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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Venedig
Griechen, Armenianer, Juden,
Türken und Persianer daselbst ge-
duldet: (a) die Protestanten ha-
ben ihren Gottesdienst in der Stille
in dem obgedachten deutschen Hause:
(b) die Griechen haben ihren öffentli-
chen Gottesdienst in der Kirche St.
Georgio del Greci; (c) die Armenier
haben gleichfalls ihre öffentliche Kir-
chen: und diese Armenier sowol,
die sich zu Venedig niedergelassen
haben, als die jährlich aus der Le-
vante dahin kommen, tragen nicht
wenig zur Unterhaltung der Hand-
lung dieser Stadt bey. Sie kommen
insgemein aus der Levante mit den
englischen und holländischen Schiffen
zurück, auf welche Schiffe sie ihre
Waaren laden; und die Fracht, so sie
bezahlen, ist keiner von den geringsten
Vortheilen, welche die Holländer
und Engländer auf dem mittellän-
dischen Meere machen: (d) die Ju-
den,
deren es zu Venedig eine nicht
geringe Anzahl giebt, haben 7 Sy-
nagogen, mithin ebenfalls ihre freye
Religionsübung. Es wohnen selbige
in dem Sestiere di Canale Regio
beysammen, und treiben zum Theil,
sonderlich die portugiesischen Juden,
sehr starke Handlung; sie müssen
sich aber durch ein rothes Zeichen,
so sie auf dem Hute tragen, von
den Christen unterscheiden: (e) die
Türken und (f) die Perser haben
zwar keine öffentliche Moscheen,
aber doch ihre besondere Wohnun-
gen in dem obgemeldeten türkischen
Palaste, wo sie ihren Gottesdienst
abwarten können. Unter den (9)
Manufacturwaaren, so in der
Stadt Venedig gemacht werden,
verdienen vorzüglich folgende ange-
merket zu werden: a) Tücher von
verschiedenen Farben, besonders
scharlachfarbene (siehe Scharlach),
die zwar nicht so fein und schön, als
die holländischen, englischen und fei-
nen französischen Tücher sind; den-
noch aber, und zwar eben deswe-
[Spaltenumbruch]
Venedig
gen, weil sie nicht so fein sind
vornehmlich die scharlachfarbenen,
wegen der Dauerhaftigkeit ihrer
Farbe, nach der Levante stark ab-
gehen; b) wollene und seidene Zeu-
ge;
insonderheit c) Sammete mit
Atlasgrund, ingleichen mit Gold-
und Silbergrund; d) Brocatelle
(eine Art Zeug, wie Brocat, von
grober Seide) zu Tapeten und aller-
ley Meublirungen dienlich, die man
an andern Orten nicht leicht nach-
zumachen im Stande ist; Doppel-
taffente,
sowol von Gold und Sil-
ber als von Seide; f) andere Gold-
und Silberstoffe, die zwar eben-
falls nicht so schön sind, als die
französischen, aber dennoch, eben
so, wie die Tücher, in der Levante
starken Abgang finden, g) zwirne-
ne, geklöppelte und genähete Spi-
tzen,
die man daher venedische Spi-
tzen nennet, siehe Spitzen; h)
Seife; i) weißes Wachs; und
daraus gemachte Sachen, wie
man denn zu Venedig das Wachs
sehr schön bleichet und arbeitet;
k) raffinirter Zucker, welcher in
Venedig aus dem aus Frankreich
dahin kommenden rohen Zucker sehr
schön gemacht wird; l) raffinirter
Borax,
worinn die Venetianer
vorzügliche Vortheile haben; m)
Margaritini oder gläserne Koral-
len, von denen die großen zu Ro-
senkränzen, die übrigen aber dem
gemeinen Frauenvolke zur Zierrath
um den Hals oder die Hand dienen:
sämtlich werden aus denen in den
Glashütten zu Murano gemachten
gläsernen | und kleinen Röhrgen
von verschiedenen Farben verferti-
get; n) die beste blaue Farbe,
welche man Ultramarin nennet,
wozu der Lasurstein, so, wie man
ihn in Jtalien findet, genommen
wird. So hat auch Venedig obge-
dachtermaßen in seinem Arsenale
die zur Ausrüstung ihrer Kriegs-
schiffe und Galeeren nöthige o) Sal-

peter-

[Spaltenumbruch]

Venedig
Griechen, Armenianer, Juden,
Tuͤrken und Perſianer daſelbſt ge-
duldet: (a) die Proteſtanten ha-
ben ihren Gottesdienſt in der Stille
in dem obgedachten deutſchen Hauſe:
(b) die Griechen haben ihren oͤffentli-
chen Gottesdienſt in der Kirche St.
Georgio del Greci; (c) die Armenier
haben gleichfalls ihre oͤffentliche Kir-
chen: und dieſe Armenier ſowol,
die ſich zu Venedig niedergelaſſen
haben, als die jaͤhrlich aus der Le-
vante dahin kommen, tragen nicht
wenig zur Unterhaltung der Hand-
lung dieſer Stadt bey. Sie kommen
insgemein aus der Levante mit den
engliſchen und hollaͤndiſchen Schiffen
zuruͤck, auf welche Schiffe ſie ihre
Waaren laden; und die Fracht, ſo ſie
bezahlen, iſt keiner von den geringſten
Vortheilen, welche die Hollaͤnder
und Englaͤnder auf dem mittellaͤn-
diſchen Meere machen: (d) die Ju-
den,
deren es zu Venedig eine nicht
geringe Anzahl giebt, haben 7 Sy-
nagogen, mithin ebenfalls ihre freye
Religionsuͤbung. Es wohnen ſelbige
in dem Seſtiere di Canale Regio
beyſammen, und treiben zum Theil,
ſonderlich die portugieſiſchen Juden,
ſehr ſtarke Handlung; ſie muͤſſen
ſich aber durch ein rothes Zeichen,
ſo ſie auf dem Hute tragen, von
den Chriſten unterſcheiden: (e) die
Tuͤrken und (f) die Perſer haben
zwar keine oͤffentliche Moſcheen,
aber doch ihre beſondere Wohnun-
gen in dem obgemeldeten tuͤrkiſchen
Palaſte, wo ſie ihren Gottesdienſt
abwarten koͤnnen. Unter den (9)
Manufacturwaaren, ſo in der
Stadt Venedig gemacht werden,
verdienen vorzuͤglich folgende ange-
merket zu werden: a) Tuͤcher von
verſchiedenen Farben, beſonders
ſcharlachfarbene (ſiehe Scharlach),
die zwar nicht ſo fein und ſchoͤn, als
die hollaͤndiſchen, engliſchen und fei-
nen franzoͤſiſchen Tuͤcher ſind; den-
noch aber, und zwar eben deswe-
[Spaltenumbruch]
Venedig
gen, weil ſie nicht ſo fein ſind
vornehmlich die ſcharlachfarbenen,
wegen der Dauerhaftigkeit ihrer
Farbe, nach der Levante ſtark ab-
gehen; b) wollene und ſeidene Zeu-
ge;
inſonderheit c) Sammete mit
Atlasgrund, ingleichen mit Gold-
und Silbergrund; d) Brocatelle
(eine Art Zeug, wie Brocat, von
grober Seide) zu Tapeten und aller-
ley Meublirungen dienlich, die man
an andern Orten nicht leicht nach-
zumachen im Stande iſt; Doppel-
taffente,
ſowol von Gold und Sil-
ber als von Seide; f) andere Gold-
und Silberſtoffe, die zwar eben-
falls nicht ſo ſchoͤn ſind, als die
franzoͤſiſchen, aber dennoch, eben
ſo, wie die Tuͤcher, in der Levante
ſtarken Abgang finden, g) zwirne-
ne, gekloͤppelte und genaͤhete Spi-
tzen,
die man daher venediſche Spi-
tzen nennet, ſiehe Spitzen; h)
Seife; i) weißes Wachs; und
daraus gemachte Sachen, wie
man denn zu Venedig das Wachs
ſehr ſchoͤn bleichet und arbeitet;
k) raffinirter Zucker, welcher in
Venedig aus dem aus Frankreich
dahin kommenden rohen Zucker ſehr
ſchoͤn gemacht wird; l) raffinirter
Borax,
worinn die Venetianer
vorzuͤgliche Vortheile haben; m)
Margaritini oder glaͤſerne Koral-
len, von denen die großen zu Ro-
ſenkraͤnzen, die uͤbrigen aber dem
gemeinen Frauenvolke zur Zierrath
um den Hals oder die Hand dienen:
ſaͤmtlich werden aus denen in den
Glashuͤtten zu Murano gemachten
glaͤſernen | und kleinen Roͤhrgen
von verſchiedenen Farben verferti-
get; n) die beſte blaue Farbe,
welche man Ultramarin nennet,
wozu der Laſurſtein, ſo, wie man
ihn in Jtalien findet, genommen
wird. So hat auch Venedig obge-
dachtermaßen in ſeinem Arſenale
die zur Ausruͤſtung ihrer Kriegs-
ſchiffe und Galeeren noͤthige o) Sal-

peter-
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[[190]/0196] Venedig Venedig Griechen, Armenianer, Juden, Tuͤrken und Perſianer daſelbſt ge- duldet: (a) die Proteſtanten ha- ben ihren Gottesdienſt in der Stille in dem obgedachten deutſchen Hauſe: (b) die Griechen haben ihren oͤffentli- chen Gottesdienſt in der Kirche St. Georgio del Greci; (c) die Armenier haben gleichfalls ihre oͤffentliche Kir- chen: und dieſe Armenier ſowol, die ſich zu Venedig niedergelaſſen haben, als die jaͤhrlich aus der Le- vante dahin kommen, tragen nicht wenig zur Unterhaltung der Hand- lung dieſer Stadt bey. Sie kommen insgemein aus der Levante mit den engliſchen und hollaͤndiſchen Schiffen zuruͤck, auf welche Schiffe ſie ihre Waaren laden; und die Fracht, ſo ſie bezahlen, iſt keiner von den geringſten Vortheilen, welche die Hollaͤnder und Englaͤnder auf dem mittellaͤn- diſchen Meere machen: (d) die Ju- den, deren es zu Venedig eine nicht geringe Anzahl giebt, haben 7 Sy- nagogen, mithin ebenfalls ihre freye Religionsuͤbung. Es wohnen ſelbige in dem Seſtiere di Canale Regio beyſammen, und treiben zum Theil, ſonderlich die portugieſiſchen Juden, ſehr ſtarke Handlung; ſie muͤſſen ſich aber durch ein rothes Zeichen, ſo ſie auf dem Hute tragen, von den Chriſten unterſcheiden: (e) die Tuͤrken und (f) die Perſer haben zwar keine oͤffentliche Moſcheen, aber doch ihre beſondere Wohnun- gen in dem obgemeldeten tuͤrkiſchen Palaſte, wo ſie ihren Gottesdienſt abwarten koͤnnen. Unter den (9) Manufacturwaaren, ſo in der Stadt Venedig gemacht werden, verdienen vorzuͤglich folgende ange- merket zu werden: a) Tuͤcher von verſchiedenen Farben, beſonders ſcharlachfarbene (ſiehe Scharlach), die zwar nicht ſo fein und ſchoͤn, als die hollaͤndiſchen, engliſchen und fei- nen franzoͤſiſchen Tuͤcher ſind; den- noch aber, und zwar eben deswe- gen, weil ſie nicht ſo fein ſind vornehmlich die ſcharlachfarbenen, wegen der Dauerhaftigkeit ihrer Farbe, nach der Levante ſtark ab- gehen; b) wollene und ſeidene Zeu- ge; inſonderheit c) Sammete mit Atlasgrund, ingleichen mit Gold- und Silbergrund; d) Brocatelle (eine Art Zeug, wie Brocat, von grober Seide) zu Tapeten und aller- ley Meublirungen dienlich, die man an andern Orten nicht leicht nach- zumachen im Stande iſt; Doppel- taffente, ſowol von Gold und Sil- ber als von Seide; f) andere Gold- und Silberſtoffe, die zwar eben- falls nicht ſo ſchoͤn ſind, als die franzoͤſiſchen, aber dennoch, eben ſo, wie die Tuͤcher, in der Levante ſtarken Abgang finden, g) zwirne- ne, gekloͤppelte und genaͤhete Spi- tzen, die man daher venediſche Spi- tzen nennet, ſiehe Spitzen; h) Seife; i) weißes Wachs; und daraus gemachte Sachen, wie man denn zu Venedig das Wachs ſehr ſchoͤn bleichet und arbeitet; k) raffinirter Zucker, welcher in Venedig aus dem aus Frankreich dahin kommenden rohen Zucker ſehr ſchoͤn gemacht wird; l) raffinirter Borax, worinn die Venetianer vorzuͤgliche Vortheile haben; m) Margaritini oder glaͤſerne Koral- len, von denen die großen zu Ro- ſenkraͤnzen, die uͤbrigen aber dem gemeinen Frauenvolke zur Zierrath um den Hals oder die Hand dienen: ſaͤmtlich werden aus denen in den Glashuͤtten zu Murano gemachten glaͤſernen | und kleinen Roͤhrgen von verſchiedenen Farben verferti- get; n) die beſte blaue Farbe, welche man Ultramarin nennet, wozu der Laſurſtein, ſo, wie man ihn in Jtalien findet, genommen wird. So hat auch Venedig obge- dachtermaßen in ſeinem Arſenale die zur Ausruͤſtung ihrer Kriegs- ſchiffe und Galeeren noͤthige o) Sal- peter-

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [190]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/196>, abgerufen am 06.05.2024.