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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Uhr
mehro aber werden die englischen
vor andern hochgeachtet, siehe Eng-
lische Uhren.
Sonst sind ferner
vor andern auch die französischen,
absonderlich die pariser Uhren, und
in Deutschland die augspurger,
nürnberger, und ulmer Uhren be-
rühmt: wiewol in Hamburg, Ber-
lin, Breßlau, Dresden, Leipzig,
und dergleichen Städten eben so
gute und schöne Uhren gemacht wer-
den, als in London, die zuweilen
sogar die englischen an Güte über-
treffen. Die Genfer Uhren findet
man daher so häufig, weil die Uh-
ren, so in großer Menge zu Genf
von den daselbst befindlichen vielen
Uhrmachern (deren Anzahl sich nur
allein an Meistern auf ohngefähr
600 beläuft) verfertiget werden,
von den Kaufleuten wohlfeil ein-
gehandelt, und daher auch für ei-
nen billigen Preiß wieder verlassen
werden können. Die goldenen
Uhren,
sonderlich diejenigen, die
mit Edelgesteinen besetzt sind, sind
die kostbarsten, und insgemein mit
einem Schlag- und Repetirwerke
versehen; die silbernen Taschenuh-
ren aber sind die gangbarsten.
Uebrigens ist der Handel mit Uh-
ren eine gefährliche Sache, indem
absonderlich an den Sack- oder Ta-
schenuhren leichtlich etwas wandel-
bar werden kann. Endlich ist noch
zu merken, daß auch viele mit de-
nen (b) zu einer Uhr absonderlich
gehörigen Stücken
allein handeln,
als mit Zifferblättern, Federn,
Ketten, Uhrgehäusen, Futteralen,
und dergleichen, daß ein Uhrmacher
solche nur in Vorrath kaufen, und
eine Uhr nach seiner Kunst daraus
zusammen setzen darf. Wer eine
kostbare Uhr kaufen will, muß sie
eine geraume Zeit zur (g) Probe
nehmen. Dabey nimmt man etli-
che Tage wahr, ob eine Stunde
und eine Mimute so lang ist als die
andere, oder ob nicht etwann, was
[Spaltenumbruch]
Ueberschlag
an einer Stunde fehlet, an der an-
dern wieder heraus komme, welches
ein großer Fehler ist. Zuweilen
sind die Stunden im Anfange, wenn
die Uhr aufgezogen worden, kürzer,
als wenn sie bald abgelaufen.
Desgleichen Versuche man die Uhr,
ob sie liegend oder hangend anders
gehe, als wenn sie auf der andern
Seite läge oder hänge, oder als
sie zuvor gegangen. Endlich bey
diesen allen, ob im Gehen oder im
Reuten ein Unterscheid sey. Um
nun solches insgesamt ausfündig zu
machen, muß man etliche accurate
Taschen- und Sanduhren dagegen
stellen, weil die öffentlichen Uhren
auf den Thürmen dem Wind und
Wetter unterworfen, und sehr ver-
änderlich sind. Es ist aber nicht
genug, daß man im Einkaufe eine
Uhr probiret, ob sie 2, 3 oder mehr
Tage richtig gehe; sondern man
muß nebst dem Orte, wo sie gemacht
worden, und dem Meister, welcher
sie verfertiget hat, und welches bey-
des allemal auf der Uhr angezeiget
und gestochen steht, vornehmlich
auf das Gefieder sehen, ob solches
stark oder schwach sey, wozu ein
guter Verstand gehöret.

Ueberschlag, lat. Calculus, franz.
Calcul, heißt die Berechnung durch
Addiren, Subtrahiren, Multipli-
ciren, oder Dividiren, die man ma-
chet, um zu erfahren, wie hoch eine
Sache, Waare etc. entweder zu ste-
hen kömmt; oder wie hoch, lang,
breit, dick, groß, klein, schwer etc.
sie sey; ingleichen was man daran
theils schon gewonnen oder, verlo-
ren hat, oder noch künftig gewin-
nen oder verlieren kann; was für
Kosten dazu erfordert werden; und
was dergleichen mehr ist. Hierzu wird
nun erfordert, daß man 1) das, was
man überschlagen will, gehörig zer-
gliedere; 2) den Werth und das
Maaß der Dinge richtig zu bestimmen
wisse; 3) alle zergliederte Artikel der

Rech-

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Uhr
mehro aber werden die engliſchen
vor andern hochgeachtet, ſiehe Eng-
liſche Uhren.
Sonſt ſind ferner
vor andern auch die franzoͤſiſchen,
abſonderlich die pariſer Uhren, und
in Deutſchland die augſpurger,
nuͤrnberger, und ulmer Uhren be-
ruͤhmt: wiewol in Hamburg, Ber-
lin, Breßlau, Dresden, Leipzig,
und dergleichen Staͤdten eben ſo
gute und ſchoͤne Uhren gemacht wer-
den, als in London, die zuweilen
ſogar die engliſchen an Guͤte uͤber-
treffen. Die Genfer Uhren findet
man daher ſo haͤufig, weil die Uh-
ren, ſo in großer Menge zu Genf
von den daſelbſt befindlichen vielen
Uhrmachern (deren Anzahl ſich nur
allein an Meiſtern auf ohngefaͤhr
600 belaͤuft) verfertiget werden,
von den Kaufleuten wohlfeil ein-
gehandelt, und daher auch fuͤr ei-
nen billigen Preiß wieder verlaſſen
werden koͤnnen. Die goldenen
Uhren,
ſonderlich diejenigen, die
mit Edelgeſteinen beſetzt ſind, ſind
die koſtbarſten, und insgemein mit
einem Schlag- und Repetirwerke
verſehen; die ſilbernen Taſchenuh-
ren aber ſind die gangbarſten.
Uebrigens iſt der Handel mit Uh-
ren eine gefaͤhrliche Sache, indem
abſonderlich an den Sack- oder Ta-
ſchenuhren leichtlich etwas wandel-
bar werden kann. Endlich iſt noch
zu merken, daß auch viele mit de-
nen (b) zu einer Uhr abſonderlich
gehoͤrigen Stuͤcken
allein handeln,
als mit Zifferblaͤttern, Federn,
Ketten, Uhrgehaͤuſen, Futteralen,
und dergleichen, daß ein Uhrmacher
ſolche nur in Vorrath kaufen, und
eine Uhr nach ſeiner Kunſt daraus
zuſammen ſetzen darf. Wer eine
koſtbare Uhr kaufen will, muß ſie
eine geraume Zeit zur (g) Probe
nehmen. Dabey nimmt man etli-
che Tage wahr, ob eine Stunde
und eine Mimute ſo lang iſt als die
andere, oder ob nicht etwann, was
[Spaltenumbruch]
Ueberſchlag
an einer Stunde fehlet, an der an-
dern wieder heraus komme, welches
ein großer Fehler iſt. Zuweilen
ſind die Stunden im Anfange, wenn
die Uhr aufgezogen worden, kuͤrzer,
als wenn ſie bald abgelaufen.
Desgleichen Verſuche man die Uhr,
ob ſie liegend oder hangend anders
gehe, als wenn ſie auf der andern
Seite laͤge oder haͤnge, oder als
ſie zuvor gegangen. Endlich bey
dieſen allen, ob im Gehen oder im
Reuten ein Unterſcheid ſey. Um
nun ſolches insgeſamt ausfuͤndig zu
machen, muß man etliche accurate
Taſchen- und Sanduhren dagegen
ſtellen, weil die oͤffentlichen Uhren
auf den Thuͤrmen dem Wind und
Wetter unterworfen, und ſehr ver-
aͤnderlich ſind. Es iſt aber nicht
genug, daß man im Einkaufe eine
Uhr probiret, ob ſie 2, 3 oder mehr
Tage richtig gehe; ſondern man
muß nebſt dem Orte, wo ſie gemacht
worden, und dem Meiſter, welcher
ſie verfertiget hat, und welches bey-
des allemal auf der Uhr angezeiget
und geſtochen ſteht, vornehmlich
auf das Gefieder ſehen, ob ſolches
ſtark oder ſchwach ſey, wozu ein
guter Verſtand gehoͤret.

Ueberſchlag, lat. Calculus, franz.
Calcul, heißt die Berechnung durch
Addiren, Subtrahiren, Multipli-
ciren, oder Dividiren, die man ma-
chet, um zu erfahren, wie hoch eine
Sache, Waare ꝛc. entweder zu ſte-
hen koͤmmt; oder wie hoch, lang,
breit, dick, groß, klein, ſchwer ꝛc.
ſie ſey; ingleichen was man daran
theils ſchon gewonnen oder, verlo-
ren hat, oder noch kuͤnftig gewin-
nen oder verlieren kann; was fuͤr
Koſten dazu erfordert werden; und
was dergleichen mehr iſt. Hierzu wird
nun erfordert, daß man 1) das, was
man uͤberſchlagen will, gehoͤrig zer-
gliedere; 2) den Werth und das
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wiſſe; 3) alle zergliederte Artikel der

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[[222]/0228] Uhr Ueberſchlag mehro aber werden die engliſchen vor andern hochgeachtet, ſiehe Eng- liſche Uhren. Sonſt ſind ferner vor andern auch die franzoͤſiſchen, abſonderlich die pariſer Uhren, und in Deutſchland die augſpurger, nuͤrnberger, und ulmer Uhren be- ruͤhmt: wiewol in Hamburg, Ber- lin, Breßlau, Dresden, Leipzig, und dergleichen Staͤdten eben ſo gute und ſchoͤne Uhren gemacht wer- den, als in London, die zuweilen ſogar die engliſchen an Guͤte uͤber- treffen. Die Genfer Uhren findet man daher ſo haͤufig, weil die Uh- ren, ſo in großer Menge zu Genf von den daſelbſt befindlichen vielen Uhrmachern (deren Anzahl ſich nur allein an Meiſtern auf ohngefaͤhr 600 belaͤuft) verfertiget werden, von den Kaufleuten wohlfeil ein- gehandelt, und daher auch fuͤr ei- nen billigen Preiß wieder verlaſſen werden koͤnnen. Die goldenen Uhren, ſonderlich diejenigen, die mit Edelgeſteinen beſetzt ſind, ſind die koſtbarſten, und insgemein mit einem Schlag- und Repetirwerke verſehen; die ſilbernen Taſchenuh- ren aber ſind die gangbarſten. Uebrigens iſt der Handel mit Uh- ren eine gefaͤhrliche Sache, indem abſonderlich an den Sack- oder Ta- ſchenuhren leichtlich etwas wandel- bar werden kann. Endlich iſt noch zu merken, daß auch viele mit de- nen (b) zu einer Uhr abſonderlich gehoͤrigen Stuͤcken allein handeln, als mit Zifferblaͤttern, Federn, Ketten, Uhrgehaͤuſen, Futteralen, und dergleichen, daß ein Uhrmacher ſolche nur in Vorrath kaufen, und eine Uhr nach ſeiner Kunſt daraus zuſammen ſetzen darf. Wer eine koſtbare Uhr kaufen will, muß ſie eine geraume Zeit zur (g) Probe nehmen. Dabey nimmt man etli- che Tage wahr, ob eine Stunde und eine Mimute ſo lang iſt als die andere, oder ob nicht etwann, was an einer Stunde fehlet, an der an- dern wieder heraus komme, welches ein großer Fehler iſt. Zuweilen ſind die Stunden im Anfange, wenn die Uhr aufgezogen worden, kuͤrzer, als wenn ſie bald abgelaufen. Desgleichen Verſuche man die Uhr, ob ſie liegend oder hangend anders gehe, als wenn ſie auf der andern Seite laͤge oder haͤnge, oder als ſie zuvor gegangen. Endlich bey dieſen allen, ob im Gehen oder im Reuten ein Unterſcheid ſey. Um nun ſolches insgeſamt ausfuͤndig zu machen, muß man etliche accurate Taſchen- und Sanduhren dagegen ſtellen, weil die oͤffentlichen Uhren auf den Thuͤrmen dem Wind und Wetter unterworfen, und ſehr ver- aͤnderlich ſind. Es iſt aber nicht genug, daß man im Einkaufe eine Uhr probiret, ob ſie 2, 3 oder mehr Tage richtig gehe; ſondern man muß nebſt dem Orte, wo ſie gemacht worden, und dem Meiſter, welcher ſie verfertiget hat, und welches bey- des allemal auf der Uhr angezeiget und geſtochen ſteht, vornehmlich auf das Gefieder ſehen, ob ſolches ſtark oder ſchwach ſey, wozu ein guter Verſtand gehoͤret. Ueberſchlag, lat. Calculus, franz. Calcul, heißt die Berechnung durch Addiren, Subtrahiren, Multipli- ciren, oder Dividiren, die man ma- chet, um zu erfahren, wie hoch eine Sache, Waare ꝛc. entweder zu ſte- hen koͤmmt; oder wie hoch, lang, breit, dick, groß, klein, ſchwer ꝛc. ſie ſey; ingleichen was man daran theils ſchon gewonnen oder, verlo- ren hat, oder noch kuͤnftig gewin- nen oder verlieren kann; was fuͤr Koſten dazu erfordert werden; und was dergleichen mehr iſt. Hierzu wird nun erfordert, daß man 1) das, was man uͤberſchlagen will, gehoͤrig zer- gliedere; 2) den Werth und das Maaß der Dinge richtig zu beſtimmen wiſſe; 3) alle zergliederte Artikel der Rech-

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [222]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/228>, abgerufen am 27.04.2024.