht folgen kann,
hat der Harpunier ein ſogenanntes
Kappmeſſer bey der Hand, womit
er die Leine abhauet, und den Fiſch
damit fortgehen laͤßt, der ſodann
gemeiniglich einem andern zu Theile
wird. Wenn der Wallfiſch wieder
aufkoͤmmt, und noch nicht ermuͤ-
det iſt; wird die zweyte und auch
die dritte Harpune auf ihn geworfen,
darnach er denn wieder unter Waſ-
ſer laͤuft. Wenn ein Wallfiſch an-
geworfen iſt, rudern die an-
dern Chalupen voraus, ihm vor-
zuwarten, und Achtung zu ge-
ben, wo er wieder aufkommen
moͤchte. Wenn er verwundet iſt,
blaͤſt er mit aller Macht, und
wenn er wohl getroffen iſt, blaͤſt
er zuletzt Blut, welches die See,
und was ſonſt damit beſpritzt wird,
roth faͤrbet, und von einer Art klei-
ner Voͤgel, Mallemucken genannt,
die ſich bey tauſenden darnach ein-
finden, begierig aufgezehret wird.
Wenn der Wallfiſch ermuͤdet iſt,
wird er mit Lanzen, die bis 2 Klaf-
tern lang ſind, geſtochen, und ſo
lange darein gebohret, bis ihm das
Leben ausgeht, wobey er mit dem
Schwanze und den Finnen dergeſtalt
um ſich ſchlaͤgt, daß das Volk in
den Chalupen in nicht geringer Ge-
fahr iſt, und bald da, bald dorten
ausweichen muß. Von der ſtarken
Bewegung wird er dermaßen erhi-
tzet, daß er rauchet, und gleichſam
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Wallfiſch
gaͤhret, auch von Stund an uͤbel
ſtinket, und weiße Maden wie Re-
genwuͤrmer, doch etwas platt, dar-
innen wachſen. Wenn er todt iſt,
gehen die magern zu Grunde, und
kommen erſt uͤber etliche Tage wie-
der empor. Je fetter er iſt, je hoͤ-
her er ſchwimmt; und je laͤnger er
unter Waſſer gelegen hat, je hoͤher
treibt er auf demſelben, bis er end-
lich mit einem lauten Schlage ber-
ſtet. Wenn von zwey Schiffen in
einen Wallfiſch Harpunen geworfen
worden, geht der Fiſch zu gleichen
Theilen; wenn aber ein Fiſch mit
einer abgekappten Harpune durch-
geht, ſo wird | er dem naͤchſten zu
Theile, der ihn faͤngt, und hat der
erſte kein Recht daran. Wenn der
Wallfiſch (e) todt iſt, wird ihm
der Schwanz abgehauen, welchen
nebſt den Floßfedern einige unter
das Schiffhaͤngen, daſſelbe vor dem
Eiſe zu bedecken. Hinter dem
Schwanze wird ein Tau feſt ge-
macht, daran ſich die Chalupen,
deren 4 oder 5 ſind, anhaͤngen, und
den Fiſch mit Buchſiren oder Ru-
dern nach dem Schiffe ſchleppen.
An daſſelbe wird er mit Tauen an
Backbord angebunden, ſo, daß ſich
der Kopf gegen den Hintertheil des
Schiffes ſtrecke. Die Speckſchnei-
der
(von denen ein beſonderer Ar-
tikel handelt) mit ihren Speckmeſ-
ſern, deren Schneide bey 2 Fuß,
und der Stiel uͤber 4 Fuß lang iſt,
damit ſie ihn an der Achſel anlegen
koͤnnen, treten ſodann auf den Fiſch,
und damit ſie deſto feſter darauf ſte-
hen, weil er ſehr glatt iſt, haben ſie
Stiefeln an, in deren Abſaͤtzen lan-
ge Stacheln ſtecken. Dieſe ſchnei-
den zuerſt ein Stuͤck Speck davon
los, hinten an dem Kopfe bey den
Augen, nach der Breite des Fiſches,
welches ſie das Kenterſtuͤck nennen,
weil vermittelſt deſſelben der Fiſch
an den Maſtbaum des Schiffes an-
gehaͤngt, uͤber dem Waſſer gehalten,

und
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[[319]/0325] Wallfiſch Wallfiſch Chalupe gerade gegen die Linie zu halten; denn wo ſie ſich zur Seiten lenkte, wuͤrde ſie umgeriſſen wer- den. Wenn der Wallfiſch mit ſei- nem Streichen nachlaͤßt, folgt man ihm mit der Chalupe und laͤßt ſich ſchleppen, da es doch ſo ſchnell ge- het, daß der Wind um die Ohren ſauſet. Wenn er ſtille wird, zieht man die Leine an, und | holet ſich wieder an den Fiſch. Wo er zwiſchen oder unter die Eisſchol- len laͤuft, da man ohne Gefahr mit der Chalupe nicht folgen kann, hat der Harpunier ein ſogenanntes Kappmeſſer bey der Hand, womit er die Leine abhauet, und den Fiſch damit fortgehen laͤßt, der ſodann gemeiniglich einem andern zu Theile wird. Wenn der Wallfiſch wieder aufkoͤmmt, und noch nicht ermuͤ- det iſt; wird die zweyte und auch die dritte Harpune auf ihn geworfen, darnach er denn wieder unter Waſ- ſer laͤuft. Wenn ein Wallfiſch an- geworfen iſt, rudern die an- dern Chalupen voraus, ihm vor- zuwarten, und Achtung zu ge- ben, wo er wieder aufkommen moͤchte. Wenn er verwundet iſt, blaͤſt er mit aller Macht, und wenn er wohl getroffen iſt, blaͤſt er zuletzt Blut, welches die See, und was ſonſt damit beſpritzt wird, roth faͤrbet, und von einer Art klei- ner Voͤgel, Mallemucken genannt, die ſich bey tauſenden darnach ein- finden, begierig aufgezehret wird. Wenn der Wallfiſch ermuͤdet iſt, wird er mit Lanzen, die bis 2 Klaf- tern lang ſind, geſtochen, und ſo lange darein gebohret, bis ihm das Leben ausgeht, wobey er mit dem Schwanze und den Finnen dergeſtalt um ſich ſchlaͤgt, daß das Volk in den Chalupen in nicht geringer Ge- fahr iſt, und bald da, bald dorten ausweichen muß. Von der ſtarken Bewegung wird er dermaßen erhi- tzet, daß er rauchet, und gleichſam gaͤhret, auch von Stund an uͤbel ſtinket, und weiße Maden wie Re- genwuͤrmer, doch etwas platt, dar- innen wachſen. Wenn er todt iſt, gehen die magern zu Grunde, und kommen erſt uͤber etliche Tage wie- der empor. Je fetter er iſt, je hoͤ- her er ſchwimmt; und je laͤnger er unter Waſſer gelegen hat, je hoͤher treibt er auf demſelben, bis er end- lich mit einem lauten Schlage ber- ſtet. Wenn von zwey Schiffen in einen Wallfiſch Harpunen geworfen worden, geht der Fiſch zu gleichen Theilen; wenn aber ein Fiſch mit einer abgekappten Harpune durch- geht, ſo wird | er dem naͤchſten zu Theile, der ihn faͤngt, und hat der erſte kein Recht daran. Wenn der Wallfiſch (e) todt iſt, wird ihm der Schwanz abgehauen, welchen nebſt den Floßfedern einige unter das Schiffhaͤngen, daſſelbe vor dem Eiſe zu bedecken. Hinter dem Schwanze wird ein Tau feſt ge- macht, daran ſich die Chalupen, deren 4 oder 5 ſind, anhaͤngen, und den Fiſch mit Buchſiren oder Ru- dern nach dem Schiffe ſchleppen. An daſſelbe wird er mit Tauen an Backbord angebunden, ſo, daß ſich der Kopf gegen den Hintertheil des Schiffes ſtrecke. Die Speckſchnei- der (von denen ein beſonderer Ar- tikel handelt) mit ihren Speckmeſ- ſern, deren Schneide bey 2 Fuß, und der Stiel uͤber 4 Fuß lang iſt, damit ſie ihn an der Achſel anlegen koͤnnen, treten ſodann auf den Fiſch, und damit ſie deſto feſter darauf ſte- hen, weil er ſehr glatt iſt, haben ſie Stiefeln an, in deren Abſaͤtzen lan- ge Stacheln ſtecken. Dieſe ſchnei- den zuerſt ein Stuͤck Speck davon los, hinten an dem Kopfe bey den Augen, nach der Breite des Fiſches, welches ſie das Kenterſtuͤck nennen, weil vermittelſt deſſelben der Fiſch an den Maſtbaum des Schiffes an- gehaͤngt, uͤber dem Waſſer gehalten, und

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [319]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/325>, abgerufen am 13.05.2024.