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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Uhr
binet- und Sack- oder Taschenuhren.
Die (d) erste Erfindung der Uhr-
werke ist ohnstreitig in Deutschland
aufgekommen; es haben sie aber
nachgehends die Franzosen und Eng-
länder fortgesetzet, und zu unserer
Zeit sehr hoch gebracht. Einige,
so den Deutschen diesen Ruhm mis-
gönnen, geben vor, sie sey aus
China zu ihnen gelanget; es ist
aber dieses von der Wahrheit so
weit entfernet, daß bis auf den heu-
tigen Tag in China keine andere,
als Wasseruhren, auf den Thürmen
der Städte gehalten werden, und
wenn eine Stunde verflossen ist,
solches durch einen starken Trom-
melschlag angezeiget wird, und da
die ersten Uhren nach China ge-
bracht worden, haben die Leute ihren
Augen und Ohren kaum getrauet,
und nicht begreifen können, wie es
damit zugehe. Es sind auch in
dem ganzen Oriente die Uhren in
sonderbarem Werthe. Diejenigen
Künstler, welche die Uhren machen,
heißen (e) Uhrmacher, franz. Hor-
logers
,
oder Horlogeurs, und wer-
den in große und in kleine Uhrma-
cher
eingetheilet. Jene, die Groß-
oder Groburmacher, franz. Hor-
logers
,
oder Horlogeurs-Grossiers,
machen nichts, als große Thurm-
und bisweilen Wanduhren; diese
aber machen Wand-Tisch- und Sack-
uhren etc. Beyde sind zwar freye
Künstler, haben aber doch an ver-
schiedenen Orten, als in Frankreich
zu Paris, Lion etc. in Genf, und in
den deutschen Reichsstädten Aug-
spurg, Nürnberg, und Ulm, gewisse
Ordnungen zu beobachten, auch zur
Probe ihrer Geschicklichkeit, wenn
sie sich setzen, und für sich selbst ar-
beiten wollen, ein gewisses Meister-
stück zu machen. Neben solchen
Uhren machen noch die Uhrmacher
andere curiöse Werke, und oftmals
vermittelst des Triebs der Rädgen
ganz lebhafte Bewegungen. Es
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Uhr
soll aber ein Uhrmacher (nächst der
Wissenschaft die Metalle zu tracti-
ren, und seinen in Verfertigung
seiner Kunstwerke erforderten Hand-
griffe, vornehmlich in künstlichem
Drehen, und accuraten Abtheilen
und Einschneiden der Räder) auch
die Zeichenkunst, ingleichen die
Astronomie, ferner die Gewicht-
und Rechenkunst, das Graviren
oder Stechen, die |Gnomonik oder
die Kunst Sonnenuhren zu machen etc.
verstehen. Der (f) Handel mit
(a) Uhren wird theils von den
Uhrmachern, theils von den Ga-
lanteriehändlern, und andern ge-
trieben. Stutz- oder Cabinetuh-
ren
werden insonderheit von den
Engländern und Augspurgern, und
zwar insgemein sehr künstlich, ver-
fertiget, und von ihnen, vornehm-
lich von den Augspurgern, unter
andern Kostbarkeiten häufig auf die
leipziger Messen gebracht. Sie
werden vorzüglich von den Auslän-
dern, als Ungarn, Siebenbürgern,
Polen, Russen etc. stark gekauft; wie
denn auch die nach barbarischen Or-
ten reisenden Abgesandten oder Kauf-
leute verschiedene mit sich zu führen
pflegen, um sich unter Weges dieses
oder jenes barbarischen Amtmanns
oder Statthalters Gunst, eine desto
sichere Reise zu haben, damit zu er-
werben. Mit den Sack- und Ta-
schenuhren,
deren Gebrauch heuti-
ges Tages fast allgemein geworden,
wird itziger Zeit ein sehr starker
Handel getrieben. Man macht sol-
che in ganz Europa hin und wieder,
also, daß nicht leichtlich eine be-
rühmte Stadt ist, in welcher sich
nicht verschiedene Uhrmacher befin-
den sollten, und unter welchen im-
mer ein Meister seiner guten Arbeit
wegen berühmter ist, als der an-
dere. Vor einiger Zeit ward die
lionische Arbeit von kleinen Uhren
an meisten geachtet, welcher nach-
mals die Genfer gefolget ist; nun-

mehro

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Uhr
binet- und Sack- oder Taſchenuhren.
Die (d) erſte Erfindung der Uhr-
werke iſt ohnſtreitig in Deutſchland
aufgekommen; es haben ſie aber
nachgehends die Franzoſen und Eng-
laͤnder fortgeſetzet, und zu unſerer
Zeit ſehr hoch gebracht. Einige,
ſo den Deutſchen dieſen Ruhm mis-
goͤnnen, geben vor, ſie ſey aus
China zu ihnen gelanget; es iſt
aber dieſes von der Wahrheit ſo
weit entfernet, daß bis auf den heu-
tigen Tag in China keine andere,
als Waſſeruhren, auf den Thuͤrmen
der Staͤdte gehalten werden, und
wenn eine Stunde verfloſſen iſt,
ſolches durch einen ſtarken Trom-
melſchlag angezeiget wird, und da
die erſten Uhren nach China ge-
bracht worden, haben die Leute ihren
Augen und Ohren kaum getrauet,
und nicht begreifen koͤnnen, wie es
damit zugehe. Es ſind auch in
dem ganzen Oriente die Uhren in
ſonderbarem Werthe. Diejenigen
Kuͤnſtler, welche die Uhren machen,
heißen (e) Uhrmacher, franz. Hor-
logers
,
oder Horlogeurs, und wer-
den in große und in kleine Uhrma-
cher
eingetheilet. Jene, die Groß-
oder Groburmacher, franz. Hor-
logers
,
oder Horlogeurs-Groſſiers,
machen nichts, als große Thurm-
und bisweilen Wanduhren; dieſe
aber machen Wand-Tiſch- und Sack-
uhren ꝛc. Beyde ſind zwar freye
Kuͤnſtler, haben aber doch an ver-
ſchiedenen Orten, als in Frankreich
zu Paris, Lion ꝛc. in Genf, und in
den deutſchen Reichsſtaͤdten Aug-
ſpurg, Nuͤrnberg, und Ulm, gewiſſe
Ordnungen zu beobachten, auch zur
Probe ihrer Geſchicklichkeit, wenn
ſie ſich ſetzen, und fuͤr ſich ſelbſt ar-
beiten wollen, ein gewiſſes Meiſter-
ſtuͤck zu machen. Neben ſolchen
Uhren machen noch die Uhrmacher
andere curioͤſe Werke, und oftmals
vermittelſt des Triebs der Raͤdgen
ganz lebhafte Bewegungen. Es
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Uhr
ſoll aber ein Uhrmacher (naͤchſt der
Wiſſenſchaft die Metalle zu tracti-
ren, und ſeinen in Verfertigung
ſeiner Kunſtwerke erforderten Hand-
griffe, vornehmlich in kuͤnſtlichem
Drehen, und accuraten Abtheilen
und Einſchneiden der Raͤder) auch
die Zeichenkunſt, ingleichen die
Aſtronomie, ferner die Gewicht-
und Rechenkunſt, das Graviren
oder Stechen, die |Gnomonik oder
die Kunſt Sonnenuhren zu machen ꝛc.
verſtehen. Der (f) Handel mit
(a) Uhren wird theils von den
Uhrmachern, theils von den Ga-
lanteriehaͤndlern, und andern ge-
trieben. Stutz- oder Cabinetuh-
ren
werden inſonderheit von den
Englaͤndern und Augſpurgern, und
zwar insgemein ſehr kuͤnſtlich, ver-
fertiget, und von ihnen, vornehm-
lich von den Augſpurgern, unter
andern Koſtbarkeiten haͤufig auf die
leipziger Meſſen gebracht. Sie
werden vorzuͤglich von den Auslaͤn-
dern, als Ungarn, Siebenbuͤrgern,
Polen, Ruſſen ꝛc. ſtark gekauft; wie
denn auch die nach barbariſchen Or-
ten reiſenden Abgeſandten oder Kauf-
leute verſchiedene mit ſich zu fuͤhren
pflegen, um ſich unter Weges dieſes
oder jenes barbariſchen Amtmanns
oder Statthalters Gunſt, eine deſto
ſichere Reiſe zu haben, damit zu er-
werben. Mit den Sack- und Ta-
ſchenuhren,
deren Gebrauch heuti-
ges Tages faſt allgemein geworden,
wird itziger Zeit ein ſehr ſtarker
Handel getrieben. Man macht ſol-
che in ganz Europa hin und wieder,
alſo, daß nicht leichtlich eine be-
ruͤhmte Stadt iſt, in welcher ſich
nicht verſchiedene Uhrmacher befin-
den ſollten, und unter welchen im-
mer ein Meiſter ſeiner guten Arbeit
wegen beruͤhmter iſt, als der an-
dere. Vor einiger Zeit ward die
lioniſche Arbeit von kleinen Uhren
an meiſten geachtet, welcher nach-
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[[221]/0227] Uhr Uhr binet- und Sack- oder Taſchenuhren. Die (d) erſte Erfindung der Uhr- werke iſt ohnſtreitig in Deutſchland aufgekommen; es haben ſie aber nachgehends die Franzoſen und Eng- laͤnder fortgeſetzet, und zu unſerer Zeit ſehr hoch gebracht. Einige, ſo den Deutſchen dieſen Ruhm mis- goͤnnen, geben vor, ſie ſey aus China zu ihnen gelanget; es iſt aber dieſes von der Wahrheit ſo weit entfernet, daß bis auf den heu- tigen Tag in China keine andere, als Waſſeruhren, auf den Thuͤrmen der Staͤdte gehalten werden, und wenn eine Stunde verfloſſen iſt, ſolches durch einen ſtarken Trom- melſchlag angezeiget wird, und da die erſten Uhren nach China ge- bracht worden, haben die Leute ihren Augen und Ohren kaum getrauet, und nicht begreifen koͤnnen, wie es damit zugehe. Es ſind auch in dem ganzen Oriente die Uhren in ſonderbarem Werthe. Diejenigen Kuͤnſtler, welche die Uhren machen, heißen (e) Uhrmacher, franz. Hor- logers, oder Horlogeurs, und wer- den in große und in kleine Uhrma- cher eingetheilet. Jene, die Groß- oder Groburmacher, franz. Hor- logers, oder Horlogeurs-Groſſiers, machen nichts, als große Thurm- und bisweilen Wanduhren; dieſe aber machen Wand-Tiſch- und Sack- uhren ꝛc. Beyde ſind zwar freye Kuͤnſtler, haben aber doch an ver- ſchiedenen Orten, als in Frankreich zu Paris, Lion ꝛc. in Genf, und in den deutſchen Reichsſtaͤdten Aug- ſpurg, Nuͤrnberg, und Ulm, gewiſſe Ordnungen zu beobachten, auch zur Probe ihrer Geſchicklichkeit, wenn ſie ſich ſetzen, und fuͤr ſich ſelbſt ar- beiten wollen, ein gewiſſes Meiſter- ſtuͤck zu machen. Neben ſolchen Uhren machen noch die Uhrmacher andere curioͤſe Werke, und oftmals vermittelſt des Triebs der Raͤdgen ganz lebhafte Bewegungen. Es ſoll aber ein Uhrmacher (naͤchſt der Wiſſenſchaft die Metalle zu tracti- ren, und ſeinen in Verfertigung ſeiner Kunſtwerke erforderten Hand- griffe, vornehmlich in kuͤnſtlichem Drehen, und accuraten Abtheilen und Einſchneiden der Raͤder) auch die Zeichenkunſt, ingleichen die Aſtronomie, ferner die Gewicht- und Rechenkunſt, das Graviren oder Stechen, die |Gnomonik oder die Kunſt Sonnenuhren zu machen ꝛc. verſtehen. Der (f) Handel mit (a) Uhren wird theils von den Uhrmachern, theils von den Ga- lanteriehaͤndlern, und andern ge- trieben. Stutz- oder Cabinetuh- ren werden inſonderheit von den Englaͤndern und Augſpurgern, und zwar insgemein ſehr kuͤnſtlich, ver- fertiget, und von ihnen, vornehm- lich von den Augſpurgern, unter andern Koſtbarkeiten haͤufig auf die leipziger Meſſen gebracht. Sie werden vorzuͤglich von den Auslaͤn- dern, als Ungarn, Siebenbuͤrgern, Polen, Ruſſen ꝛc. ſtark gekauft; wie denn auch die nach barbariſchen Or- ten reiſenden Abgeſandten oder Kauf- leute verſchiedene mit ſich zu fuͤhren pflegen, um ſich unter Weges dieſes oder jenes barbariſchen Amtmanns oder Statthalters Gunſt, eine deſto ſichere Reiſe zu haben, damit zu er- werben. Mit den Sack- und Ta- ſchenuhren, deren Gebrauch heuti- ges Tages faſt allgemein geworden, wird itziger Zeit ein ſehr ſtarker Handel getrieben. Man macht ſol- che in ganz Europa hin und wieder, alſo, daß nicht leichtlich eine be- ruͤhmte Stadt iſt, in welcher ſich nicht verſchiedene Uhrmacher befin- den ſollten, und unter welchen im- mer ein Meiſter ſeiner guten Arbeit wegen beruͤhmter iſt, als der an- dere. Vor einiger Zeit ward die lioniſche Arbeit von kleinen Uhren an meiſten geachtet, welcher nach- mals die Genfer gefolget iſt; nun- mehro

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [221]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/227>, abgerufen am 28.04.2024.