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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Verkauf
Zeuges und der Farbe streitig sind,
oder ein Theil hoch hinauf, und der
andere mit der Ehrbarkeit sich be-
gnügen will, nicht, außer wenn es
die streitenden Parteyen verlangen,
zum Gefallen des einen und Mis-
vergnügen des andern Theils den
Streit entscheiden, sondern viel-
mehr nur zuhören, und die Partey-
en dahin zu bereden trachten, daß
sie das Mittel nehmen. Hernach
muß er, was den Preiß betrifft, bey
dem ersten Stücke, das behandelt
wird, nicht so knicken, denn, wenn
er auch gleich nicht an diesem ge-
winnet, so kann er doch an den an-
dern gewinnen, weil, wenn der
Preiß der vornehmsten Waare ge-
macht, und dieselbe abgeschnitten
worden, die Parteyen selten zu ei-
nem andern, um den Rest zu kau-
fen, gehen werden. b) Er muß bey
Verkaufung der Waare die Jahrs-
zeiten betrachten, in welchen sie ver-
langet wird. Denn, wenn z. E. ei-
ne Waare nur vor den Winter dien-
lich ist, selbige aber allererst gegen
das Ende dieser Jahrszeit verlanget
wird: so muß er nicht so sehr auf
den Preiß und Profit, als auf die
Verkaufung der Waare sehen, folg-
lich sie wohlfeiler, als im Anfange,
verlassen, damit sie ihm nicht bis
auf den folgenden Winter über dem
Halse bleibe, weil sie theils alsdann
vielleicht nicht mehr Mode seyn, und
er sich genöthiget sehen möchte, sie
wohlfeiler zu verkaufen, als er sie
eingekaufet hat; theils weil solche
indessen nur ein todtes Capital ist,
welches keinen Nutzen bringt, und
er dagegen das Geld an eine Waa-
re legen kann, von der er sich Staat
machen kann, daß sie gegenwärtig
abgehen werde. c) Jst es eine Zeit,
da der Kaufmann von seinen Gläu-
bigern gedrücket wird, so muß er
die Gelegenheit, die Waare vor
baar Geld zu verkaufen, nicht aus
den Händen lassen, indem es besser
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Verkauf
ist, die Waare ohne Gewinn, oder
auch mit Schaden verkaufen, als
auf die Verfallzeit nicht zahlen, und
den Credit verlieren, welcher selten
wieder erhalten wird. Es ist auch
besser, mit Verkauf der Waare oh-
ne Nutzen, oder gar mit Schaden
Geld machen, als es aufnehmen,
oder die Schuld prolongiren lassen,
und dafür große Jnteressen bezah-
len. Ferner 4) in Ansehung des
Orts des Verkaufs, dienen folgen-
de Regeln: a) wer seine Waaren vor
der Thüre verkaufen kann, thut
besser, als daß er solche in Com-
mißion wegsendet. b) Will eine
Waare an dem einen Orte nicht ge-
hen: so muß man einen andern Aus-
weg damit suchen. Diese Regel
hat insonderheit bey Waaren statt,
bey welchen die Mode sich leicht ver-
ändert. c) Da fast eine jede Waa-
re, ihrer Qualität halber, ihren
besondern Ort, als die eine einen
dunkeln, die andere einen hellen;
jene einen feuchten, und diese einen
trockenen haben will: so muß der
Kaufmann auch hierauf seine Ab-
sicht richten, und solchergestalt durch
den Vortheil des Orts seinen Pro-
fit, durch den Verkauf der Waa-
ren zu machen suchen. Noch hat
ein Kaufmann 5) in Ansehung der
Personen, oder Käufer einen Un-
terschied zu machen, und nach sol-
chem folgende Maaßregeln zu neh-
men: a) sind es Personen, welche
keine Macht zu kaufen haben, der-
gleichen sind Unmündige ohne ihres
Vormunds und der Obrigkeit Ein-
willigung, Weibspersonen ohne Bey-
stand ihres ehelichen, oder kriegi-
schen Vormunds, Unsinnige etc. so
würde der Kaufmann thöricht thun,
wenn er sich mit solchen in Han-
del einlassen wollte. b) Wenn ein
Käufer kein Waarenkenner ist, und
eben deswegen mit dem Kaufmanne
auf Treu und Glauben handelt: so
ist dieser schuldig, jenem solche auch

in

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Verkauf
Zeuges und der Farbe ſtreitig ſind,
oder ein Theil hoch hinauf, und der
andere mit der Ehrbarkeit ſich be-
gnuͤgen will, nicht, außer wenn es
die ſtreitenden Parteyen verlangen,
zum Gefallen des einen und Mis-
vergnuͤgen des andern Theils den
Streit entſcheiden, ſondern viel-
mehr nur zuhoͤren, und die Partey-
en dahin zu bereden trachten, daß
ſie das Mittel nehmen. Hernach
muß er, was den Preiß betrifft, bey
dem erſten Stuͤcke, das behandelt
wird, nicht ſo knicken, denn, wenn
er auch gleich nicht an dieſem ge-
winnet, ſo kann er doch an den an-
dern gewinnen, weil, wenn der
Preiß der vornehmſten Waare ge-
macht, und dieſelbe abgeſchnitten
worden, die Parteyen ſelten zu ei-
nem andern, um den Reſt zu kau-
fen, gehen werden. b) Er muß bey
Verkaufung der Waare die Jahrs-
zeiten betrachten, in welchen ſie ver-
langet wird. Denn, wenn z. E. ei-
ne Waare nur vor den Winter dien-
lich iſt, ſelbige aber allererſt gegen
das Ende dieſer Jahrszeit verlanget
wird: ſo muß er nicht ſo ſehr auf
den Preiß und Profit, als auf die
Verkaufung der Waare ſehen, folg-
lich ſie wohlfeiler, als im Anfange,
verlaſſen, damit ſie ihm nicht bis
auf den folgenden Winter uͤber dem
Halſe bleibe, weil ſie theils alsdann
vielleicht nicht mehr Mode ſeyn, und
er ſich genoͤthiget ſehen moͤchte, ſie
wohlfeiler zu verkaufen, als er ſie
eingekaufet hat; theils weil ſolche
indeſſen nur ein todtes Capital iſt,
welches keinen Nutzen bringt, und
er dagegen das Geld an eine Waa-
re legen kann, von der er ſich Staat
machen kann, daß ſie gegenwaͤrtig
abgehen werde. c) Jſt es eine Zeit,
da der Kaufmann von ſeinen Glaͤu-
bigern gedruͤcket wird, ſo muß er
die Gelegenheit, die Waare vor
baar Geld zu verkaufen, nicht aus
den Haͤnden laſſen, indem es beſſer
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Verkauf
iſt, die Waare ohne Gewinn, oder
auch mit Schaden verkaufen, als
auf die Verfallzeit nicht zahlen, und
den Credit verlieren, welcher ſelten
wieder erhalten wird. Es iſt auch
beſſer, mit Verkauf der Waare oh-
ne Nutzen, oder gar mit Schaden
Geld machen, als es aufnehmen,
oder die Schuld prolongiren laſſen,
und dafuͤr große Jntereſſen bezah-
len. Ferner 4) in Anſehung des
Orts des Verkaufs, dienen folgen-
de Regeln: a) wer ſeine Waaren vor
der Thuͤre verkaufen kann, thut
beſſer, als daß er ſolche in Com-
mißion wegſendet. b) Will eine
Waare an dem einen Orte nicht ge-
hen: ſo muß man einen andern Aus-
weg damit ſuchen. Dieſe Regel
hat inſonderheit bey Waaren ſtatt,
bey welchen die Mode ſich leicht ver-
aͤndert. c) Da faſt eine jede Waa-
re, ihrer Qualitaͤt halber, ihren
beſondern Ort, als die eine einen
dunkeln, die andere einen hellen;
jene einen feuchten, und dieſe einen
trockenen haben will: ſo muß der
Kaufmann auch hierauf ſeine Ab-
ſicht richten, und ſolchergeſtalt durch
den Vortheil des Orts ſeinen Pro-
fit, durch den Verkauf der Waa-
ren zu machen ſuchen. Noch hat
ein Kaufmann 5) in Anſehung der
Perſonen, oder Kaͤufer einen Un-
terſchied zu machen, und nach ſol-
chem folgende Maaßregeln zu neh-
men: a) ſind es Perſonen, welche
keine Macht zu kaufen haben, der-
gleichen ſind Unmuͤndige ohne ihres
Vormunds und der Obrigkeit Ein-
willigung, Weibsperſonen ohne Bey-
ſtand ihres ehelichen, oder kriegi-
ſchen Vormunds, Unſinnige ꝛc. ſo
wuͤrde der Kaufmann thoͤricht thun,
wenn er ſich mit ſolchen in Han-
del einlaſſen wollte. b) Wenn ein
Kaͤufer kein Waarenkenner iſt, und
eben deswegen mit dem Kaufmanne
auf Treu und Glauben handelt: ſo
iſt dieſer ſchuldig, jenem ſolche auch

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [210]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/216>, abgerufen am 27.04.2024.