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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Verkauf
hat. Wegen des (VI) Orts zum
Verkaufe ist zu merken, daß der
Kaufmann seine Waaren entweder
an Ort und Stelle seines Aufent-
halts verkaufe; oder nach fremden
Orten versende, um sie daselbst ab-
zusetzen. Jn dem erstern Falle hat
er seine Waaren feil, wenn es ein
Großirer ist, in einem offenen oder
beschlossenen Gewölbe; und, wenn
es ein Krahmer ist, in einer Krahm-
bude, oder Laden: Jn dem letztern
Falle ist der Ort seines Verkaufes
ein auf Messen, nur die Meß- und
Marktzeit über gemiethetes Gewöl-
be, oder Laden; zuweilen auch der
offene Marktplatz und Seehafen,
da von Wagens oder Schiffen die
Waaren ab- oder ausgeladen, den
Käufern gezeiget, und folglich ver-
kaufet werden. An etlichen Orten
dürfen Fremde mit Fremden nicht
handeln, sondern müssen ihre Waa-
ren an die Bürger verkaufen, und
des Orts Stapelgerechtigkeit, oder
andere Handelsstatuten beobachten,
siehe Gast, ingleichen Stapelrecht.
Die (VII) Maaßregeln, welche
ein Kaufmann bey dem Verkaufe
seiner Waaren zu nehmen hat,
sind
gar mancherley: und zwar so hat
ein Kaufmann 1) in Ansehung der
Waare selbsten (a) wohl zu über-
legen, ob dieselbe gangbar, oder
nicht jedermanns Kauf; nach der
Mode, oder aus der Mode; frisch,
oder alt und verlegen; allezeit frisch
wieder zu bekommen, oder große
Unkoften darauf zu machen, See-
gefahr, oder anderes Risico dabey
zu besorgen, oder überhaupt rar;
sich lange halte, oder bald verderb-
lich; untadelhaft, oder mangelhaft,
ja etwann gar ein böser Rest sey;
ob dergleichen Waare auch bey an-
dern zu finden sey, oder ob er sel-
bige mehrentheils nur allein besitze;
u. s. w. Bey gangbaren, nach der
Mode seyenden, frischen, raren,
oder mit großen Kosten und Gefahr
[Spaltenumbruch]
Verkauf
wieder anzuschaffenden, lang hal-
tenden, untadelhaften, nicht allent-
halben anzutreffenden etc. Waaren
muß der Kaufmann, so viel mög-
lich, zu gewinnen trachten: Bey
Waaren aber, die nicht jedermanns
Kauf, altväterisch, verlegen, leicht
wieder zu bekommen, bald verderb-
lich, mangelhaft, allenthalben an-
zutreffen etc. darf er sich nicht lange
besinnen, wenn sich zu einer solchen
Waare ein Käufer findet, sondern
muß sie, in welchem Preiße es wol-
le, losschlagen, weil insonderheit
eine altväterische, verlegene und
mangelhafte Waare sonst noch lan-
ge ein todtes Capital bleiben wür-
de, und er dagegen mit dem Gelde
dafür, wieder an der neuen Waa-
re gewinnen kann. (b) Manchmal
ist es nützlich, rohe Waaren, die
man führet, alsdann selbst verar-
beiten zu lassen, wenn etwann selbi-
ge in schlechtem Preiße seyn sollten;
in den daraus verfertigten Manufa-
cturen aber höher ausgebracht wer-
den können. Ueberhanpt muß (c)
ein Kaufmann bey dem Verkaufe in
Ansehung der Waaren noch dieses
beobachten, daß er die schlechtesten
den Käufern am ersten zeige, um
dadurch deren Meynung und Ab-
sicht, die sie bey dem Einkaufe ha-
ben möchten, und wie hoch sie et-
wann im Preiße zu gehen gedächten,
so viel besser zu erfahren. Ferner
hat ein Kaufmann 2) auf die Con-
ditionen des Käufers
zu sehen, ob
dieser die Waare für baares Geld,
oder auf Borg kaufen will. Wei-
ter hat ein Kaufmann 3) in Anse-
hung der Zeit folgendes zu merken:
a) Werden Waaren zu Ehren, oder
Freudentagen und zu Begräbnissen
verlanget: so hat er, weil man bey
solchen Gelegenheiten gemeiniglich
viele Waaren begehret, sich beson-
ders klüglich aufzuführen, nämlich
erstlich muß er, wenn die kaufen-
den Personen in Erwählung des

Zeuges
V. Theil. O

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Verkauf
hat. Wegen des (VI) Orts zum
Verkaufe iſt zu merken, daß der
Kaufmann ſeine Waaren entweder
an Ort und Stelle ſeines Aufent-
halts verkaufe; oder nach fremden
Orten verſende, um ſie daſelbſt ab-
zuſetzen. Jn dem erſtern Falle hat
er ſeine Waaren feil, wenn es ein
Großirer iſt, in einem offenen oder
beſchloſſenen Gewoͤlbe; und, wenn
es ein Krahmer iſt, in einer Krahm-
bude, oder Laden: Jn dem letztern
Falle iſt der Ort ſeines Verkaufes
ein auf Meſſen, nur die Meß- und
Marktzeit uͤber gemiethetes Gewoͤl-
be, oder Laden; zuweilen auch der
offene Marktplatz und Seehafen,
da von Wagens oder Schiffen die
Waaren ab- oder ausgeladen, den
Kaͤufern gezeiget, und folglich ver-
kaufet werden. An etlichen Orten
duͤrfen Fremde mit Fremden nicht
handeln, ſondern muͤſſen ihre Waa-
ren an die Buͤrger verkaufen, und
des Orts Stapelgerechtigkeit, oder
andere Handelsſtatuten beobachten,
ſiehe Gaſt, ingleichen Stapelrecht.
Die (VII) Maaßregeln, welche
ein Kaufmann bey dem Verkaufe
ſeiner Waaren zu nehmen hat,
ſind
gar mancherley: und zwar ſo hat
ein Kaufmann 1) in Anſehung der
Waare ſelbſten (a) wohl zu uͤber-
legen, ob dieſelbe gangbar, oder
nicht jedermanns Kauf; nach der
Mode, oder aus der Mode; friſch,
oder alt und verlegen; allezeit friſch
wieder zu bekommen, oder große
Unkoften darauf zu machen, See-
gefahr, oder anderes Riſico dabey
zu beſorgen, oder uͤberhaupt rar;
ſich lange halte, oder bald verderb-
lich; untadelhaft, oder mangelhaft,
ja etwann gar ein boͤſer Reſt ſey;
ob dergleichen Waare auch bey an-
dern zu finden ſey, oder ob er ſel-
bige mehrentheils nur allein beſitze;
u. ſ. w. Bey gangbaren, nach der
Mode ſeyenden, friſchen, raren,
oder mit großen Koſten und Gefahr
[Spaltenumbruch]
Verkauf
wieder anzuſchaffenden, lang hal-
tenden, untadelhaften, nicht allent-
halben anzutreffenden ꝛc. Waaren
muß der Kaufmann, ſo viel moͤg-
lich, zu gewinnen trachten: Bey
Waaren aber, die nicht jedermanns
Kauf, altvaͤteriſch, verlegen, leicht
wieder zu bekommen, bald verderb-
lich, mangelhaft, allenthalben an-
zutreffen ꝛc. darf er ſich nicht lange
beſinnen, wenn ſich zu einer ſolchen
Waare ein Kaͤufer findet, ſondern
muß ſie, in welchem Preiße es wol-
le, losſchlagen, weil inſonderheit
eine altvaͤteriſche, verlegene und
mangelhafte Waare ſonſt noch lan-
ge ein todtes Capital bleiben wuͤr-
de, und er dagegen mit dem Gelde
dafuͤr, wieder an der neuen Waa-
re gewinnen kann. (b) Manchmal
iſt es nuͤtzlich, rohe Waaren, die
man fuͤhret, alsdann ſelbſt verar-
beiten zu laſſen, wenn etwann ſelbi-
ge in ſchlechtem Preiße ſeyn ſollten;
in den daraus verfertigten Manufa-
cturen aber hoͤher ausgebracht wer-
den koͤnnen. Ueberhanpt muß (c)
ein Kaufmann bey dem Verkaufe in
Anſehung der Waaren noch dieſes
beobachten, daß er die ſchlechteſten
den Kaͤufern am erſten zeige, um
dadurch deren Meynung und Ab-
ſicht, die ſie bey dem Einkaufe ha-
ben moͤchten, und wie hoch ſie et-
wann im Preiße zu gehen gedaͤchten,
ſo viel beſſer zu erfahren. Ferner
hat ein Kaufmann 2) auf die Con-
ditionen des Kaͤufers
zu ſehen, ob
dieſer die Waare fuͤr baares Geld,
oder auf Borg kaufen will. Wei-
ter hat ein Kaufmann 3) in Anſe-
hung der Zeit folgendes zu merken:
a) Werden Waaren zu Ehren, oder
Freudentagen und zu Begraͤbniſſen
verlanget: ſo hat er, weil man bey
ſolchen Gelegenheiten gemeiniglich
viele Waaren begehret, ſich beſon-
ders kluͤglich aufzufuͤhren, naͤmlich
erſtlich muß er, wenn die kaufen-
den Perſonen in Erwaͤhlung des

Zeuges
V. Theil. O
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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [209]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/215>, abgerufen am 21.11.2024.