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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Vizir-kan
aschfarben, und aus ihrem Haare
wird ein feiner Zeug gemacht.

Vizir-kan, nennet man zu Con-
stantinopel ein großes viereckigtes
zwey Stockwerk hohes Gebäude, das
von unten bis oben mit Laden und
Werkstätten angefüllet ist, in wel-
chem man Cattune, oder Zitsen
drucket und malet, wie denn
auch solche daselbst verkaufet wer-
den.

Vlämisch, siehe Flämisch.

Uleaster, Jnsel, siehe Amboine.

Vleet, ist 1) ein zum Wallfisch-
fange bestimmtes großes von sieben
Chaluppen begleitetes Schiff. Dann
heißt Vleet, oder Armazoen,
2) Die Zurüstung und Verfassung,
so in Annehmung der Matrosen, und
in Anschaffung aller zu der Reise
nach Grönland und zur Fischerey
gehörigen Nothwendigkeiten besteht.

Vlieboot, siehe Flibot.

Vlißingen, Stadt, siehe Flißingen.

Ulm, lat. Ulma, eine kaiserliche
freye Reichsstadt in Schwaben, an
der Donau, da, wo die Flüsse
Jler und Blau sich in dieselbe er-
gießen, nicht weit von der würtem-
bergischen Gränze gelegen. Sie ist
groß, wohl gebauet, mit schönen
Gebäuden gezieret, und stark bevöl-
kert, auch von gutem Gewerbe und
Handlung, wozu insonderheit die
Donau, so daselbst schiffbar wird,
gute Bequemlichkeit giebt. Jhr
Gebiet ist sehr ansehnlich, und er-
strecket sich in die Länge auf fünf
Meilen, und in die Breite fast eben
so weit. Es wird in die obere und
untere Herrschaft abgetheilet, deren
jede wiederum aus verschiedenen
Oberämtern und Aemtern besteht,
von denen jedes seinen Oberamtmann,
und Amtmann, wie auch untergebene
Dörfer hat. Das Gewerbe und die
Handlung dieser Stadt besteht son-
derlich in Barchent, welcher in den
dasigen Barchentwebereyen gewebet,
und für den besten Barchent, den
[Spaltenumbruch]

Ultramarin
man hat, gehalten wird, wes-
wegen er auch sehr weit, so gar bis
in die Türkey und dortige Jnseln
verführet wird; ferner in Lein-
wand,
die 11/4 bis 2 Ellen breit ist,
und nach der Anzahl Fäden, aus
denen sie besteht, und welche von
1200 bis 4000 aufsteigt, Zwölfer
und so weiter genennet wird; in
schönem Papiere, indem es viele
Papiermühlen daselbst giebt; Wolle,
und endlich mit allerley Kram-
und Eisenwaaren, sowol im Gros-
sen, als im Kleinen. So sind auch
die ulmer Uhren ziemlich berühmt.
Die dasigen Jahrmärkte, welche
auf St. Veit und St. Nicolaus fal-
len, werden von einer großen Men-
ge Volks besuchet. Die Verhält-
niß des dasigen Gewichts, zu dem
Gewichte anderer Orten ist aus
dem Artikel: Gewicht, zu ersehen.

Ulmbaum, siehe Rüster.

Ulmer-Gerste, wird die feinste
Art der Perlgraupen genennet, weil
dergleichen sonderlich in Ulm sehr
sauber und schön gemacht werden,
siehe Graupen.

Vlotschuit, eine Gattung gros-
ser platter Schiffe, oder Lichters,
deren man sich in den Cauälen der
Stadt Amsterdam zu Wegführung
unterschiedener Waaren, sonderlich
der Weine, Branntweine, Eßige,
und anderer Getränke, ingleichen
der Zucker etc. bedienet, wenn man
die im Hafen liegende Schiffe ein-
und ausladen will. Sie können
ungefähr 20 bis 25 Faß Wein, oder
ander Getränke führen.

Ultramarin, lat. Ultramarinum,
franz. Outremer, eine ganz feine,
und hochblaue Farbe für die Maler,
so von feinen pulverisirten Lasurstei-
nen bereitet wird. Die Art, wie
man solche (1) machet, besteht kürz-
lich in folgendem: Man nimmt rei-
nen Lasurstein, calciniret solchen,
reibt ihn auf einem harten Steine
mit Wasser ganz fein, läßt das Ge-

riebene
Q 2

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Vizir-kan
aſchfarben, und aus ihrem Haare
wird ein feiner Zeug gemacht.

Vizir-kan, nennet man zu Con-
ſtantinopel ein großes viereckigtes
zwey Stockwerk hohes Gebaͤude, das
von unten bis oben mit Laden und
Werkſtaͤtten angefuͤllet iſt, in wel-
chem man Cattune, oder Zitſen
drucket und malet, wie denn
auch ſolche daſelbſt verkaufet wer-
den.

Vlaͤmiſch, ſiehe Flaͤmiſch.

Uleaſter, Jnſel, ſiehe Amboine.

Vleet, iſt 1) ein zum Wallfiſch-
fange beſtimmtes großes von ſieben
Chaluppen begleitetes Schiff. Dann
heißt Vleet, oder Armazoen,
2) Die Zuruͤſtung und Verfaſſung,
ſo in Annehmung der Matroſen, und
in Anſchaffung aller zu der Reiſe
nach Groͤnland und zur Fiſcherey
gehoͤrigen Nothwendigkeiten beſteht.

Vlieboot, ſiehe Flibot.

Vlißingen, Stadt, ſiehe Flißingen.

Ulm, lat. Ulma, eine kaiſerliche
freye Reichsſtadt in Schwaben, an
der Donau, da, wo die Fluͤſſe
Jler und Blau ſich in dieſelbe er-
gießen, nicht weit von der wuͤrtem-
bergiſchen Graͤnze gelegen. Sie iſt
groß, wohl gebauet, mit ſchoͤnen
Gebaͤuden gezieret, und ſtark bevoͤl-
kert, auch von gutem Gewerbe und
Handlung, wozu inſonderheit die
Donau, ſo daſelbſt ſchiffbar wird,
gute Bequemlichkeit giebt. Jhr
Gebiet iſt ſehr anſehnlich, und er-
ſtrecket ſich in die Laͤnge auf fuͤnf
Meilen, und in die Breite faſt eben
ſo weit. Es wird in die obere und
untere Herrſchaft abgetheilet, deren
jede wiederum aus verſchiedenen
Oberaͤmtern und Aemtern beſteht,
von denen jedes ſeinen Oberamtmann,
und Amtmann, wie auch untergebene
Doͤrfer hat. Das Gewerbe und die
Handlung dieſer Stadt beſteht ſon-
derlich in Barchent, welcher in den
daſigen Barchentwebereyen gewebet,
und fuͤr den beſten Barchent, den
[Spaltenumbruch]

Ultramarin
man hat, gehalten wird, wes-
wegen er auch ſehr weit, ſo gar bis
in die Tuͤrkey und dortige Jnſeln
verfuͤhret wird; ferner in Lein-
wand,
die 1¼ bis 2 Ellen breit iſt,
und nach der Anzahl Faͤden, aus
denen ſie beſteht, und welche von
1200 bis 4000 aufſteigt, Zwoͤlfer
und ſo weiter genennet wird; in
ſchoͤnem Papiere, indem es viele
Papiermuͤhlen daſelbſt giebt; Wolle,
und endlich mit allerley Kram-
und Eiſenwaaren, ſowol im Groſ-
ſen, als im Kleinen. So ſind auch
die ulmer Uhren ziemlich beruͤhmt.
Die daſigen Jahrmaͤrkte, welche
auf St. Veit und St. Nicolaus fal-
len, werden von einer großen Men-
ge Volks beſuchet. Die Verhaͤlt-
niß des daſigen Gewichts, zu dem
Gewichte anderer Orten iſt aus
dem Artikel: Gewicht, zu erſehen.

Ulmbaum, ſiehe Ruͤſter.

Ulmer-Gerſte, wird die feinſte
Art der Perlgraupen genennet, weil
dergleichen ſonderlich in Ulm ſehr
ſauber und ſchoͤn gemacht werden,
ſiehe Graupen.

Vlotſchuit, eine Gattung groſ-
ſer platter Schiffe, oder Lichters,
deren man ſich in den Cauaͤlen der
Stadt Amſterdam zu Wegfuͤhrung
unterſchiedener Waaren, ſonderlich
der Weine, Branntweine, Eßige,
und anderer Getraͤnke, ingleichen
der Zucker ꝛc. bedienet, wenn man
die im Hafen liegende Schiffe ein-
und ausladen will. Sie koͤnnen
ungefaͤhr 20 bis 25 Faß Wein, oder
ander Getraͤnke fuͤhren.

Ultramarin, lat. Ultramarinum,
franz. Outremer, eine ganz feine,
und hochblaue Farbe fuͤr die Maler,
ſo von feinen pulveriſirten Laſurſtei-
nen bereitet wird. Die Art, wie
man ſolche (1) machet, beſteht kuͤrz-
lich in folgendem: Man nimmt rei-
nen Laſurſtein, calciniret ſolchen,
reibt ihn auf einem harten Steine
mit Waſſer ganz fein, laͤßt das Ge-

riebene
Q 2
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[[243]/0249] Vizir-kan Ultramarin aſchfarben, und aus ihrem Haare wird ein feiner Zeug gemacht. Vizir-kan, nennet man zu Con- ſtantinopel ein großes viereckigtes zwey Stockwerk hohes Gebaͤude, das von unten bis oben mit Laden und Werkſtaͤtten angefuͤllet iſt, in wel- chem man Cattune, oder Zitſen drucket und malet, wie denn auch ſolche daſelbſt verkaufet wer- den. Vlaͤmiſch, ſiehe Flaͤmiſch. Uleaſter, Jnſel, ſiehe Amboine. Vleet, iſt 1) ein zum Wallfiſch- fange beſtimmtes großes von ſieben Chaluppen begleitetes Schiff. Dann heißt Vleet, oder Armazoen, 2) Die Zuruͤſtung und Verfaſſung, ſo in Annehmung der Matroſen, und in Anſchaffung aller zu der Reiſe nach Groͤnland und zur Fiſcherey gehoͤrigen Nothwendigkeiten beſteht. Vlieboot, ſiehe Flibot. Vlißingen, Stadt, ſiehe Flißingen. Ulm, lat. Ulma, eine kaiſerliche freye Reichsſtadt in Schwaben, an der Donau, da, wo die Fluͤſſe Jler und Blau ſich in dieſelbe er- gießen, nicht weit von der wuͤrtem- bergiſchen Graͤnze gelegen. Sie iſt groß, wohl gebauet, mit ſchoͤnen Gebaͤuden gezieret, und ſtark bevoͤl- kert, auch von gutem Gewerbe und Handlung, wozu inſonderheit die Donau, ſo daſelbſt ſchiffbar wird, gute Bequemlichkeit giebt. Jhr Gebiet iſt ſehr anſehnlich, und er- ſtrecket ſich in die Laͤnge auf fuͤnf Meilen, und in die Breite faſt eben ſo weit. Es wird in die obere und untere Herrſchaft abgetheilet, deren jede wiederum aus verſchiedenen Oberaͤmtern und Aemtern beſteht, von denen jedes ſeinen Oberamtmann, und Amtmann, wie auch untergebene Doͤrfer hat. Das Gewerbe und die Handlung dieſer Stadt beſteht ſon- derlich in Barchent, welcher in den daſigen Barchentwebereyen gewebet, und fuͤr den beſten Barchent, den man hat, gehalten wird, wes- wegen er auch ſehr weit, ſo gar bis in die Tuͤrkey und dortige Jnſeln verfuͤhret wird; ferner in Lein- wand, die 1¼ bis 2 Ellen breit iſt, und nach der Anzahl Faͤden, aus denen ſie beſteht, und welche von 1200 bis 4000 aufſteigt, Zwoͤlfer und ſo weiter genennet wird; in ſchoͤnem Papiere, indem es viele Papiermuͤhlen daſelbſt giebt; Wolle, und endlich mit allerley Kram- und Eiſenwaaren, ſowol im Groſ- ſen, als im Kleinen. So ſind auch die ulmer Uhren ziemlich beruͤhmt. Die daſigen Jahrmaͤrkte, welche auf St. Veit und St. Nicolaus fal- len, werden von einer großen Men- ge Volks beſuchet. Die Verhaͤlt- niß des daſigen Gewichts, zu dem Gewichte anderer Orten iſt aus dem Artikel: Gewicht, zu erſehen. Ulmbaum, ſiehe Ruͤſter. Ulmer-Gerſte, wird die feinſte Art der Perlgraupen genennet, weil dergleichen ſonderlich in Ulm ſehr ſauber und ſchoͤn gemacht werden, ſiehe Graupen. Vlotſchuit, eine Gattung groſ- ſer platter Schiffe, oder Lichters, deren man ſich in den Cauaͤlen der Stadt Amſterdam zu Wegfuͤhrung unterſchiedener Waaren, ſonderlich der Weine, Branntweine, Eßige, und anderer Getraͤnke, ingleichen der Zucker ꝛc. bedienet, wenn man die im Hafen liegende Schiffe ein- und ausladen will. Sie koͤnnen ungefaͤhr 20 bis 25 Faß Wein, oder ander Getraͤnke fuͤhren. Ultramarin, lat. Ultramarinum, franz. Outremer, eine ganz feine, und hochblaue Farbe fuͤr die Maler, ſo von feinen pulveriſirten Laſurſtei- nen bereitet wird. Die Art, wie man ſolche (1) machet, beſteht kuͤrz- lich in folgendem: Man nimmt rei- nen Laſurſtein, calciniret ſolchen, reibt ihn auf einem harten Steine mit Waſſer ganz fein, laͤßt das Ge- riebene Q 2

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [243]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/249>, abgerufen am 21.11.2024.