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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Vergolden
kastanienbraun gegerbten Schaffel-
len, die hernach in viereckigte Blät-
ter zerschnitten, und eines an das
andere zusammen genähet worden,
nachdem man ihnen erstlich eine
neue Zurichtung gegeben, die sie ge-
schickt gemacht hat, die erhabenen
Figuren nebst dem Golde, dem
Silber, den Farben, und dem Fir-
nisse anzunehmen, womit sie die
Arbeiter bereichern. Die Oerter
in Frankreich, wo die meisten Ta-
pezereyen von Goldleder fabriciret
werden, sind Paris, Lyon und Avi-
gnon. Es kommen ihrer auch vie-
le aus Flandern, welche fast alle
zu Ryssel, Brüssel, Antwerpen,
und Mecheln fabriciret, und wo-
von die aus dieser letztern Stadt
unter allen am höchsten geachtet
werden. Sonst wollen zwar einige
behaupten, daß die Spanier die Fa-
brik der Tapezereyen von Goldleder
erfunden hätten, und daß die ersten
dieser Tapezereyen, die man in
Frankreich gesehen, aus Spanien
gekommen wären: Unterdessen sieht
man gleichwol von ihrer Manufa-
ctur keine mehr in Frankreich, weil
sie entweder damit fortzufahren
aufgehöret, oder dieselbe nach Flan-
dern überbracht haben. Was aber
die Bereitung des Goldleders selbst
anbelanget: so ist dieselbe eine noch
itzo bey uns Deutschen seltene Far-
be, oder vielmehr Druckkunst, wel-
che insonderheit die sogenannten
Goldpatscher, franz. Doreurs sur
Cuir
,
treiben, und die etwas ganz
anders, als das sonst gewöhnliche
Leder vergülden, ist; indem bey
der erstern, außer dem Auftragen
des Goldes, oder des Silbers, und
mancherley Farben, auch noch vie-
lerley Fasons und Veränderungen
durch Drucken und Malen, Mo-
delle, Formen, und dergleichen da-
zu kommen müssen, um diese schö-
nen Waaren heraus zu bringen.
Vor 50, 60, |70, und mehr Jah-
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Vergolden
ren war diese Waare sehr im
Schwange: zu uns kam sie am er-
sten aus Neapolis. Man beschlug
Zimmer anstatt der Tapeten, in-
gleichen Stühle und Tische damit,
ja man bekleidete so gar die Kan-
zeln in Kirchen mit solchem, mit er-
habenen Gold- und Silberblumen
gezierten grünen, rothen etc. Leder.
weil sich aber niemand darauf bey
uns sonderlich legte, die Waare
theuer war, die gemalte Wachs-
oder vielmehr Firnißleinwand, nebst
andern gewirkten und gemalten
Tapeten endlich beliebt wurde: so
ist diese Arbeit nunmehr bey uns
ganz ins Abnehmen gekommen. Auf
eben eine solche Art, wie das ver-
goldete Leder und Goldleder, wird
das (e) vergoldete Papier, oder
Goldpapier gemacht, indem auf
die Bogen ebenfalls allerley Figu-
ren gedruckt, solche mit Farben ge-
malet, und sodann an den Orten,
wo das Gold hinkommen soll, mit
Blattgolde beleget werden. Bey
den (f) Gemälden und illuminir-
ten Kupferstichen
werden nur sel-
ten einige Kleidungsstücke, inglei-
chen die Wapen vergoldet, und ge-
schieht solches entweder durch auf-
gelegtes Blattgold, oder auch durch
Muschelgold. Bey manchen von
diesen also vergoldeten Sachen
pfleget man das Gold zu (3) bru-
niren,
oder zu poliren, indem
man solches glänzend und strahlend
machet, welches auf zweyerley Art
geschieht. Nämlich die Goldschmie-
dearbeit, bey welcher man das Gold
im Feuer auf die Metalle trägt,
wird mit einem eisernen Werkzeuge,
welches man das Brunireisen nen-
net, brunirt oder poliret; zu Bru-
nirung oder Polirung des Goldes
aber, welches mit Wasser, oder an-
dern feuchten Dingen aufgetragen
wird, brauchet man nur einen
Wolfs- oder Hundszahn, oder auch
Blutstein, siehe Brunirgold. Die-

sem

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Vergolden
kaſtanienbraun gegerbten Schaffel-
len, die hernach in viereckigte Blaͤt-
ter zerſchnitten, und eines an das
andere zuſammen genaͤhet worden,
nachdem man ihnen erſtlich eine
neue Zurichtung gegeben, die ſie ge-
ſchickt gemacht hat, die erhabenen
Figuren nebſt dem Golde, dem
Silber, den Farben, und dem Fir-
niſſe anzunehmen, womit ſie die
Arbeiter bereichern. Die Oerter
in Frankreich, wo die meiſten Ta-
pezereyen von Goldleder fabriciret
werden, ſind Paris, Lyon und Avi-
gnon. Es kommen ihrer auch vie-
le aus Flandern, welche faſt alle
zu Ryſſel, Bruͤſſel, Antwerpen,
und Mecheln fabriciret, und wo-
von die aus dieſer letztern Stadt
unter allen am hoͤchſten geachtet
werden. Sonſt wollen zwar einige
behaupten, daß die Spanier die Fa-
brik der Tapezereyen von Goldleder
erfunden haͤtten, und daß die erſten
dieſer Tapezereyen, die man in
Frankreich geſehen, aus Spanien
gekommen waͤren: Unterdeſſen ſieht
man gleichwol von ihrer Manufa-
ctur keine mehr in Frankreich, weil
ſie entweder damit fortzufahren
aufgehoͤret, oder dieſelbe nach Flan-
dern uͤberbracht haben. Was aber
die Bereitung des Goldleders ſelbſt
anbelanget: ſo iſt dieſelbe eine noch
itzo bey uns Deutſchen ſeltene Far-
be, oder vielmehr Druckkunſt, wel-
che inſonderheit die ſogenannten
Goldpatſcher, franz. Doreurs ſur
Cuir
,
treiben, und die etwas ganz
anders, als das ſonſt gewoͤhnliche
Leder verguͤlden, iſt; indem bey
der erſtern, außer dem Auftragen
des Goldes, oder des Silbers, und
mancherley Farben, auch noch vie-
lerley Faſons und Veraͤnderungen
durch Drucken und Malen, Mo-
delle, Formen, und dergleichen da-
zu kommen muͤſſen, um dieſe ſchoͤ-
nen Waaren heraus zu bringen.
Vor 50, 60, |70, und mehr Jah-
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Vergolden
ren war dieſe Waare ſehr im
Schwange: zu uns kam ſie am er-
ſten aus Neapolis. Man beſchlug
Zimmer anſtatt der Tapeten, in-
gleichen Stuͤhle und Tiſche damit,
ja man bekleidete ſo gar die Kan-
zeln in Kirchen mit ſolchem, mit er-
habenen Gold- und Silberblumen
gezierten gruͤnen, rothen ꝛc. Leder.
weil ſich aber niemand darauf bey
uns ſonderlich legte, die Waare
theuer war, die gemalte Wachs-
oder vielmehr Firnißleinwand, nebſt
andern gewirkten und gemalten
Tapeten endlich beliebt wurde: ſo
iſt dieſe Arbeit nunmehr bey uns
ganz ins Abnehmen gekommen. Auf
eben eine ſolche Art, wie das ver-
goldete Leder und Goldleder, wird
das (e) vergoldete Papier, oder
Goldpapier gemacht, indem auf
die Bogen ebenfalls allerley Figu-
ren gedruckt, ſolche mit Farben ge-
malet, und ſodann an den Orten,
wo das Gold hinkommen ſoll, mit
Blattgolde beleget werden. Bey
den (f) Gemaͤlden und illuminir-
ten Kupferſtichen
werden nur ſel-
ten einige Kleidungsſtuͤcke, inglei-
chen die Wapen vergoldet, und ge-
ſchieht ſolches entweder durch auf-
gelegtes Blattgold, oder auch durch
Muſchelgold. Bey manchen von
dieſen alſo vergoldeten Sachen
pfleget man das Gold zu (3) bru-
niren,
oder zu poliren, indem
man ſolches glaͤnzend und ſtrahlend
machet, welches auf zweyerley Art
geſchieht. Naͤmlich die Goldſchmie-
dearbeit, bey welcher man das Gold
im Feuer auf die Metalle traͤgt,
wird mit einem eiſernen Werkzeuge,
welches man das Brunireiſen nen-
net, brunirt oder poliret; zu Bru-
nirung oder Polirung des Goldes
aber, welches mit Waſſer, oder an-
dern feuchten Dingen aufgetragen
wird, brauchet man nur einen
Wolfs- oder Hundszahn, oder auch
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[[206]/0212] Vergolden Vergolden kaſtanienbraun gegerbten Schaffel- len, die hernach in viereckigte Blaͤt- ter zerſchnitten, und eines an das andere zuſammen genaͤhet worden, nachdem man ihnen erſtlich eine neue Zurichtung gegeben, die ſie ge- ſchickt gemacht hat, die erhabenen Figuren nebſt dem Golde, dem Silber, den Farben, und dem Fir- niſſe anzunehmen, womit ſie die Arbeiter bereichern. Die Oerter in Frankreich, wo die meiſten Ta- pezereyen von Goldleder fabriciret werden, ſind Paris, Lyon und Avi- gnon. Es kommen ihrer auch vie- le aus Flandern, welche faſt alle zu Ryſſel, Bruͤſſel, Antwerpen, und Mecheln fabriciret, und wo- von die aus dieſer letztern Stadt unter allen am hoͤchſten geachtet werden. Sonſt wollen zwar einige behaupten, daß die Spanier die Fa- brik der Tapezereyen von Goldleder erfunden haͤtten, und daß die erſten dieſer Tapezereyen, die man in Frankreich geſehen, aus Spanien gekommen waͤren: Unterdeſſen ſieht man gleichwol von ihrer Manufa- ctur keine mehr in Frankreich, weil ſie entweder damit fortzufahren aufgehoͤret, oder dieſelbe nach Flan- dern uͤberbracht haben. Was aber die Bereitung des Goldleders ſelbſt anbelanget: ſo iſt dieſelbe eine noch itzo bey uns Deutſchen ſeltene Far- be, oder vielmehr Druckkunſt, wel- che inſonderheit die ſogenannten Goldpatſcher, franz. Doreurs ſur Cuir, treiben, und die etwas ganz anders, als das ſonſt gewoͤhnliche Leder verguͤlden, iſt; indem bey der erſtern, außer dem Auftragen des Goldes, oder des Silbers, und mancherley Farben, auch noch vie- lerley Faſons und Veraͤnderungen durch Drucken und Malen, Mo- delle, Formen, und dergleichen da- zu kommen muͤſſen, um dieſe ſchoͤ- nen Waaren heraus zu bringen. Vor 50, 60, |70, und mehr Jah- ren war dieſe Waare ſehr im Schwange: zu uns kam ſie am er- ſten aus Neapolis. Man beſchlug Zimmer anſtatt der Tapeten, in- gleichen Stuͤhle und Tiſche damit, ja man bekleidete ſo gar die Kan- zeln in Kirchen mit ſolchem, mit er- habenen Gold- und Silberblumen gezierten gruͤnen, rothen ꝛc. Leder. weil ſich aber niemand darauf bey uns ſonderlich legte, die Waare theuer war, die gemalte Wachs- oder vielmehr Firnißleinwand, nebſt andern gewirkten und gemalten Tapeten endlich beliebt wurde: ſo iſt dieſe Arbeit nunmehr bey uns ganz ins Abnehmen gekommen. Auf eben eine ſolche Art, wie das ver- goldete Leder und Goldleder, wird das (e) vergoldete Papier, oder Goldpapier gemacht, indem auf die Bogen ebenfalls allerley Figu- ren gedruckt, ſolche mit Farben ge- malet, und ſodann an den Orten, wo das Gold hinkommen ſoll, mit Blattgolde beleget werden. Bey den (f) Gemaͤlden und illuminir- ten Kupferſtichen werden nur ſel- ten einige Kleidungsſtuͤcke, inglei- chen die Wapen vergoldet, und ge- ſchieht ſolches entweder durch auf- gelegtes Blattgold, oder auch durch Muſchelgold. Bey manchen von dieſen alſo vergoldeten Sachen pfleget man das Gold zu (3) bru- niren, oder zu poliren, indem man ſolches glaͤnzend und ſtrahlend machet, welches auf zweyerley Art geſchieht. Naͤmlich die Goldſchmie- dearbeit, bey welcher man das Gold im Feuer auf die Metalle traͤgt, wird mit einem eiſernen Werkzeuge, welches man das Brunireiſen nen- net, brunirt oder poliret; zu Bru- nirung oder Polirung des Goldes aber, welches mit Waſſer, oder an- dern feuchten Dingen aufgetragen wird, brauchet man nur einen Wolfs- oder Hundszahn, oder auch Blutſtein, ſiehe Brunirgold. Die- ſem

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [206]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/212>, abgerufen am 28.04.2024.