Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]

Verkauf
ist so viel, als für sich selbst ver-
kaufen; in Commißion verkaufen,
franz. Vendre par Commission, aber
ist so viel, als für die Rechnung ei-
nes andern, gegen eine gewisse Be-
lohnung, oder Provision, die man
die Commißionsgebühr nennet, ver-
kaufen. c) Bey dem Becken ver-
kaufen,
franz. Vendre au Bassin,
nennet man zu Amsterdam den öf-
fentlichen Verkauf der Waaren, weil
derjenige, der solche Waaren aus-
rufet, ein kupfernes oder meßinge-
nes Becken vor sich hat, auf wel-
ches er mit einem Stabe schlägt,
wenn er die Gabelungen den Meist-
bietenden zuschlägt, siehe Auction.
Die (IV) Conditionen, so etwann
bey dem Verkaufe der Waaren
vorzufallen pflegen,
sind entweder
(1) daß für die Waaren baar Geld
gegeben wird; oder (2) daß sie auf
Zeit,
das ist auf Borg, ausgenom-
men werden; oder (3) daß theils
Waaren, theils Geld dagegen zu
geben, gehandelt wird. Die (V)
Zeit des Verkaufs geht bey Kauf-
leuten gleich nach vollbrachtem Ein-
kaufe an, als welcher bey ihnen,
um wieder zu verkaufen; bey Per-
sonen von anderm Stande aber der
Consumtion, ihrer Bedürfniß, und
ihres Gebrauchs halber geschieht.
Jedoch läßt auch ein Kaufmann viel-
fältig seine Waaren bis auf eine sol-
che Zeit liegen, da sie des Miswach-
ses, Krieges, Brand- und Wasser-
schadens, oder vieler anderer Ursa-
chen halber gesucht wird, mithin
im Preiße zu steigen, oder angeneh-
mer zu werden beginnt, als sie vor
einem Jahre, oder etlichen Monaten,
nicht gewesen. Derjenige Kauf-
mann nun, der solches klüglich vor-
hersehen, und die dazu vermittelst
guter Wissenschaften leicht zu er-
gründende Merkmaale wohl practisi-
ren kann, gewinnt oft sehr viel;
und ist vermögend, sein Glück durch
etliche dergleichen wohlgenommene
[Spaltenumbruch]
Verkauf
Maaßregeln zu machen, welches
sonderlich den Kornhändlern wohl
bekannt ist, da oft die Last in ei-
nem Jahre von 20 bis 100 Reichs-
thaler gestiegen ist, und also derje-
nige, der einen guten Vorrath da-
von gehabt hat, ein großes Capi-
tal daran hat verdienen können;
dergleichen auch oft in dem spani-
schen und französischen Salzhandel,
in Wein und Branntwein, Thran,
Leinsaat, und andern der See- und
Kriegsgefahr unterworfenen Waaren
zu geschehen pflegt: wobey nur die-
ses noch anzumerken ist, daß, wenn
die Einwilligung und das Steigen
des Preißes, die solchergestalt von
den Umständen der Zeit herrühret,
einem Kaufmanne in die Hände
läuft, ihm solches nicht zu misgönnen,
sondern für ein Glück, oder Beloh-
nung seiner Vorsichtigkeit auszule-
gen ist. Jm Falle aber ein wuche-
risches Monopolium darunter steckt:
so hat ein solcher Wucherer sich
zwar eines gegenwärtigen Gewinnes,
aber auch eines demselben künftig an-
klebenden Fluches gewiß zu versichern.
Jndessen ist wohl zu merken, daß
man auf solche, etwann aus fal-
schen Grundsätzen anscheinende Er-
höhung des Preißes nicht allezeit zu
bauen hat; sondern ens thut viel-
mehr ein Kaufmann wohl und siche-
rer, wenn er sich mit einem kleinen,
oder mittelmäßigen Profite auf der
zu verkaufenden Waare begnüget,
als daß er auf verhoffte Theurung
sie lange fruchtlos liegen läßt, in-
dem das darinne steckende Capital
allezeit durch die Jnteressen vergrös-
sert, die innerliche Qualität der
Waaren aber durch die Zeit und
den Ort verringert, oder gar ver-
dorben wird, so, daß zuletzt anstatt
des vermeynten Profits die Waare
mit Schaden losgeschlagen werden
muß, weil man nicht zu rechter Zeit,
da ein raisonnables Geboth darauf
geschehen ist, Ja zu sagen gewußt

hat.

[Spaltenumbruch]

Verkauf
iſt ſo viel, als fuͤr ſich ſelbſt ver-
kaufen; in Commißion verkaufen,
franz. Vendre par Commiſſion, aber
iſt ſo viel, als fuͤr die Rechnung ei-
nes andern, gegen eine gewiſſe Be-
lohnung, oder Proviſion, die man
die Commißionsgebuͤhr nennet, ver-
kaufen. c) Bey dem Becken ver-
kaufen,
franz. Vendre au Baſſin,
nennet man zu Amſterdam den oͤf-
fentlichen Verkauf der Waaren, weil
derjenige, der ſolche Waaren aus-
rufet, ein kupfernes oder meßinge-
nes Becken vor ſich hat, auf wel-
ches er mit einem Stabe ſchlaͤgt,
wenn er die Gabelungen den Meiſt-
bietenden zuſchlaͤgt, ſiehe Auction.
Die (IV) Conditionen, ſo etwann
bey dem Verkaufe der Waaren
vorzufallen pflegen,
ſind entweder
(1) daß fuͤr die Waaren baar Geld
gegeben wird; oder (2) daß ſie auf
Zeit,
das iſt auf Borg, ausgenom-
men werden; oder (3) daß theils
Waaren, theils Geld dagegen zu
geben, gehandelt wird. Die (V)
Zeit des Verkaufs geht bey Kauf-
leuten gleich nach vollbrachtem Ein-
kaufe an, als welcher bey ihnen,
um wieder zu verkaufen; bey Per-
ſonen von anderm Stande aber der
Conſumtion, ihrer Beduͤrfniß, und
ihres Gebrauchs halber geſchieht.
Jedoch laͤßt auch ein Kaufmann viel-
faͤltig ſeine Waaren bis auf eine ſol-
che Zeit liegen, da ſie des Miswach-
ſes, Krieges, Brand- und Waſſer-
ſchadens, oder vieler anderer Urſa-
chen halber geſucht wird, mithin
im Preiße zu ſteigen, oder angeneh-
mer zu werden beginnt, als ſie vor
einem Jahre, oder etlichen Monaten,
nicht geweſen. Derjenige Kauf-
mann nun, der ſolches kluͤglich vor-
herſehen, und die dazu vermittelſt
guter Wiſſenſchaften leicht zu er-
gruͤndende Merkmaale wohl practiſi-
ren kann, gewinnt oft ſehr viel;
und iſt vermoͤgend, ſein Gluͤck durch
etliche dergleichen wohlgenommene
[Spaltenumbruch]
Verkauf
Maaßregeln zu machen, welches
ſonderlich den Kornhaͤndlern wohl
bekannt iſt, da oft die Laſt in ei-
nem Jahre von 20 bis 100 Reichs-
thaler geſtiegen iſt, und alſo derje-
nige, der einen guten Vorrath da-
von gehabt hat, ein großes Capi-
tal daran hat verdienen koͤnnen;
dergleichen auch oft in dem ſpani-
ſchen und franzoͤſiſchen Salzhandel,
in Wein und Branntwein, Thran,
Leinſaat, und andern der See- und
Kriegsgefahr unterworfenen Waaren
zu geſchehen pflegt: wobey nur die-
ſes noch anzumerken iſt, daß, wenn
die Einwilligung und das Steigen
des Preißes, die ſolchergeſtalt von
den Umſtaͤnden der Zeit herruͤhret,
einem Kaufmanne in die Haͤnde
laͤuft, ihm ſolches nicht zu misgoͤnnen,
ſondern fuͤr ein Gluͤck, oder Beloh-
nung ſeiner Vorſichtigkeit auszule-
gen iſt. Jm Falle aber ein wuche-
riſches Monopolium darunter ſteckt:
ſo hat ein ſolcher Wucherer ſich
zwar eines gegenwaͤrtigen Gewinnes,
aber auch eines demſelben kuͤnftig an-
klebenden Fluches gewiß zu veꝛſichern.
Jndeſſen iſt wohl zu merken, daß
man auf ſolche, etwann aus fal-
ſchen Grundſaͤtzen anſcheinende Er-
hoͤhung des Preißes nicht allezeit zu
bauen hat; ſondern ēs thut viel-
mehr ein Kaufmann wohl und ſiche-
rer, wenn er ſich mit einem kleinen,
oder mittelmaͤßigen Profite auf der
zu verkaufenden Waare begnuͤget,
als daß er auf verhoffte Theurung
ſie lange fruchtlos liegen laͤßt, in-
dem das darinne ſteckende Capital
allezeit durch die Jntereſſen vergroͤſ-
ſert, die innerliche Qualitaͤt der
Waaren aber durch die Zeit und
den Ort verringert, oder gar ver-
dorben wird, ſo, daß zuletzt anſtatt
des vermeynten Profits die Waare
mit Schaden losgeſchlagen werden
muß, weil man nicht zu rechter Zeit,
da ein raiſonnables Geboth darauf
geſchehen iſt, Ja zu ſagen gewußt

hat.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0214" n="[208]"/><cb n="415"/><fw place="top" type="header">Verkauf</fw><lb/>
i&#x017F;t &#x017F;o viel, als fu&#x0364;r &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t ver-<lb/>
kaufen; <hi rendition="#fr">in Commißion verkaufen,</hi><lb/>
franz. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Vendre par Commi&#x017F;&#x017F;ion</hi>,</hi> aber<lb/>
i&#x017F;t &#x017F;o viel, als fu&#x0364;r die Rechnung ei-<lb/>
nes andern, gegen eine gewi&#x017F;&#x017F;e Be-<lb/>
lohnung, oder Provi&#x017F;ion, die man<lb/>
die Commißionsgebu&#x0364;hr nennet, ver-<lb/>
kaufen. <hi rendition="#aq">c</hi>) <hi rendition="#fr">Bey dem Becken ver-<lb/>
kaufen,</hi> franz. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Vendre au Ba&#x017F;&#x017F;in</hi>,</hi><lb/>
nennet man zu Am&#x017F;terdam den o&#x0364;f-<lb/>
fentlichen Verkauf der Waaren, weil<lb/>
derjenige, der &#x017F;olche Waaren aus-<lb/>
rufet, ein kupfernes oder meßinge-<lb/>
nes Becken vor &#x017F;ich hat, auf wel-<lb/>
ches er mit einem Stabe &#x017F;chla&#x0364;gt,<lb/>
wenn er die Gabelungen den Mei&#x017F;t-<lb/>
bietenden zu&#x017F;chla&#x0364;gt, &#x017F;iehe <hi rendition="#fr">Auction.</hi><lb/>
Die (<hi rendition="#aq">IV</hi>) <hi rendition="#fr">Conditionen, &#x017F;o etwann<lb/>
bey dem Verkaufe der Waaren<lb/>
vorzufallen pflegen,</hi> &#x017F;ind entweder<lb/>
(1) daß fu&#x0364;r die Waaren <hi rendition="#fr">baar Geld</hi><lb/>
gegeben wird; oder (2) daß &#x017F;ie <hi rendition="#fr">auf<lb/>
Zeit,</hi> das i&#x017F;t <hi rendition="#fr">auf Borg,</hi> ausgenom-<lb/>
men werden; oder (3) daß theils<lb/>
Waaren, theils Geld dagegen zu<lb/>
geben, gehandelt wird. Die (<hi rendition="#aq">V</hi>)<lb/><hi rendition="#fr">Zeit des Verkaufs</hi> geht bey Kauf-<lb/>
leuten gleich nach vollbrachtem Ein-<lb/>
kaufe an, als welcher bey ihnen,<lb/>
um wieder zu verkaufen; bey Per-<lb/>
&#x017F;onen von anderm Stande aber der<lb/>
Con&#x017F;umtion, ihrer Bedu&#x0364;rfniß, und<lb/>
ihres Gebrauchs halber ge&#x017F;chieht.<lb/>
Jedoch la&#x0364;ßt auch ein Kaufmann viel-<lb/>
fa&#x0364;ltig &#x017F;eine Waaren bis auf eine &#x017F;ol-<lb/>
che Zeit liegen, da &#x017F;ie des Miswach-<lb/>
&#x017F;es, Krieges, Brand- und Wa&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
&#x017F;chadens, oder vieler anderer Ur&#x017F;a-<lb/>
chen halber ge&#x017F;ucht wird, mithin<lb/>
im Preiße zu &#x017F;teigen, oder angeneh-<lb/>
mer zu werden beginnt, als &#x017F;ie vor<lb/>
einem Jahre, oder etlichen Monaten,<lb/>
nicht gewe&#x017F;en. Derjenige Kauf-<lb/>
mann nun, der &#x017F;olches klu&#x0364;glich vor-<lb/>
her&#x017F;ehen, und die dazu vermittel&#x017F;t<lb/>
guter Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften leicht zu er-<lb/>
gru&#x0364;ndende Merkmaale wohl practi&#x017F;i-<lb/>
ren kann, gewinnt oft &#x017F;ehr viel;<lb/>
und i&#x017F;t vermo&#x0364;gend, &#x017F;ein Glu&#x0364;ck durch<lb/>
etliche dergleichen wohlgenommene<lb/><cb n="416"/>
<fw place="top" type="header">Verkauf</fw><lb/>
Maaßregeln zu machen, welches<lb/>
&#x017F;onderlich den Kornha&#x0364;ndlern wohl<lb/>
bekannt i&#x017F;t, da oft die La&#x017F;t in ei-<lb/>
nem Jahre von 20 bis 100 Reichs-<lb/>
thaler ge&#x017F;tiegen i&#x017F;t, und al&#x017F;o derje-<lb/>
nige, der einen guten Vorrath da-<lb/>
von gehabt hat, ein großes Capi-<lb/>
tal daran hat verdienen ko&#x0364;nnen;<lb/>
dergleichen auch oft in dem &#x017F;pani-<lb/>
&#x017F;chen und franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Salzhandel,<lb/>
in Wein und Branntwein, Thran,<lb/>
Lein&#x017F;aat, und andern der See- und<lb/>
Kriegsgefahr unterworfenen Waaren<lb/>
zu ge&#x017F;chehen pflegt: wobey nur die-<lb/>
&#x017F;es noch anzumerken i&#x017F;t, daß, wenn<lb/>
die Einwilligung und das Steigen<lb/>
des Preißes, die &#x017F;olcherge&#x017F;talt von<lb/>
den Um&#x017F;ta&#x0364;nden der Zeit herru&#x0364;hret,<lb/>
einem Kaufmanne in die Ha&#x0364;nde<lb/>
la&#x0364;uft, ihm &#x017F;olches nicht zu misgo&#x0364;nnen,<lb/>
&#x017F;ondern fu&#x0364;r ein Glu&#x0364;ck, oder Beloh-<lb/>
nung &#x017F;einer Vor&#x017F;ichtigkeit auszule-<lb/>
gen i&#x017F;t. Jm Falle aber ein wuche-<lb/>
ri&#x017F;ches Monopolium darunter &#x017F;teckt:<lb/>
&#x017F;o hat ein &#x017F;olcher Wucherer &#x017F;ich<lb/>
zwar eines gegenwa&#x0364;rtigen Gewinnes,<lb/>
aber auch eines dem&#x017F;elben ku&#x0364;nftig an-<lb/>
klebenden Fluches gewiß zu ve&#xA75B;&#x017F;ichern.<lb/>
Jnde&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t wohl zu merken, daß<lb/>
man auf &#x017F;olche, etwann aus fal-<lb/>
&#x017F;chen Grund&#x017F;a&#x0364;tzen an&#x017F;cheinende Er-<lb/>
ho&#x0364;hung des Preißes nicht allezeit zu<lb/>
bauen hat; &#x017F;ondern e&#x0304;s thut viel-<lb/>
mehr ein Kaufmann wohl und &#x017F;iche-<lb/>
rer, wenn er &#x017F;ich mit einem kleinen,<lb/>
oder mittelma&#x0364;ßigen Profite auf der<lb/>
zu verkaufenden Waare begnu&#x0364;get,<lb/>
als daß er auf verhoffte Theurung<lb/>
&#x017F;ie lange fruchtlos liegen la&#x0364;ßt, in-<lb/>
dem das darinne &#x017F;teckende Capital<lb/>
allezeit durch die Jntere&#x017F;&#x017F;en vergro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ert, die innerliche Qualita&#x0364;t der<lb/>
Waaren aber durch die Zeit und<lb/>
den Ort verringert, oder gar ver-<lb/>
dorben wird, &#x017F;o, daß zuletzt an&#x017F;tatt<lb/>
des vermeynten Profits die Waare<lb/>
mit Schaden losge&#x017F;chlagen werden<lb/>
muß, weil man nicht zu rechter Zeit,<lb/>
da ein rai&#x017F;onnables Geboth darauf<lb/>
ge&#x017F;chehen i&#x017F;t, Ja zu &#x017F;agen gewußt<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hat.</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[208]/0214] Verkauf Verkauf iſt ſo viel, als fuͤr ſich ſelbſt ver- kaufen; in Commißion verkaufen, franz. Vendre par Commiſſion, aber iſt ſo viel, als fuͤr die Rechnung ei- nes andern, gegen eine gewiſſe Be- lohnung, oder Proviſion, die man die Commißionsgebuͤhr nennet, ver- kaufen. c) Bey dem Becken ver- kaufen, franz. Vendre au Baſſin, nennet man zu Amſterdam den oͤf- fentlichen Verkauf der Waaren, weil derjenige, der ſolche Waaren aus- rufet, ein kupfernes oder meßinge- nes Becken vor ſich hat, auf wel- ches er mit einem Stabe ſchlaͤgt, wenn er die Gabelungen den Meiſt- bietenden zuſchlaͤgt, ſiehe Auction. Die (IV) Conditionen, ſo etwann bey dem Verkaufe der Waaren vorzufallen pflegen, ſind entweder (1) daß fuͤr die Waaren baar Geld gegeben wird; oder (2) daß ſie auf Zeit, das iſt auf Borg, ausgenom- men werden; oder (3) daß theils Waaren, theils Geld dagegen zu geben, gehandelt wird. Die (V) Zeit des Verkaufs geht bey Kauf- leuten gleich nach vollbrachtem Ein- kaufe an, als welcher bey ihnen, um wieder zu verkaufen; bey Per- ſonen von anderm Stande aber der Conſumtion, ihrer Beduͤrfniß, und ihres Gebrauchs halber geſchieht. Jedoch laͤßt auch ein Kaufmann viel- faͤltig ſeine Waaren bis auf eine ſol- che Zeit liegen, da ſie des Miswach- ſes, Krieges, Brand- und Waſſer- ſchadens, oder vieler anderer Urſa- chen halber geſucht wird, mithin im Preiße zu ſteigen, oder angeneh- mer zu werden beginnt, als ſie vor einem Jahre, oder etlichen Monaten, nicht geweſen. Derjenige Kauf- mann nun, der ſolches kluͤglich vor- herſehen, und die dazu vermittelſt guter Wiſſenſchaften leicht zu er- gruͤndende Merkmaale wohl practiſi- ren kann, gewinnt oft ſehr viel; und iſt vermoͤgend, ſein Gluͤck durch etliche dergleichen wohlgenommene Maaßregeln zu machen, welches ſonderlich den Kornhaͤndlern wohl bekannt iſt, da oft die Laſt in ei- nem Jahre von 20 bis 100 Reichs- thaler geſtiegen iſt, und alſo derje- nige, der einen guten Vorrath da- von gehabt hat, ein großes Capi- tal daran hat verdienen koͤnnen; dergleichen auch oft in dem ſpani- ſchen und franzoͤſiſchen Salzhandel, in Wein und Branntwein, Thran, Leinſaat, und andern der See- und Kriegsgefahr unterworfenen Waaren zu geſchehen pflegt: wobey nur die- ſes noch anzumerken iſt, daß, wenn die Einwilligung und das Steigen des Preißes, die ſolchergeſtalt von den Umſtaͤnden der Zeit herruͤhret, einem Kaufmanne in die Haͤnde laͤuft, ihm ſolches nicht zu misgoͤnnen, ſondern fuͤr ein Gluͤck, oder Beloh- nung ſeiner Vorſichtigkeit auszule- gen iſt. Jm Falle aber ein wuche- riſches Monopolium darunter ſteckt: ſo hat ein ſolcher Wucherer ſich zwar eines gegenwaͤrtigen Gewinnes, aber auch eines demſelben kuͤnftig an- klebenden Fluches gewiß zu veꝛſichern. Jndeſſen iſt wohl zu merken, daß man auf ſolche, etwann aus fal- ſchen Grundſaͤtzen anſcheinende Er- hoͤhung des Preißes nicht allezeit zu bauen hat; ſondern ēs thut viel- mehr ein Kaufmann wohl und ſiche- rer, wenn er ſich mit einem kleinen, oder mittelmaͤßigen Profite auf der zu verkaufenden Waare begnuͤget, als daß er auf verhoffte Theurung ſie lange fruchtlos liegen laͤßt, in- dem das darinne ſteckende Capital allezeit durch die Jntereſſen vergroͤſ- ſert, die innerliche Qualitaͤt der Waaren aber durch die Zeit und den Ort verringert, oder gar ver- dorben wird, ſo, daß zuletzt anſtatt des vermeynten Profits die Waare mit Schaden losgeſchlagen werden muß, weil man nicht zu rechter Zeit, da ein raiſonnables Geboth darauf geſchehen iſt, Ja zu ſagen gewußt hat.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/214
Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [208]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/214>, abgerufen am 28.04.2024.